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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 351, 64 Seiten

Reihe: Alpengold

Lichtenau Alpengold 351

Der Verrat der eigenen Schwester
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7517-1052-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der Verrat der eigenen Schwester

E-Book, Deutsch, Band 351, 64 Seiten

Reihe: Alpengold

ISBN: 978-3-7517-1052-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»Tobias hat mir eine Liebeserklärung gemacht und mir gestanden, dass er nur mit dir ausgegangen ist, um mich eifersüchtig zu machen. Was sagst du dazu?«, fragt Bruni scheinbar empört und beobachtet zufrieden die Wirkung ihrer Worte.
Sie kann vollauf zufrieden sein. Marianne wird erst rot und dann blass. So ist das also! Deshalb ist Tobias so lieb zu ihr gewesen. Und sie dumme Gans hat sich eingebildet, er hätte sich in sie verliebt! Dabei hätte sie doch wissen müssen, dass ihre schöne Schwester ihr jeden Mann abspenstig macht, der ihr gut gefällt. Es ist ja immer so gewesen: Sie, Marianne, ist das hässliche Entlein, das zugunsten des schönen Schwans verzichten muss.
Marianne ist derart in ihre traurigen Gedanken versponnen, dass ihr der lauernde Blick ihrer Schwester entgeht. Sie ahnt nicht, dass Bruni diesmal wirklich zu jeder Gemeinheit fähig ist, um Tobias und sie auseinanderzubringen ...

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Der Verrat der eigenen Schwester

Eifersucht trieb Bruni zu einer hässlichen Tat

Von Hella Lichtenau

»Tobias hat mir eine Liebeserklärung gemacht und mir gestanden, dass er nur mit dir ausgegangen ist, um mich eifersüchtig zu machen. Was sagst du dazu?«, fragt Bruni scheinbar empört und beobachtet zufrieden die Wirkung ihrer Worte.

Sie kann vollauf zufrieden sein. Marianne wird erst rot und dann blass. So ist das also! Deshalb ist Tobias so lieb zu ihr gewesen. Und sie dumme Gans hat sich tatsächlich eingebildet, er hätte sich in sie verliebt! Dabei hätte sie doch wissen müssen, dass ihre schöne Schwester ihr jeden Mann abspenstig macht, der ihr gut gefällt. Es ist ja immer so gewesen: Sie, Marianne, ist das hässliche Entlein, das zugunsten des schönen Schwans verzichten muss.

Marianne ist derart in ihre traurigen Gedanken versponnen, dass ihr der lauernde Blick ihrer Schwester entgeht. Sie ahnt nicht, dass Bruni diesmal wirklich zu jeder Gemeinheit fähig ist, um Tobias und sie auseinanderzubringen ...

»Ich muss mit euch reden, Kinder«, sagte Franz Lassner, der Förster von Oberzell, an diesem Abend. Seine Miene war ungewöhnlich ernst.

Marianne und Bruni, seine beiden Töchter, blickten ihn betroffen an.

»Ich habe mich entschlossen, mich um eine andere Stelle zu bewerben«, fuhr Franz nun fort. »Ich halte es hier einfach nimmer aus, wo mich alles an die Mutter erinnert, das müsst ihr verstehen.«

Maria, seine Frau und die Mutter der beiden Mädchen, war vor einem halben Jahr nach einer bösartigen Erkrankung gestorben, und diesen Schlag hatte Franz immer noch nicht überwunden.

»Wir sollen von hier fort?«, fragte Marianne bestürzt.

Franz nickte. »Ich habe heute Bescheid bekommen, dass ich in St. Martin ein neues Revier bekomme. Der dortige Kollege tritt in zwei Monaten in den Ruhestand, und so werden wir also in zwei Monaten nach St. Martin ziehen.«

»St. Martin, wo liegt denn das?«, wollte Bruni wissen.

»Im Kreis Danneberg. Es ist ein sehr schöner kleiner Ort mit etwa tausend Einwohnern. Das Forsthaus wird euch gefallen, da bin ich sicher.«

Marianne und Bruni blickten sich an. Das war freilich eine folgenschwere Mitteilung!

