Lundberg | Shattered Crescent | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 504 Seiten

Lundberg Shattered Crescent

Die Risse seiner Seele
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7546-1308-5
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Die Risse seiner Seele

E-Book, Deutsch, 504 Seiten

ISBN: 978-3-7546-1308-5
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Ein Blick und Thiago ahnt, dieses Pferd, das dort abseits der anderen steht und teilnahmslos vor sich hin starrt, ist innerlich ebenso zerbrochen, wie er selbst es einst war. Auf tiefe Weise berührt von dem ehemaligen Galopprennpferd, begibt Thiago sich gemeinsam mit seinem Bruder Cielo auf Spurensuche. Schließlich landet er in jenem Rennstall, in dem der Jockey arbeitet, unter dem Crescent sein letztes Rennen bestritten hat. Doch wie soll Thiago, für den Pferdesport an Tierquälerei grenzt, ausgerechnet von Sam Antworten erhalten, für den auf dem Rücken eines Galoppers zu sitzen den Inbegriff von Freiheit bedeutet? In Sams Gegenwart muss Thiago erkennen, dass auch im Rennsport nicht alles nur schwarz und weiß ist. Und dass Sam weit mehr ist als ein empathieloser Trophäenjäger. Für seinen Traum vom Derbysieg arbeitet der Jockey hart. Härter vielleicht, als gut für ihn ist. Seine vierbeinigen Schützlinge verliert er dabei jedoch nicht aus dem Blick. Außer möglicherweise dann, wenn seine eigenen Qualen ihm den Blick verschleiern. Denn für seine Träume geht Sam weit über seine eigenen Grenzen hinaus ...

Svea Lundberg & Julia Fränkle - zwei Namen, eine Autorin. Svea schreibt gefühlvolle sowie authentische Romane in den Genres Romance, New Adult, Erotik und Crime/Thrill, häufig aber nicht immer im LGBTQ*-Bereich. Sinnliche Momente, Beziehungen auf Augenhöhe und außergewöhnliche Themen sind in ihren Romanen garantiert. Julia hingegen steht für packende Fantasy voller Intrigen, Magie und einer ordentlichen Portion Blut und Dreck.
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Prolog


Erst auf dem Weg zum Führring fand Sam die Zeit, sich einige Anweisungen des Trainers anzuhören, die er jedoch nur mit halbem Ohr wahrnahm. In seinem Kopf hallten noch Viktors Worte nach:

Sam konnte den Frust seines Jockeykollegen nur zu gut verstehen und mochte sich gar nicht erst vorstellen, wie der Trainer und der Besitzer des Pferdes wohl geflucht haben mussten beim Anblick, wie feine Rinnsale aus den geblähten Nüstern rannen. Aber manchmal war es so: Da hatte man einfach Pech!

Im Gehen straffte Sam die Schultern, zwang sich, den Ausführungen Martin Wielands zuzuhören. Dieser redete hastig auf ihn ein. Die Anspannung darüber, so kurz vor dem Rennen noch einen Jockeywechsel vornehmen zu müssen, sprach deutlich aus seiner Mimik. Wenn Tomas, der Idiot, auch meinte, sich vor dem Rennen zukoksen zu müssen ...

Sam biss die Kiefer aufeinander und betete innerlich, es möge ihm gelingen, Tomas gut zu vertreten und den Wallach, den er reiten sollte, wenigstens im vorderen Drittel ins Ziel zu bringen.

Mit seinem erhitzt raschen Gerede machte Wieland es ihm unbewusst nur noch schwerer, ihn zu verstehen. Auch wenn Sam inzwischen seit knapp einem Jahr in Deutschland war – es war einfach nicht seine Muttersprache. Das Wichtigste bekam er allerdings mit: Der Wallach war ein erfahrener Handicapper, würde aufgrund seiner nur mäßigen Form in seinem ersten Rennen diesen Jahres jedoch nur ein Gewicht von 55 Kilogramm im bevorstehenden Ausgleichsrennen tragen. Mit der Startposition relativ weit außen im insgesamt elf Pferde starken Starterfeld war der Trainer zufrieden. Sam sollte den Wallen zunächst im vorderen Mittelfeld halten und erst nach dem Schlussbogen angreifen. Sowohl die Distanz von 1.850 Metern als auch der Zustand des Geläufs kamen dem Pferd entgegen.

