Lessmann | Die Spionin der Krone | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 445 Seiten

Lessmann Die Spionin der Krone

Historischer Roman | Intrigen und Machtspiele zu Zeiten der Tudors - perfekte Unterhaltung für Fans von Rebecca Gablé
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-69076-141-3
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Historischer Roman | Intrigen und Machtspiele zu Zeiten der Tudors - perfekte Unterhaltung für Fans von Rebecca Gablé

E-Book, Deutsch, 445 Seiten

ISBN: 978-3-69076-141-3
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Eine junge Mutter, die in gefährliche Machtspiele verstrickt wird. England im 16. Jahrhundert. Seit ihrer waghalsigen Flucht vor einem Urteil der englischen Krone verspürt Marianna nur einen einzigen brennenden Wunsch: Ihren kleinen Sohn, den sie zurücklassen musste, endlich wieder in die Arme zu schließen. Doch dafür will man sie zur Spionin von Elizabeth I. machen. Wenn sie ihr Kind jemals wiedersehen will, muss sie den berüchtigten »Greifen« aufspüren, der als Meister der Spionage gilt. Schon bald ist Marianna in einem gefährlichen Spiel gefangen, in dem sie nicht mehr weiß, wer noch Freund oder vielleicht längst schon ihr Feind ist ... »Die Romane von Sandra Lessmann sind immer wieder ein Erlebnis, das einen stundenlang gefangen nimmt und einen die Welt um sich herum vergessen lässt.« www.literaturmarkt.info Dieser Historienroman ist früher bereits unter dem Titel »Das Jungfrauenspiel« erschienen und wird Fans der Serienhits »Die Tudors« und »Reign« begeistern.

Sandra Lessmann, geboren 1969, lebte nach ihrem Schulabschluss fünf Jahre in London. Zurück in Deutschland studierte sie in Düsseldorf Geschichte, Anglistik, Kunstgeschichte und Erziehungswissenschaften. Anschließend arbeitete sie am Institut für Geschichte der Medizin; ein Thema, dass sie ebenso wie ihre Englandliebe in ihre historischen Romane einfließen ließ. Die Website der Autorin: www.sandra-lessmann.de Bei dotbooks veröffentlichte Sandra Lessmann ihre historischen Romane »Die Spionin der Krone« und »Die Kurtisane des Teufels« sowie ihre historische Krimireihe rund um »Pater Jeremy«.
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Zweites Kapitel


Der Regen prasselte gegen die Glasrauten des Fensters. Gedankenverloren zeichnete Marianna die Bleiruten, die die Scheiben zusammenhielten, mit der Fingerspitze nach. Der Schemel, auf dem sie saß, war wie der Rest der spärlichen Einrichtung von langem Gebrauch abgenutzt, der Boden von zweifelhafter Sauberkeit und das Laken des Bettes grau und fleckig. Marianna störte sich nicht daran. Sie hatte die Herberge am Rande von Dover aufgrund ihrer Abgeschiedenheit gewählt, Reinlichkeit und Güte des Essens waren zweitrangig. Hier stiegen weitaus weniger Durchreisende ab als in dem Küstenstädtchen selbst, allerdings erschienen ihr einige der Gäste etwas anrüchig, so dass Marianna oder ihre Magd nur selten die Kammer verließen, in die sie sich eingemietet hatten. Sie lag im zweiten Stock des Fachwerkhauses und war über eine den Innenhof überschauende Galerie erreichbar.

Marianna war in Gedanken bei ihrem Diener. Während sie mit Judith in der Nähe von Dover zurückgeblieben war, hatte sich Christopher allein zum Anwesen Hugh Simpsons, dem Vetter ihres Gatten, begeben. Seine Herrin hatte ihm genug Geld mitgegeben, um einen Knecht oder eine Magd zu bestechen und so in Nathaniels Nähe zu gelangen. Wenn Christopher dem Knaben erklärte, dass seine Mutter ihn geschickt habe, würde dieser ihm sicher folgen, und sie würden beide auf dem schnellsten Weg nach Dover zurückkehren. In ein paar Tagen konnten sie alle bereits wieder auf einem Schiff nach Frankreich sein. Marianna betete für ein gutes Gelingen des gefährlichen Vorhabens.

