Lessmann | Die Richter des Königs | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 558 Seiten

Reihe: Ein Fall für Pater Jeremy

Lessmann Die Richter des Königs

Historischer Roman | Ein Fall für Pater Jeremy 1 - Ein fesselnder Spannungsroman aus dem alten London, für Fans von Oliver Pötzsch
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98952-201-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Historischer Roman | Ein Fall für Pater Jeremy 1 - Ein fesselnder Spannungsroman aus dem alten London, für Fans von Oliver Pötzsch

E-Book, Deutsch, Band 1, 558 Seiten

Reihe: Ein Fall für Pater Jeremy

ISBN: 978-3-98952-201-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein Serienmörder treibt in London sein Unwesen 1665: In den Nachwehen des Bürgerkriegs schwelt noch immer überall Gefahr. Auch für den Jesuitenpartner Jeremy Blackshaw, der seiner Profession nicht mehr frei nachgehen kann. Er beginnt, in London wieder als Arzt zu arbeiten, doch als er zu einem Patienten gerufen wird, findet sich Jeremy plötzlich inmitten eines Netzes mysteriöser Anschläge wieder: Sir Orlando, ein angesehener Richter, vermutet hinter dem unerwarteten Tod eines Kollegen einen perfiden Giftmord. Und auch seine eigene Gesundheit ist auf einmal gefährlich angegriffen. Wird London von einem Serienmörder heimgesucht? Pater Jeremy ist fest entschlossen, den Täter zu finden, bevor dieser erneut zuschlagen kann... Erleben Sie mit dem ersten Roman der großen PATER JEREMY-Reihe fesselnde historische Unterhaltung. Fans von Ellis Peters und Oliver Pötzsch werden begeistert sein.

Sandra Lessmann, geboren 1969, lebte nach ihrem Schulabschluss fünf Jahre in London. Zurück in Deutschland studierte sie in Düsseldorf Geschichte, Anglistik, Kunstgeschichte und Erziehungswissenschaften. Anschließend arbeitete sie am Institut für Geschichte der Medizin; ein Thema, dass sie ebenso wie ihre Englandliebe in ihre historischen Romane einfließen ließ. Die Website der Autorin: www.sandra-lessmann.de Bei dotbooks veröffentlichte Sandra Lessmann ihre historischen Romane »Die Spionin der Krone« und »Die Kurtisane des Teufels« sowie ihre historische Krimireihe rund um »Pater Jeremy«.
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Drittes Kapitel


Am frühen Morgen machte sich Alan zur »Pfauenschenke« auf. An der Tür blieb er stehen, um nach seinem Freund Ausschau zu halten, und entdeckte ihn schließlich an einem Tisch im hinteren Bereich des Schankraums. Zu Alans Überraschung war er nicht allein, sondern befand sich im Gespräch mit einer Frau, die einen langen Kapuzenmantel trug. Ihr Gesicht war hinter einer schwarzen Samtmaske verborgen. Schon seit längerer Zeit war es für Damen unterschiedlichen Standes Mode, maskiert auf die Straße zu gehen. Einerseits ermöglichte ihnen dies, unerkannt zu bleiben, andererseits schützten sie so ihre Haut vor der bräunenden Sonne.

Als Alan fasziniert nähertrat, wandte sich die Frau gerade zum Gehen. Beim Verlassen des Schankraums streifte ihr Umhang leicht Alans Hand. Dabei nahm er den betörenden Duft eines teuren Parfüms wahr. Und da er immer nur eines im Sinn hatte, vermutete er sogleich, dass sie die Mätresse seines Freundes war, obwohl eine heimliche Liebschaft gar nicht zu Jeremy Blackshaw passte, den er früher nur als Kostverächter gekannt hatte. Außerdem verwirrte es ihn, dass die Maskierte mehr den Eindruck einer vornehmen Dame machte als einer auf Abwege geratenen Bürgersfrau. Brennend vor Neugier trat Alan an den Tisch seines Freundes und setzte sich zu ihm.

»Wie ich sehe, hattet Ihr Besuch. Wer ist die schöne Unbekannte?«

»Woher wollt Ihr wissen, dass sie schön ist?«, meinte Jeremy spöttisch. »Ihr habt ihr Gesicht doch gar nicht gesehen.«

»Dafür habe ich eine Nase«, sagte Alan und tippte sich grinsend an dieselbe. »Allein die anmutige Art, wie sie sich bewegt, und die stolze Haltung. Und ich dachte immer, Ihr seid für die Reize der Frauen nicht empfänglich.«

»Alan, Ihr beobachtet zwar sehr genau, aber leider missdeutet Ihr, was Ihr seht«, belehrte Jeremy seinen alten Kameraden.

