Linscott | Tod in Biarritz | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 306 Seiten

Reihe: Ein Fall für Nell Bray

Linscott Tod in Biarritz

Historischer Kriminalroman ¦ Ein Fall für Nell Bray 1
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98952-835-2
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Historischer Kriminalroman ¦ Ein Fall für Nell Bray 1

E-Book, Deutsch, Band 1, 306 Seiten

Reihe: Ein Fall für Nell Bray

ISBN: 978-3-98952-835-2
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Die kalte Hand des Todes lauert in den Schatten der schillernden High Society ...  Frankreich um die Jahrhundertwende: Es ist Frühling an der Riviera und wie jedes Jahr vergnügt sich dort der britische Adel auf mehr oder minder salonfähige Weise - bis der Tod einer Edelprostituierten zum großen Skandal wird: Denn Topaz Brown hinterließ ihr beachtliches Vermögen ausgerechnet der britischen Frauenbewegung! Die berüchtigte Suffragette Nell Bray ist entschlossen, die Hintergründe dieser rätselhaften Erbschaft zu ermitteln - und macht sich mit ihren Nachforschungen in der feinen Gesellschaft keine Freunde. Als sie die Liebhaber und Feinde der Verstorbenen ausfindig macht, wird ihr bald klar, dass hinter der glamourösen Fassade der Topaz Brown mehr steckte als verruchter Exzess - sie hütete die Geheimnisse mächtiger Männer ...  Fans von Agatha Christie und Susanne Goga werden von dieser historischen Krimi-Reihe begeistert sein! Alle Bände können unabhängig voneinander gelesen werden. Alle Bände der Reihe:  Band 1: Tod in Biarritz  Band 2: Mord im Sanatorium  Band 3: Ein Todesfall in Westminster  Band 4: Der Mord am Mont Blanc Die Bände sind unabhängig voneinander lesbar.  

Gillian Linscott wurde 1944 in Yorkshire geboren. Als Journalistin schrieb sie unter anderem für den »Guardian« und »BBC« bevor sie sich ganz ihren Kriminalromanen zuwandte. Ihre Reihe um die Suffragette Nell Bray wurde mit dem Herodotus Award sowie dem Ellis Peters Award ausgezeichnet. Linscott lebt heute in Herefordshire, England. Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihre Nell-Bray-Reihe mit den Einzeltiteln »Tod in Biarritz«, »Mord im Sanatorium«, »Ein Todesfall in Westminster« und »Der Mord am Mont Blanc«.
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Kapitel 1


Die Geschichte fing für mich Mitte April an, nur neun Tage nach meiner Entlassung aus dem Gefängnis von Holloway. Ich erholte mich in meinem Hause in Hampstead, genoß es, wann immer ich wollte ein Bad nehmen und mich endlich wieder um meine Katzen kümmern zu können – bis zu dem Augenblick, da draußen ein Wagen hielt, dem Emmeline Pankhurst entstieg.

»Nell, meine Liebe, ich möchte, daß du sofort nach Biarritz fährst.«

»So schlecht steht es doch wirklich nicht um mich«, gab ich zurück. »Ein Wochenende auf dem Land ist völlig ausreichend.«

Emmeline dann und wann hochzunehmen ist etwas, was ich mir einfach nicht verkneifen kann. Bei all ihren herausragenden Eigenschaften mangelt es ihr eindeutig an Sinn für Humor.

»Es handelt sich um eine delikate Angelegenheit. In Biarritz ist eine Frau gestorben, unter tragischen Umständen. Sie hat uns eine ansehnliche Summe Geld hinterlassen.«

»Wieviel?«

»Ungefähr fünfzigtausend Pfund.«

»Wunderbar. Das bedeutet, wir können für die nächste Wahl fünfzig weitere Kandidatinnen aufstellen. Wer war sie denn?«

Ausnahmsweise schien Emmeline um Worte verlegen zu sein.

»Es fällt mir nicht leicht, dir das zu sagen, Nell.«

»Zumindest dürfte doch ihr Name bekannt sein.«

»Eine gewisse Miss Brown.«

Ich wartete ab.

