Lessing | Nathan der Weise | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 180 Seiten

Reihe: Fischer Klassik Plus

Lessing Nathan der Weise

Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-10-401899-7
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen

E-Book, Deutsch, 180 Seiten

Reihe: Fischer Klassik Plus

ISBN: 978-3-10-401899-7
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. »Das Stück handelt von einem Juden, der seinen persönlichen Holocaust erlebt. Nathans sieben Söhne sterben, verbrennen in einem Pogrom. Dennoch: Dieser Nathan übt keine Vergeltung, keine Rache. Auf seinem Schmerz folgt kein Hass, sondern die Vernunft kehrt wieder. Und über die Vernunft das Vergeben. Das ist die Botschaft, die dieses helle Stück in dunklen Zeiten vermitteln kann. Ich denke, das muss man heute postulieren, das muss man heute predigen, damit es alle Ohren hören.« (Claus Peymann)

Gotthold Ephraim Lessing, am 22. Januar 1729 in Kamenz geboren, studierte ab 1746 Theologie und ab 1748/49 Medizin in Leipzig und Wittenberg. Ab 1748 war er Theaterschriftsteller und Rezensent. 1750 begegnete er Voltaire, mit Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai war er eng befreundet. 1767 ging er als Dramaturg ans neu gegründete Nationaltheater nach Hamburg, 1770 wurde er Bibliothekar der Herzoglich-Braunschweigischen Bibliothek in Wolfenbüttel. Er starb am 15. Februar 1781 in Braunschweig. Lessing gilt als der wichtigste Dramatiker der deutschen Aufklärung.
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Erster Aufzug


Erster Auftritt


Szene: Flur in Nathans Hause.

NATHAN von der Reise kommend. DAJA ihm entgegen.

DAJA

Er ist es! Nathan! – Gott sei ewig Dank,

Dass Ihr doch endlich einmal wiederkommt.

NATHAN

Ja, Daja; Gott sei Dank! Doch warum ?

Hab ich denn eher wiederkommen wollen?

Und wiederkommen können? Babylon

Ist von Jerusalem, wie ich den Weg,

Seitab bald rechts, bald links, zu nehmen bin

Genötigt worden, gut zweihundert Meilen;

Und Schulden einkassieren, ist gewiss

Auch kein Geschäft, das merklich födert, das

So von der Hand sich schlagen lässt.

DAJA

 O Nathan,

Wie elend, elend hättet Ihr indes

Hier werden können! Euer Haus …

NATHAN

  Das brannte.

So hab ich schon vernommen. – Gebe Gott,

Dass ich nur alles schon vernommen habe!

DAJA

Und wäre leicht von Grund aus abgebrannt.

NATHAN

Dann, Daja, hätten wir ein neues uns

Gebaut; und ein bequemeres.

DAJA

  Schon wahr! –

Doch Recha wär bei einem Haare mit

Verbrannt.

NATHAN

   Verbrannt? Wer? meine Recha? sie? –

Das hab ich nicht gehört. – Nun dann! So hätte

Ich keines Hauses mehr bedurft. – Verbrannt

Bei einem Haare! – Ha! sie ist es wohl!

Ist wirklich wohl verbrannt! – Sag nur heraus!

Heraus nur! – Töte mich: und martre mich

Nicht länger. – Ja, sie ist verbrannt.

DAJA

  Wenn sie

Es wäre, würdet Ihr von mir es hören?

NATHAN

Warum erschreckest du mich denn? – O Recha!

O meine Recha!

DAJA

 Eure? Eure Recha?

NATHAN

Wenn ich mich wieder je entwöhnen müsste,

Dies Kind mein Kind zu nennen!

DAJA

Nennt Ihr alles,

Was Ihr besitzt, mit ebenso viel Rechte

Das Eure?

NATHAN

  Nichts mit größerm! Alles, was

Ich sonst besitze, hat Natur und Glück

Mir zugeteilt. Dies Eigentum allein

Dank ich der Tugend.

DAJA

O wie teuer lasst

Ihr Eure Güte, Nathan, mich bezahlen!

Wenn Güt’, in solcher Absicht ausgeübt,

Noch Güte heißen kann!

NATHAN

In solcher Absicht?

In welcher?

DAJA

  Mein Gewissen …

NATHAN

Daja, lass

Vor allen Dingen dir erzählen …

DAJA

  Mein

Gewissen, sag ich …

NATHAN

Was in Babylon

Für einen schönen Stoff ich dir gekauft.

So reich, und mit Geschmack so reich! Ich bringe

Für Recha selbst kaum einen schönern mit.

DAJA

Was hilft’s? Denn mein Gewissen, muss ich Euch

Nur sagen, lässt sich länger nicht betäuben.

NATHAN

Und wie die Spangen, wie die Ohrgehenke,

Wie Ring und Kette dir gefallen werden,

Die in Damaskus ich dir ausgesucht:

Verlanget mich zu sehn.

DAJA

So seid Ihr nun!

Wenn Ihr nur schenken könnt! nur schenken könnt!

NATHAN

Nimm du so gern, als ich dir geb: – und schweig!

DAJA

Und schweig! – Wer zweifelt, Nathan, dass Ihr nicht

Die Ehrlichkeit, die Großmut selber seid?

