Lieger / Weidinger | Spielen Plus (E-Book) | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 184 Seiten

Lieger / Weidinger Spielen Plus (E-Book)

Ein Handbuch für Kindergarten, Schule und Betreuung
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-0355-1884-9
Verlag: hep verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Ein Handbuch für Kindergarten, Schule und Betreuung

E-Book, Deutsch, 184 Seiten

ISBN: 978-3-0355-1884-9
Verlag: hep verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen.


Welche Bedeutung hat Spielen für das Lernen? Wie können Spielsituationen begleitet werden? Und wie werden Spiel- und Lernprozesse am besten dokumentiert?
«Spielen Plus» ist ein Lehr-, Arbeits- und Praxisbuch zum Spielen und Lernen von vier- bis achtjährigen Kindern. Es liefert angehenden und erfahrenen Elementarpädagog*innen das nötige Wissen und Strategien, um Spielen lernförderlich in Unterricht und Betreuung einzusetzen. Das Handbuch verknüpft Theorie mit Anwendung, Übung und Reflexion und ist vielseitig einsetzbar: in der Aus- und Weiterbildung oder für die individuelle Schwerpunktsetzung.

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Weitere Infos & Material


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Catherine Lieger SPIELEN UND SEINE BEDEUTUNG FÜR DIE ENTWICKLUNG
Seit einiger Zeit befindet sich die Elementarbildung, die Bildung von vier- bis achtjährigen Kindern, im Wandel. Internationale Vergleichsstudien wie «Starting Strong»[1] lösten europaweit Diskussionen über die frühkindliche Bildung und die Professionalisierung von Pädagog*innen im Elementarbereich aus. Durch die Ergebnisse der internationalen Vergleichsstudien wurde das Lernpotenzial von Kindern bis zum achten Lebensjahr bekannt gemacht. Dies führte zu Forderungen nach Reformen zur Professionalisierung des Elementarbereichs.[2] Durch den in der Schweiz vorverlegten Schuleintritt beginnen Kinder nun bereits mit vier Jahren die Schulzeit. Damit stehen die Pädagog*innen des Elementarbereichs vor der Aufgabe, nicht nur den Aspekt der Bildung, sondern ebenfalls die Betreuungs- und Erziehungsarbeit verstärkt einzubeziehen.[3] In Ländern, die in den internationalen Vergleichsstudien zur frühkindlichen Bildung besser abschneiden, werden die Kinder früher an Formen des selbstwirksamen, entwicklungsorientierten Lernens herangeführt. Damit Lernprozesse auch längerfristig erfolgreich verlaufen, sind nebst der Effektivität auch die Freude und Motivation der Lernenden selbst wichtige Faktoren.[4] Diese Erkenntnisse haben zu zwei wichtigen Neuerungen geführt: Mit dem Lehrplan 21 wird in der Schweiz einerseits die erste Schulstufe für vier- bis achtjährige Kinder als ein Zyklus betrachtet. Andererseits wurde mit der Gründung der Pädagogischen Hochschulen die Tertiarisierung der Lehrpersonenausbildung umgesetzt. In der Schweiz werden seit 2002 Lehrpersonen des Kindergartens und der Primarschule gemeinsam an Pädagogischen Hochschulen auf tertiärer Stufe ausgebildet. Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem entwicklungsorientierten Lernen, im Besonderen mit der Bedeutung des Spiels für die kindliche Entwicklung im Elementarbereich. Es geht auf die Formen des Spiels ein und zeigt auf, welche Bedeutung das Spielen für das Lernen von Kindern hat. Kernfragen und -themen dieses Kapitels: ? Spiel als Kinderrecht ? Was ist entwicklungsorientiertes Lernen, und wie wird Spiel definiert? ? Wie hängen Spielen und Lernen zusammen? ? Die Bedeutung von Spiel für die kindliche Entwicklung ? Didaktische Konsequenzen für Unterricht und Betreuung ? Hinweise für die Zusammenarbeit mit Eltern EINSTIEG IN DAS THEMA
1 Eigene Spielerfahrungen Welche Kindheitserinnerung haben Sie, wenn Sie an die Spielerfahrungen Ihrer Kindheit zurückdenken? Finden Sie dazu noch Fotos, Dokumentationen oder Bilder aus der Vergangenheit? Ordnen Sie Ihre Gedanken, machen Sie sich Notizen und tauschen Sie sich mit mindestens einer Person dazu aus. 2 Wann sprechen Sie von Spiel? Was bedeutet für Sie entwicklungsorientiertes Lernen, im Besonderen im Spiel? Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit Sie eine Situation als Spiel bezeichnen? Machen Sie sich dazu Notizen und tauschen Sie sich mit mindestens einer Person darüber aus. 3 Was bedeutet Spiel? Sehen Sie sich die Interviews zur Bedeutung von Spiel an. [ 2g, 2h] Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus den gehörten Aussagen? Machen Sie Notizen und tauschen Sie sich mit einer Person dazu aus. 2 WISSEN ZUM THEMA
