Löx | monumenta sanctorum | Buch | 978-3-89500-955-6 | sack.de

Buch, Deutsch, 352 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm, Gewicht: 874 g

Reihe: Spätantike – Frühes Christentum – Byzanz

Löx

monumenta sanctorum

Rom und Mailand als Zentren des frühen Christentums: Märtyrerkult und Kirchenbau unter den Bischöfen Damasus und Ambrosius

Buch, Deutsch, 352 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm, Gewicht: 874 g

Reihe: Spätantike – Frühes Christentum – Byzanz

ISBN: 978-3-89500-955-6
Verlag: Reichert Verlag


Damasus (366–384) und Ambrosius (374–397) bemühten sich während ihrer sich zeitlich überschneidenden Episkopate um eine Verfestigung ihrer bischöflichen auctoritas. Dabei lassen sich Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten in der Instrumentalisierung der monumenta sanctorum, unter welchem Oberbegriff man Bauprojekte, literarische Selbstzeugnisse oder auch die performative Inszenierung von Heiligenauffindungen subsumieren kann, feststellen. Diese in einem detaillierten Vergleich herauszuarbeiten und Erklärungen für die gewählten Formen bischöflicher Vergegenwärtigung zu finden, ist das Ziel der vorliegenden Studie.
Nach einer biographischen Skizze und einer Charakterisierung des kirchenpolitischen und sozialen Spannungsfeldes innerhalb dessen die beiden Bischöfe agierten (Kap. 1), werden die Veränderungen der christlichen Kulttopographie der Städte Rom und Mailand durch die Bauprojekte des Damasus und des Ambrosius untersucht (Kap. 2).
Zunächst werden alle dem Damasus zugeschriebenen Baumaßnahmen anhand des archäologischen Befundes kritisch überprüft, um den tatsächlichen Umfang seiner Bautätigkeit zu erfassen und den Beitrag des Damasus zur Entwicklung einer christlichen Kulttopographie Roms einschätzen zu können (Kap. 2.1; Anhang A). Ein solcher Überblick über die Baumaßnahmen dieses römischen Bischofs lag bislang nicht vor. In seiner innerstädtischen Bautätigkeit folgte Damasus dem Vorbild seiner Vorgänger, trat so aber auch in Konkurrenz zu aristokratischen Kirchenstiftungen. Dabei wurde bislang nicht beachtet, dass er seine Titelkirche durch eine solea für die Bischofsliturgie qualifizierte. Die in der Forschung häufig als umfassend beschriebenen Maßnahmen in den Katakomben können nur in einem Fall sicher mit einer architektonischen Inszenierung des Grabes unter Damasus verbunden werden. Eine Verbesserung der Zugänglichkeit der Märtyrergräber lässt sich nicht nachweisen.
Im Zentrum des darauf folgenden Abschnittes der Arbeit stehen die ambrosianischen Kirchenstiftungen (Kap. 2.2; Anhang B). Ambrosius kann entgegen der immer wieder vertretenen Meinung als Stifter von nur zwei Kirchen, die außerhalb Mailands lagen (basilica Apostolorum und basilica Ambrosiana), gelten.
Der Vergleich der Bautätigkeit beider Bischöfe ergibt, dass beide ihren Einflussbereich besonders im Suburbium erweiterten und sich eine private Form christlicher Kultausübung, die der Märtyrerverehrung, aneigneten. Indem Ambrosius Reliquien in seine Kirchen und in die Liturgie integrierte, ermöglichte er deren kollektive Verehrung, entzog die Märtyrer aber zugleich dem direkten Zugang der Gemeinde. Somit war der Mailänder Märtyrerkult stärker als in Rom an die Person des Bischofs gebunden und erhielt einen offiziellen Charakter. Damasus dagegen wurde an zahlreichen Märtyrergräbern in den Inschriften genannt und so in der privaten Kultausübung zwischengeschaltet. Durch seine Involvierung in zwei Bauten an den Gräbern der Apostelfürsten unterstrich er die Vorrangstellung seines Bischofssitzes, der als einziger über zwei Apostelgräber verfügte.
Das anschließende Kapitel bietet einen Vergleich der literarischen monumenta sanctorum (Kap. 3). Trotz des z. T. disparaten, literarischen Werks finden sich im Spiegel der epigraphischen Quellen formale und inhaltliche Übereinstimmungen. Die Unterschiede überwiegen aber: Die Märtyrer dienen in den Epigrammen des Damasus, die durch literarische Zitate die Bildung des Bischofs betonen, als historische Exempla und begründen den universalkirchlichen Führungsanspruch der römischen Diözese. Im Werk des Ambrosius spielen die Mailänder Lokalmärtyrer eine untergeordnete Rolle, heben aber die Leistung des Ambrosius hervor, der diese Wundertäter seiner Gemeinde offenbarte.
Die performative Vergegenwärtigung bischöflicher auctoritas, untersucht am Beispiel der Märtyrerauffindungen, zeigt klare Unterschiede (Kap. 4). Dabei wird folgenden Fragen nachgegangen: 1. Woher wussten Damasus bzw. Ambrosius, wo zu suchen war? 2. Wie wurde ein Grab als das eines Märtyrer identifiziert? 3. Welche kultischen Handlungen wurden bei der Auffindung des Grabes vollzogen? 4. Welches Publikum wurde im Moment der Auffindung angesprochen? Dabei zeigt sich, dass Damasus’ inuentiones gekennzeichnet sind von der Wahrung der Integrität des Grabes; er richtete sich an eine kleine Gruppe privilegierter Gemeindemitglieder. Ambrosius dagegen inszenierte die Auffindungen als Massenspektakel, das, verbunden mit der translatio, der Gemeinde seine Verfügungsgewalt über die Märtyrer vor Augen führen sollte.
Im resümierenden Kap. 5 erweitern einige Aspekte (Gabentausch, Bischofsbestattung) das Gesamtbild der Inszenierung bischöflicher auctoritas durch Damasus und Ambrosius. Abschließend eint beide die Instrumentalisierung der monumenta sanctorum zur Stärkung ihrer Stellung in innergemeindlichen Konflikten. Damasus’ Maßnahmen sind zusätzlich vom Primatanspruch des römischen Bischofssitzes bestimmt, wohingegen Ambrosius die Sicherung der eigenen memoria stärker ins Zentrum stellte.
Leben und Werk der beiden Bischöfe Damasus und Ambrosius gelten als vermeintlich erschöpfend untersucht. Durch die angewandte Methode eines personalisierten Vergleichs gelingt es dennoch u. a. deren Strategien zur Sicherung der eigenen Stellung oder zur Inszenierung von Heiligkeit zu erhellen. Die dabei gemachten, neuen Beobachtungen und Erkenntnisse tragen zum besseren Verständnis des Christianisierungsprozesses und der Entwicklung des Märtyrerkultes im Allgemeinen bei. Die zukünftige Rolle des Bischofs und die Grundlagen seines teilweise überregionalen Einflusses werden in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts von Damasus und Ambrosius nachhaltig geprägt. Daher erläutert die vorliegende Detailstudie Mechanismen bischöflicher Vergegenwärtigung, die auch außerhalb Roms und Mailands zu finden sind und weit über die Spätantike hinaus Gültigkeit behalten sollten. Dieses Buch liefert somit eine wichtige Grundlage für weitere Untersuchungen zum Bischofsamt und zum christlichen Heiligenkult.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Markus J. Löx

