E-Book, Deutsch, Band 1951, 144 Seiten
Reihe: Julia
Lucas Die Geliebte des Prinzen
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-86295-036-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1951, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-86295-036-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Grace stockt der Atem: Vor ihr steht Prinz Maxim! Die schönsten Frauen kann der skandalumwitterte adlige Milliardär haben, mit seinem Aussehen, seinem Vermögen, seinen Palästen - und er will nur sie, die schüchterne, unscheinbare Sekretärin! Warum entführt Maxim sie in sein Luxusleben, legt ihr seine Welt zu Füßen? Feiert mit ihr so sinnlich Silvester, als sei sie im neuen Jahr und dann für immer seine Prinzessin? Als Grace es endlich versteht und fliehen will, ist es zu spät: Denn sie hat etwas, das ihr königlicher Geliebter mehr begehrt als alles andere auf der Welt.
Jennie Lucas wuchs umringt von Büchern auf! Ihre Eltern betrieben einen kleinen Buchladen und so war es nicht weiter verwunderlich, dass auch Jennie bald deren Leidenschaft zum Lesen teilte. Am liebsten studierte sie Reiseführer und träumte davon, ferne Länder zu erkunden: Mit 17 buchte sie ihre erste Europarundreise, beendete die Schule, begann zu studieren und reiste weiter ... Erst mit 22, als sie ihrem zukünftigen Ehemann begegnete, verspürte sie das erste Mal den Wunsch, seßhaft zu werden. Heute schreibt sie von all den Ländern, die sie bereist hat (oder noch gerne mit ihrem Mann und den beiden Kindern bereisen würde) und lässt ihre Leserinnen so an ihren Träumen teilhaben. Danke, Jennie!
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
Als Grace Cannon schon glaubte, schlimmer könne ihr Tag nicht mehr werden, spritzte ihr ein vorbeifahrender Rolls-Royce eine Ladung kaltes Wasser aus dem Rinnstein ins Gesicht. Sie kam gerade aus der U-Bahn-Station, eine Tüte mit Spitzenunterwäsche im Wert von mehr als tausend Pfund in der Hand. Das edle Dessous war als Geschenk für die Verlobte ihres Chefs gedacht.
Es war Mitte Dezember und klirrend kalt. Wie ein grauvioletter Schleier lag die Abenddämmerung über der Stadt. Trotz des Regens drängten sich noch zahlreiche Kauflustige auf den Bürgersteigen von Knightsbridge. Der eiskalte Wasserschwall traf Grace so unerwartet, dass sie das Gleichgewicht verlor und hinfiel. Die Einkaufstüte flog ihr aus der Hand und landete im Dreck. Grace stieß einen Schrei aus und versuchte, ihr Gesicht vor dem unaufhaltsamen Strom vorwärtsstampfender Füße zu schützen.
„Halt, aus dem Weg! Machen Sie gefälligst Platz!“
Der große, dunkelhaarige Fremde, der mit starken Armen die Menge zurückhielt, war ihre Rettung. In seinem edlen schwarzen Kaschmirmantel beugte er sich über ihre am Boden liegende Gestalt.
Das Erste, was ihr auffiel, waren seine faszinierenden silbergrauen Augen, die in scharfem Kontrast zu seinem dunklen Teint standen. Alles an seiner imposanten, breitschultrigen Erscheinung symbolisierte Geld und Macht, von den italienischen Lederschuhen bis zu dem grauen Nadelstreifenanzug, der unter dem offenen schwarzen Mantel hervorsah.
Grace hatte noch nie einen so attraktiven Mann gesehen. Wangenknochen wie gemeißelt, ein kräftiges, entschlossenes Kinn, ein scharf geschnittenes, klassisches Profil. Unwillkürlich wanderte ihr Blick zu seinem schönen, sinnlichen Mund.
Lächelnd reichte er ihr die Hand. „Kommen Sie, ich helfe Ihnen auf.“
Leicht benommen legte sie ihre Hand in seine, die so viel größer und kräftiger war. Grace war wie elektrisiert, als sich ihre Finger berührten. Das erschreckte sie beinahe noch mehr als das kalte Wasser, das sie abbekommen hatte.
„Danke“, flüsterte sie verwirrt.
Und dann erkannte sie ihn. Ihr stockte der Atem.
