Ludlum | Das Matarese-Mosaik | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 640 Seiten

Ludlum Das Matarese-Mosaik

Roman
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-641-05238-6
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 640 Seiten

ISBN: 978-3-641-05238-6
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mit ausgefeilten Computerstrategien manipuliert der Matarese-Geheimbund Macht an sich zu reißen. Nur CIA-Topagent Beowulf Agate kann ihn stoppen...

Robert Ludlum erreichte mit seinen Romanen, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden, weltweit eine Auflage von über 300 Millionen Exemplaren. Robert Ludlum verstarb im März 2001. Sein Werk wird von handverlesenen Thriller-Autoren in seinem Geiste fortgeführt.
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1
In den schroffen Bergen von Korsika über den Wassern von Porto-Vecchio am Tyrrhenischen Meer ragten die skelettartigen Überreste eines früher einmal majestätischen Herrenhauses in den Himmel. Das Mauerwerk, geschaffen, um Jahrhunderte zu überdauern, war im großen und ganzen noch intakt, die Innenmauern hingegen zerstört, vor Jahrzehnten vom Feuer vernichtet. Es war früher Nachmittag, der Himmel dunkel, ein Wintersturm arbeitete sich an der Küste von Bonifacio herauf und drohte mit heftigen Regenfällen, die bald die überwucherten, kaum mehr sichtbaren Wege um das Haus herum in matschigen Morast verwandeln würden.
»Ich schlage vor, wir beeilen uns, padrone«, sagte der vierschrötige Korse, der einen Parka mit Kapuze trug. »Die Straßen zum Flugplatz von Senetosa sind schon ohne Sturm gefährlich genug«, fügte er in Englisch hinzu, der Sprache, auf die man sich geeinigt hatte, die er aber nur schlecht sprach.
»Senetosa kann warten«, erwiderte der schlanke Mann im Regenmantel. Sein Akzent verriet die holländische Herkunft. »Alles kann warten, bis ich fertig bin! Geben Sie mir den Vermessungsplan für den nördlichen Teil, bitte.« Der Korse griff in die Tasche und zog ein mehrfach zusammengefaltetes Blatt schweres Papier heraus. Er gab es dem Mann aus Amsterdam, der es schnell entfaltete, es mit beiden Händen gegen die Mauer drückte und studierte. Er wandte den Blick immer wieder von der Karte und musterte einzelne Teile des Areals. Jetzt fing es zu regnen an, ein leichter Nieselregen zuerst, der aber schnell in einen gleichmäßigen Regenschauer überging.
»Hier drüben, padrone«, rief der Führer aus Bonifacio und deutete auf einen Bogen in der Mauer, der zu einer Art Garten führte. Es war ein eigenartiger Bogen, er war nur gut einen Meter breit, dafür aber knapp zwei Meter tief, und erinnerte an einen Tunnel. Das Ganze war über und über mit Schlingpflanzen überwachsen, die den Eingang förmlich erwürgten. Trotzdem bildete der Bogen willkommenen Schutz vor dem plötzlichen Regenguß.
Der padrone, ein Mann Anfang vierzig suchte mit schnellen Schritten Zuflucht und preßte die auseinandergefaltete Karte gegen das Blattwerk; er zog einen roten Filzstift aus der Tasche seines Regenmantels und kreiste eine größere Fläche ein. »Dieser Abschnitt«, schrie er, um sich über dem Prasseln der Regentropfen auf dem Gemäuer Gehör zu verschaffen, »das muß mit Seilen abgesperrt werden, damit niemand reinkommt oder dort irgendwie stört! Ist das klar?«
»Wenn Sie das so wünschen, wird es geschehen. Aber, padrone, Sie sprechen da von beinahe hundert Hektar.«
»So will ich es haben. Meine Vertreter werden sich laufend überzeugen, daß meine Anweisung ausgeführt wird.«