Der Regen hatte nachgelassen. Auf dem Pflaster des Innenhofs erklang der Hufschlag mehrerer Pferde. Trotz der späten Stunde war offenbar noch eine Reisegruppe eingetroffen. Neugierig erhob sich Marianna, öffnete die Kammertür und trat auf die im Dunkeln liegende Galerie hinaus. Judith tat es ihr nach. Unten im Hof stiegen im Schein der Pechfackeln fünf Männer aus den Sätteln ihrer Pferde. Drei von ihnen waren, ihrer Kleidung nach zu urteilen, Gentlemen, die von zwei Dienern begleitet wurden. Pferdeknechte eilten pflichteifrig herbei, um die Tiere in Empfang zu nehmen, die infolge des Regens in ebenso traurigem Zustand waren wie ihre Reiter. Dennoch war die Laune der Männer ungetrübt, sie lachten und riefen sich grobe Scherze zu. Der Gastwirt bat sie mit einladender Geste in den Schankraum, damit sie sich vor dem Kaminfeuer aufwärmen konnten. Bald kehrte wieder Ruhe auf dem Innenhof der Herberge ein.

Mit einem besorgten Stirnrunzeln zog sich Marianna, gefolgt von Judith, in ihre Kammer zurück. Je mehr Leute sich in der Absteige einfanden, umso größer war die Gefahr, dass sie erkannt wurde. Es war sicherer für sie, wenn sie in dem kleinen Zimmer blieb, so unangenehm dies auch sein mochte.

»Judith, hilf mir aus den Kleidern. Wir gehen früh zu Bett.« Noch während sie sprach, löste Marianna den bestickten Gürtel, an dem eine leinene Tasche hing, von ihrer Taille und reichte sie der Magd. Judith legte den Beutel auf dem Tisch ab, und ihre Herrin streckte ihr die Hände entgegen, damit die Magd die Nadeln aus den Manschetten ziehen konnte, mit denen diese an den wattierten Ärmeln befestigt waren. Die Ärmel wiederum waren durch Schnürbänder mit dem oberen Gewand verbunden, das in der Taille zusammengesteckt war. Darunter kam das Unterkleid aus rostbrauner Wolle zum Vorschein, das aus einem Mieder und einem gefütterten Rock bestand. Beides war von bürgerlicher Einfachheit und sollte verhindern, dass man der Trägerin zu viel Aufmerksamkeit schenkte.

Nach dem Unterkleid fielen die leinenen Unterröcke und das eng geschnürte, mit Fischbein verstärkte Korsett, bis Marianna schließlich nur noch mit Hemd und Wollstrümpfen bekleidet dastand. Sie setzte sich auf den Schemel, damit Judith ihr die Leinenhaube abnehmen und ihr Haar lösen konnte. Vorsichtig entwirrte die Magd die kupferroten Locken mit einem Kamm.

»Ich werde Euch Wasser zum Waschen holen, Madam.« »Gut, aber komm gleich zurück«, mahnte Marianna.

Judith war ein junges Mädchen, das noch wenig von der Welt wusste und Fremden allzu leicht vertraute. Ihre Herrin ließ sie nur ungern aus den Augen, fühlte sie sich doch für sie verantwortlich.

In der Ferne schrie ein Nachtvogel. Ungeduldig erhob sich Marianna vom Bett und strich sich mit der Hand durchs Haar. Es war kalt in der Kammer, und während sie wartete, begann sie zu frösteln. Die Magd musste nur die Treppe zum Innenhof hinabsteigen und den Krug am Brunnen füllen. Weshalb brauchte sie so lange? Hatte sie sich etwa trotz des Verbots ihrer Herrin in ein Gespräch mit einem der Stallburschen verwickeln lassen? Marianna seufzte tief. Sie musste Judith unbedingt noch einmal streng ins Gebet nehmen!

Die Tür wurde aufgestoßen und krachte gegen die Holzwand der Kammer. Kalte Luft wehte herein und ließ Marianna erschaudern. Zwei Männer tauchten im Türrahmen auf und traten mit schweren, drohenden Schritten über die Schwelle. Die junge Frau war vor Schreck wie gelähmt.

»Mistress Ashton!«

Es war eine Feststellung, keine Frage.

Beide Männer boten eine düstere, ungepflegte Erscheinung sowohl in ihrem Äußeren wie in ihrer Kleidung. Doch der Schein trog. Die Tatsache, dass sie ihren Namen kannten, bewies, dass es sich keineswegs um gemeine Straßenräuber handelte, sondern um Handlanger der Regierung. Offenbar hatte man sie aber aus dem Gesindel der Unterwelt rekrutiert. Panik überflutete Marianna.

Wie war das möglich? Wie hatte man sie aufgespürt? Und dann noch so schnell? Natürlich hatte sie die Möglichkeit in Betracht gezogen und sich darauf vorzubereiten versucht. Doch die plötzliche Konfrontation und die Selbstsicherheit der Männer brachten sie völlig aus der Fassung.

»Mein Name ist nicht Ashton ...«, stammelte sie, darum bemüht, ihrer Stimme Festigkeit zu verleihen. Es misslang ihr kläglich.

