L'Engle | Das Zeiträtsel | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 208 Seiten

Reihe: Reise durch die Zeit

L'Engle Das Zeiträtsel

Roman
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-492-99082-0
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 1, 208 Seiten

Reihe: Reise durch die Zeit

ISBN: 978-3-492-99082-0
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Nacht, als alles begann, war dunkel und stürmisch ... Die dreizehnjährige Meg ist zwar ein Mathegenie, aber sie hält nicht viel davon, in der Schule auf die Lehrer zu hören. Also hat sie nichts als Ärger. Auch mit ihrem kleinen Bruder Charles, der über merkwürdige Begabungen verfügt und manchmal ihre Gedanken lesen kann. Als die beiden dann noch mitten in der Nacht Besuch von einer merkwürdigen alten Dame bekommen, wird ihr Leben gehörig auf den Kopf gestellt: Denn Meg und Charles erfahren, dass ihr Vater, ein berühmter Wissenschaftler, der seit Jahren verschwunden ist, auf dem weit entfernten Planeten Camazotz gefangen gehalten wird. Dort herrscht ES, das Böse schlechthin, das die Menschen zu willenlosem Gehorsam zwingt. Niemand kann sich seiner Macht entziehen. Doch es gibt einen Weg, ES zu besiegen und ihren Vater zu befreien. Und Meg und Charlie sind die Einzigen, die diese Aufgabe übernehmen können. Das Abenteuer durch Raum und Zeit kann beginnen ...

Madeleine L'Engle, geboren 1918 in New York, zählt zu den berühmtesten und erfolgreichsten Kinderbuchautorinnen der Welt. Ihr magischer Abenteuerroman »Das Zeiträtsel« erschien erstmals 1962 unter dem Titel »Die Zeitfalte«, wurde weltweit millionenfach verkauft und ist ein Klassiker, der bis heute Generationen von Kindern und Eltern fasziniert. Madeleine L'Engle starb 2007 in ihrer amerikanischen Heimat.
L'Engle Das Zeiträtsel jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Frau Wasdenn


Die Nacht war dunkel und stürmisch.

Margaret Murry saß in ihrem Zimmer unter dem Dach, in eine Decke gewickelt, am Fußende des Bettes, und sah zum Fenster hinaus. Die Bäume schwankten, wenn der wilde Wind gegen sie peitschte. Die Wolken jagten nur so über den Himmel. Hin und wieder riss die Wolkendecke auf; dann schaute ein bleicher Mond durch und warf lange Schatten, die gespenstisch über den Boden tanzten.

Das ganze Haus zitterte.

Meg, in ihre Decke gehüllt, zitterte ebenfalls.

Das war ungewöhnlich, denn meist fürchtete sie sich nicht vor einem Sturm. Es liegt ja nicht allein am Wetter, dachte sie. Das kommt heute bloß zu allem anderen noch dazu. Das eigentliche Problem bin ich selbst. Ich, die dumme Margaret Murry, die dumme Meg, die immer alles falsch macht.

Vor allem in der Schule lief alles schief. Meg war eine der Schlechtesten ihrer Klasse. Erst heute Morgen hatte ein Lehrer verärgert zu ihr gesagt: »Also wirklich, Meg, ich verstehe das einfach nicht! Wie kann nur jemand, der so intelligente Eltern hat, eine so schlechte Schülerin sein? Wenn du dich nicht bald mehr anstrengst, wirst du die Klasse womöglich wiederholen müssen.«

In der Pause hatte sie dann ein wenig herumgeblödelt, um ihre Wut loszuwerden. Prompt meinte eine Mitschülerin verächtlich: »Wir sind doch hier nicht im Kindergarten, Meg! Warum benimmst du dich immer wie ein Baby?«

Und als sie endlich ihre Bücher packen konnte und sich auf den Heimweg machte, begann einer der Jungs, sie zu nerven, und fragte sie, wie es denn ihrem »blöden kleinen Bruder« ginge. Da hatte sie sich mit ihrer ganzen Kraft auf den Jungen gestürzt. Und so war sie heute mit zerrissener Bluse und einer Schramme unter dem Auge nach Hause gekommen.