»Das ist nicht notwendig, Sir. Ich werde dafür sorgen.«
»Gut, schön, dann tun Sie es.«
»Und der Rest, signore
»So, wie wir es in Senetosa besprochen haben. Alles muß genauso wiederhergestellt werden, wie es auf den ursprünglichen Plänen aussieht, die vor zweihundert Jahren in Bastia gezeichnet wurden. Meine Schiffe und Frachtflugzeuge werden alles, was Sie brauchen, in Marseille anliefern. Sie haben meine geheimen Telefon- und Faxnummern und die Zugangscodes. Tun Sie das, um was ich Sie bitte – was ich von Ihnen fordere -, und Sie können sich als wohlhabender Mann mit gesicherter Zukunft zur Ruhe setzen.«
»Ich betrachte es als Privileg, daß Sie mich ausgewählt haben, padrone
»Und Sie sind sich darüber im klaren, daß alles unter strengster Geheimhaltung ablaufen muß?«
»Naturalmente, padrone! Sie sind ein exzentrischer Mann aus Bayern, ungeheuer reich, und wollen den Rest Ihres Lebens in den herrlichen Bergen von Porto-Vecchio verbringen. Mehr braucht niemand zu wissen!«
»Gut, schön.«
»Aber wenn Sie gestatten, signore, als wir im Dorf angehalten haben, hat die alte Frau Sie gesehen, die dort diesen runtergekommenen Gasthof führt. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen – sie ist in ihrer Küche auf die Knie gefallen und hat dem Heiland dafür gedankt, daß Sie zurückgekommen sind.«
»Was?«
»Wenn Sie sich erinnern – als es solange dauerte, bis unsere Erfrischungen kamen, bin ich in die cucina gegangen und habe die Frau dort laut betend vorgefunden. Die Tränen liefen ihr über die Wangen. Und dann hat sie gesagt, sie könne es an Ihrem Gesicht und Ihren Augen erkennen. ›Der Barone di Matarese ist zurückgekehrt‹, hat sie immer wieder gesagt.« Der Korse sprach den Namen italienisch aus, Mataresa. »Sie hat dem Herrgott dafür gedankt, daß Sie zurückgekommen sind, daß wieder Größe und Glück in die Berge zurückkehren würden.«
»Dieser Vorfall muß aus Ihrem Gedächtnis gelöscht werden, verstehen Sie?«
»Selbstverständlich, padrone. Ich habe nichts gehört!«
»Zu den Wiederaufbauarbeiten – alles muß in sechs Monaten fertiggestellt sein. Sie brauchen an nichts zu sparen. Tun Sie einfach alles, was nötig ist.«
»Ich werde mein Bestes geben.«
»Wenn Ihr Bestes nicht gut genug ist, wird nichts aus dem Ruhestand, weder wohlhabend noch sonstwie, capisce
»Ja, padrone«, sagte der Korse und schluckte.
»Und was die alte Frau in dem Gasthof angeht…«
»Ja?«
»Töten Sie sie.«
Sechs Monate und zwölf Tage voller Hektik verstrichen, und das große Herrenhaus der Matarese-Dynastie war wieder hergestellt. Das Ergebnis der Bemühungen war erstaunlich, so wie es nur viele Millionen Dollar gewährleisten konnten. Das Herrenhaus mit seinem beeindruckenden Bankettsaal war so, wie der Architekt es sich zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts vorgestellt hatte, nur waren Kronleuchter an die Stelle der gewaltigen Kerzenleuchter getreten. Natürlich war das ganze Haus mit den Annehmlichkeiten moderner Haustechnik wie fließendem Wasser, Toiletten, Klimaanlage und Elektrizität auf den neuesten Stand gebracht worden.
