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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 334, 64 Seiten

Reihe: Alpengold

Lichtenau Alpengold 334

Das verkaufte Herz
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7517-0265-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das verkaufte Herz

E-Book, Deutsch, Band 334, 64 Seiten

Reihe: Alpengold

ISBN: 978-3-7517-0265-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wenn er doch nur einmal ein gutes Wort für mich hätte, mich in den Arm nehmen oder mir ein Busserl geben würde, dann wäre dieser Schritt jetzt nicht so schwer für mich, denkt Burgl und lauscht mit gesenktem Kopf den eindringlichen Worten des Pfarrers über die Ehe. Gleich wird sie vor Gott und den Menschen Leopolds Frau sein, sie wird ihm Treue bis ans Lebensende geloben - und das mit der Liebe zu einem anderen Mann in ihrem Herzen.
Bei Martin hat Burgl immer nur Liebe und Zärtlichkeit erfahren. In seinen Armen hat sie sich geborgen gefühlt. Doch Martin ging in ein fremdes Land und ließ nie wieder von sich hören.
Aus maßloser Enttäuschung über ihre verratene Liebe verkauft sich die bildhübsche Burgl heute an einen Mann, der ihr wie ein Fremder erscheint, kalt und ohne jedes Gefühl. Sie tut es, um den Eltern die Heimat zu erhalten, denn Leopold Strecker ist der reichste und mächtigste Mann im Tal ...

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Das verkaufte Herz

Warum Burgl ihren Mann nicht lieben wollte

Von Hella Lichtenau

Wenn er doch nur einmal ein gutes Wort für mich hätte, mich in den Arm nehmen oder mir ein Busserl geben würde, dann wäre dieser Schritt jetzt nicht so schwer für mich, denkt Burgl und lauscht mit gesenktem Kopf den eindringlichen Worten des Pfarrers über die Ehe. Gleich wird sie vor Gott und den Menschen Leopolds Frau sein, sie wird ihm Treue bis ans Lebensende geloben – und das mit der Liebe zu einem anderen Mann in ihrem Herzen.

Bei Martin hat Burgl immer nur Liebe und Zärtlichkeit erfahren. In seinen Armen hat sie sich geborgen gefühlt. Doch Martin ging in ein fremdes Land und ließ nie wieder von sich hören.

Aus maßloser Enttäuschung über ihre verratene Liebe verkauft sich die bildhübsche Burgl heute an einen Mann, der ihr wie ein Fremder erscheint, kalt und ohne jedes Gefühl. Sie tut es, um den Eltern die Heimat zu erhalten, denn Leopold Strecker ist der reichste und mächtigste Mann im Tal ...

»So versteh doch, Madl, ich gehe net aus Abenteuerlust so weit fort, sondern weil ich für uns beide etwas schaffen will!« Martin Lechleitner griff nach Burgls Hand. »Auch mir wird das Herz schwer, wenn ich an die Trennung denke, glaub mir.«

»Wenn es für ein Jahr wäre, dann wäre es net so schlimm. Aber was kann in zwei Jahren net alles passieren!«

»Gar nix, wenn wir einander treu bleiben, Madl.« Martin streichelte ihre Hand. »Schau, in meiner jetzigen Firma bleibe ich wahrscheinlich ewig, was ich bin. Jetzt bietet mir so eine Weltfirma diese große Chance, und ich sollte sie ablehnen? Das wäre doch töricht! In den zwei Jahren verdiene ich so gut, dass ich mich danach vielleicht sogar selbstständig machen kann. Wollen wir denn später immer jeden Cent umdrehen? Bitte sieh es doch ein, Schatz!«

»Mit dem Verstand verstehe ich es ja auch«, flüsterte Burgl erstickt. »Bloß mit dem Herzen kann ich es mir net vorstellen, wie ich zwei Jahre ohne dich auskommen soll. Am Ende lernst du in Brasilien eine hübsche Südamerikanerin kennen und dann ...«

»Geh, was redest du denn da!«, fiel Martin ihr ins Wort. »Was fange ich mit einer an, deren Sprache ich net verstehe? Außerdem habe ich dich lieb und kann mir so was überhaupt net vorstellen.«

»Und wann musst du fort?« Burgls Stimme zitterte.

