E-Book, Deutsch, 220 Seiten
Löb / Kaufmann Von Tunis bis Amerika
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-99093-672-6
Verlag: Morawa Lesezirkel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
In amerikanischer Gefangenschaft von 1943-1946
E-Book, Deutsch, 220 Seiten
ISBN: 978-3-99093-672-6
Verlag: Morawa Lesezirkel GmbH
Format: EPUB
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Karl Löb (1903-1960) aus Ybbs/Donau, Österreich, wurde 1942 zum Kriegsdienst einberufen. Seine authentischen Beschreibungen über das Soldatenleben und die Kriegsschauplätze in Italien und Afrika charakterisieren seine Zeit vor der Gefangennahme. Ab der Gefangenennahme in Afrika führte er ein Tagebuch. In spannender Weise schildert er vom Lagerleben bei Hunger und Durst, 50 Grad Hitze bei Tag, in der Nacht extreme Kälte, am Sandboden liegend ohne Decke und damit verbundenen Krankheiten und Schwächeanfällen. Immer war er in Gedanken an die Lieben daheim und der Hoffnung an die baldige Heimkehr. Durch Einbeziehen persönlicher Briefe an die Familie entsteht ein umfassendes Bild über die Situation von Karl Löb während seiner Kriegsjahre von 1943 bis 1946.
Karl Löb wurde 1903 in Ybbs als Sohn von Karl Löb sen., Schneidermeister, und seiner Frau Berta, geb. Sengseis, geboren. Er machte eine Ausbildung zum Kaufmann in Wien und eine Schneiderlehre. 1928 eröffnete er ein Delikatessengeschäft im Haus seiner Eltern. 1942 wurde er zum Kriegsdienst einberufen. Bis Jänner 1943 war er in St. Pölten, Spratzern, stationiert, danach Fahrt über Neapel zum Einsatzgebiet in Tunis, wo er am 8.5.1943 in Gefangenschaft geriet. Seine authentischen Beschreibungen über das Soldatenleben und die Kriegsschauplätze in Italien und Afrika charakterisieren seine Zeit vor der Gefangennahme. Während seiner Gefangenschaft in Afrika und Amerika führte er ein Tagebuch, das Einsicht gibt in das Lagerleben und den Alltag eines Kriegsgefangenen. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg eröffnete er 1946 wieder sein Delikatessengeschäft im Hause der Eltern und führte es bis zu seinem Tod 1960.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Der Weg ins Ungewisse Am 10. September 1942 kam ich zur Grundausbildung nach Spratzern bei St. Pölten. Briefe an die Familie 11. September 1942 Löb Karl, 3 Krft. Ers. Abt. N.45 St. Pölten-Spratzern Bau-7-Stube 39 Meine Lieben. Gestern hab ich dir die erste Karte gesandt. Da wir zu Mittag 2 Stunden Zeit haben so schreibt halt ein jeder von uns nach Hause. Heute Nacht war Fliegeralarm und mussten wir 3 Stunden fort, mussten aber trotzdem um 6 Uhr auf. Jedenfalls ist der Dienst sehr streng, aber vorderhand zum Aushalten. Du hast bei der Zusammenstellung einiges vergessen und musste mir dasselbe in der Kantine kaufen (Schuhpasta etc.). Socken hab ich 3 Paar bekommen, auch Schuhbürsten, jedenfalls genug zum Tragen. Zum Essen gibt es nur Eintopf, was ja bei den vielen Hunderten verständlich ist. Jedenfalls kann ich auf 2 Monate rechnen ehe ich wegkommen werde. Wir haben jetzt eine Infanterie-Ausbildung, was ja nicht leicht ist. Der Dienst beginnt von 7-12 und von 2-8. Nach 8 Uhr