»Und Ihr seid ein größerer Narr, als ich dachte, wenn Ihr ein so verführerisches Weib verschmäht«, gab Alan zurück.

Er blickte prüfend in das verschlossene Gesicht seines Freundes und seufzte. Er hatte es noch nie verstanden, darin zu lesen. Es war ein langes, schmales Gesicht mit einer hohen, gewölbten Stirn, tief liegenden Augen, die stets vor Lebendigkeit sprühten, und stark modellierten Wangenknochen. Die Nase erinnerte an den Schnabel eines Raubvogels. Zu beiden Seiten der Nasenflügel zog sich eine Falte bis zu den schmalen Lippen. Darunter sprang ein markantes, spitzes Kinn hervor. Jeremys Körper war ebenso hager wie sein Gesicht. Alan war überzeugt, dass er noch immer so asketisch lebte wie früher. Bis auf die Fächer kleiner Fältchen in seinen Augenwinkeln erschien er fast unverändert. Auch sein glattes, dunkelbraunes Haar, das er wie die meisten Männer lang bis auf die Schultern trug, wies kaum graue Fäden auf.

»Erinnert Ihr Euch noch an den Tag, als wir uns das letzte Mal sahen?«, fragte Alan ein wenig schwermütig, denn die Erinnerung an den Bürgerkrieg, unter dem damals ganz England gelitten hatte, weckte starke Gefühle in ihm. Die Hinrichtung König Charles’ I. nach einem vom Parlament veranstalteten Schauprozess hatte ihrer aller Leben in den Grundfesten erschüttert. Der Sohn des Märtyrerkönigs, der jetzige Charles II, hatte 1651 einen letzten verzweifelten Versuch unternommen, mit Hilfe der Schotten den Thron zurückzuerobern. Vor der Stadt Worcester war sein erschöpftes Heer auf die Truppen Cromwells getroffen und vernichtend geschlagen worden.

»Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, dass Ihr die Schlacht überlebt haben könntet«, bekannte Alan. »Als man mich gefangen nahm, fragte ich jeden meiner Leidensgenossen nach Euch, aber niemand wusste etwas. Wir wurden nach Chester gebracht und dort einige Wochen im Kerker festgehalten.

Schließlich gelang es mir, einen Geleitbrief nach London zu bekommen und hier bei Richard Wiseman zu arbeiten. Zwei Jahre später wurde ich in die Gilde der Barbiere und Wundärzte aufgenommen. Seitdem geht es mir so gut, wie ich es mir nur wünschen kann. Aber nun erzählt endlich, wie Ihr es geschafft habt, aus Worcester zu entkommen.«

Jeremy probierte einen Schluck von der heißen Schokolade, die sie als Morgentrunk zu sich nahmen.

»Ich hatte großes Glück. Ein Soldat, der gerade seine Muskete abgefeuert hatte, schlug mich mit dem Kolben nieder und ließ mich liegen. Ich erwachte mitten in der Nacht unter einem Berg von Leichen. Als ich mich davonschleichen wollte, traf ich auf einen sterbenden Offizier, der mich bat, seiner kleinen Tochter ein Medaillon zu bringen, das er bei sich trug. Ich tat ihm gerne den Gefallen, denn er war Katholik wie ich. Das Mädchen befand sich in der Obhut eines katholischen Gentleman. Zu dem Zeitpunkt, als ich in dessen Haus eintraf, hielt er dort den König versteckt, der nach der Schlacht aus Worcester geflohen war. Cromwells Soldaten suchten überall nach ihm, und man hätte Charles ebenso den Kopf abgeschlagen wie seinem Vater, wenn man ihn gefunden hätte. Es war sein Glück, dass er im Haus eines Katholiken Unterschlupf fand, das über geheime Priesterverstecke verfügte. Sie waren so geschickt angelegt, dass sie auch bei einer gründlichen Haussuchung nicht entdeckt werden konnten. So erfuhr der König am eigenen Leib, wie es unseren Geistlichen ergangen war, als man sie zur Zeit seines Großvaters James wie wilde Tiere jagte.«

»Ihr habt mit dem König gesprochen?«, fragte Alan erstaunt.

