E-Book, Deutsch, Band 0026, 144 Seiten
Reihe: Julia
Lucas Du bist alles, was ich will!
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-0971-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 0026, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-7337-0971-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Schloss, so einsam und geheimnisvoll wie sein Besitzer! Als Physiotherapeutin Diana in Cornwall in dem alten Gemäuer ihren neuen Patienten begrüßt, bleibt ihr Herz für einen Moment stehen. Das ist Edward St. Cyr? Ihm soll sie nach seinem Autounfall wieder auf die Beine helfen? Diana bebt. Denn nicht nur, dass sie dem zynischen, aber gefährlich attraktiven Edward schon einmal begegnet ist, sie fühlt auch, sein Körper ist ebenso verletzt wie seine Seele. Kein Wunder, dass der unnahbare Aristokrat keine Gefühle zeigen kann ... aber warum küsst er sie dann so verführerisch?
Jennie Lucas wuchs umringt von Büchern auf! Ihre Eltern betrieben einen kleinen Buchladen und so war es nicht weiter verwunderlich, dass auch Jennie bald deren Leidenschaft zum Lesen teilte. Am liebsten studierte sie Reiseführer und träumte davon, ferne Länder zu erkunden: Mit 17 buchte sie ihre erste Europarundreise, beendete die Schule, begann zu studieren und reiste weiter ... Erst mit 22, als sie ihrem zukünftigen Ehemann begegnete, verspürte sie das erste Mal den Wunsch, seßhaft zu werden. Heute schreibt sie von all den Ländern, die sie bereist hat (oder noch gerne mit ihrem Mann und den beiden Kindern bereisen würde) und lässt ihre Leserinnen so an ihren Träumen teilhaben. Danke, Jennie!
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1. KAPITEL
Vier Monate zuvor
Ich verging innerlich.
Nachdem ich stundenlang auf dem Rücksitz der Limousine gesessen hatte, die Heizung voll aufgedreht, fühlte sich die Luft drückend heiß an. Ich ließ das Fenster herunter, um einen tiefen Zug frische Luft und Regen einzuatmen.
„Sie werden sich den Tod holen“, sagte der Fahrer säuerlich. Fast die ersten Worte, die er überhaupt gesprochen hatte, seit er mich in Heathrow abgeholt hatte.
„Ich brauche frische Luft“, sagte ich entschuldigend.
Er schnaubte, dann murmelte er etwas vor sich hin. Ich setzte ein Lächeln auf und sah aus dem Fenster. Zerklüftete Berge warfen einen dunklen Schatten auf die einsame Straße, umgeben von einem düsteren Moor, über dem feuchte Nebelschwaden hingen.
In der Dämmerung sah die schwarze Silhouette einer fernen Klippe vor der roten Sonne über dem Meer aus wie ein Geisterschloss. Ich konnte das Klirren der Schwerter längst vergangener Schlachten fast hören, das Gebrüll blutrünstiger Sachsen und Kelten.
„Penryth Hall, Miss.“ Die ruppige Stimme des Fahrers war durch Wind und Regen kaum zu hören.
Penryth Hall? Mit angehaltenem Atem blickte ich zur fernen Klippe. Es war gar keine optische Täuschung. Das Schloss war wirklich da, von verstreuten Lichtern erleuchtet, ein geisterhafter Schatten über dem dunkelroten Meer.
Als wir näher kamen, betrachtete ich die Festungsmauer mit ihren Zinnen. Das Gebäude sah nicht unbedingt so aus, als könnte man darin wohnen, wenn man nicht gerade ein Vampir war. Dafür hatte ich also die Sonne Kaliforniens verlassen.
Blinzelnd ließ ich mich in den Ledersitz sinken und versuchte meine zitternden Hände zu beruhigen. Der Duft des Regens überdeckte den süßen, leicht fauligen Geruch von Herbstlaub, verwesendem Fisch und Meeressalz.
„Um Himmels willen, Miss, jetzt reicht es aber mit dem Regen.“
Der Fahrer drückte einen Knopf, und mein Fenster schloss sich vor der frischen Luft, während der Geländewagen über die Straße holperte. Mit einem Kloß im Hals blickte ich auf das Buch, das noch aufgeschlagen auf meinem Schoß lag. Private Krankenpflege: Wie man professionellen Abstand wahrt und unmoralische Avancen seines Arbeitgebers abwehrt, wenn man den Patienten zu Hause betreut. In der wachsenden Dunkelheit waren die Worte nur noch Schatten. Bedauernd klappte ich das Buch zu, bevor ich es vorsichtig in meiner Handtasche verstaute.
