Lessmann | Ein Brief der Krone (-oder: Die Winterprinzessin) | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 5, 463 Seiten

Reihe: Ein Fall für Pater Jeremy

Lessmann Ein Brief der Krone (-oder: Die Winterprinzessin)

Historischer Roman | Ein Fall für Pater Jeremy 5 - Fesselnde historische Spannung aus dem 17. Jahrhundert
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98952-308-1
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Historischer Roman | Ein Fall für Pater Jeremy 5 - Fesselnde historische Spannung aus dem 17. Jahrhundert

E-Book, Deutsch, Band 5, 463 Seiten

Reihe: Ein Fall für Pater Jeremy

ISBN: 978-3-98952-308-1
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein Briefgeheimnis, das in den falschen Händen zur gefährlichen Waffe werden könnte ... London, 1668: König Charles II. ist höchst beunruhigt, als sein Bote von einem wichtigen Auftrag nicht zurückkehrt. Er vertraut ihm seit Jahren die äußerst persönliche Briefkorrespondenz mit seiner Schwester Henriette an, der Schwägerin des französischen Königs. Charles zieht den Jesuitenpater Jeremy zu Rate, der ihm schon mehr als einmal aus einer brisanten Situation herausgeholfen hat. Und die Zeit drängt: Der Brief beinhaltet streng geheime Informationen über die englisch-französischen Beziehungen, die in den falschen Händen einen verheerenden Konflikt auslösen könnten ... Der fünfte Roman der mitreißenden historischen Krimireihe um PATER JEREMY, in der jeder Band unabhängig gelesen werden kann, erschien bereits vorab unter dem Titel »Die Winterprinzessin«. Fans von Ellis Peters und C. J. Samson werden begeistert sein.

Sandra Lessmann, geboren 1969, lebte nach ihrem Schulabschluss fünf Jahre in London. Zurück in Deutschland studierte sie in Düsseldorf Geschichte, Anglistik, Kunstgeschichte und Erziehungswissenschaften. Anschließend arbeitete sie am Institut für Geschichte der Medizin; ein Thema, dass sie ebenso wie ihre Englandliebe in ihre historischen Romane einfließen ließ. Die Website der Autorin: www.sandra-lessmann.de Bei dotbooks veröffentlichte Sandra Lessmann ihre historischen Romane »Die Spionin der Krone« und »Die Kurtisane des Teufels« sowie ihre historische Krimireihe rund um »Pater Jeremy«.
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Kapitel 2


Am späten Nachmittag erreichte die Postkutsche London und fuhr in den Hof einer Herberge in Southwark. Thomas Waterhouse, der ein scharfes Auge auf seine Reisetruhe hatte, fand keine Gelegenheit, sich von seinen Mitreisenden zu verabschieden. Er erhaschte nur noch einen Blick auf Sir William Fenwick, der nicht einmal sein Gepäck mitnahm, sondern mit schnellen Schritten den Hof verließ.

Ein Hackney brachte den Jesuiten zu einer Herberge im Norden Londons außerhalb der Stadtmauern. Zwei Tage später fuhr er in der Postkutsche durch die fruchtbaren Grafschaften Buckinghamshire, Oxfordshire und Gloucestershire. Am dritten Abend war das Ziel der Reise, die kleine Stadt Worcester, schließlich erreicht.

Während Thomas Waterhouse darauf wartete, dass seine Truhe abgeladen wurde, sah er sich aufmerksam im Hof der Herberge um. Der Wirt kam aus der Schankstube, um sie willkommen zu heißen. Reitknechte spannten die Pferde aus, nahmen ihnen das Geschirr ab und führten sie in den Stall. Dann holten sie Futter und Wasser für die Tiere. Ein Mann, der einen Fuchs mit einer Blesse striegelte, fiel dem Jesuiten auf. Beim Eintreffen der Postkutsche hatte er in seiner Arbeit innegehalten und das Treiben der Fahrgäste und Reitknechte beobachtet. Als der Wirt zu Waterhouse trat, um ihm seine Kammer zuzuweisen, band der Mann den Fuchs los und brachte ihn in den Stall.

Vor dem Nachtmahl verließ der Jesuit sein Zimmer und trat auf die Galerie hinaus, über die man vom Hof zu den Kammern gelangte. Die Arme auf das Geländer gestützt, ließ er den Blick umherschweifen. Scheinbar gelangweilt kaute er auf einem Strohhalm, den er vom Boden aufgelesen hatte. Doch in Wahrheit waren alle seine Sinne wachsam.

Er brauchte nicht lange zu warten. Die Daumen in den Gürtel geklemmt, trat der Mann, der zuvor den Fuchs gestriegelt hatte, aus dem im Schatten liegenden Eingang des Stalls und schlenderte über den Hof. Als er die Treppe zur Galerie erreicht hatte, spuckte Waterhouse den Strohhalm aus. Daraufhin nahm der Fremde die Daumen aus seinem Gürtel und stieg ohne Eile die Stufen hinauf.

