E-Book, Deutsch, 336 Seiten
Lembcke Aeskulaps Ripasso
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7504-6533-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Essays über Wahrheit und Zweifel, Ästhetik und Zweifelhaftes. Und Rotwein.
E-Book, Deutsch, 336 Seiten
ISBN: 978-3-7504-6533-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Aeskulaps Ripasso, das ist so etwas wie die Cuvée einer Nachbetrachtung vorzüglicher Trauben mit einem frischen, guten Tropfen Verständnis und zivilgesellschaftlicher Bildung. Mit einer nuancierten Prise Sarkasmus und Verstand gepresst, kritisch gekeltert und bildhaft assoziativ erklärt widmet Professor Lembcke die kurzweiligen Essays über das Leben in unseren Breiten, will sagen: schrägen Lagen, den Bitterstoffen und unverträglichem Beiwerk ebenso wie dem Genuss. Kein leichter Wein; Substanz auch im Nachklang. Ein hochprozentiger und ernüchternder Tropfen, bei dem Wein allerdings nur eine sehr diskrete Rolle inmitten von Zeitgedanken sowie zeitlosen und losen Gedanken spielt.
Bernhard Lembcke, Jahrgang 1953, wuchs in Niedersachsen auf, studierte Medizin, wurde promoviert und habilitierte sich in Göttingen. Neben seiner Forschungstätigkeit in Frankfurt und Houston lehrte und arbeitete er als Privatdozent und später Professor für Innere Medizin am Universitätsklinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt, bevor er Chefarzt im Ruhrgebiet wurde. Nach 15 Jahren gab er diese Tätigkeit auf, lehrte bis zu seinem Ruhestand als Professor an der Frankfurter Universitätsklinik und gründete eine Firma für Ausbildung und Training in Ultraschalluntersuchungen (IATRus). Ein umfangreiches wissenschaftliches Werk von über 250 Original- und Übersichtsarbeiten, Buchbeiträgen sowie mehreren Büchern ergänzte er 2017 durch seine essayistische Trilogie Aeskulaps Rhapsodie, Aeskulaps Graffiti und Aeskulaps Aperçus mit Einblicken in die Grundlagen ärztlicher Haltung sowie ärztlich tingierten Sichtachsen entlang aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen. Als Schriftsteller publizierte er anschließend Aeskulaps Sudelbuch (2018/19) und ein Jahr später seine fünfte Sammlung medizinisch wie gesellschaftskritisch geprägte Sammlung von Essays, Aeskulaps Ripasso. Bernhard Lembcke war 9 Jahre ehrenamtlich Managing Coeditor eines wissenschaftlichen Fachjournals und wurde für sein Wirken im Vorstand und Lenkungsausschuss der Akademie für medizinische Fortbildung der Ärztekammer Westfalen-Lippe mit dem silbernen Ehrenbecher der Ärztekammer Westfalen-Lippe ausgezeichnet. 2019 wurde er in Anerkennung seiner Verdienste um die ärztliche Fortbildung mit der Ernst-von Bergmann-Plakette als höchster Auszeichnung der Bundesärztekammer geehrt. Er lebt und schreibt heute im Frankfurter Gallus, einem Vielnationen-hot spot der Stadt.
Autoren/Hrsg.
