Linnemann | In der Höhle des Bösterhasen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 104 Seiten

Linnemann In der Höhle des Bösterhasen


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7534-5225-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 104 Seiten

ISBN: 978-3-7534-5225-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Maximilian ist verschwunden. Antonia wird Schwierigkeiten bekommen, denn eigentlich sollte sie auf ihren jüngeren Bruder aufpassen. Jetzt liegt sein geliebtes Spiderman-Fahrrad einsam und vergessen am Eingang der Höhle im Wald. Nie dürfe sie dort hineingehen, hat ihre Großmutter Antonia von frühester Kindheit an eingebläut. Furchtbare Dinge würden in dieser Höhle auf sie lauern. Aber das sind alles nur Ammenmärchen, nicht wahr? Also macht Antonia sich auf ins Dunkel, um ihren Bruder zu finden.

Diandra Linnemann ist diplomierte Übersetzerin und Autorin etlicher fantastischer Bücher und Kurzgeschichten. Neuerdings erforscht sie mit "Gruftgeflüster" die unheimlichen Begebenheiten vor der eigenen Haustür. In ihren Geschichten geht es um große und kleine Themen, Menschen und Monster, Tentakel und Tee-Orakel.

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DREI
ANTONIA HATTE KEINEN zweiten Blick für diesen schönen Frühlingstag übrig. Sie verpasste einem herumliegenden Kiesel einen Tritt. Verfluchte Kack-Eltern, schimpfte sie im Geist vor sich hin. Nicht nur, dass sie Hausarrest hatte. Nicht nur, dass sie ihr iPhone einkassiert hatten. Jetzt musste sie auch noch auf diesen lästigen Nervzwerg von Bruder aufpassen. Und das alles wegen einem einzigen lächerlichen Fläschchen Nagellack. Irgendwo in der Ferne flatterte etwas Rotes. Antonia sah nur kurz hin. Max liebte es, stundenlang auf dem Wanderweg im Kreis zu fahren und gegen imaginäre Feinde zu kämpfen. Warum er das nicht einfach zuhause machte, wo sie wenigstens in Ruhe Musik hören konnte, war ihr ein Rätsel. Patsch! „Verfluchte Mistkacke!“, schimpfte Antonia und betrachtete ihren linken Stoffschuh. Ein Markenprodukt, von Oma zu Weihnachten bekommen. Jetzt praktisch ruiniert. Dreckspfütze. Kackwald. Und nicht einmal Jonas oder Leila konnte sie anrufen, um sich zum Abhängen zu verabreden. Ach, das hätte Max sowieso weitergetratscht. Der kleine Quasselbalg. Von wegen, er war ein Held. Eine nervige Petze war er, die gerne im Dreck spielte und allen auf den Sack ging! Und alles ließen die Erwachsenen ihm durchgehen, weil er ja noch so klein und niedlich war. Für sie hieß es dann immer: Du musst Verständnis haben. Oder: Geschwister sollen zusammenhalten. Oder Denk dran, du bist jetzt ein Vorbild! Vorbild, von wegen. Wohl eher eine verpatzte erste Chance! Antonia hatte sich schon lange ausgerechnet, dass ihre Mutter bei der Hochzeit bereits im fünften Monat schwanger gewesen war. Die Ausbildung hatte sie wegen der kleinen Tochter unterbrochen und dann nie wieder angefangen. Das Geld war lange ziemlich knapp gewesen. So zog man doch kein Wunschkind groß! Aber dafür hatten sie jetzt Max. An dem konnten sie sich nach Herzenslust austoben und Antonia als gratis Babysitterin einsetzen. Sie wich dem zottigen Köter einer grauhaarigen Spaziergängerin aus und setzte ihren Strafmarsch fort, die Hände tief in den Taschen ihres