Prinz Maxim Rostov.
Sie sah noch einmal genau hin. Jeder Irrtum war ausgeschlossen.
Ihr Retter war Maxim Rostov, der sagenhaft reiche Prinz und bekannteste russische Milliardär in einer Stadt, in der es von Milliardären nur so wimmelte. Ein Mann, der sowohl im Geschäfts- als auch im Privatleben als derart skrupellos galt, dass Graces Chef verglichen mit ihm ein wahrer Heiliger war. Seit er sich vor zwei Monaten von seiner Verlobten getrennt hatte, zeigte er sich den Paparazzi jeden Abend mit einer anderen Frau.
Prinz Maxim Rostov. Der schärfste Rivale und erbittertste Feind ihres Chefs.
Und das war er schon gewesen, bevor ihr Chef sich sowohl Maxim Rostovs Verlobte als auch dessen Pläne, mit einem britischen Großkonzern zu fusionieren, unter den Nagel gerissen hatte.
„Verzeihen Sie bitte.“ Die kühlen grauen Augen des Prinzen musterten sie durchdringend. „Es war mein Wagen, der Sie nass gespritzt hat. Mein Chauffeur hat nicht aufgepasst.“
„Schon gut.“ Grace war sich überdeutlich der warmen, starken Hand bewusst, die noch immer die ihre hielt. Gerade noch war sie halb erfroren gewesen, aber jetzt hatte sie das Gefühl, innerlich zu zerschmelzen. Ihr war nicht nur heiß, sie glühte förmlich.
Höchste Zeit, dass sie ihre Hand wegzog. Sie durfte sich nicht von diesem Mann anfassen lassen, durfte noch nicht einmal mit ihm sprechen. Schließlich befand sie sich nur zwei Häuserblocks entfernt von dem Haus in Knightsbridge, das sie zusammen mit ihrem Chef bewohnte. Alan vertraute ihr voll und ganz. Er würde ihr nie verzeihen, wenn er erfuhr, dass sie sich auf ein Gespräch mit Prinz Maxim eingelassen hatte. Und gerade heute Abend war sie dringend darauf angewiesen, ihren Chef gnädig zu stimmen.
Und doch brachte sie es nicht fertig, ihre Hand aus der des Prinzen zu lösen. Er kam ihr vor wie einer dieser harten, ruchlosen, aber betörend attraktiven Leinwandidole früherer Zeiten. Ein zweiter Rudolph Valentino. Ein Frauenheld und skrupelloser Verführer. Ein dunkler Engel, gesandt, um unschuldige Mädchen ins Verderben zu locken …
Seine starken Finger schlossen sich fester um ihre Hand. Ein wohliges Prickeln durchlief ihren Körper.
„Ich bringe Sie nach Hause.“
„Nein!“, lehnte sie zitternd ab. „Nicht nötig.“
Prinz Maxim zog sie näher und wischte sorgfältig das Wasser von ihrem triefend nassen Ärmel. Sie spürte seine Berührung durch den Wollstoff ihres Mantels hindurch, und schon war die bittere Kälte wieder vergessen. Ihr war, als läge sie nackt in Kalifornien am Strand und der heiße Santa-Ana-Wind striche sanft über sie hinweg.
„Ich bestehe darauf.“
Sie glaubte zu spüren, wie sich zwischen ihren Brüsten winzige Schweißperlchen bildeten. „Nein, das ist wirklich nicht nötig. Ich wohne ganz in der Nähe.“
„Ich möchte es aber“, beharrte er lächelnd, ohne ihre Hand loszulassen.
Ihr Mund war wie ausgetrocknet. Nicht einmal Alan, ihr Chef, in den sie seit zwei Jahren hoffnungslos verliebt war, hatte jemals auch nur annähernd solche Gefühle in ihr ausgelöst wie dieser Mann. Auch nicht, bevor er sich mit einer anderen verlobt und Grace beauftragt hatte, ein Weihnachtsgeschenk für seine Braut zu besorgen.
Das Geschenk!
Erschrocken sah sie sich nach allen Seiten um. Dann entdeckte sie ihre Einkaufstüte, die gerade von einem schwarzen Taxi erfasst wurde. Die lavendelfarbene Schachtel rutschte heraus und geriet unter die Räder des Gegenverkehrs.