»Ja, und ich habe ihn als Mensch schätzen gelernt. Er hat während seiner Flucht Einblick in die Lebensweise der einfachen Leute erhalten. Er hat Hunger und Entbehrung erfahren und im Angesicht der Gefahr heldenhaften Mut bewiesen. Die besten Voraussetzungen, um ein guter König zu werden.«

»Wie ist es Euch gelungen, England zu verlassen? Die Armee hielt doch sicher alle Häfen besetzt.«

»Es war tatsächlich nicht einfach«, gab Jeremy zu. »Zumal ich mich bereit erklärt hatte, das Mädchen, das nach dem Tod ihres Vaters Waise geworden war, zur Familie ihrer Mutter nach Frankreich zu bringen. Ich versuchte es erst von Bristol aus, wo meine Schwester wohnte, konnte aber kein geeignetes Schiff finden. An der Südküste trafen wir durch Zufall den König wieder, der dasselbe Problem hatte. Dort hätten sie ihn um ein Haar erwischt. Aber Gott schützte ihn, und einige Zeit später gelang ihm die Flucht nach Frankreich.«

»Ihr habt mir noch immer nicht verraten, wie Ihr es geschafft habt«, drängte Alan ungeduldig.

Jeremy lächelte bescheiden.

»Als mir klar wurde, dass ich nicht die Mittel besaß, um einen Fischer oder den Kapitän eines Handelsschiffs zu bestechen, seinen Kopf für einen royalistischen Flüchtling zu riskieren, kam mir eine Idee, wie ich die Amtsvertreter überlisten konnte.

Im Ärmelkanal wimmelte es von holländischen Piraten, die die englische und französische Küste unsicher machten. Eines Abends entdeckten wir einen dieser Freibeuter in einer abgelegenen Bucht. Offenbar hatte ein Sturm ihn gezwungen, dort Schutz zu suchen. Ich ging davon aus, dass die Leute der Gegend das Schiff ebenfalls bemerkt hatten, und beschloss, diesen Umstand auszunutzen. Zum Glück sprach ich damals schon fließend Französisch. Wie Ihr wisst, hatte ich eine Weile in Paris studiert. Ich schärfte dem Mädchen also ein, sie solle so tun, als sei sie Französin, und da sie sehr aufgeweckt war, spielte sie ihre Rolle, ohne sich ein einziges Mal zu versprechen.

So begab ich mich mit ihr zum nächsten Dorf, wo uns der dortige Nachtwächter, der uns für Vagabunden hielt, verhaftete und dem Friedensrichter vorführte, wie es seine Pflicht war. Dieser besorgte einen Dolmetscher, als er bemerkte, dass er Franzosen vor sich hatte, und ich erklärte ihm, dass meine kleine Base und ich während einer Bootsfahrt vor der Küste Frankreichs von Piraten aufgebracht worden seien. Das Schiff der Freibeuter sei von einem Sturm nach England abgetrieben worden und habe uns an einem verlassenen Strand abgesetzt. Da man uns alles geraubt habe, hätten wir kein Geld, um nach Frankreich zurückzureisen, und natürlich auch keine Papiere.

Als man dem Friedensrichter die Sichtung eines Holländers vor der Küste bestätigte, nahm er mir meine Geschichte ab. Eigentlich wäre es nun seine Pflicht gewesen, uns nach London bringen zu lassen, wo eine höhere Autorität über unser Schicksal entschieden hätte. Ich rechnete jedoch damit, dass seine Sorge um die Gemeindekasse größer sein würde als sein Pflichtbewusstsein gegenüber dem Gesetz. und ich behielt Recht. Nachdem er die Kosten für unsere Eskortierung nach London im Geiste überschlagen hatte, entschied er, dass es für die Gemeinde billiger wäre, die unerwünschten Franzosen von einem Fischer der Gegend über den Kanal bringen zu lassen. Man sah dem Friedensrichter deutlich an, wie froh er war, uns los zu sein.«

Alan brach in schallendes Gelächter aus. »Cromwell hätte dem guten Mann den Kopf abgerissen. Ihr seid wahrlich ein Teufelskerl, Jeremy!«

»Es ist immer von Vorteil, die Schwächen der Menschen zu kennen.«

»Ihr seid also ins Exil gegangen?«, fragte Alan, während er sich die Lachtränen aus den Augen wischte. »Und was wurde aus dem Mädchen?«

»Ich lieferte sie bei ihrer Familie ab. Dann ging ich nach Italien, um Medizin zu studieren, denn in Frankreich herrschte damals ja auch Bürgerkrieg, und ich hatte vorerst genug von Schlachtfeldern und Gemetzeln. Später verbrachte ich einige Jahre in Indien und lernte sehr viel über die dort praktizierte Medizin, die in mancher Hinsicht der europäischen überlegen ist.«

Alan lauschte interessiert. Er hatte seinen Freund schon früher als überaus klug und wissensdurstig gekannt und sein außerordentliches Gedächtnis für Einzelheiten bewundert. Nun...



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