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Prächtigkeit und Pikanterie der Demokratie
Deutschland darf nicht (wieder) Denunziativland sein. Der Respekt vor und die Praxis von Demokratie sind die natürlichen Gegner jedes totalitären Klimas. Und eben das ist neben dem Klimawandel eine globale Herausforderung, die aber nur unzureichend als solche wahrgenommen wird. Im Gegenteil: der Hype um pubertär-absolutistische „Demonstrationen“ befördert deren absolutistische Gene, die da demokratische Regeln und deren Permissivität nutzen, um (bei zugewandter Sicht) kompromisslos Kante zu zeigen, dies aber in Teilen auch, indem demokratischer Vertrauensbildung und einer verbindlichen Abstimmung von Inhalten der Rücken gekehrt wird. Eine solche Unverbindlichkeit, die sich bewusst akzentuierend in die Nähe von Unvereinbarkeit begibt, fungiert jedoch als Vorstufe totalitärer Denke. Das ist nicht Politik, das ist politisch verbrämte Agitation diverser Egos. Auch habe ich keinen Zweifel daran, dass sich eine derart komplexe Wahrnehmung den Betreffenden nicht erschließt. Darin besteht ja gerade ein großer Teil des Problems. Die komplementäre Hälfte des vollständigen Problems besteht allerdings auch darin, mit einer derartig kategorisierenden Zuweisung von Inkompetenz die gefühlte Marginalisierung von Anliegen und Personen zu befördern, was weder lösungsorientiert noch ein politisch angemessener Ansatz ist. Eine solche Erörterung bräuchte aber einen fundierten Bildungsstand. Und Zeit. Um beide steht es nicht gut. Dem fundierten Bildungsstand fehlt das Gewicht in der Breite und die Zeit zum Handeln scheint nur noch kurz, vielleicht schon zu kurz. Dass das Fehlen von Gewicht Druck erzeugt, erscheint ein wenig wie ein Treppenwitz der Physik. Gut, dass unsere physikalisch-sachlich geprägte Kanzlerin diese politische Pirouette nicht mehr selbst vollführen muss. Und ja, ihr (politisches) Gewicht war auch schon größer. Angenagt von europäischen Egomanen und Neidern im Gewand der sich zurückgesetzt Fühlenden, die ihr Wirken zu Käse erklärten. Innerparteilich zudem mit selektiven Spektralfarben beleuchtet, die ihr Licht in den Schatten stellen sollten, um den Glanz dieser Partei aufzuhellen. Eine wunderliche Aufführung. Nur: solche Zauberlehrlinge als Leichtgewichte der Politik gleichen reale Unwucht nicht aus, entsprechend sollten sie auch keine schwergewichtigen Entscheidungen treffen. Das klingt dann wieder wie ein Gruß an Freitagsdemonstranten des Jahres 2019, die -um einmal ihre sogar nomenklatorische Effekthascherei zu beleuchten- nicht nur drei Arbeitstage oder 30 Jahre, sondern dergestalt Welten und eine ganze Generation von den Montagsdemonstranten 1989 trennen. Ob die Unzufriedenen dieser Welt wirklich glauben, Frieden stiften zu können, die Unruhestifter in dieser Gesellschaft für Ruhe in den Menschen? „Es gibt nichts Gutes, außer, man tut es“, sagt der Kalenderspruch. Bei sich selbst anzufangen, wäre Phase eins zum Gelingen. Intellektuelle tun sich da wohl besonders schwer, da sie sich mit dem Tun an sich schwertun und entsprechend Demonstrationen für Tun halten (wollen). Das sich-Versagen der Jungen in einer Demokratie erscheint dagegen als ein Ausdruck ihrer bequemen Unreife, dem Spaziergänger im Park nicht unähnlich, der das Werk von Generationen zuvor genießen kann, aber nicht einen Gedanken an die Komplexität, Feinabstimmung und Erfordernisse der kontinuierlichen Pflege „verschwendet“. Aber es ist wohl auch das Versagen derer, die das Privileg ihrer Teilhabe, die Einzigartigkeit des Ensembles auf der Bühne der Demokratie vor dem selbst erlebten Hintergrund eines dunklen und eisernen Vorhangs sowie der Erfahrung tiefster Abgründe davor nicht begründen und nicht überzeugend vorleben konnten. Derer, die Werte glanzlos und rostig werden ließen, die die zu bewahrende Substanz von Gemeinsinn als ein aussaugbares Substrat zur Supplementierung des eigenen Wachstums interpretierten. Sicher, in unserer unbeschränkten Vorstellung ist Demokratie immer noch attraktiv, vielleicht sexy, dabei aber ohne Anstrengung zu haben, eigentlich fast aufdringlich, penetrant permanent. Ein veritables Risiko für demokratische Geschlechtskrankheiten, stimuliert das doch Ignoranz und man(n) sucht sich andere Herausforderungen, gern unter der Imagination prickelnder Abenteuer. Ähnlich fühlt nicht nur der Jüngling in pubertärem Begehren, womöglich auch