»Ihr kommt doch mit mir?« Bittend sah Franz sie an.

»Aber ja, Vaterl!« Die Mädchen sagten es wie aus einem Munde.

»Es kommt halt nur ein bisserl überraschend, weißt du«, fügte Marianne hinzu.

»Ich weiß, mein Kind. Aber bevor es net ganz sicher war, wollte ich net darüber reden, das müsst ihr verstehen.«

»Finden wir denn dort auch wieder eine Stellung?«

»Danach habe ich mich natürlich auch gleich umgehört. Du, Marianne, könntest in dem Kreiskrankenhaus von Danneberg sofort wieder als Schwester anfangen. Und für Bruni bietet sich auf dem Gemeindeamt von St. Martin eine Möglichkeit. Die Sekretärin des Bürgermeisters hört demnächst auf.«

»So, so, das sind ja gleich einige Neuigkeiten auf einmal«, murmelte Marianne.

»Ich glaube, es ist für uns alle gut, in eine andere Umgebung zu kommen«, sagte Bruni dagegen hoffnungsvoll. Das lebensfrohe Mädchen litt besonders unter der gedrückten Stimmung im Haus.

Dankbar sah Franz Lassner die hübsche Neunzehnjährige an.

»Ja, das denke ich auch«, pflichtete er bei. »Ich dachte, wir fahren am Sonntag einmal nach St. Martin, und ich zeige euch alles. Heute Morgen, als der Bescheid kam, habe ich gleich mit dem dortigen Kollegen telefoniert. Er erwartet uns am Sonntag.«

»Dann bist du vor vier Wochen, als du angeblich in München warst, wohl auch schon in St. Martin gewesen, gelt?« Spitzbübisch sah Bruni ihn an.

»Richtig«, schmunzelte Franz, weil sie ihm gleich auf die Schliche gekommen war.

»Dieses St. Martin ist ja kleiner als Oberzell. Ist denn da auch was los, oder ist da ganz und gar der Hund verfroren?« Das war Brunis größte Sorge.

»Na ja, viel net, aber dafür ist Danneberg net weit. Das ist ja ein richtiger Kurort. Es gibt Theater, ein Kino und sonst allerlei zur Unterhaltung«, beruhigte Franz seine Jüngste. »Ich fahre am Sonntag mit euch auch dorthin. Auch zum Krankenhaus, Marianne. Ihr müsst natürlich beide sofort kündigen.«

»Und wann soll ich mich um die neue Stelle bewerben?«, fragte Marianne.

»Am besten erst, wenn wir dort sind, Madl. Es wäre mir eh lieber, du bliebst so lange daheim, bis wir dort wieder eingerichtet sind. Bruni, du kannst sofort auf der Gemeinde anfangen, das habe ich mit dem Bürgermeister schon abgesprochen. Er ist ein sehr netter Mann, ich glaube, mit ihm wird gutes Arbeiten sein.«

»Ich komme schon zurecht«, erwiderte Bruni sorglos. Sie hatte nie Schwierigkeiten mit Menschen, wickelte alle mit ihrem Charme ein.

»Und was wird mit Mutters Grab?«, fragte Marianne leise, denn Verwandte hatte man in Oberzell nicht.

»Wir geben es dem Gärtner in Pflege, Madl. Außerdem ist St. Martin net aus der Welt, wir können alle vier Wochen selbst nach dem Rechten sehen. Du glaubst doch net, dass ich daran net auch gedacht hätte?«

»Doch, doch«, erwiderte Marianne hastig.

Später, als die Mädchen zum Schlafen hinaufgegangen waren, kam Bruni noch mit in Mariannes Kammer und setzte sich zu ihr aufs Bett. Sie sprachen noch eine Weile über die bevorstehende Veränderung. Dabei wurde es Marianne wieder einmal bewusst, wie verschieden sie und die Schwester doch waren. Bruni war ein richtiges Sonntagskind, hatte nie Probleme, nahm nichts sehr schwer.

