Losche / Püttker | Interkulturelle Kommunikation | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

Reihe: Gelbe Reihe: Praktische Erlebnispädagogik

Losche / Püttker Interkulturelle Kommunikation

Theoretische Einführung und Sammlung praktischer Interaktionsübungen
5. 5. überarbeitete Auflage 2009
ISBN: 978-3-944708-16-4
Verlag: ZIEL
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Theoretische Einführung und Sammlung praktischer Interaktionsübungen

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

Reihe: Gelbe Reihe: Praktische Erlebnispädagogik

ISBN: 978-3-944708-16-4
Verlag: ZIEL
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Kommunikation hat viele Seiten: verbal, nonverbal, durch Gestik und Mimik, tasten, fühlen, spüren und Sprache. Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit dem theoretischen Hintergrund Interkultureller Kommunikation. Wer oder was bestimmt Kultur? Wie lernt man Kultur? Warum machen die das ganz anders als wir? Behandelt werden auch Probleme in der interkulturellen Begegnung sowie Interaktions- und Kommunikationskompetenzen.
Der zweite Teil stellt eine Vielzahl von Interkulturellen Spielen und Übungen vor. Das Besondere an Spielen mit Menschen verschiedener Kulturkreise liegt in dem unterschiedlichen Verständnis und der spezifischen Bewertung von Kommunikation. Alle vorgestellten Spiele sind vielfach erprobt und durch Hinweise zu Zielen, Teilnehmerzahl und benötigtes Material einfach in der Praxis einsetzbar.

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Weitere Infos & Material


Kulturkreise
Kulturstandards
„Störfall“ Kommunikation
Kommunikationsstrategien
Körpersprache
Soziale Beziehungen
Interaktionsfall/en
Wahrnehmung
Interaktions- und Kommunikationskompetenz
Spielend Kultur lernen?


