Ligensa | Töchter der Freiheit | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 496 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Ligensa Töchter der Freiheit

Roman
16001. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8437-1200-2
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 496 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-1200-2
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Christina Graber ist eine ungewöhnliche Frau. Mutig nutzt sie nach dem Krieg ihre Chancen: Sie setzt sich durch und macht aus ihrer kleinen Konditorei bei Baden-Baden ein erfolgreiches Backimperium, in das auch Tochter und Enkeltochter einsteigen. Doch das Leben als Unternehmerin ist nicht einfach. Mehrmals steht die Firma vor dem Aus, es gibt Neider - sogar in der eigenen Familie. Der nächste große Schlag droht, als Christinas eigener Bruder intrigiert und seiner Schwester das Geschäft kaputtmachen will. Die drei Frauen müssen sich behaupten und auch zu schlimmsten Krisenzeiten halten sie zusammen, um den Fortbestand der Graber-Dynastie zu sichern.

Elfie Ligensa schreibt erfolgreich Romane und Drehbücher und lebt mit ihrem Mann und einer eigenwilligen Katze in der Nähe von Köln.
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Prolog

»Dieses Jahr haben wir einen besonders schönen Baum.« Christina Graber sah zu der hohen Blautanne auf, die in einer Ecke des großen Wohnraums stand.

»Das sagst du jedes Jahr, Mutter.«

»Ich weiß. Aber für mich ist unser Weihnachtsbaum jedes Jahr wieder der schönste, den ich je gesehen habe.« Die Zweiundachtzigjährige lachte leise. »Nennt mich sentimental, das ist mir gleich. Für mich ist Weihnachten nun mal das wunderbarste Fest des Jahres.« Sie sah sich um. »Und wenn ihr alle herkommt und wir alle zusammen sind, ist es besonders schön.«

»Apropos alle zusammen …« Ihre Tochter Jasmin stand neben dem Christbaum und erneuerte einige der gelben Bienenwachskerzen, die zusammen mit dunkelroten Kugeln und Strohsternen die einzige Dekoration darstellten. Sie sah auf die Uhr. »Patricia und Steven kommen mal wieder zu spät.« Sie biss sich auf die Lippen. »Meine Tochter kann einfach nicht pünktlich sein. Nicht mal an einem Tag wie heute!«

»Sei nicht so streng mit ihr. Sie wird schon noch rechtzeitig hier sein.« Ein liebevolles Lächeln glitt über das Gesicht der alten Frau, das noch fast ganz ohne Falten war. »Das Baby hat sie eventuell aufgehalten, du weißt doch, dass mit so einem kleinen Wurm immer mal was sein kann. Außerdem ist der Gänsebraten noch nicht gar.«

Christina stand auf und trat ans Fenster. Draußen, im Vorgarten der Villa, stand ebenfalls ein Tannenbaum, und seine Lichter spiegelten sich auf der hellen Schneedecke. Ein paar vereinzelte weiße Flocken tanzten durch die Dunkelheit und glitzerten silbrig, wenn sie ins Licht der Kerzen kamen.

Vor Christinas Augen verschwammen die Lichter und Schneeflocken. Sie sah nach draußen, doch vor ihren Augen entstand das Bild eines kleinen Bäumchens, das ihr Vater heimlich im Forst geschlagen und auf der Wiese hinter dem halbzerstörten Haus aufgestellt hatte. Ein alter Zinneimer, mit Sand gefüllt, hielt die dürftige Pracht aufrecht. Anstelle von Kerzen hingen Holzäpfel, die die Mutter rot bemalt hatte, in den dünnen Ästen. Und Strohsterne, in deren Mitte ein Kreis aus Goldpapier glänzte.

Als mickerig und armselig würde man das Bäumchen heute bezeichnen, doch damals erschien es Christina der schönste Baum der Welt zu sein. Jahrelang hatten sie gar keinen Weihnachtsbaum gehabt, höchstens ein paar kleine Zweige, die eine Illusion von Weihnachtsfrieden vortäuschten. So wie die abgezählten Vanillekipferl, die nicht im entferntesten nach Vanille dufteten, aber zumindest eine Kipferlform aufwiesen. Und die kleinen runden Plätzchen mit der Marmeladenfüllung, die sie so liebte, waren aus Maismehl gebacken worden.

