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E-Book, Deutsch, 332 Seiten

Linnemann Hirschkönig

Ein historischer Fantasy-Roman über die Varusschlacht: Der Kampf gegen das römische Reich und um eine unerreichbare Liebe
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7693-3800-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein historischer Fantasy-Roman über die Varusschlacht: Der Kampf gegen das römische Reich und um eine unerreichbare Liebe

E-Book, Deutsch, 332 Seiten

ISBN: 978-3-7693-3800-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein junger Krieger und eine Entscheidung: Der Kampf um die Freiheit gegen das römische Reich oder für seine große Liebe? Beinahe die gesamte bekannte Welt ist von den Römern unterjocht. Durch Bestechung, Überredung und rohe Gewalt wurden die freien Stämme Germaniens an das römische Reich gebunden. Junge Männer werden als Geiseln nach Rom gebracht, um dort die Errungenschaften der modernen Welt kennenzulernen und später den Segen der Zivilisation zurück in ihre Dörfer zu tragen. Der junge Cherusker Siegfried ist einer von ihnen. Zurück am Rhein steht er den Römern mit Rat und Tat beiseite, um zu verhindern, dass Chaos und Gewalt sich in den germanischen Wäldern ausbreitet. Doch schon bald kommen ihm die ersten Zweifel - ist das Imperium tatsächlich der Schlüssel zur Ordnung oder die größte Bedrohung für seine Heimat? Gemeinsam mit Freunden und Familie arbeitet er an einem selbstmörderischen Plan, die Freiheit zu erkämpfen. Sein Gegner: Niemand Geringeres als die stärkste Armee der Welt. Doch wie viel bedeutet der Sieg, wenn die Liebe seines Lebens unerreichbar bleibt? Ein episches Abenteuer voller Magie, Verrat und großer Gefühle - im historischen Setting der Varusschlacht.

Diandra Linnemann ist Übersetzerin für medizinische Texte und Autorin. Irgendwie ist sie im Rheinland hängengeblieben, aber das ist nicht schlimm. Sie mag Kaffee, Tiere und den Wald.
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19 Sommer später


Die warme Jahreszeit war beinahe unbemerkt über das Land gezogen, hatte die Feldfrüchte reifen lassen und die Wälder mit einer dichten Staubschicht bedeckt. Das Eichenlaub war matt und stumpf, eher grau als grün. Wenigstens spendeten die vereinzelt stehenden, majestätischen Bäume auch jetzt noch Schatten auf den Feldern. Die Tage waren noch warm, aber es wurde schon wieder früher dunkel, und man konnte die dunklen Monde, die vor ihnen lagen, auf der Zunge spüren. Herbstluft brachte immer einen unverwechselbaren Geruch mit sich – reif und weich, aber mit einer Spur von Süße und Fäulnis. Wie warmes Blut, wenn vor dem Winter geschlachtet wurde. Die Bäume zögerten noch, sich in ihre bunten Gewänder zu hüllen. In den frühen Morgenstunden war der Waldboden mit dichten Nebelschwaden bedeckt, die jedes Geräusch dämpften.

Noch war kein Wind aufgekommen, um die Dunstschleier zu zerreißen. Die kleine Gruppe von Reitern bewegte sich schweigend, Geistern gleich, durch die Landschaft. Sie waren bereits vor dem Morgengrauen aufgebrochen, hatten auf schmalen Wegen die Felder der tubantischen Bauern durchquert. Jetzt erreichten sie die ersten Ausläufer des germanischen Urwaldes, der sich so weit erstreckte, wie man es sich nur vorstellen konnte, nur hier und da unterbrochen von verstreut liegenden Behausungen und Feldern. Die hohen, schlanken Buchenstämme erinnerten sie an die Marmorsäulen römischer Prunktempel. Auch die Stille glich der in den Heiligtümern südlich der Alpen – nur, dass hier Vögel sangen, wo dort die Schritte vornehmer Priesterinnen in feinen Ledersandalen durch die Tempel hallten. Die Männer schwiegen. Ehrfurcht musste jeden ergreifen, der sich durch diese verzauberte Landschaft bewegte.

