E-Book, Deutsch, 368 Seiten
Lück Vererbtes Glück
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-641-32964-8
Verlag: Kailash
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wie Eltern und Kinder gemeinsam Familientraumata heilen können - Die Generation-Code-Methode - Mit einem Vorwort von Laura Malina Seiler und einer Empfehlung von Verena König
E-Book, Deutsch, 368 Seiten
ISBN: 978-3-641-32964-8
Verlag: Kailash
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Schicksalsschläge und Überlebensprogramme unserer Ahnen beeinflussen uns bis heute und bestimmen auch den Umgang mit unseren Kindern. In diesem Buch zeigt die renommierte Psychotherapeutin Sabine Lück, wie sich Eltern destruktive Familienmuster bewusst machen und sie gemeinsam mit ihren Kindern auflösen können, um diese von der tiefen Loyalität gegenüber dem Leid ihrer Vorfahren zu entbinden.
Die von der Autorin entwickelte Generation-Code®-Methode gibt Familien von Anfang an einfache und effiziente Werkzeuge an die Hand (geeignet ab 0 Jahren), um die seit Generationen belastete Bindungs- und Beziehungsfähigkeit zu stärken und einen gesunden Umgang mit Emotionen und Bedürfnissen zu erlernen. So gelingt es, die Weitergabe von transgenerationalem Trauma nachhaltig zu stoppen und Kindern eine glückliche Zukunft ohne Erblast zu eröffnen.
Weitere Infos & Material
Vorwort
In deinem Körper und in deiner Seele sind vererbte Erfahrungen, übernommener Schmerz und alte Überlebensprogramme gespeichert – aber auch das Wissen um das, was es braucht, um alte Wunden heilen zu lassen und das Hier und Jetzt aus den Verstrickungen der Vergangenheit zu befreien. So können wir Glück statt Schmerz vererben.
Sabine Lück
In den letzten Jahren hat sich das Wissen um transgenerationale Weitergabe von Traumata und Traumabewältigung rasant verbreitet. Wir können inzwischen auf wissenschaftliche Forschungen zurückgreifen und sehr differenziert nachvollziehen, auf welchen Wegen sich das Leid unserer Vorfahrinnen auf die folgenden Generationen überträgt. In den 1990er-Jahren, als dieses Forschungsfeld noch in den Kinderschuhen steckte, entwickelte ich zusammen mit meiner Kollegin Ingrid Alexander das Konzept Generation-Code®.
Wir erkannten, dass nicht nur unsere Ahnen in ihrem Wunsch nach Weiterentwicklung für die Nachkommen Botschaften und Aufträge nach vorn, in die Zukunft weiterreichen, sondern auch das Kind einen Heilungsimpuls ins Familiensystem bringt und einen unbewussten Treuevertrag mit seinen Eltern eingeht. Das abhängige Kind spürt die existenzielle Notwendigkeit, seine Eltern stabilisieren zu müssen, um selbst überleben zu können. Wenn es für das Familiensystem von Nutzen ist, dann ist es sogar bereit, seine eigene Entwicklung zurückzunehmen. Der tiefe Wunsch des Kindes, seine Eltern und Ahninnen zu heilen und sie an ihrem wundesten Punkt zu schützen, wird zu seiner lebenslangen Mission der Elternrettung. Als Erwachsene verfolgen wir, ohne es zu bemerken, dieses Lebensziel und übertragen unseren kindlichen Heilungswunsch auf Partner, Freundinnen, Arbeitskollegen und auf unsere Nachkommen. Für unsere Kinder bedeutet das, Eltern zu erleben, die in ihrem Kind die Möglichkeit einer Wiedergutmachung eigener Sehnsüchte und die ihrer Eltern und Vorfahren sehen und die zusammen mit guten Absichten auch das alte Leid übertragen. So entsteht auch in dieser neuen Generation ein unbewusster Treuevertrag des Kindes mit seinen Eltern, und der Generation-Code® setzt sich weiter fort.