babyblauen Sweaters vergraben. Wenigstens schien die Sonne. Sonnenlicht war gut gegen Pickel, hatte sie gehört. Irgendwo krächzte ein Vogel. Ansonsten war es still. Viel zu still. Kein Fahrrad-Rattern. Keine aufgeregten Rufe, weil Max mal wieder aufregend geformte Kaninchenkacke oder einen toten Vogel gefunden hatte. Dieser Knirps konnte einem so sehr auf den Zeiger gehen! Trotzdem war es nicht gut, wenn es zu still war. Eine von Antonias absoluten Horrorvorstellungen war, dass Max ohne sie wieder nach Hause fuhr, weil er plötzlich ein Eis wollte oder dringend eines seiner Stofftiere für ein Abenteuer brauchte. Das Donnerwetter, das es dann gäbe, wollte sie sich lieber nicht ausmalen. Sie reckte den Hals und versuchte, zwischen den sich spärlich begrünenden Zweigen und Büschen das vertraute Rot seines Rades zu erspähen. Keine Chance. Dieser kleine Mistkäfer! Bestimmt versteckte er sich, um sie zu erschrecken. Trotzdem ging Antonia ein wenig schneller. Sie wusste, dass Max oft nur Flausen im Kopf hatte und nicht darüber nachdachte, was alles passieren könne. Nicht, dass es hier im Wald besondere Gefahren gegeben hätte – sonst würden die Eltern sie ja wohl kaum hier spielen lassen. Gut, im Moment gab es sowieso kaum Alternativen. Wo war der nur? Zwischen Brombeerranken und noch größtenteils kahlen Ästen leuchtete etwas Rotes an einer Felsformation, einige Meter vom Wanderweg entfernt. Leise fluchend kämpfte Antonia sich einen schmalen Trampelpfad entlang. Die Dornenranken griffen nach ihren bloßen Knöcheln. Was hatte Max sich nur dabei gedacht? „Max!“, rief sie, „Maximilian! Komm raus!“ Sie blieb stehen und lauschte, aber es kam keine Antwort. „Hör schon auf, dich zu verstecken!“ Das Rot, das sie vom Weg aus gesehen hatte, gehörte tatsächlich zu einem Kinderfahrrad. Antonia erkannte es an dem albernen Comicheld auf der Fahrradklingel. Max hatte sie zu Weihnachten bekommen. Sie blieb stehen und drehte sich auf der Stelle im Kreis. „Das ist nicht witzig!“ Sie wartete einen Augenblick. „Wenn du jetzt nicht rauskommst, geh ich allein nach Hause!“ Doch auch diese Drohung hatte nicht den erhofften Erfolg. Ihr kleiner Bruder blieb verschwunden. Sie legte den Kopf in den Nacken. Ob er auf die Felsen geklettert war? Leichtsinnig genug wäre er. Wahrscheinlich riss er sich gerade Löcher in die Hose, nur damit sie später Ärger bekam. Aber sie konnte da oben keine Bewegung erspähen. Antonia verdrehte die Augen. Was sollte das nur? Wahrscheinlich saß Max im Gebüsch und lachte sich ins Fäustchen. Der wusste natürlich, dass sie ihren Eltern unmöglich ohne ihn unter die Augen treten konnte. „Jetzt komm schon raus, du kleine Ratte!“, rief sie. „Du kannst auch meinen Nachtisch haben!“ Der Wald blieb still. Eine Amsel saß auf einem Zweig und beobachtete sie aus schwarzen Knopfaugen. Kein Maximilian. Allmählich bekam Antonia es mit der Angst zu tun. Max würde sein Fahrrad nie einfach so liegenlassen und weglaufen. Was, wenn er irgendwo heruntergefallen war? Oder wenn er über einen umgestürzten Baum gestürzt war und sich etwas gebrochen hatte? Vielleicht war er ganz nach oben auf die Felsen geklettert und kam nicht wieder runter? Sie sah noch einmal hinauf und kniff die Augen zusammen, weil die Sonne sie blendete. „Max, komm da runter! Ich seh dich!