Der Außenbereich war freigelegt worden, und eine weite Rasenfläche, die das Hauptgebäude umgab, bot Platz für eine große Krocketbahn und ein raffiniertes Putting Green. Die lange Zufahrt von der Straße nach Senetosa war asphaltiert worden, nachts beleuchteten im Boden versenkte Lampen den Weg, und elegant gekleidete Bedienstete begrüßten sämtliche Fahrzeuge, wenn diese vor der Marmortreppe des Eingangsbereichs zum Stehen kamen. Was die Besucher nicht wußten, war, daß all diese Bediensteten ausgebildete Leibwächter waren. Sie trugen alle elektronische Scanner bei sich, die es ihnen erlaubten, Waffen, Kameras oder Tonbandgeräte im Umkreis von drei Metern festzustellen; auf eine Distanz von einem halben Meter konnte man solche Geräte zweifelsfrei erkennen.
Die Männer hatten klare Anweisungen: falls jemand mit Gegenständen dieser Art ankam, mußte der oder die Betreffende gewaltsam festgehalten und in einen Verhörraum gebracht werden, wo unangenehme Fragen gestellt wurden. Falls die Anworten darauf nicht befriedigten, gab es Gerätschaften, sowohl für manuellen Einsatz als auch elektrischer Natur, die dazu gedacht waren, Antworten sprudeln zu lassen. Der Matarese war zurückgekehrt – mit all seiner fragwürdigen Macht und Glorie.
Die Abenddämmerung war angebrochen, und die untergehende Sonne hüllte die Berge von Porto-Vecchio in rötlichen Schein, als die ersten Limousinen eintrafen. Die mit Armani-Anzügen bekleideten Bodyguards begrüßten die Besucher beflissen, waren ihnen beim Aussteigen behilflich und strichen dabei unauffällig über ihre Kleidung. Acht schwere Wagen waren eingetroffen. Acht Gäste. Mehr würden es nicht sein. Sieben Männer und eine Frau, von Anfang dreißig bis Mitte fünfzig, Angehörige der verschiedensten Nationalitäten, die alle eines gemeinsam hatten – alle waren unermeßlich reich. Jeder wurde die Marmorstufen der Villa Matarese hinaufgeführt und dann von einzelnen Wachen in den Bankettsaal gebracht. In der Mitte des riesigen Saals stand eine lange Tafel mit Platzkarten vor den acht Stühlen, vier auf der rechten, vier auf der linken Seite, jeder Stuhl mindestens anderthalb Meter vom nächsten Gast entfernt. Am Kopfende der Tafel stand ein leerer Sessel, davor ein kleines Rednerpult. Zwei uniformierte Kellner nahmen Cocktailbestellungen entgegen; vor jedem Platz stand eine Kristallschüssel mit eisgekühltem Belugakaviar, und von den Wänden tönten die gedämpften Klänge einer Bachfuge.
Das Gespräch kam nur stockend in Gang, als wüßte keiner der Gäste, weshalb sie hier zusammengekommen waren. Und doch gab es einen gemeinsamen Nenner: alle sprachen Englisch und Französisch, so daß beide Sprachen gebraucht wurden, bis man sich schließlich auf erstere geeinigt hatte, als sich erwies, daß zwei der männlichen Amerikaner das Französische nicht hinreichend fließend beherrschten. Es waren recht belanglose Gespräche, im wesentlichen darauf beschränkt, wer wen kannte, und ob das Wetter in St. Tropez, auf den Bahamas, in Hawaii oder Hongkong nicht großartig sei. Niemand wagte es, die entscheidende Frage zu stellen: Weshalb sind wir hier? Sieben Männer und eine Frau hatten Angst. Dazu hatten sie Anlaß. Die Gegenwart ließ nicht erkennen, daß es in ihrer Vergangenheit Dinge gab, die keiner wissen durfte.
Plötzlich verstummte die Musik. Die schweren Kronleuchter wurden gedimmt, und an dem umlaufenden Geländer des Balkons tauchte der kleine Lichtpunkt eines Scheinwerfers auf, wurde heller, als der Strahl das Rednerpult am Ende der Tafel...


Ludlum, Robert
Robert Ludlum erreichte mit seinen Romanen, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden, weltweit eine Auflage von über 300 Millionen Exemplaren. Robert Ludlum verstarb im März 2001. Sein Werk wird von handverlesenen Thriller-Autoren in seinem Geiste fortgeführt.



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