1. Kultur und Interkulturelles Lernen „Von den Fremden nimmt man (also) zunächst nur ein Bild wahr, das sich zusammensetzt aus vielfältigen Vorannahmen und Eindrücken, aus den Phantasien über die fremde Kultur. Deshalb verweist jede Auseinandersetzung mit Fremden unausweichlich zurück auf die eigene Kultur. Will ich das Fremde verstehen muss ich zuallererst mich selbst, meine eigene Kultur und meine eigene historische und soziale Situation verstehen und begreifen. Gerade das aber macht die Auseinandersetzung mit Fremden so schwierig, weil die Wahrnehmung des fremden auf das engste verflochten ist mit der eigenen Geschichte.“2 1.1 Wer oder was bestimmt Kultur? Wie umfassend und zugleich uneinheitlich „Kultur“ verstanden wird, zeigt sich in wissenschaftlichen und Alltagsdefinitionen gleichermaßen. So wird „Kultur“ zum Beispiel gleichgesetzt mit Kunst, Theater, Literatur, Malerei, Verhaltensregeln und „Benimm“, „Zivilisation“ (welche man selbst hat, die anderen aber nicht) oder: „Stark vereinfacht: Die Art und Weise wie wir hier die Dinge tun.“3 Aber auch die Wissenschaft ist noch zu keiner einheitlichen Definition gelangt. In einem entsprechenden Vergleich unterschieden Kulturanthropologen über 150 verschiedene Definitionsversuche zum Begriff „Kultur“.4 „Kultur“ wird nach wie vor je nach wissenschaftlicher Ausrichtung und Absicht anders definiert. Wichtig ist daher, dass eben diese jeweilige Absicht und Vorstellung von Kultur präzisiert und damit die Verständigungsgrundlage deutlich wird. Bis in die späten sechziger Jahre hinein wurde Kultur eher als enger Oppositionsbegriff benutzt: Kultur vs. Natur oder vs. Massenkultur. Erst danach ging man dazu über, den Kulturbegriff zu erweitern und Kultur als eine soziale Praxis zu sehen: als einen Zusammenhang lebensweltlicher Orientierung (Schütz/Luckmann) oder als Wissensvorrat, aus dem sich Kommunikationsteilnehmer mit Interpretationen versorgen (Habermas)5. Kultur ist ein Orientierungssystem Ausgehend von der Austauschforschung6 soll Kultur auch hier als solch ein Orientierungssystem verstanden werden, Kultur als ein dynamisches Netzwerk und nicht als statischer Container7. Der Psychologe Alexander Thomas definiert Kultur als „… ein universelles, für eine Gesellschaft, Organisation und Gruppe aber sehr typisches Orientierungssystem. Dieses Orientierungssystem wird aus spezifischen Symbolen gebildet und in der jeweiligen Gesellschaft usw. tradiert. Es beeinflusst das Wahrnehmen, Denken, werten und Handeln aller ihrer Mitglieder und definiert somit deren Zugehörigkeit zur Gesellschaft. Kultur als Orientierungssystem strukturiert ein spezifisches Handlungsfeld für die sich der jeweiligen Gesellschaft zugehörig fühlenden Individuen und schafft damit die Voraussetzungen zur Entwicklung eigenständiger Formen der Umweltbewältigung.“8 Kulturstandards Verschiedene Fachleute haben daran gearbeitet, Möglichkeiten zu finden, mit denen sich Kulturen vergleichen lassen. Bei der Erforschung der jeweiligen kulturspezifischen Orientierungssysteme entwickelte z.B. A. Thomas die „Kulturstandards“, unter die sich alle Arten des Wahrnehmens, Denkens, Wertens und Handelns subsumieren lassen, „die von der Mehrheit der Mitglieder einer Kultur als normal, selbstverständlich, typisch und verbindlich angesehen werden.“9 Kulturstandards bestimmen demzufolge Essgewohnheiten ebenso wie Arbeitsverhalten, das politische System wie religiöse Gebräuche, Erziehungsregeln wie Sprachverhalten, sinnliche Wahrnehmungen wie deren verbale Definition, Werben um das andere Geschlecht wie Beerdigungsrituale, Bekleidung wie Nahrungsmittel. Kulturstandards beschreiben dabei diese Charakteristika auf generalisiertem Niveau als ein Orientierungssystem – sie beschreiben keine Individuen. Es gibt einen Normbereich, den „Standard“, der ein bestimmtes Verhalten als kulturelle Tendenz in ihrem höchsten Ausmaß beschreibt. Keiner verinnerlicht aber wohl alle kulturellen Standards in Reinform und man hält sich daher viel mehr im Toleranzbereich auf. Die Grenzen zu Verhaltensweisen von Angehörigen anderer Kulturen sind daher fließend.10 Kulturen schaffen spezifische materielle und immaterielle Ausdrucksformen Was aber, wenn in einer multikulturellen Begegnung, d.h. zwischen verschiedenen Kulturen, unterschiedliche Standards des Wahrnehmens, Denkens, Wertens und Handelns aufeinander treffen? Wenn das eigenkulturelle Orientierungssystem eben keine Orientierung hinsichtlich