»Das da ist er.«

Sam musste dem Fingerzeig des Trainers nicht folgen; er hatte den vergleichsweise großen Wallach mit der Acht auf der Satteldecke bereits im Führring erspäht. Kurz zögerte Sam, kniff die Augen zusammen, ehe er sich beeilte, erneut zum Trainer aufzuschließen.

»Wie heißt er noch mal?«

»Shattered Crescent.«

Nun blieb Sam tatsächlich abrupt stehen. »Ich kenne ihn. Ich meine, ich bin ihn schon mal geritten.«

Von oben herab traf ihn ein prüfender Blick aus unter buschigen Brauen zusammengekniffenen Augen. »Das wüsste ich. Du bist noch nie zuvor für mich geritten.«

»Ja. Nein. Ich bin ... I’ve met that horse years before in Newmarket.«

»Ah. Möglich. Los, rauf mit dir.« Mit einer ungeduldigen und wenig höflichen Geste schickte Wieland ihn die letzten Schritte in Richtung Führring. Die meisten der Jockeys saßen bereits auf ihren Pferden.

Sam schnaubte innerlich, verkniff sich die Lautäußerung jedoch gegenüber dem Trainer. Es war durchaus verständlich, dass dieser unter Druck stand, aber ... Jesus, das taten sie alle hier.

Rasch schlüpfte Sam unter dem Eisengeländer hindurch und wartete, auf der akkurat gestutzten Grünfläche im Innenring stehend, dass der Pferdeführer mit Shattered Crescent an ihm vorbeikam. Aufmerksam beobachtete er den Wallach, dessen federnde Tritte. Für einen Galopper hatte Shattered Crescent einen auffallend raumgreifenden Schritt, auch in der Hinterhand. Er tänzelte nicht herum, wirkte dennoch nervös. Heftig kaute der Wallach auf dem Gebiss, Schaum stand ihm vor dem Maul. Bereits jetzt, Minuten vor dem Rennen, war er nassgeschwitzt. Missmutig verzog Sam den Mund, aus dem Augenwinkel streifte sein Blick den Wielands, der ihm nur noch einmal knapp zunickte. Erneut schnaufte Sam innerlich. Ihm war durchaus klar, dass er nicht – oder wenigstens nicht – in der Position war, sich seine Ritte aussuchen zu können. Er konnte es sich schlichtweg nicht leisten, es sich mit einem der Trainer zu verscherzen, aber dennoch ... auf einen weiteren Ritt für Wieland konnte er getrost verzichten, so viel war jetzt schon klar. Diesen hier allerdings würde er zu Wielands Zufriedenheit meistern. Dass er ausgerechnet Shattered Crescent reiten würde, konnte ja wohl nichts anderes als ein Zeichen sein.

Entschlossen ging Sam auf den Wallach und dessen Pferdeführer zu. Shattered Crescent schnaubte aufgeregt, kleine Schaumfetzen flogen von seinem Maul in Sams Richtung und blieben auf dem dünnen Renndress kleben. Er grinste nur schief und strich ein paar Mal über den Hals des Tieres. Schweißfeucht. Aus geweiteten Augen musterte Shattered Crescent ihn misstrauisch.

Sam murmelte mit dunkler Stimme beruhigende Worte zu dem Tier, während er mit einer Hand an den winzigen Rennsattel griff. Zweimal federte er, ehe er sich abstieß und auf den Rücken des Tieres sprang. Er spürte Shattered Crescent unter sich zucken, ein zur Seite weichen blieb jedoch aus. Während Sam mit einer Hand die Zügel aufnahm, kraulte er sich mit der anderen durch den dunklen Mähnenkamm.

»We’ll do that, boy, okay?« Er musste selbst schmunzeln, als er registrierte, dass er in seine Muttersprache zurückgefallen war. Aber bei einem in England gezogenen Vollblüter wie Shattered Crescent konnte er sich wenigstens sicher sein, dass das Pferd nicht zum ersten Mal in seinem Leben diese Sprache hörte.