Sie, Marianne, nahm alles sehr schwer, hatte auch mehr Verantwortungsbewusstsein als die jüngere Schwester. Und das lag nicht an den vier Jahren Altersunterschied, das war ihr klar. Auch die Mutter war schwerblütiger gewesen, von ihr hatte sie es wohl geerbt, das Leben nicht so leicht nehmen zu können.

***

Zwei Monate später war der neue Förster mit seinen Töchtern im Forsthaus von St. Martin eingezogen. Sie waren dabei, es sich in dem sehr schönen Haus gemütlich zu machen.

Es war schöner als das in Oberzell, sogar Marianne hatte es zugeben müssen. Und es gab einen traumhaften großen Garten mit Rasen, Gemüsebeeten und schönen alten Obstbäumen.

Auch St. Martin war schöner als Oberzell, denn es lag in einem idyllischen Hochtal, nicht in der Ebene des Voralpenlandes wie Oberzell.

Sowohl Vater Franz als auch Bruni hatten ihren neuen Dienst bereits angetreten. Bruni gefiel es sehr gut auf der Gemeindeverwaltung, denn nachdem der Bürgermeister sich von ihren Fähigkeiten überzeugt hatte, arbeitete sie vorwiegend für ihn.

Marianne hatte sich inzwischen im Krankenhaus von Danneberg beworben, gerade eine Zusage erhalten und sollte in drei Wochen dort in der Chirurgie anfangen.

In St. Martin brachte man den neuen Bewohnern des Forsthauses erst einmal eine gewisse Vorsicht entgegen. Der Vorgänger von Franz war dort schließlich über zwanzig Jahre Förster gewesen, sehr beliebt dazu. Aber schon bald merkte man, dass mit »dem Neuen«, der sich ruhig und sachlich zeigte, auch ein gutes Auskommen war. Dass er zwei hübsche Töchter hatte, sprach sich unter der männlichen Dorfjugend natürlich schnell herum.

Eines Tages, Bruni saß im Vorzimmer des Bürgermeisters und zog gerade einen fertigen Brief aus dem Drucker, trat nach kurzem Anklopfen ein hochgewachsener junger Mann ins Zimmer. Bruni kannte ihn bereits vom Sehen, und er gefiel ihr ausnehmend gut. Nicht nur, weil er so gut ausschaute, sondern auch, weil er sie immer freundlich gegrüßt hatte, ohne dass man sich doch kannte.

»Grüß Gott«, erwiderte sie seinen Gruß lächelnd. »Sie wünschen bitte?«

»Ich hätte etwas mit dem Bürgermeister zu besprechen. Meinen Sie, er hat gerade ein Viertelstündl Zeit für mich? Steiger ist mein Name, Tobias Steiger.«

»Ich kann ihn gern fragen.« Bruni stand auf.

Wie bildsauber die ist, dachte Tobias, der ihr nachsah, als sie mit schwingendem Rock zur Tür des Nebenzimmers ging.

Steiger?, überlegte Bruni gerade. War das etwa der Sohn vom reichsten Bauern von St. Martin, dem der Lärchenhof gehörte?

»Lassen Sie ihn eintreten, Bruni«, sagte der Bürgermeister so bereitwillig, dass sie jetzt davon überzeugt war, denn im Allgemeinen ließ er sich nicht gern unangemeldet stören.

»Sie dürfen hereinkommen, Herr Steiger!« Brunis Lächeln war reizend.

Zehn Minuten später kam er wieder heraus, ging jedoch nicht gleich hinaus, sondern blieb neben Brunis Schreibtisch stehen.

»Sie sind neu hier, gelt?«, fragte er. »Gefällt es Ihnen denn in St. Martin, Frau ...?«

»Ich heiße Lassner, Bruni Lassner«, stellte diese sich vor. »Ja, es gefällt mir hier sehr gut, Herr Steiger. St. Martin ist ein hübscher Ort.«

»Sie sind die Tochter des neuen Försters, wie ich hörte?«

»Stimmt. Hier bleibt wohl net lange etwas geheim, wie?« Bruni lachte.

»Na ja, der Förster ist...



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