E-Book, Deutsch, 240 Seiten
Lütje Komm, flieg mit mir
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-95609-247-3
Verlag: el!es-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Liebesroman
E-Book, Deutsch, 240 Seiten
ISBN: 978-3-95609-247-3
Verlag: el!es-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die nebenberuflich für eine kleine Chartergesellschaft fliegende Pilotin Merle muss eines Abends die attraktive, aber arrogant erscheinende Geschäftsfrau Joanna nach Hamburg fliegen. Obwohl Joanna schroff und abweisend ist, engagiert sie Merle ein zweites Mal und bietet ihr schließlich an, für sie als Privatpilotin zu arbeiten. Doch dabei bleibt es nicht, Merle wird immer mehr in Joannas Geschäft eingebunden – sehr zum Verdruss von Vassiliki, Joannas Geschäftspartnerin. Als Merle, hoffnungslos in Joanna verliebt, eines Tages Veruntreuung vorgeworfen wird, muss sie anfangen, für ihre Gefühle zu Joanna und ihre eigene Reputation zu kämpfen, denn Vassiliki greift zu immer härteren Bandagen, um Merle loszuwerden ...
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1
»Guten Abend, Merle, ich habe einen Auftrag für dich.« »Hallo Piet, worum geht es?« Merle klemmte sich ihr Handy ans Ohr, während sie ein Stück von ihrer Pizza abbiss. Wenn der Chef der kleinen Chartergesellschaft anrief, bedeutete dies meistens einen Flugauftrag und damit zusätzliches Geld für sie, worüber nicht nur sie, sondern auch ihr Kontostand sich freute. Seine nächsten Worte bestätigten ihre Vermutung. »Es geht um einen Passagiertransport. Es gibt nur ein kleines Problem dabei.« Piets sonst so sonore Stimme klang seltsam belegt. »Und das wäre?« Neugierig rutschte Merle an den Rand ihrer Couch. Sorgsam kaute sie die zähe Pizza und wartete auf die Antwort ihres Flugdienstleiters, die nur sehr zögerlich kam. Selbst durch das Telefon konnte Merle spüren, dass ihrem Chef die Situation unangenehm war. »Der Flug geht noch heute Abend. Um genau zu sein, sitzt dein Passagier bereits in der Maschine und wartet auf dich.« »Was?« Verblüfft warf Merle die angebissene Pizza auf den Teller zurück und sprang auf. »Keine Sorge, ich habe schon alle Papiere fertig, und die Maschine ist startklar«, versuchte Piet sie zu beruhigen. »Jetzt fehlst nur noch du.« »Okay, und warum machst du das nicht? Du bist doch vor Ort.« Merle trat aufgeregt von einem Bein aufs andere, während sie auf Piets Antwort wartete. »Ich kann heute nicht mehr weg. Also, wie sieht es aus? Erledigst du den Auftrag?«, bettelte Piet durch das Telefon. »Ja, natürlich, ich bin schon unterwegs.« Merle schnappte sich ihren Helm und ihre Jacke und rannte aus der Wohnung. So schnell es der Verkehr erlaubte, fuhr sie mit ihrem Motorrad zum Flugplatz, wo Piet ihr schon entgegenkam. »Lieben Dank, dass du so spontan bist. Hier sind die Papiere. Schönen Flug!« »Danke. Wo geht es überhaupt hin?« Sie hielt ihm ihren Helm hin und blätterte durch den Flugplan. »Nach Hamburg.« Piet drehte Merles Helm in seinen riesigen Händen und sah sie schief an. Überrascht hob Merle den Kopf. »Nach Hamburg? Jetzt noch?« »Ja, machst du es trotzdem?« Wieder lag dieses Betteln in seinen Worten, das Merle schon am Telefon vernommen hatte. Merle kannte ihren Chef schon sehr lange, und sein Verhalten zeigte ihr, dass ihm dieser Auftrag sehr wichtig war. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und rechnete kurz nach. Wenn sie jetzt direkt losflöge und in Hamburg ohne Verzögerung wieder loskönnte, dann wäre sie in etwas über vier Stunden wieder zurück. Da bliebe durchaus noch genügend Zeit, um sich einen gemütlichen Abend auf der Couch zu machen und ihre Pizza fertig zu essen. »Ja klar, Piet. Ich bin ja froh, wenn du einen Auftrag für mich hast«, antwortete sie. Piets Erleichterung war offensichtlich, als er Merle kurz an sich drückte und mit einem glücklichen Grinsen auf dem kantigen Gesicht zurück in sein Büro ging. Nachdenklich sah Merle ihm hinterher. Ohne auf die Papiere zu sehen, ging sie zu ihrer Maschine. Schwungvoll öffnete sie die Tür und blickte in ein Paar bernsteinfarbene Augen, die ihr unter zusammengezogenen Augenbrauen angespannt entgegensahen. »Na endlich, wo bleiben Sie denn? Ich warte schon eine Ewigkeit, und ich habe nicht den ganzen Abend Zeit.« Der leicht genervte Unterton in der ansonsten rauchigen Stimme war nicht zu überhören. »Ihnen auch einen schönen Abend, Frau . . .« Merle warf einen Blick auf die Papiere in ihrer Hand. »Frau von Gronewald.« Sie kletterte auf ihren Sitz und betätigte ein paar Schalter. »Mein Name ist Merle Fischer, und ich werde Sie heute Abend fliegen. Leider habe ich gerade erst von dem Flug erfahren. Vielleicht könnten Sie das nächste Mal einfach früher buchen?« »Wenn Sie nicht gleich losfliegen, dann gibt es kein nächstes Mal!« Eine kunstvoll nach oben gezogene Augenbraue sollte ihren Worten wohl noch extra Schärfe verleihen. Trotz der harschen Worte empfand Merle ihre Mimik als durchaus erotisch, wie sie erstaunt feststellen musste, als sie in das schöne Gesicht ihrer Passagierin blickte. Verstohlen musterte sie die Frau noch einen Moment, bevor sie sich ihren Hebeln zuwandte. »Können wir jetzt endlich los?« Die Temperatur in der kleinen Kabine sank um einige Grad, als die kühle Stimme Frau von Gronewalds erneut ertönte. Die Dame schien es ja wirklich eilig zu haben. Merle biss sich schnell auf die Zunge, um ihre Antwort herunterzuschlucken. Wenn sie den Auftrag fliegen wollte, und der Gedanke an ihr Bankkonto und ihre Lizenz ließ da gar keine Frage offen, dann war es sicher besser ruhig zu bleiben. Sie atmete tief ein und aus. »Sind Sie schon angeschnallt?« Merle zog ihre eigenen Gurte nach unten und hakte sie ein. »Selbstverständlich bin ich das, ich warte ja schon eine Weile auf Sie.« Merle blickte kurz zur Seite. »Ihre Schultergurte fehlen. Darf ich Ihnen helfen?« Ohne auf eine Antwort zu warten, beugte sie sich vor und zog die beiden Schultergurte nach unten. »Ich kann das selbst«, erwiderte Frau von Gronewald und griff energisch nach den beiden Gurten, die Merle gerade einhaken wollte. »Wie Sie meinen.« Achselzuckend beobachtete Merle ihre Bemühungen, die Gurte in das Schloss zu stecken. Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Mundwinkel zu zucken begannen, als die elegante Dame leise vor sich hin schimpfte. »Es würde gehen, wenn Sie alle Gurte an die richtige Position packen. Darf ich Ihnen vielleicht doch helfen, Frau von Gronewald? Dann geht es schneller, und wir können auch wirklich los.« Resignierend lehnte Frau von Gronewald sich in ihrem Sitz zurück und blitzte Merle mit ihren großen, braunen Augen an. Einmal mehr hatte Merle das Gefühl, es würde sie eine Tigerin ansehen. Anfauchen war hier wohl der richtige Ausdruck. Geschickt hakte sie die vier Gurte in das Schloss und zog sich den Kopfhörer über die Ohren. Mit der Hand deutete sie auf den Hörer über der Frau. »Falls Sie mit mir reden wollen, empfehle ich Ihnen, den Kopfhörer aufzusetzen. Ansonsten ist es sehr laut in der Kabine.