gehen wir in die Kantine und gibt es dort Bier genug. Können auch bis halb 10 Uhr bleiben, aber jeder geht früher, da seine Sachen in Ordnung sein müssen. Schicken brauchst du vorderhand nichts, da ich noch genug habe (die ganze Bäckerei) und auch Fleisch. Du brauchst nur zu sorgen, dass ich Zigaretten bekomme. In meiner Bude sind 17 Mann, alle schon 38 Jahre und 2 über 40 die noch nie gedient haben. Die Uniform, die wir haben ähnelt der der Feuerwehr. Von St. Pölten nach Spratzern ist es eine halbe Std. Zug wenn du mit Helga einmal kommen kannst so bekommst du von mir vorzeitig Bescheid. Sende mir die Uhr – Verbandzeug – Fussfetzen – 1 Trinkbecher, mir fällt immer nicht alles ein. Vielleicht hast etwas noch zu Hause was ich brauchen kann oder du vergessen hast. Wegen Koffer wissen wir keinen Bescheid, da dies von der Kompanie ausgeht. Gestern war wieder bis 9 Uhr Dienst, jedenfalls werden wir mit der Autogeschichte nicht so schnell anfangen. Habe auf dem linken Fuß schon Blasen. Bitte schicke die Sachen gleich und schreibe mir wie es dir und Helga geht. Küsse Karl Donnerstag, 17. September 1942 Unser Tagesablauf 6’00 Wecken 6’05 Heraustreten in Sportkleider 6’10-6’30 Geländelauf 6’30-7’25 Waschen und Kaffeepause 7’30 Antreten, Befehlsausgabe 7’45-9’30 Formalausbildung 9’30-9’45 Pause 9’45-11’30 Schießausbildung 12’00 Mittagessen 13’55 Antreten 14’10-16’30 Formalausbildung 16’30-17’30 Unterricht - Speisesaal 17’30-18’30 Nachtmahl Essen 18’30-19’30 Unterricht: Lehrsaal Luftaufnahme St. Pölten 7. Oktober 1942 Liebe Poldi und Helga! Wie ich dir schon angedeutet habe, schaut es auch diese Woche mit dem Urlaub schlecht aus. Habe heute mit der Fahrschule begonnen. Mein Urlaubsgesuch eingereicht, und kam jetzt Abend der Feldwebel und sagte, die Fahrschüler bekommen, so lange sie sich in der Ausbildung befinden, keinen Urlaub. Ich glaube kaum, dass es eine andere Lösung gibt. Jedenfalls versuche ich es noch bei unserem Leutnant, glaube nicht, dass es was nützt. Sollte ich daher am Samstag nicht kommen, so fährst du auf jeden Fall mit der Helga am Samstag um 8 Uhr früh mit dem Zug herunter. Derselbe wird um ca. halb 10 hier ankommen. Ich komme dir entgegen, da ich erst um halb 10 vom Lager weg kann. […] Heimaturlaub vor dem Einsatz Karl Löb mit seiner Frau Leopoldine und Tochter Helga 23. Oktober 1942 Liebe Poldi und Helga! Habe dir heute am 23. Oktober eine Karte von Wastl am Walde gesandt. Bin gestern bestimmt worden, mit 24 Kameraden dort hin zu fahren, und Holzmaterial für die Baracken der 3. Kompanie zu organisieren. Sind um 5 Uhr auf, die Fahrt dauert mit unseren Wagen genau 3 Stunden. Waren um 10 Uhr bei Wastl am Walde und haben bei strömenden Regen begonnen im Walde Holz zu schlagen. Um 12 Uhr gingen wir ins Wirtshaus, hat sich auch der Förster mit Schnaps eingefunden, und da wir alle gefroren haben, so war dies eine gute Zugabe. Um 3 Uhr fuhren wir weg, und haben um halb 7 Uhr mit zwei beladenen LKWs das Lager erreicht. Verpflegung war prima. […] 27. Oktober 1942 Waren heute Nachmittag in Tullnerbach - mit dem Holzgasauto und sind erst um 7 Uhr angekommen. Bin schon mit dem