„Oh, nein!“
Mit einem Aufschrei riss sich Grace von der Hand des Prinzen los, bereit, sich in das Gewühl von Autos, Doppeldeckerbussen und Taxis zu stürzen. Doch Prinz Maxims starker Arm hielt sie zurück.
„Wollen Sie sich etwa umbringen?“ Sein Englisch war perfekt, mit einem ganz leichten, wohlklingenden Akzent. „Sie werden doch nicht für die Schachtel da Ihr Leben riskieren?“
„In der Schachtel da“, erwiderte sie aufgebracht, „befindet sich das Weihnachtsgeschenk meines Chefs für seine Verlobte. Seidene Unterwäsche aus der Edelboutique Leighton. Ohne sie darf ich ihm nicht unter die Augen treten!“
„Ihr Boss ist es nicht wert, dass Sie sich für ihn in Gefahr bringen.“
„Mein Chef ist Alan Barrington!“, erwiderte sie empört, um dann ängstlich auf seine Reaktion zu warten. Schließlich hatte sie ihm gerade eröffnet, dass sie für seinen Erzfeind arbeitete, seinen schärfsten Konkurrenten in der Gas- und Ölindustrie. Dem Mann, der ihm nicht nur das Geschäft mit der Exemplary Oil Company, einem der führenden britischen Erdölproduzenten, sondern auch die Freundin weggeschnappt hatte, die bildschöne, temperamentvolle Lady Francesca.
Prinz Maxims attraktives Gesicht aber ließ keinerlei Regung erkennen. Darin unterschied er sich grundlegend von ihrem charmanten, immer zum Flirten aufgelegten Chef Alan, der sich in der Regel schon durch seine Mimik oder eine achtlos hingeworfene Bemerkung verriet.
Doch Alans lächelndes Gesicht verblasste in ihrer Erinnerung, als der Prinz ihr Kinn anhob, um ihr in die Augen zu sehen. „Ihr Chef hat dieses Opfer ganz sicher nicht verdient.“
Nervös befeuchtete sie sich die Lippen. „Wünschen Sie jetzt nicht, Sie hätten mich in ein Auto laufen lassen?“, fragte sie kleinlaut.
„Die Vorstellung, Ihrem Boss Probleme zu bereiten, ist zwar äußerst verlockend. Aber ich kann nicht zulassen, dass Sie seinetwegen Ihr Blut vergießen.“ Sanft strich er ihr das Haar aus dem Gesicht. „Nennen Sie mich altmodisch, aber so bin ich.“
Sie konnte sich nicht erklären, weshalb er immer noch so freundlich zu ihr war. Warum beschimpfte er sie nicht und schickte sie zum Teufel? Einem Mann wie ihm fiel es sicher nicht schwer, eine Frau dahin zu locken, wo er sie haben wollte. Und sei es in die Hölle …
Energisch befreite sie sich aus seinem Arm. „Ich wage trotzdem einen Versuch.“
„Dessous kann man ersetzen.“
„Ersetzen, ja?“ Sie lachte zornig. „Aber sicher. In Ihrer Welt sind Dessous von Leighton vermutlich Wegwerfartikel, aber …“
„Ich komme selbstverständlich dafür auf“, sagte er ruhig.
Bei jedem anderen hätte sie dankend zugestimmt, aber nicht bei ihm. Er war der Feind ihres Chefs. Sie durfte seine Hilfe nicht annehmen.
Oder doch?
Wie in Zeitlupe sah sie einen riesigen roten Doppeldeckerbus heranrollen, dessen breite Reifen die lavendelblaue Schachtel in einer öligen Pfütze zerquetschten.
Alan würde toben vor Wut, wenn sie mit seiner um eine stolze Summe erleichterten Kreditkarte, aber mit leeren Händen zurückkam. Leuten, die ihn in Schwierigkeiten brachten, verzieh er nicht. Prinz Maxim hasste er seit Jahren, weil dieser ihm im Geschäftsleben immer wieder in die Quere kam. Als die Aktien der amerikanischen Firma Cali-West-Energy nicht zuletzt deswegen allmählich zu sinken begannen, waren Rufe nach Alans Ablösung als Geschäftsführer laut geworden.
Bis Alan vor sechs Wochen auf einem Wohltätigkeitsball Lady Francesca Danvers...