« Erneut wurde Merle mit der hochgezogenen Augenbraue belohnt. Leise seufzend startete sie die Turbinen und ließ das Flugzeug losrollen. Inzwischen konnte sie sich fast denken, warum Piet ihr den Auftrag erteilt hatte und ihn nicht selbst erledigte. Sie meldete sich beim Tower und erhielt auch direkt die Startfreigabe. Sanft schob sie die Regler nach vorn. Das kleine Flugzeug gewann an Geschwindigkeit und hob kurz darauf sacht vom Boden ab. Merle warf einen kurzen Blick auf ihre Passagierin, die mit geschlossenen Augen neben ihr saß und ihre Hände ineinander gewoben hatte, sodass ihre Knöchel weiß hervorstachen. Sie nutzte die Chance, die elegant gekleidete Frau ausgiebiger zu mustern. Ihr Alter schätzte Merle auf Anfang bis Mitte vierzig, also ein paar Jährchen älter als sie selbst. Da sie bei ihrer Ankunft bereits in ihrem Sitz gesessen hatte, konnte sie ihre Größe nur erahnen. Sie schätzte, dass sie beide in etwa gleich groß waren, und sie war definitiv von schlanker Statur. Ihre braunen Haare fielen ihr in weichen Wellen auf die Schultern und umrahmten ein gerades Gesicht mit hohen Wangenknochen. Dezentes Make-up ließ ihre Haut schimmern und akzentuierte zudem ihre Katzenaugen perfekt. Angestrengt hatte sie ihre Stirn in Falten gelegt. Ihre vollen Lippen bewegten sich lautlos, und Merle war kurz versucht, sie auf den Kopfhörer hinzuweisen. Doch der Gedanke an eine erneute Zurechtweisung ließ sie wieder nach vorn blicken und stattdessen den Flug genießen. Es war ein wunderschöner Sommerabend, der ideal für einen Flug war. Merle stellte entspannt fest, dass die viersitzige Piper völlig ruhig in der Luft lag. Fröhlich summte sie ein Lied vor sich hin, als eine ruhige Stimme an ihrem Ohr sie zusammenfahren ließ. »Wie lange fliegen Sie schon für Piet?« Verblüfft drehte Merle den Kopf und sah auf ihre Passagierin, die nun mit aufgesetzten Kopfhörern neben ihr saß. »Entschuldigung, Frau von Gronewald, was haben Sie gefragt?« »Ich habe gefragt, wie lange Sie schon für Piet Hinrichs kleine Fluggesellschaft fliegen?« Merle zog nachdenklich die Stirn in Falten. »Das sind jetzt sieben Jahre, seit ich den Flugschein gemacht habe. Warum?« »Ist das auch Ihr Hauptberuf?« Frau von Gronewald hatte den Kopf leicht schräggelegt und sah Merle neugierig an. Ihre Augen funkelten dabei. Leise lachend schüttelte Merle den Kopf. »Schön wär es, aber nein. Dafür hat Piet nicht genügend Aufträge. Ich arbeite in einer Autowerkstatt. Die Fliegerei ist mein Hobby, und durch solche Aufträge wie heute Abend kann ich meinen Flugschein behalten.« »Warum arbeiten Sie nicht bei einer großen Fluglinie? Wäre das keine Alternative?« Kleine Goldflecken blitzten in ihren braunen Augen auf, als das Sonnenlicht durch die Scheiben fiel. Merle verzog das Gesicht zu einer schiefen Grimasse. »Nein, das wäre keine Alternative.« »Und warum nicht?« Genervt von ihren hartnäckigen Fragen umfasste Merle den Steuerknüppel so fest, dass ihre Handknöchel weiß hervortraten. »Es gab und gibt viele Gründe dafür. Gründe, die ich mit mir selbst abmachen muss.« »Und nicht mit mir?«, gab Frau von Gronewald offensichtlich belustigt zur Antwort. Feine Fältchen umrahmten dabei ihre Katzenaugen. »Nein.« Merle schenkte dem für ihren Geschmack zu neugierigen Fluggast einen weiteren genervten Seitenblick. »Nicht mit Ihnen.« Trotz ihrer barschen Antwort konnte sie sehen, dass Frau von Gronewald sie weiter freundlich anlächelte. Merle spürte, wie sich ihr Herzschlag etwas beschleunigte und sie feuchte Handflächen bekam. Irritiert von...