Sandy und Dennys, ihre zehnjährigen Zwillingsbrüder, waren schon seit einer Stunde von der Schule zurück und wiesen sie empört zurecht: »Wenn schon mit jemandem geboxt werden muss, dann überlass das gefälligst uns!«

Sie haben ja recht, dachte Meg grimmig. Ich bin zu nichts zu gebrauchen! Über kurz oder lang werden mir das alle ins Gesicht sagen. Also gut, alle außer Mom. Aber die anderen. Alle anderen. Ach, wenn doch Dad …

Wenn sie an ihn dachte, kamen ihr immer noch die Tränen. Nur Mom konnte ganz beiläufig von ihm reden. Etwa so:

»Wenn euer Dad zurückkommt …«

Zurückkommt – von wo? Und wann? Mom musste doch auch wissen, worüber die Leute tuschelten; sie musste das bösartige Geschwätz doch auch gehört haben. Und bestimmt litt sie darunter nicht weniger als Meg, auch wenn sie sich nichts anmerken ließ. Immer gab sie sich gut gelaunt und zuversichtlich.

Warum kann ich meine Gefühle nicht auch so gut verbergen? überlegte Meg. Warum muss ich mir immer alles anmerken lassen?

Das Fenster klapperte wild im Wind; Meg wickelte sich fester in die Decke. Das graue, flauschige Kätzchen, das sich auf dem Kissen zusammengerollt hatte, gähnte und zeigte seine rosa Zunge. Dann steckte es den Kopf wieder ins Fell und schlief weiter.

Alle schliefen, alle außer Meg. Sogar Charles Wallace, ihr »blöder kleiner Bruder«, der doch seltsamerweise sonst immer wusste, dass sie noch wach lag und unglücklich war. Dann kam er, Nacht für Nacht, auf Zehenspitzen die Treppe heraufgeschlichen … Aber sogar Charles Wallace schlief heute.

Wie konnten sie nur schlafen? Im Radio waren den ganzen Tag Sturmwarnungen gebracht worden. Wie konnte man Meg da nur in ihrem Zimmer und in dem wackeligen Messingbett allein lassen? Wussten sie denn nicht, dass der Wind jeden Augenblick das Dach abdecken konnte? Und dann würde sie in die dunkle Nacht geschleudert werden und sich jeden Knochen brechen …

Jetzt schlotterte sie am ganzen Körper.

Du hast das Zimmer unter dem Dach ja unbedingt haben wollen!, schalt sie sich selbst. Mom hat es dir überlassen, weil du die Älteste bist. Das war eine Belohnung, keine Strafe.

»Aber nicht, wenn es draußen stürmt; dann ist es keine Belohnung!«, rief sie laut, ließ die Decke zu Boden fallen und stand auf.

Das Kätzchen rekelte sich genüsslich und blickte Meg aus großen, unschuldigen Augen an.

»Schlaf nur weiter!«, sagte Meg. »Sei froh, dass du ein Kätzchen bist und nicht so ein Monster wie ich.«

Als sie sich im Spiegel sah, zog sie eine Grimasse. Ihre schreckliche Zahnspange blitzte auf. Automatisch schob sich Meg die Brille zurecht, strubbelte mit den Fingern durch ihr mausbraunes Haar, bis es in wilden Strähnen vom Kopf abstand, und seufzte so laut, dass sie sogar den Wind übertönte.

Der Holzboden unter ihren nackten Füßen war kalt. Durch die Fensterritzen blies der Wind, obwohl ihn das Sturmfenster doch eigentlich abhalten sollte. Im Schornstein heulte es.

Bis unters Dach herauf hörte Meg jetzt Fortinbras, den großen schwarzen Hund, bellen. Er schien sich ebenfalls zu fürchten. Was er wohl entdeckt hatte? Fortinbras bellte nie ohne Grund. Plötzlich fiel ihr wieder ein, was sie heute bei der Post aufgeschnappt hatte. Da war von einem Landstreicher die Rede gewesen; der hatte angeblich Frau Buncombe zwölf Betttücher von der Wäscheleine gestohlen. Man hatte ihn noch nicht geschnappt und womöglich war er jetzt auf dem Weg zu Megs Haus, das ziemlich abgelegen außerhalb der Stadt lag, und diesmal hatte er es bestimmt nicht nur auf Betttücher abgesehen …

Meg hatte kaum hingehört, als von dem Landstreicher gesprochen wurde, denn die Postbotin hatte sie da gerade mit zuckersüßem Lächeln gefragt, ob sie denn nichts Neues von ihrem Vater wisse.

Meg verließ das Zimmer und tastete sich durch den dunklen Flur. Dabei knallte sie gegen die Tischtennisplatte. Ein blauer Fleck mehr; das hat mir gerade noch gefehlt!, ärgerte sie sich.

Dann stieß sie sich an ihrem alten Puppenhaus, stolperte über das Schaukelpferd von Charles Wallace und trat auf die Spielzeugeisenbahn der Zwillinge. »Bleibt mir denn nichts erspart?«, herrschte sie den großen Teddybären an.

