E-Book, Deutsch, Band 3, 400 Seiten
Reihe: California Dreams
Leopold The Fire in Your Heart
22001. Auflage 2022
ISBN: 978-3-492-60101-6
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman | Gefühlvolle New-Adult-Romance rund um das Thema Female Empowerment
E-Book, Deutsch, Band 3, 400 Seiten
Reihe: California Dreams
ISBN: 978-3-492-60101-6
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kim Leopold schreibt Geschichten, die das Herz höherschlagen lassen - sei es in knisternden New Adult-Romanen oder fantasievollen Welten voller Abenteuer. Ihre Reise in die Buchwelt begann 2015, als sie nach einer Brustkrebsdiagnose beschloss, ihr eigenes Glück nicht mehr aufzuschieben. Seitdem hat sie zahlreiche Bücher veröffentlicht und viele Blogartikel und Podcast-Episoden verfasst. Wenn sie nicht gerade schreibt, unterstützt sie als Grafikdesignerin andere Autor:innen oder verliert sich für ein paar Stunden in einem guten Buch - immer mit dabei: eine heiße Tasse Kaffee und ihre Haustiere. Ihr Motto: 'Ziele nach dem Mond - wenn du ihn verfehlst, landest du immerhin bei den Sternen.
Autoren/Hrsg.
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2
Quinn
Hingebungsvoll widme ich mich dem Schokoriegel in meiner Hand. Was gar nicht so leicht ist, weil ich gleichzeitig versuche, ein möglichst unbeteiligtes Gesicht zu wahren, wie immer, wenn es um dieses Thema geht, und mich Stück für Stück aus dem Raum zu schieben. Aber zu spät.
»Hey, Quinn!«, ruft Reed und nickt mir zu. »Was ist los mit dir? Willst du dich etwa raushalten?«
Ich schlucke die Schokolade runter, bevor ich antworte. Männerhorde hin oder her, meine Manieren habe ich trotzdem nicht vergessen. »Du kennst doch meine Meinung. Ich würde jedes ihrer Worte unterschreiben«, entgegne ich zuckersüß.
»Du siehst das also echt genauso?«, hakt Wrongway nach und streicht sich mit einer Hand über das graublonde Haar. Ich kann mich nicht entscheiden, ob sein Blick neugierig oder vorwurfsvoll ist.
»Ist das eine ernst gemeinte Frage?« Ich stopfe den Rest meines Schokoriegels zurück in die Verpackung und schlucke die aufkeimende Wut hinunter, die mich immer überfällt, wenn es um Frauenrechte geht.
Die Männer sind cool. Die meisten von ihnen jedenfalls, und ich habe keine Lust, mir mein Arbeitsumfeld zu verscherzen, nur weil ich die Klappe nicht halten kann. »Natürlich sehe ich das so wie sie. Scheiße, ich bin froh, dass da draußen eine Frau ist, die über solche Sachen berichtet, damit Testosteronbomben wie ihr …« Ich mache eine ausladende Handbewegung, die das gesamte Team einschließen soll. »… begreifen, dass Frauen nicht nur genauso gut in diesem Job sind, sondern bitte auch nicht aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden dürfen.«
»Komm, so schlecht hast du es bei uns wirklich nicht«, erwidert Wrongway empört. Er verschränkt die Arme vor der breiten Brust.
»Habe ich auch nie gesagt.« Ich zwinkere ihm zu, woraufhin er die Hände wieder sinken lässt. »Aber wundert ihr euch nie darüber, dass es so wenige Feuerwehrfrauen gibt? So ein Blog wie ihrer sorgt dafür, dass mal frischer Wind reinkommt und wir vielleicht auch mehr weiblichen Nachwuchs bekommen.«
»Hm«, brummt Micah, der sich bislang rausgehalten und an seine Tasse Kaffee geklammert hat. So wie er aussieht, ist der Kaffee heute das Einzige, was ihn funktionieren lässt. »Ich glaube ja eher, wenn die Frau so weitermacht, gibt’s bald gar keinen Feuerwehrnachwuchs mehr, weil alle denken, beim LAFD sitzen ein Haufen Trottel, die den ganzen Tag nichts Besseres zu tun haben, als auf Frauen rumzuhacken.«
Seine Worte tun weh, denn ich weiß aus erster Quelle, dass die Frau, die den Blog The Fire in Your Heart veröffentlicht, über den unser Team schon seit Wochen immer mal wieder spricht, gerade das nicht im Sinn hat. Dennoch geben sie mir zu denken. Vielleicht hat er recht. Vielleicht ist meine Berichterstattung zu negativ. Vielleicht könnte mein Blog auch ein paar positive Beispiele vertragen.
»Wenn ihr die Petition unterzeichnet, die ich euch gestern geschickt habe, könnt ihr daran aktiv etwas ändern«, entgegne ich und versuche dabei, nicht allzu zickig rüberzukommen.
Eine Antwort bekomme ich jedoch nicht, denn in diesem Augenblick geht der Alarm in unserem Feuerwehrhaus los. Ein Ruck geht durch meinen Körper, mein Herzschlag beschleunigt sich und pumpt das Adrenalin durch meine Adern. Ich stopfe mir den restlichen Schokoriegel in den Mund, lasse das Papier auf der Arbeitsplatte liegen und laufe los, die Männer hinter mir, irgendwer rempelt einen Stuhl um, aber das ist egal, jetzt zählt jede Sekunde.