Während sie noch zwei weitere Runden durch den Führring drehten, damit sich die ringsum gedrängt stehenden Wettbegeisterten das Starterfeld eingehend ansehen konnten, kramte Sam in seinem Kopf nach Erinnerungen an jenes Rennen in Newmarket, bei dem er Shattered Crescent schon einmal unter dem Sattel gehabt hatte. Es mochte vier oder sogar fünf Jahre her sein, ganz zu Anfang seiner eigenen Jockeykarriere und das allererste Rennen für den damals zweijährigen Braunen. Sam wusste nicht mehr genau, ob sie damals als Fünfte oder Sechste ins Ziel geprescht waren, der Abstand zu den führenden Pferden hatte jedenfalls mehrere Längen betragen. So oder so war es eine herbe Enttäuschung für den damaligen Besitzer gewesen, der Shattered Crescent zu einem horrenden Preis bei einer der Jährlingsauktionen erstanden hatte. Nach seinem ersten Start war Shattered Crescent einige Zeit nicht mehr gelaufen und Sam hatte ihn schließlich aus den Augen verloren. Dass er nun offenbar bei einem deutschen Trainer gelandet war und Sam ihn erneut reiten durfte, konnte ja nur ein glücklicher Zufall sein. Oder aber ...

Sam zog die Stirn unter dem Helm kraus. Für einen kurzen Moment bildete er sich ein, Shattered Crescents Schritte unter ihm würden unsauber werden. Immer dann, wenn das linke Hinterbein auffußte. Oder das Vorderbein? Doch so schnell das Gefühl aufkam, so rasch verflog es auch wieder. Und dennoch ...

Die ersten Pferde wurden bereits vom Ring in Richtung Bahn geführt. Über die Köpfe der Zuschauer hinweg suchte Sam nach Wieland, gestikulierte energisch in dessen Richtung. Als er endlich die Aufmerksamkeit des Trainers auf sich hatte, deutete er fragend auf Shattered Crescents Hinterbein. Nun ging der Wallach wieder taktklar. Wieland schüttelte den Kopf, reckte im selben Moment den Daumen in die Höhe. Sam entspannte sich ein wenig, erwiderte die Geste des Trainers und nahm die Zügel weiter auf, während Shattered Crescent auf den geschotterten Weg in Richtung Geläuf trat.

Die kurze Unebenheit des Bodens brachte den Wallach nicht aus dem Tritt und auch die ersten Schritte auf der Grasbahn blieben wirkungslos. Aufatmend verlagerte Sam sein Gewicht ein klein wenig nach vorne und nickte dem Pferdeführer zu. Das leise Klicken, als dieser den Führstrick löste, schien einen Schalter in Shattered Crescent umzulegen. Mit einem Satz schoss der Wallach voran und Sam dankte sich selbst im Stillen dafür, dass er bei ihm fremden Pferden stets besonders wachsam im Sattel saß. Mit einer energischen Parade und indem er sich schwer auf den Rücken des Tieres sinken ließ, fing er dessen Ausbruch ein. Ein kurzes, unwilliges Schnauben, doch dann verfiel Shattered Crescent in einen flotten, gleichmäßigen Canter.

Gemeinsam mit den anderen Startern galoppierten sie die mehreren hundert Meter bis zur Gegenseite des Geläufs, wo die Startboxen aufgebaut waren. Sam nutzte den Aufgalopp dazu, um noch einmal ganz genau auf Shattered Crescents Bewegungen zu achten, doch er fand nichts Außergewöhnliches in den Galoppsprüngen und Shattered Crescents kleiner, ungeplanter Sprint schürte Hoffnung in Sam. Hoffnung auf ein erfolgreiches Rennen. Es schien beinahe, als wäre Shattered Crescent am liebsten direkt losgerast.

Die kurzzeitige Ernüchterung folgte jedoch bereits beim Einrücken in die Startmaschine. Als der Pferdeführer an Shattered Crescent herantrat, blieb dieser wie angewurzelt stehen und Sam konnte die Anspannung spüren, die den Pferdekörper für einige Sekunden erstarren ließ. Innerlich wappnete er sich für ein seitliches Ausbrechen, doch nichts dergleichen geschah. In einem langen Ausatmen entließ Sam die angestaute Luft aus seiner Lunge, streichelte Shattered Crescent über den inzwischen schweißnassen Hals. So nervös hatte er das Pferd definitiv nicht in Erinnerung. Bei seinem ersten Start war Shattered Crescent aufgeregt gewesen wie viele der Zweijährigen, aber keinesfalls so misstrauisch, wie er ihn heute erlebte.

Ehe er den Wallach mit Hilfe des Führers in Richtung Startmaschine dirigieren konnte, trat ein weiterer Rennbahnhelfer heran, in den Händen hielt er ein dunkles Tuch.

»Muss das sein?« Mit einem Kopfnicken deutete Sam in dessen Richtung, bekam jedoch erst mal nur ein knappes Schulterzucken zur Antwort.

»Anweisung vom Trainer.«

Sam schnaubte...



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