An der Treppe blieb sie stehen und lauschte. Nicht ein Laut kam aus dem Zimmer von Charles Wallace, das auf der rechten Seite lag. Auch gegenüber, im Schlafzimmer der Eltern, in dem Mom jetzt allein in dem großen Doppelbett schlief, war alles still.

Auf Zehenspitzen ging Meg durch den Flur und schlich in das Zimmer der Zwillinge. Dabei rückte sie erneut ihre Brille zurecht, als könne sie dadurch in der Dunkelheit besser sehen.

Dennys schnarchte. Sandy murmelte etwas im Schlaf. Die Zwillinge hatten ein sorgloses Leben. Lernen fiel ihnen nicht immer leicht, sie waren aber auch nicht gerade schlecht in der Schule. Meist brachten sie eine Zwei nach Hause und waren damit durchaus zufrieden; gelegentlich schrieben sie sogar eine Eins, und dann eben wieder eine Drei. Beide Jungen waren kräftig gebaut und ausdauernde Läufer, überhaupt gute Sportler. Als Einzige in der Familie blieben Sandy und Dennys auch von den spöttischen Bemerkungen der Leute verschont.

Meg verließ das Zimmer der Zwillinge wieder und huschte die Treppe hinunter. Dabei achtete sie darauf, nicht auf die siebte Stufe zu treten, denn die knarzte.

Fortinbras hatte aufgehört zu bellen. Der Landstreicher war also nicht draußen. Fort schlug immer an, wenn sich jemand dem Haus näherte.

Aber wenn der Landstreicher doch auftauchte? Wenn er ein Messer hatte? Die Nachbarn wohnten weit weg. Keiner würde Meg schreien hören. Ach was, es kümmerte sich ohnehin keiner um die Murrys.

Ich mache mir eine Tasse Kakao!, beschloss sie. Das hilft gegen dumme Gedanken – und wenn der Wind tatsächlich das Dach abdeckt, kann mir hier unten nichts passieren.

In der Küche brannte Licht. Charles Wallace saß am Tisch, trank ein Glas Milch und aß ein Marmeladebrot. Ganz klein und verloren hockte er allein in der großen, altmodischen Küche, ein kleiner blonder Junge in einem ausgewaschenen Pyjama, und ließ die Füße baumeln.

»Hallo!«, sagte er fröhlich. »Ich habe auf dich gewartet.« Fortinbras lag unter dem Tisch und wartete vergeblich darauf, dass Charles Wallace ihm ein paar Bissen abgab. Er hob zur Begrüßung den schmalen schwarzen Kopf und klopfte mit dem Schwanz auf den Boden.

Eines Nachts hatte Fortinbras plötzlich vor der Tür gestanden, mitten im Winter, ein ausgesetzter, bis auf die Knochen abgemagerter junger Hund. Dad sagte, er sei eine Mischung aus einem Setter und einem Windhund und ein ungewöhnlich schönes Tier.

»Warum bist du nicht zu mir raufgekommen?«, fragte Meg ihren Bruder. Sie sprach mit ihm stets wie mit einem zumindest Gleichaltrigen. »Ich habe mich schrecklich gefürchtet.«

»Dort oben ist es mir zu windig«, sagte er. »Außerdem wusste ich doch, dass du hier auftauchen würdest. Ich habe für dich etwas Milch auf den Herd gestellt. Sie ist bestimmt schon heiß.«

Wieso wusste Charles Wallace immer alles über sie? Wieso wusste er immer, was sie dachte und brauchte? Um Dennys und Sandy schien er sich nie besonders zu kümmern; aber es war geradezu unheimlich, wie er erspüren konnte, was Mom und Meg fühlten oder dachten.

War das Gerede der Leute über Charles Wallace Murry etwa darauf zurückzuführen, dass sie sich insgeheim ein wenig vor ihm fürchteten? Verbreiteten sie deshalb das Gerücht, er sei nicht ganz richtig im Kopf? »Gescheite Eltern haben oft dumme Kinder!«, hatte Meg einmal aufgeschnappt. »Die beiden Jungen sind ja ganz nett und normal – aber dieses langweilige Mädchen und der kleine Junge! Nein, mit denen dürfte etwas nicht...


L'Engle, Madeleine
Madeleine L'Engle, geboren 1918 in New York, zählt zu den berühmtesten und erfolgreichsten Kinderbuchautorinnen der Welt. Ihr magischer Abenteuerroman »Das Zeiträtsel« erschien erstmals 1962 unter dem Titel »Die Zeitfalte«, wurde weltweit millionenfach verkauft und ist ein Klassiker, der bis heute Generationen von Kindern und Eltern fasziniert. Madeleine L'Engle starb 2007 in ihrer amerikanischen Heimat.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.