»Seid Ihr Harding?«, fragte er den Jesuiten.

»Ja«, bestätigte dieser.

»Morgen früh wird Euch ein Wagen abholen«, erklärte der Mann. »Haltet Euch gegen zehn Uhr bereit.«

Waterhouse nickte, und der Fremde ging weiter. Als sich der Jesuit zur Schankstube begab, sah er ihn auf dem Fuchs davonreiten.

Wie verabredet, rumpelte am nächsten Morgen ein vierrädriger Leiterwagen in den Hof der Herberge. Das Zugpferd wurde von dem Burschen gelenkt, der Thomas Waterhouse am Abend zuvor angesprochen hatte. Ein zweiter hochgewachsener, schlanker Mann in bescheidener ländlicher Kleidung saß auf der Ladefläche. Als der Jesuit ihn erkannte, breitete sich trotz aller Beherrschung ein Lächeln der Freude über sein Gesicht. Der Mann mit dem hageren Raubvogelgesicht war sein Ordensbruder Jeremy Blackshaw, den er aus seiner Studienzeit am Englischen College in Rom kannte. Und obgleich sie einander seit fünfzehn Jahren nicht gesehen hatten, hätte Waterhouse dieses unverwechselbare Gesicht mit der hohen glatten Stirn, den eindringlichen grauen Augen, der schmalen Hakennase und dem entschlossen wirkenden Mund überall wiedererkannt.

Als der Fuhrknecht das Pferd zügelte, sprang Jeremy ungeduldig aus dem Wagen und trat seinem Ordensbruder entgegen. Nun, da er unmittelbar vor Waterhouse stand, bemerkte dieser doch die Veränderungen, die seit ihrer letzten Begegnung die Züge seines Freundes gezeichnet hatten. Jeremys hohe Wangenknochen ließen sein Gesicht ausgehöhlt erscheinen, in den Augenwinkeln zerschnitt ein Fächer kleiner Fältchen seine von der Landluft gebräunte Haut, und von den Nasenflügeln zogen sich zwei tiefe Falten bis zu den Mundwinkeln. Sein entgegen der Mode kurzgeschnittenes dunkelbraunes Haar war an den Schläfen ergraut. Zudem wirkte sein ohnehin schlanker Körper noch magerer als früher.

»Ich freue mich, Euch zu sehen, mein lieber Freund«, rief Waterhouse mit einem warmen Lächeln.

»Ihr habt Euch kaum verändert«, erwiderte Jeremy. Sie waren beide zu erfahren in der Kunst der Verschwiegenheit, um sich in der Öffentlichkeit beim Namen zu nennen.

»Ihr auch nicht«, entgegnete Waterhouse, fügte nach kurzem Zögern jedoch hinzu: »Allerdings macht Ihr den Eindruck, als hättet Ihr Euch gerade erst von einer schweren Krankheit erholt. Ich hoffe, es geht Euch besser.«

Dies rief ein Lächeln auf Jeremys Gesicht. »Wie ich sehe, ist Eure Beobachtungsgabe noch ebenso scharf wie früher. Aber lasst uns aufbrechen. Wir können uns später in Ruhe unterhalten.« Inzwischen war auch der Fuhrknecht abgestiegen und machte sich daran, mit Waterhouse’ Hilfe dessen Reisetruhe auf den Wagen zu hieven. Als das Gepäckstück sicher verstaut war, nahmen die beiden Jesuiten auf der Ladefläche Platz.

»Wir können fahren, William«, sagte Jeremy.

Der Diener trieb das Zugpferd mit einem Zungenschnalzen an und lenkte das Gefährt durch das Tor aus dem Hof der Herberge hinaus. Die engen Straßen von Worcester, überragt von den vorkragenden Stockwerken der Fachwerkhäuser, waren gerade breit genug, dass zwei Fuhrwerke einander passieren konnten.

»Ich hätte bereits zwei Tage früher hier sein können«, erklärte Thomas Waterhouse, »doch die Postkutsche aus Dover hatte Verspätung, so dass ich den Anschluss nach Chester verpasste ...«

Waterhouse bemerkte plötzlich, dass sein Ordensbruder ihm nicht zuhörte. Jeremys Blick war starr ins Leere gerichtet. Sein Gesichtsausdruck wirkte abwesend, fast gequält. Beunruhigt legte Waterhouse ihm die Hand auf den Arm.