Als wir die Fahrzeughalle erreicht haben, gellt eine blecherne Stimme durch den weiten Raum. »Gebäudebrand, Station 12, Light Force 12, Engine 12, Ambulance 12, 4895 Floristan Avenue.«
Kaum dass klar ist, wer von uns ausrücken muss, steige ich auch schon in meine Stiefel. Ich ziehe die Schutzhose hoch und streife mir die Hosenträger über das verblichene LAFD-Shirt. Ein paar Sekunden später schlüpfe ich in meine Jacke und klettere ins Fahrzeug.
»Erster.« Micah sitzt mir gegenüber und wirft mir ein siegessicheres Grinsen zu. Es wirkt beinahe, als hätten der Alarm und das damit verbundene Adrenalin ihn wieder zum Leben erweckt. »Mal wieder.«
»Hast du etwa schon angefangen, als ich noch drauf gewartet habe, ob ich überhaupt rausmuss?«, necke ich ihn, während die anderen zu uns ins Auto steigen. Die Türen schlagen in rascher Folge zu.
Micah zuckt mit den Schultern, aber um seine Lippen bildet sich ein verräterisches Schmunzeln. »Vielleicht.«
Was für ein Troll.
Dieser Mann kann echt nicht verlieren.
Eine knappe Minute nach dem Funkspruch rollt unser Drehleiterfahrzeug aus der Halle. Wrongway schaltet die Sirene ein. Die anderen fummeln an ihrer Ausrüstung rum. Reed reißt einen Witz, den keiner versteht, und beschwert sich dann bei Trent, weil keiner lacht.
Ich schnaube belustigt auf und lasse den Blick aus dem Fenster gleiten, während die Gebäude an uns vorüberziehen und Autos und Fußgänger beim Klang der Sirene stillstehen.
Draußen wird es allmählich dunkel. Im vorderen Teil des Wagens wartet Aspen auf den Anruf unseres Captains, die uns mehr Informationen über den Brand zukommen lassen wird, und sucht die Adresse auf Google Maps. Ich atme tief durch und konzentriere mich auf das, was vor uns liegt. Wir wissen nicht mehr als das, was gerade über den Funk reingekommen ist. Ein Gebäudebrand. Ob es sich um ein Wohnhaus oder Geschäftsgebäude handelt, versucht Aspen gerade herauszufinden. Ob Menschen im Inneren eingesperrt sind oder nicht, erfahren wir vermutlich erst, wenn Captain del Valle am Einsatzort ist oder – je nach Verkehrslage – wir selbst ankommen.
In Gedanken gehe ich die nächsten Schritte durch. Das ist meine Art, mich auf den Einsatz vorzubereiten. Während Reed Witze reißt, Aspen das Internet durchforstet, Micah versucht, in allem der Erste zu sein, und Trent seine Schutzausrüstung abklopft, als hätte er sie nicht erst am Morgen ausgiebig geprüft, blicke ich aus dem Fenster und denke an das, was ich am Einsatzort machen werde.
Manchmal dauert die Fahrt nicht lange, dann schaffe ich es gerade so, mich in Gedanken vollständig auszurüsten. Aber heute sind wir ein paar Minuten länger unterwegs, sodass ich mir auch verschiedene Szenarien ausmalen kann, die uns erwarten könnten.
»Das ist ein Einfamilienhaus«, kommt es von vorne, und beinahe sofort verändert sich die Atmosphäre im Wagen. Ein Wohnhaus um diese Uhrzeit. Vielleicht ein Küchenbrand. Die ganze Familie könnte zu Hause sein. »Ein recht altes Gebäude über zwei Etagen, zwei Garagen. Das Gebiet ist dicht besiedelt, wir müssen aufpassen, dass der Brand nicht auf die umliegenden Gebäude übergreift. Und da ist eine Stromleitung in unmittelbarer Nähe, nur dass ihr Bescheid wisst.«
Wir lachen auf. Ich stoße mit dem Knie gegen Reed. »Nicht wahr, Mr Power?«
»Nicht. Witzig«, erwidert er und streckt mir den Mittelfinger entgegen. »Danke für die Warnung«, ruft er dann nach vorne. »Ich pass auf die Truppe auf.«
Und noch ein Lachen, das durch den Truck rumpelt. Jetzt können wir darüber schmunzeln, aber in dem Moment, in dem vor ein paar Wochen die Metallleiter die Oberleitung berührt hat, ist uns allen für ein paar Sekunden das Herz stehen geblieben. Glücklicherweise ist es eine Telefonleitung gewesen. Sonst säße Reed heute nicht mehr neben mir. Sein Spitzname wird uns nun immer daran erinnern, sorgfältiger in die Luft zu gucken, bevor wir unsere Leitern aufrichten.
Wir werden schnell wieder ernst, denn ich bin nicht die Einzige, die ihre Schlüsse aus der Beschreibung unseres Lieutenants gezogen hat.
»Wir sollten die Schlafzimmer zuerst checken«, überlege ich laut. »Wenn es Kinder gibt, sind sie vielleicht schon im Bett.«
Micah nickt mir zu. »Das Wohnzimmer ist genauso wichtig. Wenn es ein Küchenbrand ist, ist das wahrscheinlich...