Die Reiter waren in bunte Wollstoffe gehüllt, deren Erwerb einigen von ihnen im sonnigen Rom noch unsinnig erschienen war. Jetzt waren sie froh über den zusätzlichen Schutz, denn nicht nur beinahe eine ganze Jahreszeit, sondern auch mehr als tausend Meilen lagen zwischen ihnen und dem Herz des römischen Imperiums, weit entfernt jenseits der Berge.

In den Mulden, die der weiche Boden formte, häufte sich das vermodernde Laub der letzten Jahre. Es verströmte einen angenehmen Duft nach fruchtbarer Erde und Verfall. Vorsichtig suchten die Pferde sich ihren Pfad zwischen herabgefallenen Ästen und weit verzweigten Kaninchenbauten. Ihre Reiter hingen schläfrig in den Sätteln und ließen die Zügel schleifen. Einen unbedarften Beobachter mochte das über ihre Profession hinwegtäuschen. Die Waffen, die sie mit sich führten, sprachen allerdings eine andere Sprache. Alle trugen Schwerter am Gürtel, die hierzulande selten waren. Die Waffen waren sorgfältig gepflegt, nicht unnötig verziert, und sie zeigten Spuren entschlossenen Gebrauchs. Seitlich an den Sätteln hingen mit Leder bespannte Schilde, denen man das Erlebte ansehen konnte. Die Männer hatten sie mit großer Sorgfalt wieder und wieder geflickt. Alle fünf waren nach römischer Sitte glattrasiert und trugen das Haar kurzgeschoren. Drei waren hellhäutig, zwei davon mit rotem Haar, einer weizenblond. Der nächste Reiter hatte olivfarbene Haut wie jemand, der sein ganzes Leben unter starker Sonne verbracht hatte, und derjenige, der den Schluss ihrer kleinen Karawane bildete, war so dunkel wie fruchtbarer, frisch gepflügter Boden nach einem Regenschauer. Je weiter sie Richtung Norden gekommen waren, desto häufiger hatte ihre kleine Truppe für Aufsehen gesorgt, und die sprichwörtliche Gastfreundschaft der Menschen auf dieser Seite des Flusses war geprägt gewesen von Furcht und Aberglauben. Immer öfter hatten sie im Freien genächtigt. Ihre Vorräte neigten sich dem Ende zu. Aber mit ein wenig Glück würden sie heute endlich ihr Ziel erreichen.

Die Männer reisten mit leichtem Gepäck und ließen ihre wenigen sperrigeren Habseligkeiten auf Wagen nachbringen, die von den heimkehrenden Hilfstruppen begleitet wurden. Ihr Anführer – der weizenblonde Krieger – wollte so schnell wie möglich in seine Heimat zurückkehren. Sie wirkten übernächtigt und verschlafen, aber ihren geschärften Sinnen entging nicht das Geringste.

Nur das gedämpfte Geräusch der Hufe hing zwischen den Bäumen, als sie sich einer im Morgenlicht dampfenden Lichtung näherten. Dichte Brombeerranken markierten den Übergang von Wald zu offenem Gelände. Zwischen den dunkelgrünen Blättern hingen schwarze, überreife Beeren, an denen sich ein paar Meisen gütlich taten. Als die Vögel die Fremden bemerkten, flogen sie laut zeternd auf und suchten in den Ästen der umstehenden Buchen Zuflucht. Von dort aus beobachteten sie argwöhnisch das Treiben am Boden und schimpften. Sie würden dieses reichhaltige Spätsommerfrühstück nicht ohne weiteres aufgeben.

Drei der Männer zügelten ihre Pferde, sprangen federnd auf den weichen Waldboden und begannen, die saftigen Früchte zu pflücken, um sich eine kleine Zwischenmahlzeit einzuverleiben. Ihre Mägen waren nach einem spärlichen Frühstück schon wieder leer. Während sie sich entlang der Dornenranken bewegten, riefen sie Witze und Schmähworte hin und her und versuchten, einander an Einfallsreichtum zu überbieten. Sie hatten gute Laune. Sie waren nicht auf dem Weg in die Schlacht. Dies hier war nicht feindliches Gebiet. Ihre Chancen, den heutigen Tag zu überleben, standen überdurchschnittlich gut.