Und doch waren sie unendlich glücklich gewesen an diesem ersten Weihnachtsfest nach dem Krieg! Endlich Frieden! Endlich keine Angst mehr vor Bomben und Granaten. Vor plündernden Soldaten und vor nagendem Hunger.

»Ich brauche noch drei neue Kerzen.« Jasmin strich sich über das dunkelblaue Kaschmirkleid, dessen einziger Schmuck eine schmale Brillantnadel war. »Du hast doch noch zwei Päckchen besorgt, Michael?«

»Sicher doch.« Michael Wallmer schlug die Beine übereinander. »Sei nicht so nervös, Liebes.«

»Ich bin nicht nervös, ich bin sauer!«

»Musst du nicht sein. Spätestens zur Bescherung werden die jungen Leute da sein. Sie sind schließlich heute Morgen pünktlich in Frankfurt gelandet.« Christina lächelte ins Dunkel des Gartens hinein. »Das Baby hat eventuell Jetlag und weint. Der Flug war sicher strapaziös für so ein kleines Kind. Ach, ich bin ja so gespannt auf die Kleine!«

»Womit sollte das Baby sie aufhalten? Nimm sie nicht immer in Schutz, Mutter.« Jasmin Wallmer legte die langen Streichhölzer auf die antike Kommode, die links neben der Tanne stand, und griff nach ihrem Sektglas. Ihrem Mann, der in einem der bequemen Sessel saß und sich wieder dem interessanten Kunstband zugewandt hatte, in dem er zuvor gelesen hatte, warf sie einen knappen Blick zu.

»Aber das tu ich doch gar nicht.« Christina drehte sich um und ging zu ihrem Sessel zurück. Sie war mit ihren zweiundachtzig Jahren immer noch eine aparte Frau. Hoch gewachsen, schlank, das weiße Haar modisch kurz geschnitten. Seit einer komplizierten Hüftoperation vor drei Jahren ging sie bei schlechtem Wetter etwas mühsam, doch sie ignorierte die Beschwerden, so gut es ging.

Michael Wallmer legte mit einem kleinen Seufzer das Buch beiseite und ging durch eine breite Flügeltür hinüber in die Küche. Als er zurückkam, hielt er eine Sektflasche hoch. »Wer möchte noch ein Glas?« Er ging erst zu seiner Schwiegermutter, die zustimmend nickte, dann schenkte er Jasmin ungefragt nach. Kurz legte er ihr die Hand auf den Arm. »Sie kommt sicher gleich.«

Jasmin antwortete nicht, sondern wandte sich mit einer brüsken Bewegung ab und ging zum CD-Player. »Bach?« Sie wartete keine Antwort ab, sondern schob eine schon ausgewählte Scheibe ein.

Eine Weile sagte niemand etwas, nur die beeindruckenden Klänge von Bachs Weihnachtsoratorium schallten durch den großen Raum.

»Da sind sie ja! Endlich!«

Drei kurze Huptöne waren zu hören, draußen fuhr ein Wagen die gekieste Einfahrt hoch, umrundete einmal das Rondell, in dem im Sommer Rosen blühten, und hielt dann vor den Garagen, die links vom Haus standen. Die Reifen knirschten auf dem gefrorenen Schnee.

»Ich geh schon.« Michael Wallmer ging zur Tür.

Wenige Minuten später kamen Patricia Wallmer und Steven Stanford herein. Behutsam trug der große blonde Mann einen Babykindersitz und stellte ihn auf die Couch an der Längsseite des Zimmers.

»Hallo zusammen. Frohe Weihnachten.« Er ging auf Jasmin zu und küsste sie auf die Wange. Dann beugte er sich zu Christina. »Danke für die Einladung, Granny.«

»Ich freue mich, dass ihr hier seid.« Nur flüchtig sah Christina zu dem gutaussehenden Lebensgefährten ihrer Enkelin hoch, ihre Aufmerksamkeit war ganz auf das Baby gerichtet.