»Gebt Euch keine Mühe! Wir wissen genau, wer Ihr seid.«

Der vordere Mann trat auf sie zu, während der andere begann, sich in der Kammer umzusehen. Marianna wich vor dem Eindringling zurück und presste sich gegen die Wand hinter ihr. Ihr Blick glitt unauffällig zur Tür, die halb offenstand. Sie dachte nur noch an Flucht.

Der Mann blieb vor ihr stehen und musterte sie von oben bis unten. Seine Augen waren kalt, und sein Atem roch nach Wein. Ein farbloser, kümmerlicher Bart spross auf Wangen und Kinn. Unter seinem durchdringenden Blick wurde sich Marianna bewusst, dass sie nichts weiter als ihr Hemd trug, das ihren Körper kaum verhüllte, und sie fühlte sich nackt und wehrlos. Der Bärtige schien denselben Gedanken zu haben. Ein raubtiergleiches Lächeln teilte seine Lippen und entblößte zwei Reihen schadhafter Zähne.

»Hat man dir nicht gesagt, wie gefährlich es für eine Frau ist, allein zu reisen?«

Der jähe Wechsel zum vertraulichen Du ließ Marianna das Schlimmste befürchten. Von diesem Strolch durfte sie keinen Respekt erwarten. Im nächsten Moment packte er mit der Hand roh ihre Brust und presste sie so fest, dass Marianna vor Schmerz aufstöhnte. Er lachte, raffte mit der anderen Hand ihr Hemd und griff grob an ihre Scham. Doch im nächsten Moment krümmte er sich fluchend zusammen und taumelte durch die Kammer. In einem Reflex hatte Marianna ihm das Knie so kräftig zwischen die Beine gerammt, dass er nur noch Sterne sah.

Ehe sein Begleiter reagieren konnte, huschte ihr Opfer zur Tür hinaus und rannte die Galerie entlang zur Treppe, die in den Hof hinabführte. Ihre nur mit Strümpfen bekleideten Füße klatschten dumpf auf das nasse Pflaster, als sie ihn überquerte. Wohin sollte sie fliehen? Ihr Kopf war leer. Sie vermochte keinen klaren Gedanken zu fassen. Wie eine Motte, die blind dem Licht folgt, hielt sie auf die erleuchteten Fenster des Schankraums zu, aus dem Männerstimmen an ihr Ohr drangen. Die Reisenden, die vor kurzem angekommen waren! Aber würden sie ihr helfen? Sie hatte keine andere Wahl, als es zu versuchen!

Mit zitternden Händen riss Marianna die Tür auf und warf sich, mit wehendem Hemd und schlammbespritzt, zwischen die drei Gentlemen, die erstaunt mitten im Gespräch verstummten. Atemlos, wie sie war, brachte sie keinen Ton heraus. Eine Hand packte sie am Arm und zog sie an einen in Samt gekleideten Körper.

»Was haben wir denn hier?«, grölte eine nicht mehr allzu sichere Männerstimme. »Da fällt mir doch ein hübsches Vögelchen direkt in den Schoß!«

Marianna versuchte, sich aus der Umarmung zu winden, in der sie sich unvermutet wiederfand, als eine ebenfalls vom Wein beeinträchtigte Stimme hinter ihr sagte: »Lass sie los, Tom. Siehst du nicht, dass sich das arme Ding in Not befindet!«

Tatsächlich lockerte sich der Griff des jungen Mannes, der sie hielt, und Marianna machte sich energisch los.

»Wie könnt Ihr es wagen, Sir!«

Sie starrte ihm erbost ins Gesicht, das ihr mit einem Mal bekannt vorkam. Ihrem Gegenüber schien es ebenso zu gehen, denn seine Augenbrauen zogen sich ungläubig zusammen, während er sie eingehend musterte.

»Marianna Percy? Ist das möglich?« Seine Verwunderung machte einem breiten Lächeln Platz. »Erinnerst du dich nicht an mich, liebste Base? Ich bin’s! Dein Vetter Tom ... Thomas Fleetwood.«

Marianna blieb keine Zeit mehr, die Begrüßung zu erwidern. Erneut wurde die Tür zur Schankstube aufgestoßen, und die beiden Strolche stürmten herein.

Die junge Frau sah ihren Vetter flehentlich an. »Hilf mir! Sie haben mich überfallen!«

Tom Fleetwood zögerte nicht, der Bitte nachzukommen.

»Jimmy, pass auf sie auf!«

Er schob seine Base dem Mann in die Arme, der ihn zuvor zur Ordnung gerufen hatte, und stellte sich den Eindringlingen mit gezogenem Degen entgegen. Der dritte junge Mann kam...



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