Erwartung, Interpretation und verhaltens-/begegnungssteuernden Reaktionen mehr bietet? Und vor allem: wann und wie kann aus „multikulturell“ „interkulturell“ werden? Was, wenn Multikulturalität11 zu einem zwangsläufigen Merkmal vieler Gesellschaften wird oder doch zumindest starken Einfluss ausübt? Ist dies nicht bereits geschehen und inzwischen eine Tatsache? Die Globalisierung ist in vollem Gange: Expandierende internationale Wirtschafts- und Handelsbeziehungen, zunehmende Verquickung unterschiedlicher Nationen auf diplomatischer und militärischer Ebene, internationale Kontakt- und Austauschprogramme privater und wissenschaftlicher Art, ein ständig expandierender Tourismus, rapide sich ausweitende Daten- und Informationsnetze, ganz zu schweigen von einer Migrationsbewegung unabschätzbaren Ausmaßes. Das heißt: in zahlreichen Lebenswelten ist Multikulturalität bereits aktuelle Realität und nicht mehr wegzudenken. Unter der bezeichnenden Überschrift „Wie ein Märchen“ berichtete das Magazin „Der Spiegel“12 schon vor Jahren über eine afrikanische Asylbewerberin, die sich als Oberhaupt der Ashanti durch ihren eigenen Stamm verfolgt sah. Als sakrale Fürstin sollte sie neben weltlicher Politik auch kultische Opferzeremonien an die Götter zelebrieren. Selbst jedoch als Christin erzogen, verweigerte sie sich der zwangsweisen Unterrichtung und floh außer Landes. Dem Glauben des Stammes zufolge ließen die vernachlässigten Riten großes Unheil erwarten. Da eine neue Fürstin jedoch erst nach dem Tode der alten berufen werden konnte, fürchtete die junge Frau um ihr Leben. Das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge lehnte ihren Antrag wegen mangelnder Glaubwürdigkeit ab, was auch höchst richterlich bestätigt wurde. Ihre Unglaubwürdigkeit wurde begründet mit unterschiedlichen Angaben zu Daten und chronologischen Details. Unterschiedliche Standards erschweren die Verständigung zwischen verschiedenen Kulturen und werden oft als Bedrohung der eigenen angesehen. Zwar gibt es einen gewissen Toleranzbereich innerhalb dessen Verhaltensweisen und Einstellungen hingenommen werden, außerhalb dieser Grenzen jedoch abgelehnt und sanktioniert werden. Eigene Kulturstandards, wie die hier zur Bestimmung der Glaubwürdigkeit herangezogenen, stehen u.U. im Gegensatz zu den fremden: Unsere Art der Zeitrechnung mittels Tages- und Monatskalender, ständiger Berieselung durch die Medien, die jede Sendung mit unzähligen Hinweisen auf Tag und Uhrzeit versehen, unsere „Manie“ die Uhrzeit modisch am Handgelenk zur Schau zu tragen contra die Bestimmung von Zeit durch einen anderen Lebensrhythmus, durch natürliche oder außergewöhnliche Ereignisse in „unzivilisierten“ Gesellschaften. Die häufigen Gegensätzlichkeiten zwischen verschiedenen Normen lassen Verunsicherung und damit rasch Ablehnung und Verurteilung aufkommen, ein Mechanismus, der angesichts der Orientierungsfunktion von Kulturstandards verständlich ist. Kulturen sind wandelbar und beeinflussen sich gegenseitig Trotzdem fordert Kultur, wie jedes gesellschaftliche Produkt, ständige Anpassungs-und auch Veränderungsbereitschaft aus sich heraus. Innovative intrakulturelle Schübe13 nehmen hier genauso Einfluss, wie die Übernahme fremdkultureller Handlungen und Symbole. Die mittlerweile gerne akzeptierte ausländische Küche, der beliebte Döner Kebab, die oft beklagte Amerikanisierung unserer Sprache und Lebensweise, längst gängige Kleidungsstücke wie Jeans, Sari oder Poncho, viel besuchte Yoga- oder Meditationskurse sind Auswirkungen interkultureller Kontakte. Gleiches gilt aber auch für die Zerrissenheit von Arbeitnehmern und Familien mit Migrationshintergrund hinsichtlich ihrer ursprünglichen Werte, Normen und Ideale und den Anforderungen ihrer „zweiten Heimat“. Unterschiedliches Rollenverständnis von Geschlechtern, Generationen, Amtsträgern trägt ebenso zur allgemeinen Desorientierung bei wie unterschiedliche Anlage, Ausführung und Interpretation von gesellschaftlichen, politischen und religiösen Standards die in alle praktischen Lebensbereiche hineinwirken. Sinn von Kultur Ge- und erlebte Zugehörigkeit zu einer Kultur verleiht Orientierung in einem komplexen gesellschaftlichen Gefüge und macht damit erst handlungsfähig. Kultur typisiert Situationen und Probleme ebenso, wie ihre Lösungsmöglichkeiten. Sie verleiht kulturelle Identität und schafft daher ein Identitätswohlgefühl. Sie...



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