1 Das Spiel als Kinderrecht Die UNO-Generalversammlung verabschiedete 1989 die Kinderrechtskonvention, deren erklärter Zweck es ist, Schutz und Unterstützung zu gewährleisten, damit Kinder ihre Persönlichkeit entfalten können. Die Schweiz hat die Kinderrechtskonvention im März 1997 ratifiziert. Seitdem ist die Schweiz in diese internationale Abmachung verbindlich eingebunden, und die Kinderrechtskonvention wurde zu einem Bestandteil der eidgenössischen Gesetzgebung. Die Gewährung grundlegender persönlicher Rechte, wie die Rechte auf die Berücksichtigung des Kindeswillens und auf freie Meinungsäußerung (Artikel 12 und 13), das Recht auf Freizeit, Spiel und Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben (Artikel 31) sowie das Recht auf Bildung (Artikel 29, Abs. 1) sind zentrale Bestandteile der Konvention. Die Partizipation der Kinder wurde so auch Teil des Auftrags der Bildungsinstitutionen.[5] Die Auseinandersetzung um die Bedeutung und Wichtigkeit der Kinderrechte erhöht das gesellschaftliche Bewusstsein und beeinflusst respektive steuert die Bildung und Erziehung im Elementarbereich. Die aktuelle Diskussion über die Umsetzung von Kinderrechten sollte Einrichtungen der Elementarerziehung veranlassen, ihre Aufgabe nicht nur in der Vermittlung von fachdidaktischen Inhalten zu sehen. Sie besteht auch darin, den Kindern unter anderem im Spiel Gelegenheit zu geben, ihr eigenes Leben zu gestalten. Kinder müssen Möglichkeiten erhalten, selbst handeln zu können. Der Leitsatz lautet: «Lernen durch Tun, durch aktive Partizipation».[6] Verantwortung tragen und Entscheidungen treffen können sind zentrale Kompetenzen, die einem Kind vermittelt werden sollen. «Kinder müssen lernen, Entscheidungen selbst zu fällen – so wie sie alles andere auch lernen müssen. Kinder lernen, indem sie handeln. Sie lernen zu gehen, indem sie Schritte machen, fallen und es wieder versuchen.»[7] Aber sie lernen nur Entscheidungen zu fällen, wenn ihnen Wahlmöglichkeiten gegeben werden. So werden Verantworten und Entscheiden zu einem zentralen Konzept und einer ebenso wichtigen pädagogischen Kompetenz.[8] 2 2 Entwicklungsorientiertes Lernen und die Definition von Spiel Kinder lernen immer und überall – im Zusammenleben in der Familie, beim Spielen mit anderen Kindern, in der Schule, in Betreuungsstrukturen. Familie und Schule sind für das Kind Lebens- und Bildungsraum zugleich. Alltägliche Situationen und nahe an den Bedürfnissen und Interessen orientierte Angebote bieten Gelegenheit, etwas zu erleben, zu entdecken, zu spielen und zu lernen.[9] Insbesondere das Spiel und damit verbunden erlebnisorientierte Spielprojekte mit starkem partizipativem Charakter erweisen sich im Elementarbereich als altersgerecht und sinnvoll.[10] Das Spiel ist der «Beruf» eines jeden Kindes.[11] Der zentrale Lernmodus von Kindern im Elementarbereich ist daher das beiläufige Lernen. Kinder in diesem Alter erleben Spielen und Lernen als Einheit. Insbesondere im freien Spiel sind Kinder aktiv engagiert und motiviert, ihre eigenen Fähigkeiten zu erproben und zu erweitern. Dabei lernen die Kinder durch das Erleben, das Erfahren mit all ihren Sinnen. Spielen als Lernform verläuft parallel zur Entwicklung von Kindern dieser Altersgruppe und steht mit positiven Emotionen in Verbindung. Mit zunehmendem Alter geht das beiläufige Lernen langsam in ein bewusstes Lernen über.[12] Abb. 4 Spielen und Lernen (Lieger, 2014) Daher ist es wichtig, bei der Vermittlung von Lerninhalten entwicklungsorientiert mit den Kindern (zusammen) zu arbeiten und ein entsprechendes Setting bereitzustellen (Raum/Räume sowie Spiel- und Lernumgebung). Mit dem Spiel als Lernform werden Kinder individuell gefördert, ihre Entwicklungspotenziale genutzt, und die Wissenserweiterung findet entwicklungsgerecht statt. Dieser entwicklungsorientierte Zugang ist auch im Schweizer Lehrplan 21 abgebildet. Spielen fördert demnach nebst den fachlichen auch die überfachlichen Kompetenzen («Life Skills») wie Problemlösungsfähigkeit oder kreatives und kritisches Denken.[13] Die Definition des Begriffs «Spiel» zeigt sich als eher schwieriges Unterfangen. Nach Einsiedler wurden die wissenschaftlichen Disziplinen mit der begrifflich exakten Fassung des Phänomens «Spiel» vor fast unlösbare Probleme gestellt. Keine Disziplin hat es bisher geschafft, eine umfassende, generell zutreffende Definition von Spiel nach den klassischen Regeln des Definierens zu formulieren, nämlich einen Ober- oder Klassenbegriff anzugeben und einzelne Definitionsmerkmale aufzulisten. Es bleibt daher stets beim Versuch und bei der Definition von Teilbereichen des Spiels.[14] Bosshart und Lieger (2004) geben eine umfassende Übersicht über verschiedene Spieldefinitionen.[15] Zahlreiche Autor*innen aus dem entwicklungspsychologischen oder pädagogischen Fachbereich stellen Begriffsdefinitionen an den Anfang ihrer Überlegungen zum Spiel.[16] Allerdings äußern die meisten gleichzeitig die Schwierigkeit, eine allgemeingültige, für alle Spielformen und Spielsituationen zutreffende Definition zu finden. So sind denn die vorliegenden Definitionen auch stark geprägt vom individuellen Blickwinkel der jeweiligen Autor*innen. Einsiedler schlägt darum vor, das Spiel nicht zu definieren, sondern zu explizieren, also in seinen Ausprägungen und Funktionen zu beschreiben.[17] Wenn man sich also mit dem Spiel als...


