Lutterer | Der Gügel | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 436 Seiten

Lutterer Der Gügel

Ein Facettenroman
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7597-5375-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Facettenroman

E-Book, Deutsch, 436 Seiten

ISBN: 978-3-7597-5375-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Eine halb zerfallene Burgruine und eine einsame Kapelle in Oberfranken: Giechburg und Gügel. Der Roman erzählt eine Geschichte, in der sich reale Ereignisse mit Mythen um den Templerorden facettenhaft zu einem Ganzen verbinden. Eine zarte Liebesgeschichte im Mittelalter rund um verfolgte Tempelritter und einen Ritter des Deutschen Ordens. Sonderbare Rituale im Barock inmitten der Hexenverfolgung. Zwei traumatisierte Nazis und ihre unfreiwillige Bedienstete in den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs auf der Suche nach einem geheimnisvollen Schatz. Ein Ich-Erzähler, der ratlos zwischen Ruine und Wallfahrtskapelle hin und her irrt und sich einen Reim aus alledem zu machen versucht. Die Geschichte beginnt...

Wolfram Lutterer, Jg. 1967, lebt in Freiburg und Luzern und ist im Bibliothekswesen tätig. Daneben schreibt er. Zumeist im Bereich systemischen Denkens, hier in Gestalt eines Romans.

