Liebsch | Prekäre Selbst-Bezeugung | Buch | 978-3-942393-28-7 | www2.sack.de

Buch, Deutsch, 380 Seiten, GB, Format (B × H): 140 mm x 222 mm

Liebsch

Prekäre Selbst-Bezeugung

Die erschütterte Wer-Frage im Horizont der Moderne
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-942393-28-7
Verlag: Velbrück

Die erschütterte Wer-Frage im Horizont der Moderne

Buch, Deutsch, 380 Seiten, GB, Format (B × H): 140 mm x 222 mm

ISBN: 978-3-942393-28-7
Verlag: Velbrück


In einem von Merleau-Ponty und Foucault angeregten Rückblick auf
Descartes und Kant (Kap. I-III) erprobt dieses Buch einen in den Standarderzählungen
der Philosophiegeschichte verschütteten Gedankengang:

dass das Selbst zunächst kein Gegenstand der Erkenntnis,
des Wissens oder des Erzählens ist, dass es aber auch nicht in einer
uferlosen Kontingenz sich auflöst, der man allein noch nachträglich
narrativ scheint Rechnung tragen zu können. Es existiert vielmehr als
bezeugtes bzw. als auf Bezeugung angewiesenes und stellt sich insofern
keineswegs nur als ein Verhältnis zu sich heraus (Kierkegaard),
sondern erweist sich als vom Anderen her dazu herausgefordert, 'jemand
' zu sein – für sich und Andere. Dieser Gedanke rückt nach Kierkegaards
Hegel-Kritik (Kap. IV) und dramatisiert durch den Verzicht
auf einen absoluten Zeugen, wie ihn Sartre beschrieben hat (Kap. V),
im Ausgang von Heidegger vor allem bei Ricoeur und Arendt in den
Vordergrund (Kap. VI/VII).
Doch der Begriff des Anderen ist in sich ebenso vieldeutig wie
der Anspruch, der in dieser Herausforderung zur Geltung kommt.
Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass der Anspruch des Anderen
zwischen einem bloß appellativen Sinn einerseits und Prätentionen
andererseits schwankt, in denen tatsächlich eine Berechtigung, ein
gerechter Anspruch oder ein Recht im engeren Sinne zum Ausdruck
kommen kann. Indem das Selbst nicht etwa nur sich selbst, sondern
sich als vom Anderen herausgefordertes bezeugt (Kap. VIII), muss es
sich dessen Anspruch genau in diesem Schwanken, in dieser Vieldeutigkeit
stellen. Und nur so, im Lichte eines nicht eindeutigen
Anspruchs des Anderen wird aus dessen Bezeugung auch eine politische
Angelegenheit (Kap. IX).

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Vorwort
Einleitung
I. Das Selbst nach Descartes –
im Rückblick Merleau-Pontys
II. Fragen nach dem Selbst als Anachronismus?
Von Rousseau zu Kant
III. Das Aufbrechen der Wer-Frage in der Moderne.
Kant im Rückblick Foucaults
IV. Das bezeugte, einzige Selbst. Kierkegaard gegen Hegel
V. Das Selbst mangels eines absoluten Zeugen.
Sartres existenzielle Hermeneutik auf den Spuren
Kierkegaards
VI. Selbst-Bezeugung: vom Dasein zur narrativen
Identität? Ricoeur antwortet Heidegger
VII. Verlassenheit und Verrat. Ricoeur, Arendt und das
Missverhältnis zwischen erzähltem und praktischem
Selbst
VIII. Zeugnis für den Anderen – in der Nähe der Gewalt.
Levinas mit Blick auf Foucault
IX. Der bezeugte Anspruch des Anderen als Recht des
Fremden? Lyotard und transnationale Perspektiven
gastlicher Demokratie: Derrida
Epilog


Burkhard Liebsch lehrt Politische Theorie und Ideengeschichte
an der Fakultät für Sozialwissenschaften
und Philosophie der Universität Leipzig. Bei Velbrück
Wissenschaft hat er veröffentlicht: Gastlichkeit und Freiheit.
Polemische Konturen europäischer Kultur (2005); Revisionen
der Trauer. In philosophischen, geschichtlichen,
psychoanalytischen und ästhetischen Perspektiven
(2006); Subtile Gewalt. Spielräume sprachlicher Verletzbarkeit
(2007); Menschliche Sensibilität. Inspiration und
Überforderung (2008); Renaissance des Menschen? Zum
polemologisch-anthropologischen Diskurs der Gegenwart (2010).



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