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E-Book, Deutsch, 444 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 230 mm

Link Bausteine für unsere ökumenische Zukunft

Erfahrungen und Vorschläge von Vancouver 1983 bis Karlsruhe 2021
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-374-06069-6
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Erfahrungen und Vorschläge von Vancouver 1983 bis Karlsruhe 2021

E-Book, Deutsch, 444 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 230 mm

ISBN: 978-3-374-06069-6
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mit den vielfältigen Feiern zum »Christusfest« im Jahr 2017 ist die Hoffnung auf einen »neuen ökumenischen Frühling« – so Papst Franziskus – wieder entflammt. Die Erwartungen richten sich auf den 3. Ökumenischen Kirchentag und die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen im Jahr 2021. Unsere ökumenische Zukunft braucht eine breite Basis und konkrete Gestalt. Hans-Georg Link trägt dafür fünf Bausteine zusammen: 1. die Schlüsselfragen christlicher Existenz als gemeinsame Grundlagen, 2. Einsichten aus den letzten fünf Vollversammlungen des ÖRK, 3. theologische Beiträge zur ökumenischen Vielfalt, 4. Vorschläge zu aktuellen Herausforderungen, 5. Ausblicke auf die konziliare Gemeinschaft im 21. Jahrhundert.
Das Buch beginnt mit einer Meditation über das Gebet Jesu um das »Einssein aller« und mündet in einen Ausblick auf das Jahr 2021.