»Sie hatte einen nom de guerre, wie man so sagt. Topaz.«

Ich wartete weiterhin ab.

»Sie war eine ... eine ...«

»Wenn es sich um die Topaz Brown handelt, von der ich gehört habe«, kam ich ihr zu Hilfe, »dann war sie eine höchst erfolgreiche Prostituierte.«

Emmeline nickte und errötete wie ein Schulmädchen.

»Sie ist tot?«

»Dem Vernehmen nach hat sie Selbstmord begangen. Vermutlich hat sie ihr liederlicher Lebenswandel dazu getrieben.«

»Und sie hat uns ihr ganzes Geld vermacht. War sie eine von uns?«

»Wohl kaum. Die Frage ist, ob wir es annehmen können.« »Fünfzigtausend Pfund? Natürlich nehmen wir an.« Um unsere Finanzen wußte ich besser Bescheid als Emmeline.

»Ich dachte mir, daß du so reagieren würdest. Deshalb sollst du ja auch nach Biarritz fahren und unsere Interessen wahrnehmen. Zumal du des Französischen mächtig bist.«

Die Aussicht, mich wochenlang mit französischen und englischen Anwälten und höchstwahrscheinlich auch mit streitsüchtigen Verwandten herumzuschlagen, war zwar nicht nach meinem Geschmack, aber fünzigtausend sind fünfzigtausend. Außerdem ist Neugier eine Schwäche von mir, zu der ich mich uneingeschränkt bekenne, und ich war bereits dementsprechend gespannt, was es mit dem Vermächtnis von Topaz Brown auf sich hatte.

»Wie haben wir davon erfahren?«

Emmelines Miene verdüsterte sich. »Ich erhielt gestern ein langes Telegramm von Roberta Fieldfare. Sie scheint sich in Biarritz aufzuhalten. Weiß der Himmel, warum.«

»Bobbie? Ihre Mutter, das heißt Lady Fieldfare und ich teilten uns eine Zelle.«

Sie saß drei Monate ab, weil sie einen Minister des Kabinetts mit Pferdeäpfeln bombardiert hatte. Ihre Schwester Maud, trotz ihrer neunundsechzig Jahre um einiges zielsicherer, hatte einen Volltreffer gelandet und dafür vier Monate erhalten.

Die Fieldfares – Tante, Mutter und Tochter – engagieren sich mit beispiellosem Eifer für unsere Sache, dem Wahlrecht für Frauen, sind jedoch, eine wie die andere, unberechenbar wie wilde Kaninchen. Zu den von Emmeline geschätzten Verbündeten zählen sie nicht.

»Ich suche Bobbie auf, sobald ich da bin. Hat sie gesagt, wo sie wohnt?«

»Mir wäre es lieber, wenn du das bleiben ließest, Nell. Und wenn das, was du in Biarritz zu erledigen hast, so diskret wie möglich geregelt werden könnte.«

Mit anderen Worten: das Vermächtnis klammheimlich auf das Bankkonto der Women’s Social and Political Union schleusen, ohne ein weiteres Wort über seine Herkunft zu verlieren.

Ich versprach, mein Bestes zu tun, vertraute meiner Nachbarin die Pflege meiner an Kummer gewöhnten Katzen an und wälzte Fahrpläne. Am Montag morgen um zehn Uhr verließ ich den Bahnhof Charing Cross; Dienstag früh, um sieben Uhr siebenundzwanzig mit dem Nachtzug aus Paris eintreffend, betrat ich den sonnenüberfluteten Bahnsteig in Biarritz – sechs Tage nachdem Topaz tot aufgefunden worden war. Auf der Fahrt hatte ich meinen Baedeker zu Rate gezogen und eine preislich annehmbare Pension entdeckt, das St-Julien in der Avenue Carnot, zwar nicht am Meer, dafür unweit des Stadtzentrums gelegen. Ich nahm mir eine Mietdroschke dorthin, ließ mir ein Zimmer zuweisen, stellte meinen Koffer ab, ging ins Café nebenan frühstücken. Bei Kaffee und Croissants legte ich mir einen Terminplan zurecht.