Und doch …

NATHAN

  Doch bin ich nur ein Jude. – Gelt,

Das willst du sagen?

DAJA

Was ich sagen will,

Das wisst Ihr besser.

NATHAN

 Nun so schweig!

DAJA

Ich schweige.

Was Sträfliches vor Gott hierbei geschieht,

Und ich nicht hindern kann, nicht ändern kann, –

Nicht kann, – komm’ über Euch!

NATHAN

Komm’ über mich! –

Wo aber ist sie denn? wo bleibt sie? – Daja,

Wenn du mich hintergehst! – Weiß Sie es denn,

Dass ich gekommen bin?

DAJA

Das frag ich Euch!

Noch zittert ihr der Schreck durch jede Nerve.

Noch malet Feuer ihre Phantasie

Zu allem, was sie malt. Im Schlafe wacht,

Im Wachen schläft ihr Geist: halb weniger

Als Tier, bald mehr als Engel.

NATHAN

 Armes Kind!

Was sind wir Menschen!

DAJA

 Diesen Morgen lag

Sie lange mit verschlossnem Aug’, und war

Wie tot. Schnell fuhr sie auf, und rief: »Horch! horch!

Da kommen die Kamele meines Vaters!

Horch! seine sanfte Stimme selbst!« – Indem

Brach sich ihr Auge wieder: und ihr Haupt,

Dem seines Armes Stütze sich entzog,

Stürzt auf das Küssen. – Ich, zur Pfort’ hinaus!

Und sieh: da kommt Ihr wahrlich! kommt Ihr wahrlich! –

Was Wunder! ihre ganze Seele war

Die Zeit her nur bei Euch – und ihm. –

NATHAN

Bei ihm?

Bei welchem Ihm?

DAJA

 Bei ihm, der aus dem Feuer

Sie rettete.

NATHAN

  Wer war das? wer? – Wo ist er?

Wer rettete mir meine Recha? wer?

DAJA

Ein junger Tempelherr, den, wenig Tage

Zuvor, man hier gefangen eingebracht,

Und Saladin begnadigt hatte.

NATHAN

Wie?

Ein Tempelherr, dem Sultan Saladin

Das Leben ließ? Durch ein geringres Wunder

War Recha nicht zu retten? Gott!

DAJA

Ohn ihn,

Der seinen unvermuteten Gewinst

Frisch wieder wagte, war es aus mit ihr.

NATHAN

Wo ist er, Daja, dieser edle Mann? –

Wo ist er? Führe mich zu seinen Füßen.

Ihr gabt ihm doch vors Erste, was an Schätzen

Ich euch gelassen hatte? gabt ihm alles?

Verspracht ihm mehr? weit mehr?

DAJA

  Wie konnten wir?

NATHAN

Nicht? nicht?

DAJA

 Er kam, und niemand weiß woher.

Er ging, und niemand weiß wohin. – Ohn alle

Des Hauses Kundschaft, nur von seinem Ohr

Geleitet, drang, mit vorgespreiztem Mantel,

Er kühn durch Flamm’ und Rauch der Stimme nach,

Die uns um Hülfe rief. Schon hielten wir

Ihn für verloren, als aus Rauch und Flamme

Mit eins er vor uns stand, im starken Arm

Empor sie tragend. Kalt und ungerührt

Vom Jauchzen unsers Danks, setzt seine Beute

Er nieder, drängt sich unters Volk und ist –

Verschwunden!

NATHAN

Nicht auf immer, will ich hoffen.

DAJA

Nachher die ersten Tage sahen wir

Ihn untern Palmen auf und nieder wandeln,

Die dort des Auferstandnen Grab umschatten.

Ich nahte mich ihm mit Entzücken, dankte,

Erhob, entbot,...


Lessing, Gotthold Ephraim
Gotthold Ephraim Lessing, am 22. Januar 1729 in Kamenz geboren, studierte ab 1746 Theologie und ab 1748/49 Medizin in Leipzig und Wittenberg. Ab 1748 war er Theaterschriftsteller und Rezensent. 1750 begegnete er Voltaire, mit Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai war er eng befreundet. 1767 ging er als Dramaturg ans neu gegründete Nationaltheater nach Hamburg, 1770 wurde er Bibliothekar der Herzoglich-Braunschweigischen Bibliothek in Wolfenbüttel. Er starb am 15. Februar 1781 in Braunschweig. Lessing gilt als der wichtigste Dramatiker der deutschen Aufklärung.

Gotthold Ephraim LessingGotthold Ephraim Lessing, am 22. Januar 1729 in Kamenz geboren, studierte ab 1746 Theologie und ab 1748/49 Medizin in Leipzig und Wittenberg. Ab 1748 war er Theaterschriftsteller und Rezensent. 1750 begegnete er Voltaire, mit Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai war er eng befreundet. 1767 ging er als Dramaturg ans neu gegründete Nationaltheater nach Hamburg, 1770 wurde er Bibliothekar der Herzoglich-Braunschweigischen Bibliothek in Wolfenbüttel. Er starb am 15. Februar 1781 in Braunschweig. Lessing gilt als der wichtigste Dramatiker der deutschen Aufklärung.



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