1981 in München geboren. Studium der Fächer Klassische Archäologie, Alte Geschichte und Frühchristliche und Byzantinische Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Ruhr-Universität Bochum. Juli 2006 Magister Artium in Klassischer Archäologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit einer Arbeit über „Die spätantiken Porträts aus der Villa von Chiragan“ (bei L. Giuliani).
09/2006–01/2011 Promotionsstudium in Frühchristlicher und Byzantinischer Kunstgeschichte
02/2008–07/2010 Wissenschaftliche Hilfskraft am Deutschen Archäologischen Institut, Abt. Rom (Archäologische Bibliographie)
02/2011 Promotion in Spätantiker und Byzantinischer Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München über „monumenta sanctorum – Formen bischöflicher Vergegenwärtigung. Damasus und Ambrosius im Vergleich“ (bei F. A. Bauer)
Im Sommersemester 2011 Lehrbeauftragter am Institut für Klassische Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, anschließend Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Institutes. Seit 10/2012 Assistent am Institut für Byzantinische Archäologie und Kunstgeschichte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
Forschungsschwerpunkte: Frühchristlicher Heiligenkult, Stadtgeschichte Roms in der Spätantike und im Frühmittelalter

Born 1981 in Munich. Studied Classical Archaeology, Ancient History and Early Christian and Byzantian History of Art at the Ludwig-Maximilians-Universität Munich and the Ruhr-Universität Bochum. July 2006 Magister Artium in Classical Archaeology at the Ludwig-Maximilians-Universtität Munich with a dissertation on “Die spätantiken Portraäts aus der Villa von Chiragan” (supervisor: L. Giuliani).
09/2006-01/2011: doctoral studies in Early Christian and Byzantian History of Art.
02/2008-07/2010 Research assistant at the German Archaeological Institute, department for Rome (archaeological bibliography).
02/2011 Ph.D. in Early Christian and Byzantian History of Art at the Ludwig-Maximilians-Universität Munich on “Monumenta sanctorum – Formen bischöflicher Vergegenwärtigung. Damasus und Ambrosius im Vergleich.” (supervisor: F.A. Bauer).
Summer semester 2011: lecturer at the Institute for Classical Archaeology at the Ludwig-Maximilians-Universität Munich, subsequently received a travel grant of the German Archaeological Institute. Since 10/2012 assistant at the Institute for Byzantian Archaeology and Art History at the Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
Main areas of research: Early Christian cult of the martyrs, urban history of Rome in late antiquity and the early Middle Ages.


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