Je mehr ich mich mit diesem Thema befasste, desto mehr erkannte ich bestimmte Muster und Regelmäßigkeiten hinter diesen transgenerationalen Prozessen. Ein sehr starkes Muster ist der Wunsch aller Beteiligten, etwas Gutes für die Zukunft und die nachfolgenden Generationen zu schaffen. Eltern und Großeltern wollen fast immer, dass ihre Nachkommen glücklich sind und ein besseres, erfolgreicheres Leben führen können. In diesem Wunsch verweben sich eigene Defizite, aber auch der tiefe Heilungswunsch ihrer inneren Kinder – der Teil eines Menschen, der noch immer auf liebevolle elterliche Versorgung angewiesen ist –, der sich auf die eigenen Eltern und Vorfahrinnen richtet. In ihren Kindern und Enkeln können sie womöglich etwas nachholen, wiedergutmachen, was Generationen zuvor misslungen ist. Wir wollen NICHT das Leid weiterreichen, wir wollen Glück vererben. Wieso gelingt das aber meistens nicht, und was braucht es, damit wir die Schätze der Vorfahrinnen annehmen dürfen, ohne den Preis, ihr Leid zu tragen, zahlen zu müssen?
Ich möchte Eltern, Familien und Fachleute mit diesem Buch Möglichkeiten aufzeigen, wie sie alte Verstrickungen aufspüren und verstehen können und ein Weitergeben an die eigenen Kinder verhindert werden kann. Ich möchte dir, liebe Leserin, lieber Leser, dabei helfen, diese stellvertretende »Versorgung« deines Kindes mit all dem, was dir oder deinen Eltern und Großeltern nicht vergönnt war, zu erkennen und damit den Transfer für die transgenerationale Weitergabe der Familienwunde stoppen zu können.
Nachdem ich jahrelang mit Erwachsenen zu ihren als Kind geschlossenen Treueverträgen gearbeitet hatte, drängte sich mir der Wunsch auf, bereits zu der Zeit etwas tun zu können, während der der transgenerational begründete Loyalitätsvertrag (Treuevertrag) mit den Eltern geschlossen oder vertieft wird: in der Kindheit, wenn Kinder mit uns als Eltern oder anderen Bindungspersonen zusammenleben und sich unser transgenerationales Erbe wie ein dunkler Schatten auf den Umgang mit unseren Kindern legt. Es ist die Zeit, in der unser Kind auf eine gelungene Spiegelung und eine passgenaue Beantwortung seiner Grundbedürfnisse durch feinfühlige Bezugspersonen angewiesen ist, um sich selbst erkennen zu können. Hier wirken übernommene Traumaerfahrungen unserer Vorfahren mit ihren vererbten dysfunktionalen, also nicht funktionierenden Familienmustern, die von Gewalt, fehlender Bindungsfähigkeit und einschränkenden Überlebensstrategien geprägt sind. Sie wirken wie ein täglich verabreichtes Gift und verhindern ein authentisches Miteinander. Die Übertragungen alter Glaubenssätze, die den nächsten Generationen als Garantie dienen sollten, um altes Leid nicht noch einmal erfahren zu müssen, aber auch der Wunsch nach Entschädigung und nachträglicher Versorgung blockieren die gesunde Entwicklung unseres Kindes. Wie wir das tun und was du als wichtige Bezugsperson deines Kindes unternehmen kannst, um transgenerationale Weitergabe weitestmöglich aufzulösen, ist die Kernbotschaft dieses Buches.
