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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 301, 64 Seiten

Reihe: Alpengold

Leitner Alpengold 301

Schicksal am Bergsee
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-8273-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Schicksal am Bergsee

E-Book, Deutsch, Band 301, 64 Seiten

Reihe: Alpengold

ISBN: 978-3-7325-8273-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Schicksal am Bergsee
Eine Liebe sorgt für böses Gerede
Von Monika Leitner

Vor über zehn Jahren hat Ferdinand Madreiter das kleine Gebirgsdorf Kals verlassen, um in der Fremde sein Glück zu suchen. Und noch immer wartet seine Schwester Anna sehnsüchtig auf seine Rückkehr. Aber allmählich schwindet die Hoffnung, den Bruder jemals wiederzusehen. Da steht eines Tages ein junger Bursche vor der Tür und bringt Nachrichten vom Ferdl. Er sei ein Freund ihres Bruders, erklärt Klaus Schönhuber, und dieser werde bald in die Heimat zurückkehren.
Als der Bursche sieht, wie schlecht es um den armseligen Berghof bestellt ist, bietet er an, zu bleiben und für einen geringen Lohn als Knecht bei ihr zu arbeiten. Die junge Bäuerin kann ihr Glück kaum fassen. Und alle Geschichten, die Ferdls Freund ihr auftischt, glaubt Anna ihm aufs Wort. Doch ihre Gutgläubigkeit wird ihr zum Verhängnis ...

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Schicksal am Bergsee

Eine Liebe sorgt für böses Gerede

Von Monika Leitner

Vor über zehn Jahren hat Ferdinand Madreiter das kleine Gebirgsdorf Kals verlassen, um in der Fremde sein Glück zu suchen. Und noch immer wartet seine Schwester Anna sehnsüchtig auf seine Rückkehr. Aber allmählich schwindet die Hoffnung, den Bruder jemals wiederzusehen. Da steht eines Tages ein junger Bursche vor der Tür und bringt Nachrichten vom Ferdl. Er sei ein Freund ihres Bruders, erklärt Klaus Schönhuber, und dieser werde bald in die Heimat zurückkehren.

Als der Bursche sieht, wie schlecht es um den armseligen Berghof bestellt ist, bietet er an, zu bleiben und für einen geringen Lohn als Knecht bei ihr zu arbeiten. Die junge Bäuerin kann ihr Glück kaum fassen. Und alle Geschichten, die Ferdls Freund ihr auftischt, glaubt Anna ihm aufs Wort. Doch ihre Gutgläubigkeit wird ihr zum Verhängnis …

Stefan Hofer, der Förster von Kals, dem kleinen Dörfchen am Großglockner, hatte sein Forsthaus verlassen und ging tiefer in den Wald hinein, der das Holzhaus umgab.

Nicht wie gewöhnlich hatte er heute seine Büchse über die Schulter gehängt. Die Glocke vom Dorf herauf hatte längst sieben geschlagen, und er gönnte sich seinen wohlverdienten Feierabend.

Groß und kräftig, mit breiten Schultern, so recht der Mann, den man sich als einen Förster vorstellt, das war Stefan Hofer. Seit einem guten Jahr nun schon leitete er den Forstbezirk um das kleine Gebirgsdorf herum. Vorher war er Forstgehilfe unter einem alten Förster drüben in Deutschland gewesen, und von ihm hatte er alles lernen können, was zu seinem Handwerk gehörte.

Er hatte sich schnell in seiner neuen Heimat eingelebt, und nur manchmal vermisste er sein Elternhaus, das jenseits des Landes im schönen Mittenwald stand. Seine freien Wochenenden, die sehr selten waren, hatte er stets bei den Eltern verbracht. Nun war er schon über ein halbes Jahr nicht mehr bei ihnen gewesen, und das hatte einen bestimmten Grund.

Im Frühling war es gewesen, da hatte ihn sein Weg hinauf zu dem hoch gelegenen Berghof des Madreiterbauern geführt. Der alte Bauer war vor kurzer Zeit verstorben, und nun lastete die ganze Arbeit auf seiner Tochter Anna, die nur die alte schwerhörige Magd Resl als Hilfe hatte.