»Was ist mit Euch?«

Jeremy schrak wie aus einem Traum auf. »Ach nichts ... nur Erinnerungen an eine schreckliche Zeit ...« Er schluckte schwer, und sein Blick klärte sich. »Vor zwanzig Jahren, nach der Schlacht von Worcester, erwachte ich in einer dieser Gassen, nachdem mich ein Soldat der Parlamentsarmee mit einem Gewehrkolben niedergeschlagen hatte. Ich verdanke mein Leben nur der Tatsache, dass er zuvor seine Muskete abgefeuert hatte, um einen meiner Kameraden zu töten.«

»Ihr dürft Euch nicht schuldig fühlen, weil Ihr überlebt habt, Bruder«, sagte Waterhouse eindringlich. »Euer Schicksal lag allein in Gottes Hand. Es war Seine Entscheidung, Euch zu verschonen. Er muss andere Pläne für Euch gehabt haben.« »Vielleicht ...« Jeremy seufzte und ließ den Blick wieder über die Häuser gleiten. »Ich glaubte, ich würde die Gasse wiedererkennen, in der ich erwachte ... unter den Leibern der Toten, die mich beinahe erstickten ...«

»Denkt nicht mehr daran«, beschwor Waterhouse ihn. »Es ist vorbei.«

»Nein, das ist es nicht«, widersprach Jeremy. »Leider gibt es jemanden, der mich stets an jenen furchtbaren Tag erinnert. Und doch ist sie zugleich die größte Freude in meinem Leben.« Thomas Waterhouse hatte das Gefühl, dass sein Ordensbruder mehr preisgegeben hatte als beabsichtigt, und so überging er die Bemerkung und wechselte das Thema.

»Wie weit ist es bis Melverley Court?«

»Um die Mittagszeit werden wir dort sein«, klärte William ihn auf.

Sie folgten der römischen Straße, die durch das Städtchen Droitwich führte, und bogen schließlich nach Westen in einen schmalen Fuhrweg ein. Zum Glück hatte der Regen der letzten Tage nachgelassen, und der Untergrund war unter dem frischen herbstlichen Wind getrocknet, so dass sie trotz der schlechten Wegverhältnisse gut vorankamen.

Die Sonne hatte ihren höchsten Stand erreicht, als William das Zugpferd in eine Einfahrt lenkte, die auf ein prächtiges, aus Stein gebautes Haus zuführte. Umgeben von sorgfältig angelegten Gärten mit hohen Bäumen, die in Gold- und Rottönen prangten, wirkte es durch seine Abgeschiedenheit wie von der Außenwelt vergessen.

Während sie sich Melverley Court näherten, betrachtete Thomas Waterhouse bewundernd die von Efeu überrankte Fassade. Wie viele Häuser, die zur Zeit Königin Elizabeths gebaut worden waren, war es in Form eines H angelegt. Die Giebel des West- und des Ostflügels verfügten über zweigeschossige Erkerfenster, durch die die Räume zusätzliches Licht erhielten. Ungewöhnlich fand Waterhouse den vierstöckigen Turm im Winkel zwischen dem mittleren Gebäudeteil und dem Ostflügel, der mit einem Zinnenkranz und einer Kuppel verziert war. Das Fuhrwerk hielt vor einer Treppe, die zu einer vorgelagerten Terrasse hinaufführte. Als William vom Wagen sprang, um den beiden Priestern beim Aussteigen zu helfen, eilte ein weiterer Diener in schwarz-blauer Livree herbei, um die Ankömmlinge willkommen zu heißen.

»Wo befindet sich Ihre Ladyschaft?«, fragte Jeremy.

»Im Salon, Doktor«, erwiderte der Lakai.

»Und Mr. Mac Mathúna?«

»In den Ställen, Sir. Offenbar ist es bald so weit. Die Stute hat sich bereits hingelegt, und die Wasser sind gebrochen. Soll ich Mr. Mac Mathúna holen?«

»Nein, Harry«, wehrte Jeremy ab, »er wird kommen, wenn er es für sicher hält, Ceara zu verlassen.«

Mit neugieriger Miene hatte Thomas Waterhouse dem Wortwechsel gelauscht.

»Wer ist dieser Mac Mathúna?«, erkundigte er sich. »Ein Stallknecht?«

Jeremy wandte schmunzelnd den Kopf. »Keineswegs«, belehrte er seinen Ordensbruder. »Auch wenn er sich vorzüglich auf Pferde versteht. Mr. Mac Mathúna ist Lady St. Clairs Gemahl. Ich habe sie selbst getraut. Leider wurde die Ehe ohne die Zustimmung des Königs geschlossen und muss daher geheim bleiben.«

»Dann nehme ich an, dass es sich um eine Liebesheirat gehandelt hat«, vermutete Waterhouse. »Eine Seltenheit in unserer Zeit.« Gespannt, seine Gastgeber kennenzulernen, folgte er Jeremy durch die...



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