Wir dürfen aber nicht nur das traumatische Erbe sehen und dabei vergessen, dass wir auch Fähigkeiten, Talente und hilfreiche Überlebensstrategien mitbekommen haben. Meine größte Erkenntnis aus dreißig Jahren praktischer Arbeit ist die Entdeckung, dass wir alle gemeinsam an der Heilung alter Wunden arbeiten. Nicht immer ist das gleich zu erkennen, weil die vielen übernommenen, dysfunktionalen Überlebensmuster die gesunde Kindesentwicklung und das Familiensystem empfindlich zu stören scheinen. Vorfahren, Eltern und Kinder streben gemeinsam für die Zukunft eine Entwicklung an, die in der Vergangenheit nicht stattfinden konnte: Fehlte ein sicheres Zuhause, wird dafür gesorgt, dass unsere Kinder eines bekommen; fehlte der Vater, versucht die nächste Generation, einen Vater zu bieten, der da ist; wurde man als Kind nicht gesehen, versucht man, seinem Kind mit Aufmerksamkeit und Achtsamkeit zu begegnen usw. Ich stellte mir die Frage, wie wir einerseits diese notwendige Weiterentwicklung unterstützen können, ohne dabei die alten Wunden weiterzureichen, und wie wir andererseits den Blick auf die tatsächlichen Bedürfnisse unseres Kindes nicht verlieren. Wenn du als Mutter oder Vater verstanden hast, welche transgenerationale Wunde du aus deiner Kindheit mitgebracht hast und wie dein als Kind geschlossener Treuevertrag mit den Eltern und Vorfahren den Umgang mit deinem Kind beeinflusst, kannst du besser nachvollziehen, wann alte Verstrickungen den Blick auf dein Kind versperren. Im Mittelpunkt steht deshalb die Auflösung dieser Treueverträge, durch die alle Generationen miteinander verwoben sind: zu erkennen, was zu einem selbst gehört und was sich durch Treue und Wiedergutmachungswünsche entwickelt hat und im Dienst der Ahnenrettung steht. Zu differenzieren, was genau dein Selbsterleben prägt, ist die Grundvoraussetzung für einen authentischen Umgang mit den eigenen Bedürfnissen und denen deines Kindes. Dieses Buch soll dir eine Unterstützung sein, um positive Bindungserfahrungen mit deinem Kind zu ermöglichen, und dir dabei helfen, deine und seine Resilienz zu stärken. Indem du lernst, wie übernommenes Leid transformiert werden kann, wird der Blick auf dein Kind wieder frei und damit authentische Beziehungsgestaltung möglich.
Zunächst ist es aber notwendig anzuerkennen, dass kein Ratgeber, kein Podcast, keine liebevollen Ratschläge von Eltern oder Freundinnen, ja selbst ein Studium als Pädagogin oder eine Approbation als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin einen vollkommen auf diese Aufgabe vorbereiten können.
Wenn du als Mutter oder Vater dieses Buch liest, möchte ich dir etwas Wichtiges mit auf den Weg geben. Ich möchte mit diesem Buch erreichen, dass du dich im Umgang mit dir selbst und mit deinen Kindern befreit fühlst, entlastet von Schuldgefühlen und zu hohen Ansprüchen. Ich möchte aber auch, dass du einen Leitfaden in der Hand hältst, mit dem es dir gelingen kann, Stück für Stück die Schatten der Vergangenheit, die über der Beziehung zu deinen Kindern liegt, aufzulösen. Dieses Buch soll kein weiterer Ratgeber sein, der versucht, dir zu sagen, was richtig und was falsch ist, sondern eine Hilfestellung, die vom Anklagen zum Verstehen führt. Es soll dir dabei helfen, neue Perspektiven einzunehmen und die transgenerational geprägten Erziehungsmechanismen zu erkennen, um sie deinen Werten entsprechend zu verändern. Ich wünsche mir für dich, dass es dir gelingt, dich selbst besser zu verstehen und einen freien Blick auf deine Kinder zu bekommen. Familie ist etwas Kostbares, und wie schön wäre es, dieses Geschenk des Lebens jeden Tag aufs Neue leben zu können.
Wenn du als Fachkraft (im erzieherischen, psychotherapeutischen oder ärztlichen Bereich oder in der Sozialarbeit) dieses Buch liest, wünsche ich dir tiefe Erkenntnisse für die wertvolle Arbeit, die du jeden Tag auf deinem Gebiet leistest. Dir darf dieses Buch dabei helfen, den transgenerationalen Blick in dein bisheriges Wirken zu integrieren, um damit neue Perspektiven einnehmen zu können und bisher stagnierende Entwicklungen in Bewegung zu bringen. Mit wertvollen Impulsen, praktischen Übungen und meiner Erfahrung aus dreißig Jahren transgenerationaler Psychotherapie möchte ich dich...