Ich hatte es auf dem Flug von Los Angeles bereits zweimal gelesen. In jüngster Zeit waren zu dem Thema, wie man als persönliche Physiotherapeutin einem zurückgezogenen Tycoon half, von einer Verletzung zu genesen, nicht viele Ratgeber veröffentlicht worden. Das einzige, was ich gefunden hatte, war ein zerfleddertes Buch von 1959, das ich gebraucht gekauft hatte – und bei näherer Betrachtung entpuppte es sich sogar als ein Nachdruck von 1910. Geschrieben von einer gewissen Mrs. Warreldy-Gribbley. Doch es musste reichen. Ich war zuversichtlich, dass mir das Buch helfen würde. Büchern halfen immer.
Es waren die Menschen, die ich oft nicht durchschaute.
Zum zwanzigsten Mal, fragte ich mich, wie mein neuer Arbeitgeber sein mochte. War er alt, schwach, gebrechlich? Und warum ließ er mich aus sechstausend Meilen Entfernung einfliegen? Die Stellenvermittlung in L. A. hatte sich, was die Einzelheiten anging, bedeckt gehalten.
„Ein wohlhabender britischer Tycoon“, hatte man mir gesagt. „Vor zwei Monaten bei einem Autounfall verletzt. Er kann kaum laufen. Er hat nach Ihnen gefragt.“
„Warum? Kennt er mich?“ Meine Stimme bebte. „Oder meine Stiefschwester?“
Schulterzucken. „Die Anfrage kam von einer Londoner Vermittlung. Offenbar waren die Physiotherapeuten in England ungeeignet.“
Ich lachte ungläubig. „Alle?“
„Mehr darf ich nicht verraten. Außerdem müssen Sie eine Verschwiegenheitsklausel unterschreiben. Und sich damit einverstanden erklären, auf unbestimmte Zeit auf seinem Anwesen zu wohnen.“
Bis vor drei Wochen hätte ich so einem Job nie zugestimmt. Seitdem hatte sich eine Menge geändert.
Der Range Rover beschleunigte, als wir uns dem Schloss am Rand der Klippe näherten. Wir fuhren unter einem mit Wein bewachsenen Tor hindurch, um das sich gusseiserne Seeschlangen wanden, in den Hof. Der Wagen hielt an. Von allen Seiten umgaben uns graue Steinmauern.
Einen Moment lang saß ich still und umklammerte die Handtasche in meinem Schoß.
„Vergleichen Sie Ihr Dasein mit dem eines Teppichs“, flüsterte ich leise vor mich hin, Mrs. Warreldy-Gribbley zitierend. „Seien Sie leise und rücksichtsvoll und duldsam, und nehmen Sie es nicht übel, wenn man einmal auf Sie tritt.“
Die Tür des Geländewagens öffnete sich. Ein großer Regenschirm erschien, der von einer älteren Frau gehalten wurde. „Miss Maywood?“ Sie rümpfte die Nase. „Hat ja lang genug gedauert.“
„Äh …“
„Ich bin Mrs. MacWhirter, die Haushälterin“, sagte sie. „Hier entlang, bitte.“
„Danke.“ Während ich aus dem Wagen stieg, sah ich zu dem moosbewachsenen Schloss hinauf. Es war der erste November. Aus der Nähe sah Penryth Hall sogar noch gespenstischer aus.
Ich fröstelte, als kalte Regentropfen mir an Haar und Jacke herunterliefen. Vor mir wedelte die Haushälterin stirnrunzelnd mit dem Schirm.