Eine der wenigen Einzelheiten, die ich noch in London hatte in Erfahrung bringen können, war, daß man die Leiche von Topaz Brown in den von ihr bewohnten Räumen im Hôtel des Empereurs gefunden hatte. Also beschloß ich, mich zunächst einmal dort umzuschauen.

Ich war noch nie in Biarritz gewesen, und obwohl ich wußte, daß der König durch seine Besuche dazu beigetragen hatte, diesen Urlaubsort zu einem Treffpunkt von Rang und Namen zu machen, war ich, besonders nach dem grauen Gefängnisleben, überwältigt vom Luxus und der Unbeschwertheit, die hier herrschten. Der Großteil der Grandhotels drängte sich um das Casino und das hinter dem Atalaye, einer felsigen Gebirgsnase, gelegene Kurhaus. Ein endloser Sandstrand erstreckte sich sowohl nach Norden wie auch nach Süden, zur spanischen Grenze hin. Mit unerhörter Wucht schlugen die Wellen gegen die Klippen, und vom Atlantik wehte eine steife Brise; die Frühaufsteher jedoch, die vor den Hotels herumbummelten, erweckten allesamt den Eindruck, als kämen sie geradewegs aus Mayfair. Diener schoben gehbehinderte ältere Herrschaften in Badestühlen, Frauen bemühten sich verzweifelt, ihre mit Vogelschwingen und Seidenbändern aufgeputzten Hüte, die wie geschaffen schienen, davonzufliegen, festzuhalten, Kindermädchen in Uniform umklammerten Patschhändchen von Winzlingen in Matrosenanzügen. Noch schätzungsweise ein paar Jahre, und die elegante Welt würde weiterziehen, Biarritz den Wellen und Fischern überlassen. Bis dahin überragten die Grandhotels die Promenade wie aneinandergereihte Ozeanriesen vor Anker.

Das Hôtel des Empereurs, eines der größten und neuesten des Ferienorts, war nicht schwer zu finden. In neubarockem Stil erbaut, in jedem Stockwerk mit bauchigen schmiedeeisernen Balkons bestückt, die Fassade überladen mit Girlanden, verspielten Nymphen und Seepferdchen aus Terracotta. Zwei Karyatiden links und rechts der Eingangsstufen ragten bis zum ersten Stock empor, stützten mit ihren Häuptern einen Balkon. Den Abschluß des sieben- oder achtstöckigen Baus bildete jeweils ein rundes, mit einem kupfernen Haubendach bestücktes Begrenzungstürmchen in Form eines auf den Kopf gestellten Eierbechers. In beiden Türmen befanden sich Fenster mit Blick nach Norden, Süden und aufs Meer. Bei dem rechten waren die Jalousien heruntergelassen. Ich stand eine Zeitlang da, beobachtete die Leute, die das Hotel betraten oder herauskamen, fragte mich, wie es sein mochte, wenn man all dessen so überdrüssig war, es derart satt hatte, daß es geradezu eine Erlösung sein mußte, ein für allemal Schluß zu machen. Natürlich war ich auf Topaz’ Geld erpicht, hielt es aber für meine Pflicht und Schuldigkeit, etwas mehr über sie in Erfahrung zu bringen.

»Meine persönliche Meinung ist die ...«, sagte der Anwalt. Er stand von seinem Schreibtisch auf, machte sich nervös an einem Stapel Papiere zu schaffen, trat ans Fenster, so als zögerte er, seine Gedanken preiszugeben. »Meine persönliche Meinung ist die, daß Miss Brown eine äußerst liebenswerte und gleichermaßen geschäftstüchtige Frau war. Bis zur Abfassung dieses Testaments erachteten wir sie als die ideale Mandantin schlechthin.«

Wie sich herausgestellt hatte, war Topaz’ Anwalt Engländer, dessen Kanzlei im selben Gebäude wie das Konsulat lag. Da so viele wohlhabende und einflußreiche Engländer mehrere Wochen im Jahr in Biarritz verbrachten, lag es auf der Hand, daß die professionellen Berater ihren Spuren folgten.

»Sie war demnach schon längere Zeit Ihre Klientin?«

»Seit einigen Wochen. Wir regelten für sie eine Grundstücksübertragung. «

Er zeigte sich entgegenkommender...



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