Patricia bemerkte ihren Blick. Sie lachte leise. »Ich bring sie dir sofort, Großmutter.« Vorsichtig nahm sie das Baby aus der Tasche und legte es Christina in den Schoß. »Darf ich vorstellen: Eva-Maria Wallmer. Exakt zweiundzwanzig Tage alt, viereinhalb Kilo schwer und schon sehr neugierig auf ihre Urgroßmutter.«

»Sie ist … sie ist wunderschön!« Christinas Stimme zitterte ein wenig, als sie die leichte Wolldecke, in die das Baby gewickelt war, zur Seite schob. Zwei, drei Minuten lang schaute sie dem kleinen Mädchen ins Gesicht. »Willkommen daheim, kleine Eva-Maria«, sagte sie dann. »Ich wünsche dir alles Glück der Welt für dein zukünftiges Leben.«

Sie sah zu Patricia auf. »Gratuliere, mein Schatz. Das hast du wunderbar gemacht.«

»Ich war auch ein bisschen beteiligt«, warf Steven lächelnd ein. Obwohl er sehr gutes Deutsch sprach, hörte man doch gut heraus, dass Englisch seine Muttersprache war.

Patricia und er hatten sich während des Studiums kennen- und lieben gelernt. Seiner Familie, die noch vor vier Generationen in Frankfurt gelebt hatte, gehörte ein großes Weingut in Südafrika. Steven war nach Freiburg gezogen, um an der Albert-Ludwigs-Universität Betriebswirtschaft und Jura zu studieren. »Aber meine Eltern haben auch nur Patricia gelobt.«

»Natürlich lobe ich dich auch. Aber nur ein ganz kleines bisschen.« Christina zwinkerte ihm zu, dann wandte sie die ganze Aufmerksamkeit wieder dem Säugling zu. Zärtlich strich sie dem Kind über die schlafwarme Wange. »Wie hat sie den Flug von Kapstadt hierher überstanden?«

»Ganz wunderbar. Sie hat nur geschlafen und nicht mal bei der Landung geweint.« Patricia kniete sich neben den Sessel der Großmutter.

»Es war aber trotzdem leichtsinnig, dass ihr so lange in Südafrika geblieben seid.«

»Die Kleine hatte es eilig, normalerweise wäre sie doch erst Ende Januar auf die Welt gekommen. Aber sie ist kräftig und topfit.

»Und deine Mutter, Steven? Hat sie die Herz-OP gut überstanden?«

»Ja, danke. Eva-Maria hat Mums Genesung einen riesigen Schub nach vorn gegeben.«

»Ich fand’s trotzdem gewagt, dass Patricia während der Schwangerschaft diese lange Reise gemacht hat«, warf Jasmin ein.

»Ach was!« Patricia lachte und warf das lange blonde Haar mit einer knappen Bewegung in den Nacken. »Mir ging’s doch super. Und Stevens Vater wurde vor acht Tagen fünfzig, das mussten wir doch noch mitfeiern.«

»Du hast Glück gehabt, dass alles so gut ausgegangen ist«, fuhr ihre Mutter hartnäckig fort.

»Ach, weißt du, mir ging’s die ganze Schwangerschaft über so wahnsinnig gut.« Patricia zögerte. »Eventuell hab ich mich sogar mit dem Geburtstermin verrechnet, das meinte auch der Arzt in der Klinik. »Eva-Maria ist voll ausgetragen, alles optimal.«

»Schön, dass du sie nach deiner Urgroßmutter nennen willst.« Christina warf Patricia einen zärtlichen Blick zu.

»Traditionen soll man pflegen, hab ich mal gelesen.«

»Ich freue mich auch darüber.« Jasmin strich ihrer Tochter über den Arm, dann sah sie auf die schmale Weißgolduhr an ihrem Handgelenk. »Ich schau mal nach der Gans. Die müsste gleich fertig sein.«

»Bleib noch zwei Minuten.« Patricia nickte Steven zu, der aus einer Tasche ein kleines, in rotes Geschenkpapier eingeschlagenes Päckchen zog. »Ich hab das Dessert mitgebracht.«

»Aber das hat Annika doch schon fertig.«

»Annikas Orangenparfait essen wir bestimmt auch noch. Aber erst mal probiert das hier.« Sie legte Christina das Päckchen in den Schoß.

»Was ist das?«

»Mach’s...


Ligensa, Elfie
Elfie Ligensa schreibt erfolgreich Romane und Drehbücher und lebt mit ihrem Mann und einer eigenwilligen Katze in der Nähe von Köln.

Elfie Ligensa schreibt erfolgreich Romane und Drehbücher und lebt mit ihrem Mann und einer eigenwilligen Katze in der Nähe von Köln.



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