Lieger, Catherine
Catherine Lieger, Dr. phil., Leiterin Schwerpunktprogramm «Elementarbildung», Dozentin und Beraterin und an der Pädagogischen Hochschule Zürich. Erfahrung als Lehrperson von 4- bis 8-jährigen Kindern und als Schulleiterin. Tätigkeit in nationalen und internationalen Forschungs- und Entwicklungsprojekten. MAS in Teacher Education, Leitung von Organisationen und deren Begleitung in Transformations- und Changeprozessen. Schwerpunkte: Lernen von 4- bis 8-jährigen Kindern, Didaktik im Elementarbereich, Professionalisierung von Lehrpersonen, multiprofessionelle Teams, Transitionen.

Weidinger, Wiltrud
Wiltrud Weidinger, Prof. Dr., Professorin für Erziehungswissenschaften und Zentrumsleiterin «Unterricht und transkulturelles Lernen» an der Pädagogischen Hochschule Zürich. Erfahrung als Primarlehrerin, Studium in Pädagogik und Psychologie an der Universität Wien, Masterstudium Schulpsychologie an der City University of New York, Organisationsberaterin und Coach. Dozentin und Mentorin, Durchführung von internationalen Bildungsprojekten. Schwerpunkte: Allgemeine Didaktik, überfachliche Kompetenzen, internationale Bildungstrends, Migration, Führung.

Catherine Lieger, Dr. phil., Leiterin Schwerpunktprogramm «Elementarbildung», Dozentin und Beraterin und an der Pädagogischen Hochschule Zürich. Erfahrung als Lehrperson von 4- bis 8-jährigen Kindern und als Schulleiterin. Tätigkeit in nationalen und internationalen Forschungs- und Entwicklungsprojekten. MAS in Teacher Education, Leitung von Organisationen und deren Begleitung in Transformations- und Changeprozessen. Schwerpunkte: Lernen von 4- bis 8-jährigen Kindern, Didaktik im Elementarbereich, Professionalisierung von Lehrpersonen, multiprofessionelle Teams, Transitionen.Wiltrud Weidinger, Prof. Dr., Professorin für Erziehungswissenschaften und Zentrumsleiterin «Unterricht und transkulturelles Lernen» an der Pädagogischen Hochschule Zürich. Erfahrung als Primarlehrerin, Studium in Pädagogik und Psychologie an der Universität Wien, Masterstudium Schulpsychologie an der City University of New York, Organisationsberaterin und Coach. Dozentin und Mentorin, Durchführung von internationalen Bildungsprojekten. Schwerpunkte: Allgemeine Didaktik, überfachliche Kompetenzen, internationale Bildungstrends, Migration, Führung.



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