»In vier Wochen, Schatz.«

»So bald schon!« Nun konnte sie die Tränen nicht länger zurückhalten. Burgl suchte nach ihrem Taschentuch, denn es war ihr peinlich, in aller Öffentlichkeit loszuheulen. Sie hatte das Gefühl, alle Leute, die noch in dem kleinen Café saßen, schauten schon zu ihr hin.

»Da, nimm meins.« Martin reichte ihr ein sauberes, zusammengefaltetes Taschentuch. Er hatte gewusst, dass es nicht ohne Tränen abgehen würde, und er konnte Burgl ja auch verstehen.

»Wirst du mir wirklich treu bleiben?«, fragte diese, nachdem sie die Tränen getrocknet hatte.

»Ich schwöre es dir, Madl!« Unwillkürlich hob Martin die Hand. »Schau, ich muss um dich doch genauso viel Angst haben. Aber ich habe Vertrauen zu dir, und du musst mir deshalb auch vertrauen.«

»Das tu ich ja auch. Es ist halt nur die lange Zeit, weißt du«, sagte Burgl tapfer.

»Ich schreibe dir jede Woche und du mir«, tröstete Martin sie. »Du sollst sehen, die Zeit geht schneller herum, als wir jetzt meinen.«

Für dich vielleicht, dachte Burgl, aber sie sprach es nicht aus. In einem fremden Land, wo man viel Neues sah und erlebte, verging einem die Zeit sicher schneller, als in dem kleinen, abgelegenen Bauerndörfchen in den Alpen.

»Vielleicht können wir uns gleich ein kleines Häusl kaufen, wenn ich wieder da bin«, träumte Martin. »Für den Fall, dass ich mich net auf eigene Füße stellen will, wenn ich wieder da bin, haben sie mir im Hauptwerk in München eine gute Stellung zugesagt. Du siehst, da gibt es mehrere Möglichkeiten. Herrschaft, was bin ich froh, dass ich, ein armer Waisenbub, überhaupt die Lehre habe machen können und etwas Ordentliches habe lernen dürfen!«

»Und wenn du dir ein Madl ausgesucht hättest, das net arm wie eine Kirchenmaus wäre, ginge es dir noch besser. Dann bräuchtest du net ins Ausland zu gehen«, murmelte Burgl bedrückt.

Die Hausingers, Burgls Eltern, besaßen in Bergstetten einen kleinen Hof mit nur wenig eigenem und mehr Pachtland. Burgl hatte noch drei jüngere Geschwister, und die große Familie kam nur mühsam über die Runden.

»Ich will aber dich und keine andere«, versicherte Martin. »Weißt du, im Grunde ist es doch viel befriedigender, es aus eigener Kraft zu etwas zu bringen. Ich möchte net irgendein Madl heiraten, das ich gar net mag, nur weil die Eltern Geld haben. Nein, das wäre nix für mich. Und nun mache ich dir einen Vorschlag, Schatz. Wir gehen jetzt zum Fotografen Eibl und lassen ein schönes Bild von uns beiden machen, damit wir etwas zum Anschauen haben, wenn die Sehnsucht uns überkommt, einverstanden?«

Martin zahlte und verließ mit Burgl das kleine Café, in dem sie gesessen hatten. Der junge Bursche lebte nicht in Bergstetten, sondern hier, in der nahe gelegenen Kreisstadt Weidenhofen. Auf der Kirchweih von Bergstetten hatten Burgl und er sich vor einem Jahr kennengelernt.

Im Schaufenster des Fotografen waren gerade Hochzeitsbilder ausgestellt.

Martin drückte ihren Arm.

»In zwei Jahren hängt auch von uns da ein Bild, sollst sehen, Schatz. Und es wird schöner sein als die alle miteinander. Ein ganz tolles weißes Kleid bekommst du, ich schwöre es dir!«

»Und du trägst einen Smoking, gell?«, versuchte sie zu scherzen.