Building Blocks for Our Ecumenical Future. Experiences and Suggestions from Vancouver 1983 to Karlsruhe 2021
With the many celebrations of the »Feast of Christ« in 2017, the hope for a »new ecumenical spring« – so Pope Francis – has been rekindled. Expectations are directed towards the 3rd Ecumenical Kirchentag and the 11th Assembly of the World Council of Churches in 2021. Our ecumenical future needs a broad basis and concrete forms. Hans-Georg Link brings together five building blocks: 1. the key questions of Christian existence as common foundations, 2. insights from the last five assemblies of the WCC, 3. theological contributions to ecumenical diversity, 4. proposals on current challenges, 5. perspectives on the conciliar fellowship in the 21st century.
The book begins with a meditation on the prayer of Jesus for the »oneness of all« and ends with a view to the year 2021.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Leben*
I. Unsere Lebenslage
Unsere Lebenslage ist dadurch gekennzeichnet, dass das menschliche Leben keine einfach natürliche Vorgegebenheit oder selbstverständliche Gegebenheit mehr ist, sondern in weitestem Umfang beeinflussbar und dadurch radikal fraglich geworden ist. 1. Beginn und Ende des Lebens
Trotz bleibender Begrenzung sind die Grenzen des Lebens dem menschlichen Zugriff nicht mehr entzogen. Wir sind heute nicht nur in der Lage, durch vielfältige Möglichkeiten der Geburtenkontrolle den Beginn eines neuen Lebens selber zu planen, sondern durch biochemische Eingriffe in die Genstruktur (Genmanipulation) sogar die physischen Eigenarten und charakterlichen Eigenschaften werdenden menschlichen Lebens zu beeinflussen. Der Aufschwung der medizinischen Wissenschaft hat die Dauer und die Fähigkeit menschlichen Lebens in für vergangene Zeiten ungeahnter und unvorstellbarer Weise dem Zufall der Natur wie der scheinbaren Unabänderlichkeit des Schicksals entrissen und in die Hände ärztlicher Kunst gelegt. Namentlich die seit Dezember 1967 vorgenommenen Herztransplantationen haben Meinungen, die dieses Organ als das unauswechselbare göttliche Zentrum des menschlichen Lebens betrachteten, hinfällig werden lassen. Selbst die Möglichkeit, selber Leben zu produzieren und damit den Homunculustraum der Menschheit zu verwirklichen, scheint nicht mehr ausgeschlossen. 2. Der Sinn des Lebens?
In einem eigentümlichen Kontrast läuft mit der fast ins Unbegrenzte wachsenden Fähigkeit, gestaltend in das Leben einzugreifen, die zunehmende Unfähigkeit parallel, den Sinn des Lebens zu begreifen. Das sinnlose und grauenhafte Morden und Sterben in den beiden Weltkriegen hat für zahllose Menschen das Widerfahrnis des Todes zur beherrschenden Lebenserfahrung werden lassen und damit in einer bis dahin unbekannten Tiefe eine radikale Krise des Lebensverständnisses heraufbeschworen. Es ist als Reflexion dieser fundamentalen Lebenskrise des 20. Jahrhunderts zu verstehen, wenn Martin Heidegger in seiner Existentialanalytik des menschlichen Daseins das Leben als ein »Sein zum Tode«1 definiert. Jene grundstürzende Verunsicherung unseres gesamten Lebensverständnisses, -verhaltens und -gefühls, der keine traditionelle Lebensphilosophie (z. B. Wilhelm Dilthey) oder idealistische Lebensverklärung Stand zu halten vermag, ist keineswegs überwunden. Vielmehr zeigt sich gegenwärtig jener »Verlust der Mitte« lediglich in anderem Gewand, wenn die einen sich blindlings ins Vergnügen stürzen, während andere sich resigniert in die Einsamkeit eines langweiligen Alltags zurückziehen. Je größer unsere Möglichkeiten zur Gestaltung des Lebens werden, desto weniger wissen wir, was wir mit ihnen anfangen und wie wir mit ihnen umgehen sollen. Wir wissen vielleicht zu viel über das Leben und verstehen zu wenig zu leben. So kommt es, dass wir uns den Zumutungen des Lebens nur allzu häufig – unsicher, orientierungslos, abgestumpft – verweigern, sei es in der historischen Distanz bürgerlicher Selbstgenügsamkeit oder durch die gnostisierende Flucht in einen christlichen, wissenschaftlichen bzw. selbstgezimmerten Elfenbeinturm oder durch die radikale Verneinung im Selbstmord. II. Das Geschenk des Lebens
In einer solchen Situation kann das biblische und namentlich das alttestamentliche Lebensverständnis einige wegweisende Orientierungspunkte geben, die zwar nicht die Lösung aller heutigen Lebensprobleme bedeuten – man sollte sich vor derartigen übertreibenden und unglaubwürdigen Behauptungen in Acht nehmen –, die aber dazu helfen können, sich in der Vielfalt von Lebensmöglichkeiten und dem Chaos von Lebensunfähigkeit zurechtzufinden. 1. Lebensbejahung