der in Erinnerungen schwelgende Connaisseur. Auch demokratische Attraktivität verblasst in Routine und verwittert unter der Zeit. Eine Generation, die ihrer Nachfolge (und damit sich selbst) nur eine so geringe Bedeutung beimisst, dass sie ihren (wenigen) Kindern nicht bestmögliche Lebensbedingungen mit auf den Weg zu geben vermag, betreibt nicht intellektuelles Innehalten, angemessene Kontemplation oder biologische Regeneration, sondern evolutionäre Degeneration. Kinder sind gleichzeitig Spiegelbild und originärer Inhalt von Optimismus. Eines Vertrauens, das als Urvertrauen natürlich war, sich aber mit der „Kultivierung“ der Natur wandelte und als Fundament der Kultur abhandenkam. Das Rad der Geschichte ist auch das Rad der Evolution. Wir begeistern uns dabei für die Bewegung und ignorieren, dass auch stets etwas unter die Räder kommt. Kinder zu haben, das ist Leben, das weitergeht. Bücher, das sind festzuhaltende Gedanken, die weitergehen. Medizin beinhaltet wohl Taten, die weiterleben. Kunst umschreibt Individualität, die weiterträgt, dem Weiterleben Sinn gibt. So, wie Kinder. Während die medizinische Forschung „klonale Rearrangements“ genauer unter die Lupe nimmt, zeichnet sich eine politische Entwicklung ab, die man als clowneskes Arrangement bezeichnen könnte. In Italien ergriff ein sich kauzig gebender Clown Partei für die Freiheit des Clownesken, um dann die Parteiführung zu ergreifen und hernach sein Land politischer Lächerlichkeit preiszugeben. Auch die Ukraine sieht hochfliegende Erwartungen am besten durch einen quirligen Spaßvogel repräsentiert. Dagegen wirkt unser Bundesadler schon fast regungslos versteinert, geradezu old fashioned, schon jenseits von old school. Gut, dass wir YouTuber haben, die uns die Welt erklären..., und Schüler, deren Befürchtungen ihr Wissen derart überragen, dass Klassenräume dafür nicht ausreichen und Straßenzüge als Ambiente ihres Zugs der Zeit, wie man ihre Demonstrationszüge nennen möchte, den aufmerksamkeitsheischigen Rahmen abgeben müssen. Dämon-Strationen. Und da ist er dann, „unser“ Beitrag zum Clownesken: die Kids wollen Mitsprache! Konfetti! Das Wahlalter soll gesenkt werden! Welche Murmel soll es denn sein? Die niedliche rote oder doch die grüne? So Murmeln rollen doch so herrlich. Ja, und zwar nur abwärts. Allerdings: auf jeder schiefen Ebene. Je schiefer und je weniger Widerstand, desto besser. Da geben sich Influencer und denken selbst womöglich, sie seien unabhängig. Dabei sind gerade diese die Marionetten gigantischer IT-Medienkonzerne, die ihre Tentakeln in jede Ritze unseres Lebens und in jede Hirnfurche gleiten lassen wollen. Wenn die „Freitagsdemonstrationen“ der Schüler und anderer Kindsköpfe einen ernsthaften Bodensatz enthalten, dann den, dass offenkundig, also für jedes Kind erkennbar, die notwendigen Bemühungen um einen weltumspannenden Klimaschutz zum Schutze unseres Daseins und des Daseins zukünftiger Generationen noch allzu sehr in den Kinderschuhen stecken. Und Kinderschuhe drücken zuallererst erstmal die Kinder. Derartige Defizite an Lösungsansätzen werden umso schmerzlicher empfunden, als Lösungen, die gangbar erscheinen, die mit der Arbeitswelt von heute, unseren Möglichkeiten und unserer Existenz vereinbar sind, dabei als unerreichbar erscheinen. Das generiert Angst. Eine Angst, die durch diese Demonstrationen befördert wird, anstatt sie durch aktives, seriöses Bemühen der „Engagierten“ um Verbesserungen zu verhindern. Anwesende, die dennoch später verkünden werden, sie hätten für den Klimaschutz „gekämpft“. Biographien befassen sich mit vergangenem Leben, um daraus Verstehen und Lehren für die Zukunft abzuleiten. Verantwortungsvolle Eltern tun dies aus ihrer eigenen, ungeschriebenen Biografie heraus, gewiss in ihrer Gewissheit, dass nichts und niemand ihren Kindern und Enkeln mehr Wohlwollen geben, eine bessere Vorbereitung für die Zukunft an die Seite stellen kann und wird. Aber Nachwuchs, der noch nicht flügge ist, fällt auch in der freien Natur in erster Linie durch lautes Geschrei auf. Dabei fokussiert die dort zu beobachtende „Tätigkeit“ bis dahin lediglich auf Gefräßigkeit sowie ein Dasein als Nesthocker und Nestbeschmutzer, -die Erwartungshaltung allerdings darauf, rundum versorgt zu werden. Eltern und Großeltern haben/hätten ohne Frage die bestmögliche Motivation, ihren Kindern und Enkeln eine lebenswerte und zukunftsfähige Welt zu...