Es wurde ein sehr hübsches Bild, wie sie später feststellten. Burgl lachte zwar und sah sehr hübsch aus, aber so ganz fröhlich wirkte sie dennoch nicht.

***

Ein Jahr war vergangen.

Die ersten Monate nach Martins Abflug waren Burgl unendlich lang erschienen. Seine ersten Briefe mit den ausländischen Briefmarken waren eingetroffen, kleine Lichtblicke in dieser trüben Zeit.

Es gefiel Martin sehr gut in dem fremden Land, aber die Arbeit war hart, und natürlich hatte er sich auf all das Fremdartige einstellen müssen. Er lebte in einem firmeneigenen Wohnheim und fiel, wie er schrieb, abends todmüde ins Bett. Er hatte Heimweh, das sprach aus jedem seiner Briefe.

Erst allmählich wurde es besser. Er gewöhnte sich ein, schilderte Land und Leute, berichtete stolz, wie eifrig er sparte und wie gut er verdiente. Er schrieb auch nicht mehr ganz so oft wie früher.

Nun wartete Burgl schon zwei Monate auf eine Nachricht. Jedes Mal, wenn der Briefträger am Haus vorbeiging, war sie enttäuscht.

»Gib es doch auf, Madl«, meinte ihre Mutter jedes Mal, wenn sie wieder mit leeren Händen ins Haus trat. »Dein Martin wird wahrscheinlich da drüben ein Gspusi haben.«

»Ich kann es mir aber net vorstellen«, widersprach Burgl eigensinnig, doch in den letzten Wochen waren ihr auch Zweifel gekommen.

Auf dem Hof der Hausingers stand es wieder einmal nicht zum Besten. Die letzte Ernte war schlecht ausgefallen, denn es hatte einige schwere Unwetter gegeben. Seitdem war das Geld noch knapper geworden, es fehlte an allen Ecken und Enden.

Doch um etwas noch viel Wichtigeres drehte sich das Gespräch von Franz und Rosel tagtäglich. Die Pachtverträge für die besten Ackerstücke liefen demnächst aus. Sie hatten sie von Ambros Strecker, dem reichsten Bauern von Bergstetten, vor zehn Jahren gepachtet. Als Gegenleistung für eine Wegnutzung hatte er ihnen das gute Land überlassen.

Doch inzwischen war Ambros gestorben, sein Sohn Leopold hatte den Hof übernommen, und es stand außer Zweifel, dass er die Verträge nicht erneuern würde, da diese Wegnutzung inzwischen keinen Wert mehr für ihn besaß.

»Und dann ist es aus mit uns«, erklärte Franz immer wieder deprimiert.

»Aber der Leopold ist doch reich genug, der braucht das bisserl Land doch net unbedingt. Vielleicht hat er ein Herz, Franz, denn er weiß doch, was für uns davon abhängt«, meinte Rosel hoffnungsvoll.

»Der Leopold ein Herz? Schau dir den finsteren Burschen doch an«, gab Franz düster zurück. »Keine drei Worte spricht der mit einem.«

»Ja, das stimmt«, gab Rosel zu. »Aber ich würde trotzdem vorher einmal mit ihm reden und net erst, wenn die Verträge ausgelaufen sind.«

»Und wie ein Bittsteller zu Kreuze kriechen, das meinst du doch, oder?«, brummte Franz missmutig.

»Und wie wäre es, wenn ich mit ihm rede?«, schlug Rosel vor.

»Damit es so aussieht, als täte ich meine Frau vorschieben?« Franz verzog den Mund. »Nein, dann gehe ich schon lieber selbst.«

»Ich habe es doch nur gut gemeint.« Rosel sah ihn gekränkt an.

»Das weiß ich ja.« Franz tätschelte ihre Hand. »Bist alleweil eine gute Frau gewesen, Rosel, meinst du, ich wüsste das net? Wie ich es ohne dich all...



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