Ihr Anführer war nicht abgesessen. Er hatte einen wohlbekannten Geruch bemerkt, der zwischen den Nebelfäden in der stillen Morgenluft hing, und lenkte seinen dunkelbraunen Wallach vorsichtig durch eine Lücke in der Brombeerhecke. Das Licht der niedrigstehenden Sonne blendete ihn für einen Moment, und er schützte seine Augen mit erhobener Hand. Ein leichter Schenkeldruck trieb sein Pferd vorwärts.

Die Lichtung war hüfthoch bewachsen und die Grashalme bereits gelblich verfärbt. Zwischen den höchsten Halmen spannten sich taubenetzte Spinnweben wie Räder aus Kristall. Sie funkelten im Sonnenlicht. Zwei Kaninchen sprangen mit riesigen Sätzen auf. Ihre Ohren waren einen Moment über dem Gras sichtbar und verschwanden dann hakenschlagend auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung. Nur die sich wiegenden Grashalme verrieten ihre Flucht. Die Szene wirkte friedlich – bis auf eine Stelle, an der das Gras niedergetrampelt war. Vorsichtig näherte der Reiter sich. Sein Pferd tänzelte und schnaubte, warf den Kopf auf – es kannte diesen Geruch ebenfalls, eine Mischung aus Latrine und Schlachthof. Damit hatten sie in den vergangenen Jahren ihren Lebensunterhalt verdient. Seine Ohren zuckten nervös, als sie die Mitte der Lichtung erreichten.

Inmitten aufgewühlter Erde lag ein gewaltiger Hirsch auf der Seite, der Leib eine klaffende Wunde. Zerfetzte Gedärme quollen hervor und ergossen sich auf den Waldboden wie in einer Karikatur eines Füllhorns. Es war noch zu früh am Tag für Fliegen. Dampf quoll aus der offenen Bauchhöhle. Die trüben Augen waren weit aufgerissen. Sie blickten staunend auf die Welt, zu der das stolze Tier nicht länger gehörte. Auch auf dem ausladenden Geweih hatten sich bereits Tautropfen gesammelt, die wie von Zauberhand genau in diesem Moment zu funkeln begannen. Majestätisch schob die herbstliche Morgensonne sich über die Baumwipfel und entfaltete einmal mehr ihre verblassende Pracht. Innerhalb weniger Augenblicke zerstoben die Nebel. Es schien kälter zu werden.

Die anderen Männer hatten bemerkt, dass ihr Anführer seinen Teil an der Brombeerausbeute nicht eingefordert hatte. Sie folgten ihm zu Fuß auf die Lichtung, die Zügel ihrer Pferde lässig um die Arme geschlungen. Das Pferd des Schwarzen folgte ihm ohne die Hilfe von Zaumzeug, mit gesenktem Kopf und halbgeschlossenen Augen. Es ließ sich weder von der Umgebung noch von den Gerüchen aus der Ruhe bringen. Die anderen Pferde tänzelten unruhig.

»Hey, Arminius! Was ist los? Kaum sind wir in deinen gottverlassenen Wäldern, schon entwickelst du gespenstische Marotten!«, rief der Mann mit der olivfarbenen Haut lachend. Seine braunen Augen funkelten. »Brombeeren?«

»Rede doch nicht immer so geschwollen, Dariush!«, antwortete einer der rothaarigen Hünen mit dröhnendem Bass. Dann wandte er sich um und warf einen Blick auf das tote Tier. Seine Augen verengten sich zu kleinen, wässrigen Schlitzen. »Das Schutztier deiner Sippe – ein schlechtes Omen.«

Der, den sie Arminius nannten, schüttelte den Kopf. Vielleicht war es ein schlechtes Omen, vielleicht auch ein Willkommensgeschenk seiner Heimat. Die Götter, an die er sich aus seiner Kindheit erinnerte, hatten einen seltsamen Sinn für Humor. Er sprang aus dem Sattel und griff nach der kleinen Axt, die am Sattel hing. In den vergangenen Tagen hatten sie damit Feuerholz für ihre improvisierten Lager zerkleinert. Mit einem gezielten Hieb trennte er eine junge Geweihsprosse ab. Die Schnittflächen splitterten kaum. Das Sonnenlicht brach sich in den zitternden Tautropfen. Er zog eine gegerbte Sehne aus seinem schmächtigen Proviantbündel und schlang sie mit wenigen Handgriffen geschickt um die...



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