Da es heute alles andere als selbstverständlich ist, das eigene oder das Leben anderer zu akzeptieren und zu achten, vielmehr Verachtung, Angst und Verneinung des Lebens um sich greifen, gehört es mehr denn je zum Evangelium der christlichen Botschaft, das natürliche Leben als gute Gabe und Geschenk des Schöpfers zu verstehen und das geschichtlich sinnentleerte oder zerrüttete, weil verschuldete Leben, das seine Existenzberechtigung verwirkt hat, als von Christus übernommenes und vergebenes Leben zu verkündigen, das durch ihn von neuem bejaht und zu Stand und Wesen gebracht wird. Es bedarf eines bewussten Glaubensaktes, das eigene und fremde Leben mit seinen Irrungen und Wirrungen anzunehmen2 und als Chance zu be- und ergreifen. Wir können heutzutage gar nicht genug von der alttestamentlichen Lebensbejahung lernen, weil sie uns am meisten fehlt. Auch die Klage über ein vergebliches, nichtiges Leben (vgl. Prediger 1,2 f.) gewinnt erst auf dem Hintergrund der bejahten Gabe (vgl. Prediger 3,12 f.) ihre Dringlichkeit und Tiefe.3 Søren Kierkegaard nennt die Verzweiflung die eigentliche Lebenssünde der Christen4 und Friedrich Nietzsches Vorwurf, den man nicht mit dem billigen Hinweis auf die Unsichtbarkeit des Glaubenslebens abtun sollte, weist in ähnliche Richtung: »Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass ich an ihren Erlöser glauben lerne: erlöster müssten mir seine Jünger aussehen!«5 Wenn Lebensmut und Lebensfreude Gaben des Evangeliums sind, warum leben dann so viele Christen ängstlich und verkrampft? und ihnen generell ein christliches Begräbnis zu verweigern. Wie Jeremia (20,14 ff.) und Hiob (3,11 ff.) sich mit Selbstmordgedanken herumgetragen haben, kann ein ausweglos gewordenes Leben in einer verzweifelten Grenzsituation zu jenem verzweiflungsvollen Schritt führen (vgl. Jochen Klepper). 2. Geschichtlichkeit
Es kann heute nicht mehr genügen, mit dem antiken Christentum oder einem neuzeitlichen Naturalismus das Leben als einen zeitlosen, immer wiederkehrenden Rhythmus eines ewigen »Stirb und Werde« zu verstehen oder sich mit Goethe an den Busen der holden und guten Mutter Natur zu schmiegen.7 Der Gott Israels weist sein Volk mit der Gabe des kreatürlichen Lebens in die Aufgabe der geschichtlichen Verwirklichung ein. Leben bedeutet also, einen zeitlich begrenzten, einmaligen und unumkehrbaren Weg zu gehen, der sein Ziel erreichen wie verfehlen kann. Lebenserfüllung gewinnen wir nicht in stoischer Distanz auf der Zuschauertribüne (»ohne mich«), sondern im Engagement des Interesses (interesse = dabei-, dazwischen sein) für das Leben anderer. Das konkrete Eintreten Jesu für die Befreiung des unterdrückten, verdrängten, verratenen und »lebensunwerten« Lebens versperrt den Christen die Flucht in weltabgewandte fromme Selbstgenügsamkeit oder jenseitssüchtige Schwärmerei und verpflichtet sie stattdessen zur Teilnahme an dem konkreten gegenwärtigen Leben der Zeitgeschichte. »Die Sünde taugt nicht länger als Alibi für die Verleumdung des Lebens und der Welt«.8 Jesu Sterben für das Leben seiner Feinde lässt die Menschen nicht länger »ohne Hoffnung ihr Leben der Großen Weigerung […] hingeben«,9 vielmehr ruft und befreit es zur Annahme der Zumutungen des Alltags. 3. Sozialität
Das einsame »gezeichnete Ich« Gottfried Benns kann nach biblischem Verständnis nicht als die Regel, sondern lediglich als Grenzfall des Lebens gelten. Vielmehr leben wir in der Gemeinsamkeit aller Geschöpfe, des Volkes, der Gesellschaft, der Kirche, der Familie und des Gegenübers von Mann und Frau. Damit ist die Sozialität des Lebens gegeben. Wir leben nicht als geschlossene und voneinander isolierte Monaden (Leibniz) nebeneinander, sondern in Angewiesenheit aufeinander, Offenheit füreinander und Gesellschaftlichkeit miteinander. Angesichts der heutigen Möglichkeiten, hilfreich oder zerstörend in das menschliche Leben einzugreifen, haben wir in weitaus höherem Maß als frühere Zeiten die Gestaltung und Vernichtung des Lebens für- und miteinander zu verantworten. Diese soziale Verantwortung werden wir nur in der Dankbarkeit für die Gabe des Schöpfers und in der durch Christus neu begründeten Bejahung des Lebens recht übernehmen, ertragen und zum Guten wenden können. 4. Leib und Geist
Zum menschlichen Leben gehören auch Leib und Geist. Dabei handelt es sich nach biblischem Verständnis nicht um zwei konkurrierende Begriffe, die auf einen griechischen Geist-Leib-Dualismus hinauslaufen, vielmehr um zwei zusammengehörige Ganzheitsaussagen über das Leben. Asketische Negation, christlich-gnostische Abwertung sowie fromme Verdächtigung des leiblichen Lebens und seiner schöpfungsmäßigen Funktionen haben keinen Anhalt an dem Hauptstrom der biblischen Überlieferung. Warum verstehen gerade häufig die Christen so wenig, den Schrei der hungernden Völker nach »Notdurft und Nahrung des Leibes und Lebens«11 angemessen zu beantworten? III. Teilnahme am Leben Jesu
Das Johannes-Wort: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben« (Johannes 14,6) weist die Richtung, in der der »Sinn« des Lebens zu...


Link, Hans-Georg
Hans-Georg Link, Dr. theol., war Redakteur des Theologischen Begriffslexikons zum Neuen Testament und der Zeitschrift 'Evangelische Theologie', Gymnasiallehrer in Reutlingen, Gemeindepfarrer in Köln, deutscher Sekretär der internationalen Kommission für Glauben und Kirchenverfassung in Genf, Ökumenepfarrer des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region und Lehrbeauftragter an der Universität Köln für Ökumenische Theologie. Seit 2004 ist er Präsident der deutschen Region der Internationalen Ökumenischen Gemeinschaft (International Ecumenical Fellowship, IEF). Er gehört zum Vorstand der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit; 2017 hat er die Wittenberger Ökumenische Versammlung geleitet.



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