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Prolog
Im März 2003 Ein grauer Wintermorgen. Wir stapften durch den Schnee, gingen auf einem ausgetretenen Winterwanderweg einen Hügel hinauf. Anja, Sonja und ich. Wir waren auf einem alten Wallfahrtsweg. An dessen rechter Seite und in unregelmäßigen Abständen befanden sich die steinernen Relikte eines Kreuzwegs mit den üblichen Darstellungen des gequälten Heilands. Jener soll auch einen Hügel hoch gegangen sein; auf einen Hügel, der von Kreuzen gekrönt war. Unser Ziel hingegen war weniger spektakulär. Wir wanderten zu einer Wallfahrtskirche, die sich oben auf dem Hügel befand. Und wir freuten uns über einen winterlichen Spaziergang zu dritt. Sonderlich kalt war es zudem glücklicherweise nicht mehr. Es etwas grau, denn die Sonne war nicht stark genug, den Nebel zu durchdringen. So gingen wir den Wallfahrtsweg hinauf. Im Gegensatz zu mir interessierten sich meine beiden Begleiterinnen nur wenig für die steinernen Wegmarken am Rande des Wegs. Beide teilten sie eine Leidenschaft für Kunstgeschichte. Beide waren Kunsthistorikerinnen. Sie interessierten sich vor allem für Malerei. Vielleicht war es deshalb so, dass sie die Steinplastiken an der rechten Seite des Weges kaum als eines Blickes würdig erachteten? Ich weiß es nicht und gefragt habe ich nicht Vielleicht waren die Steinplastiken einfach zu schlicht gewesen? Vielleicht gab es zu wenig Farbe an den beige-weißen Kalksteintafeln des Kreuzwegs, die so einfallsreiche Beschriftungen trugen wie „Veronika reicht Jesus das Schweißtuch"? Ich hatte gar nicht gewusst, dass es in der entsprechenden biblischen Szene eine Veronika gegeben hat Aber was soll's. Ich bin nicht dabei gewesen. Hm. Genauso wenig, wie die vier Evangelisten dabei waren. Also gut, von mir aus: Veronika. Oder wer auch immer. Irgendwer war damais ganz sicher dabei. Mit Schweißtuch oder ohne. „Da ist es ja!" Meine beiden Kunsthistorikerinnen freuten sich. Hinter dem winterlich kahlem Geäst der Bäume war die Spitze eines Kirchturms zu erkennen. Das musste die Kirche sein. Gleich würden wir da sein. Bald würden wir oben sein auf dem Hügel, dessen Name lustigerweise Gügel lautete. „Gügel! Das ist ein lustiger Name. Das war sicher einmal ein Galgenhügel!" Ich freute mich. Und sah schon Dutzende dieser hölzernen Hinrichtungsapparate vor meinem geistigen Auge, welche schneeglöckchengleich aus dem Schnee emporschossen. „Ts. Du hast wieder schräge Vorstellungen. Das ist eine Wallfahrtskirche. Nix da Galgen!" belehrte mich Sonja. „Ach komm schon. Ob Galgen oder Kreuz, das ist nicht so weit auseinander," meinte ich. „Und tot sind die Opfer danach in der Regel jedenfalls schon, so oder so." Sonja schnaubte etwas mir Unverständliches. Anja lachte glucksend. Die beiden teilten sogar den selben Geschmack. Leider gehörte dazu nicht unbedingt eine größere Begeisterung für meine Witze. Schade eigentlich. Na, aber immerhin teilte ich etwas mit Sonja, und zwar das Bett Aber lassen wir das. Wir gingen weiter. Bald standen wir vor einem ansehnlichen Gebäude: der Wallfahrtskirche. Diese erwies sich als ein hoch in den Himmel ragender Bau aus hellem Sandstein, mit einer Reihe hoher, schmaler Fenster, die mit Rundbögen gekrönt waren. „Toll, wie die Kirche auf dem Hügel steht! Als wäre sie direkt aus dem Fels heraus gewachsen!" Ich versuchte mich erneut an Konversation, diesmal ernsthafter. Hm. Schweigen. Vielleicht sollte ich eine Frage beifügen, auf die umfangreicher zu antworten wäre, als mit ja oder nein? „Wisst Ihr, wie alt diese Kirche ist?" Immerhin ein Anfang. Anja und Sonja sahen sich an. Ich meinte, leichtes Achselzucken wahrzunehmen. „Der Altar ist jedenfalls aus dem Barock oder der Renaissance," stellte Anja fest. „Mit Bauwerken kenne ich mich nicht so gut aus," gab sie dann zu, wenn auch mit einem Tonfall, der deutlich zum Ausdruck brachte, dass dies auch kaum von weiterem Interesse war. Wer weiß, vielleicht hätte sie sich nicht einmal an einem hässlichen Neubau aus Beton gestört Hauptsache, er wäre ein guter Wetterschutz für den kostbaren Altar gewesen. Zum Hauptportal führte eine breite, hohe Treppe empor. Sie schaute eindrucksvoll aus. Unten hing jedoch quer eine Kette über der ersten Stufe. 'Bitte benutzen Sie den Seiteneingang durch die Lourdes-Grotte!’ stand auf einem Schild, das an der Kette hing. Das Schild trug ein kleines Schnee krönechen. Ein Pfeil war auf dem Schild angebracht, der uns offensichtlich dazu motivieren sollte, um die Kirche herumzugehen. In welcher Richtung wir dies tun sollten, wurde zwar nicht so ganz klar, aber vermutlich war das egal. So groß war die Kirche auch wieder nicht. Die Treppe war zugeschneit Einzelne, halb zugewehte Fußstapfen waren darauf zu erkennen. Irgendwer war offenbar neugierig genug gewesen und hatte nachgesehen, ob das Tor oben vielleicht doch zu öffnen war. Oder er hatte die Aussicht von oben bewundern wollen. Ich ersparte mir jedoch den Vorschlag, es der unbekannten Person gleich zu tun. Da, wo wir standen, wehte ein eisiger Wind. Höchste Zeit, hineinzugehen. Wir gingen um die Kirche herum. Fast ganz hinten an der Rückseite befand sich tatsächlich eine weitere, kleinere Tür. So wie die Kirche hoch auf dem Hügel halb auf einem Felsen stand, waren wir damit sonderbarerweise ein ganzes Geschoss unterhalb des steil nach oben ragenden Kirchenschiffs. Diese ominöse Lourdes-Grotte war offenbar eine Art Unterkirche, die aber ebenfalls oberirdisch war. Oder was auch immer. Ein sonderbares Bauwerk, diese Wallfahrtskirche, so fand ich. Wir traten ein. Der Raum, in den wir eintraten, ließ mich nur wenig an eine Grotte denken. Recht schlicht und reichlich rechteckig sah er aus. Eine Kapelle, so dachte ich. Eigentlich gab es nichts, was mich an eine Grotte erinnerte. Rechts stand ein Altarbild mit der wohl unvermeidlichen Jungfrau Maria. Seitlich davon waren einige betende Figuren zu sehen. Und da lag ein gusseiserner Kranz mit ziemlich eindrucksvollen Dornen. Nein, es war keine Dornenkrone, sondern ein großer Kerzenständer, offenbar dazu bestimmt, eine Reihe dicker Kerzen aufzunehmen, der gerade jedoch kerzenlos am Boden lag. Vor dem Altar konnte man sich auf einem niederen Podest hinknien um zu beten. An der Wand links gegenüber des Altars durfte man sich sogar auf eine gepolsterte Bank setzen. Wir blieben jedoch stehen, wenn auch nicht für lange. Für meine beiden Kunsthistorikerinnen war dies alles sichtbar unterhalb dessen, was sie als künstlerisch wertvoll erachteten. Ich fand, es sah alles ein wenig kitschig aus und gab ihnen damit insgeheim sogar recht. Ganz hinten, in der linken Ecke des Raums befand sich eine schmale Öffnung in der Wand. Dort ging es weiter. Eine enge Spindeltreppe führte nach oben. So weit, so unspannend. Diese Lourdes-Grotte hatte keinen von uns umgehauen. „Uih, das ist ja lustig! Das hatte ich von unten aus gar nicht bemerkt!" Oben angekommen standen wir auf einer Empore, von der aus wir auf den Altar und somit auf die ganze klägliche, sogenannte Grotte herabschauen konnten. „Lustig," stimmte Sonja zu. „Das hatte ich auch nicht gesehen." Anja war während dessen schon ein Stückchen weiter gegangen. Ein nur spärlich beleuchteter Gang führte weiter. Für meinen Geschmack leider viel zu gut beleuchtet war hingegen auf der linken Seite ein gläserner Schaukasten, eine Art Vitrine. Darin waren einige Zeichen des Volksglaubens zu bewundern: Einige bunte Bilder mit religiösen Motiven hingen darin. Vor allem aber standen da zwei große, weiß gekleidete Puppen, deren Menschenähnlichkeit im Gesichtsausdruck mir einen leichten Schauder einjagte. Auf der rechten Seite, schräg gegenüber der Vitrine und von ihr aus leicht anschienen, war eine Nische in die Wand eingelassen. Einen knappen Meter über dem Boden wölbte sie sich in die Wand hinein. Sie war breit und tief genug, um einen liegenden Menschen darin zu bergen. Das schaute ich mir genauer an. Ich entdeckte aber nur wenig, außer dass sich innerhalb der Nische eine etwa handbreite Vertiefung befand, die eine Art Kuhle oder Wanne bildete. Wer auch immer hier gelegen haben mag, einfach so herausfallen konnte der nicht mehr. Ich blieb stehen. Irgend etwas stimmte mich nachdenklich. Sonja und Anja waren mittlerweile verschwunden. Langsam folgte ich ihnen schließlich, ging eine zweite enge Treppe nach oben und gelangte dadurch endlich in die Kirche hinein. Wir landeten mittendrin. Und wir waren die offensichtlich einzigen, die sich an diesem Wintertag hierher verirrten. In der Kirche Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, wie mein erster Eindruck war. Vielleicht war ich ein bisschen enttäuscht? Das unaufgeregte Äußere der Kirche wurde nicht gerade übertroffen durch ihr Inneres. Was gab es zu sehen? Einen schlichten, eher langweiligen, offenen Raum mit drei Altären. Links davon befand sich eine Kanzel und hinten gab es natürlich eine Orgel. Der Rest war aufgefüllt mit den üblichen Sitzbänken. Wir waren im hinteren Drittel des Kirchenschiffs nach oben gelangt und somit inmitten der Sitzbänke. Das war das einzig Besondere. Anja und Sonja waren schon...



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