“, bluffte sie. Aber kein Lausbubengesicht thronte über ihr in den Zweigen und grinste über diesen gelungenen Streich. Allmählich brach ihr kalter Schweiß aus. Plötzlich ertönte eine fremde Stimme hinter ihr. „Was brüllst du denn hier so rum?“ Antonia wirbelte auf dem Absatz herum und verlor auf dem trockenen Vorjahreslaub beinahe das Gleichgewicht. Vor ihr stand ein fremdes Mädchen mit goldbrauner Haut, schwarzen Locken und fast genauso dunklen Augen. Antonia hatte es noch nie zuvor gesehen. „Hast du mich erschreckt!“, keuchte sie und griff sich an die Brust. „Gern geschehen. Was denkst du denn, was passiert, wenn du so durch den Wald brüllst? Ich bin Jaimie.“ Die Fremde grinste und winkte. Sie trug helle, hautenge Jeans und einen weiten schwarzen Parka, der um sie herumflappte wie ein Cape, wenn sie gestikulierte. Darunter war ein Oberteil mit einem bunten Aufdruck zu sehen – Streifen in verschiedenen Orangetönen, die in der Mitte in Flammen aufgingen. „Antonia. Sag, hast du zufällig einen kleinen blonden Jungen ohne Fahrrad gesehen?“ Antonia gab sich Mühe, nicht zu starren. Jugendliche kamen eigentlich nicht in den Wald. Sie trafen sich vielleicht in der Nähe des Friedhofes für Mutproben oder um zu quatschen, während sie Eistee und Red Bull tranken und all die selbstgekauften Süßigkeiten aßen, die ihre Eltern ihnen zuhause nicht erlaubten. Die Fremde schüttelte den Kopf. „Tut mir leid. Aber wenn du ein paar Tage wartest, kann ich dir einen besorgen.“ Ihr Grinsen wurde breiter. „Das ist nicht lustig!“, brauste Antonia auf. „Mein Bruder versteckt sich hier irgendwo.“ Sie merkte, dass ihr die Tränen in die Augen traten, und blinzelte sie wütend weg. „Tut mir leid.“ Sofort wurde Jaimie wieder ernst. „Gesehen habe ich ihn nicht, aber ich kann dir suchen helfen.“ „Ich brauch deine Hilfe nicht.“ „Du kannst sie trotzdem haben.“ Jaimie machte ein ernstes Gesicht. „Oder willst du lieber allein herumlaufen und die Vögel erschrecken?“ Zwei Augenpaare sahen vielleicht wirklich mehr als eines. Antonia schüttelte den Kopf. „Das wäre nett. Entschuldigung, ich hab einfach einen Scheißtag, und jetzt treibt diese kleine Ratte mich in den Wahnsinn!“ „Kann ich mir vorstellen. Er heißt Max, nicht wahr?“ Antonia erstarrte. „Woher weißt du das?“ Jaimies Gesicht wurde finster. „Ich habe Voodoo-Zauberkräfte “, deklamierte sie mit unheimlicher, tiefer Stimme. Dann musste sie lachen. „Quatsch, das hast du grad doch die ganze Zeit gerufen.“ Antonia spürte, wie sie knallrot wurde, und schlug die Hände vors Gesicht. „Ach, lass doch. Alles halb so wild. Außerdem siehst du süß aus, wenn du rot wirst.“ Warte, was? „Bist du immer so direkt?“ Jaimie lachte. „Wie soll ich sonst Leute kennenlernen? Wir sind gerade erst hergezogen, und hier oben ist mal fett nichts los! Und jetzt komm, suchen wir deinen Bruder.“ Das taten sie dann auch. Gewissenhaft suchten sie dieses Stück Wald ab, schauten in jede Ecke und riefen nach Maximilien. Der blieb natürlich wie vom Erdboden verschluckt. Nach einigen Minuten trafen sie sich am Fahrrad wieder. „Bestimmt ist er nach Hause gelaufen, weil er auf Klo musste“, schlug Jaimie vor. „Ohne sein Fahrrad geht er nirgendwo hin!“ Antonia dachte...



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