„Miss Maywood?“
„Verzeihung.“ Ich trat einen Schritt vor und schenkte ihr den Versuch eines Lächelns. „Bitte, nennen Sie mich doch Diana.“
Sie bedachte mein Lächeln mit einem verächtlichen Blick. „Der Meister wartet schon seit Ewigkeiten auf Sie.“
„Meister …“ Ich schnaubte bei dem Wort, dann sah ich ihren humorlosen Gesichtsausdruck und räusperte mich. „Oh. Richtig. Tut mir furchtbar leid. Mein Flug hatte Verspätung …“
Sie schüttelte missbilligend den Kopf. „Mr. St. Cyr wünscht, dass Sie sofort in sein Büro kommen. Hier entlang.“
Ich folgte ihr, müde und missmutig. Meister, dachte ich gereizt. Was war das hier, Sturmhöhe? – Den Roman meine ich, nicht die sehr freie Drehbuch-Adaption, die mein Stiefvater letztes Jahr zu einer TV-Serie verarbeitet hatte, mit einem Schmollmund-Starlet als Cathy und so heißen Sexszenen, dass Emily Brontë sich wahrscheinlich heute noch im Grab umdrehte. Aber die Serie war ein großer Erfolg, was wieder einmal nur bewies, dass ich genauso naiv war, wie Howard mir immer vorwarf. „Sieh den Tatsachen ins Auge, Süße“, hatte er freundlich gesagt. „Was die Leute interessiert, ist Sex. Sex und Geld.“
Hier war ich also, sechstausend Meilen von zu Hause entfernt, allein in einem unheimlichen Schloss.
Und selbst hier, zwischen den alten Rüstungen und Wandteppichen, entdeckte ich einen schicken modernen Laptop. Ich hatte mein Handy und mein Tablet extra in Beverly Hills gelassen. Auf meiner Stirn bildete sich eine Schweißperle. Ich würde nicht nachsehen, was drüben los war, ich würde …
„Hier herein, Miss.“ Mrs. MacWhirter führte mich in ein äußerst maskulin wirkendes Zimmer mit dunklen Holzmöbeln und einem Feuer im Kamin. Ich war darauf gefasst, einem alten, gebrechlichen Herrn gegenüberzutreten. Doch es war niemand da. Stirnrunzelnd drehte ich mich zur Haushälterin um.
„Wo ist …?“
Sie war verschwunden. Ich stand allein in den flackernden Schatten des Arbeitszimmers. Ich wollte gerade wieder gehen, als ich eine Stimme aus den Tiefen der Dunkelheit hörte.
„Kommen Sie doch näher.“
Erschrocken sah ich mich um. Auf einem kunstvoll geknüpften Teppich vor dem Kamin saß ein riesengroßer wuscheliger Hirtenhund, der mit heraushängender Zunge hechelte und mich mit schiefem Kopf musterte.
Erlitt ich gerade einen Nervenzusammenbruch, wie meine Freundin Kristin vorhergesagt hatte?
„Benötigen Sie eine Sonderaufforderung, Miss Maywood?“ Die Stimme klang jetzt gereizt. „Treten Sie näher, sagte ich. Ich möchte Sie sehen.“
Erst da begriff ich, dass die tiefe Stimme nicht aus dem Jenseits kam, sondern von dem Ledersessel mit der hohen Rückenlehne vor dem Kamin. Oh. Mit brennenden Wangen ging ich darauf zu.
Und erstarrte.
Edward St. Cyr war weder alt noch gebrechlich. Nein. Der Mann auf dem Stuhl mit der hohen Rückenlehne war äußerst attraktiv. Sein durchtrainierter Körper strahlte Stärke aus, ja sogar Gefahr. Wie ein wilder Tiger – im Käfig …
„Sie sind Edward St. Cyr?“, flüsterte ich, unfähig, den Blick abzuwenden. Ich schluckte. „Mein neuer Arbeitgeber?“
„Das“, sagte er kühl, „sollte doch offensichtlich sein.“
Sein Gesicht war markant, zu zerfurcht, um auf konventionelle Art schön zu sein. Hübsch war er nicht. Sein Kinn war kantig, und seine gebogene Nase oben ein bisschen schief, als wäre sie einmal gebrochen gewesen. Seine Schultern waren breit, sein rechter Arm hing in einer Schlinge. Sein linkes Bein war steif ausgestreckt, der Fuß ruhte auf einem Schemel. Er sah aus wie ein Boxer, ein Rausschmeißer, vielleicht sogar ein Gangster.
Bis man in seine Augen sah. Unglaublich blau, hoben sie sich von seiner olivfarbenen Haut ab, die Farbe eines mondlichtgetränkten, mitternächtlichen Ozeans. Gequälte Augen von unsäglicher Tiefe, blau wie ein Gletscher, der sich über dem Eismeer erhebt.
Seine Seele ist verletzter als sein Körper, dachte ich unvermittelt.
Dann verschloss sich sein Gesichtsausdruck,...