Holzgasauto über eine Stunde gefahren, geht mir ganz gut dabei. Herzliche Grüße an alle, Karl 31. Oktober 1942 Heute waren wir noch in Neulengbach und Nachmittag war die Prüfung bis halb 5 Uhr. War eine recht langwierige Sache, als Prüfer war ein Oberleutnant und sind von uns 6 Mann 4 durchgekommen. Bin einesteils froh, dass ichs hinter mir habe, auf der anderen Seite war es ein guter Grund, da ich nicht mit den anderen ausrücken brauchte. Nächste Woche geht halt die Sache wieder von vorne los. Sie wissen ja nicht mehr was sie mit uns anfangen sollen. Jetzt wird halt jeden Tag die ganze Exerziererei wiederholt. Hab gleich meinen Führerschein abgeben müssen, da die Prüfung vorgemerkt wird. Brauche auch ein Etui zu diesem Zwecke, wirst schon etwas auftreiben. […] 18. November 1942 Meine Lieben! Wir sind am Sonntag um 4 Uhr verladen worden, es war daher keine Gelegenheit euch noch einmal zu sehen. Am Montag um 1 Uhr Mittag passierten wir Ybbs-Kemmelbach, es war niemand am Bahnhof, als der Bahndienst, den ich (wir fuhren sehr schnell), zugerufen habe, er müsste es dir sagen, ob ers gehört hat, weiß ich nicht. In Pöchlarn erhielten wir Suppe und Brot und blieben eine Stunde zu Mittag. Regensburg waren wir um 4 Uhr und sind jetzt auf einer Zwischenstation, die ich nicht mehr nennen darf. 20. November 1942 Anschrift: Grafenwöhr Bau Nr. 43 a Stube Nr. 5 Ktf. Löb Karl Bitte dich um Zigaretten oder Tabak, sonst nichts, wenn möglich frage bei der Post ob du Express senden kannst, damit ichs noch bekomme. War jetzt Vormittag eingeteilt in der Küche und habe dort Kartoffel mit Salz bekommen. Wo mein Weg hingehen wird, wirst dir sicher denken können, ich kann es nicht schreiben, da die Post geprüft wird, um der Spionage keine Möglichkeit zu geben. Wege die unternommen werden….. Schau auf dich, Helga und Mutter und denk immer es trifft Millionen von Menschen, wo Männer eingerückt sind. Wenn du 4 oder 5 Tage keine Nachricht bekommst, so bin ich nicht mehr hier, so bin ich auf dem Weg…. Truppenlager in Grafenwöhr, Postkarte Kameraden in St. Pölten, Karl Löb in Bildmitte (mittlere Reihe, Mitte) 23. November 1942 Liebste Poldi! Heute Montag sind wir ausgestattet worden und weiß noch keiner, wann wir von hier fort kommen. So eine Ausstattung dauert immer 1-2 Tage. Nachricht von dir hab ich noch keine bekommen, schreibe mir aber ob du von mir Briefe bekommst. Ich trachte auch diesen Brief an dich vom Lager aufzugeben. Die Verpflegung ist wie in den ganzen Lagern gleich, ich muss mich halt strecken wie ich kann. Wir haben sozusagen einen Dienstplan um eben etwas zu machen, außer Sonntag keine Gelegenheit nach Grafenwöhr hineinzukommen und ist wie ich dir schon geschrieben habe, eine kleine Ortschaft, wo man außer Bier fast nichts bekommt. Ich könnte dir von hier aus telefonieren aber es hat ja keinen Sinn, weil ich ja dringend nichts benötige und das Gespräch über 6 Kr kostet. Wir hätten von hier 39 km nach Bayreuth, wo immer die Festspiele abgehalten werden. Wann wir weggehen ist noch unbestimmt und kommt über Nacht und es ist nicht ausgeschlossen, dass der Weg noch einmal über Wien geht, aber nicht nach...