Auf den ersten Blick hatte sich der junge Förster in das stolze schöne Mädchen verliebt, doch es hatte ihn viel Geduld und manche schlaflose Nacht gekostet, bis er sich endlich sicher gewesen war, dass seine Liebe erwidert wurde. Nun wünschte er sich nichts sehnlicher, als Anna als seine Frau ins Forsthaus heimzuführen. Dass er es nicht sogleich tun konnte, hatte einen besonderen Grund.

Auf dem Sterbebett hatte der alte Madreiterbauer seiner Tochter das Versprechen abgenommen, auf dem Berghof zu bleiben und ihn nicht im Stich zu lassen oder gar in fremde Hände zu geben. So lange, bis sein Sohn Ferdinand, der vor mehr als zehn Jahren die Heimat verlassen hatte, wieder zurückkommen würde.

Dem jungen Burschen war es zu eng und zu armselig gewesen auf dem Hof, der nur das Nötigste zum Leben einbrachte. Er wollte die weite Welt kennenlernen, und als ihm der Vater das verboten hatte, hatte er den Hof eines Nachts verlassen, und niemand hatte ihn je wiedergesehen.

Kein Gruß, keine Nachricht war in all den langen Jahren gekommen, sosehr der alte Vater auch darauf gewartet hatte. Er hatte das Heimkommen des Sohnes und Hoferben nicht mehr erleben können, deshalb sollte die Tochter auf dem Berghof ausharren, bis Ferdinand zurückkam.

Stefan Hofer beschleunigte seine Schritte. Durch die Tannen sah er ein buntes Kleid schimmern, hörte Schritte, die immer näher kamen. Wie immer, wenn er Annas Nähe fühlte, schlug sein Herz schneller, und ein großes Glücksgefühl breitete sich in ihm aus.

Sekunden später hielt er sie in den Armen und blickte in ihre strahlenden blauen Augen.

„Es wird Zeit, dass du von dem einsamen unwirtschaftlichen Hof herunterkommst. Das ist keine Arbeit für dich da oben auf dem Berghof. Zwei kräftige Männerhände, die könnten aus ihm noch etwas machen.“

„Du weißt, dass ich nix lieber tät, als zu dir zu kommen, Stefan. Aber ich kann net gegen das Versprechen handeln, das ich dem Vater gegeben hab. Das musst du doch einsehen.“

Er schlang einen Arm um ihre Schultern und führte sie zu der Waldlichtung, wo sie ungestört waren. Nebeneinander setzten sie sich ins Gras. Hier auf dieser Wiese hatten sie sich den ersten Kuss gegeben und sich versprochen, für immer einander zu gehören.

„Und wenn du darüber alt und grau wirst, was ist dann, Anna? Sollen wir vielleicht noch zehn oder gar zwanzig Jahre aufeinander warten? Wer weiß denn überhaupt, ob dein Bruder jemals wiederkommt? Vielleicht ist er längst irgendwo ansässig geworden …“

Um den schön geschwungenen Mund des Mädchens zuckte es.

„Er kann doch net alles vergessen haben, der Ferdl. Er ist doch einer von uns und weiß, dass der Hof zugrunde geht, wenn er net zurückkommt.“

„Wenn er net bald kommt, wirst du ihn nimmer halten können, Anna“, sagte Stefan eindringlich. „Das Beste wäre es, ihn zu verkaufen. Heute bekommst du noch ein bisserl etwas für den Grund, das Haus ist ja längst baufällig.“

„Verkaufen?“ Ihre blauen Augen wurden schmal. „So kann nur einer reden, der net von hier ist. Dem es nichts ausmacht, die Heimat zu verlassen. Aber wir sind anders, der Bruder und ich, und deshalb wird er zurückkommen.“

Stefan spürte, dass sich etwas zwischen sie stellte. Bisher hatte es noch nicht den geringsten Streit zwischen ihnen gegeben.

„Anna“, sagte er zärtlich und nahm ihre Hand, „ich denke doch nur an dich. Du bist keine Bäuerin, du bist viel zu zart. Auf euren Hof gehört ein kräftiges Mannsbild. Weiß Gott, wenn die Försterei net wäre, ich würde dir helfen.“

„Du könntest deinen Beruf ebenso wenig aufgeben wie ich den Berghof, Stefan. Es wäre mir schon geholfen, wenn ein Knecht auf dem Hof wäre. Du hast recht, die Arbeit ist manchmal zu viel und zu schwer für mich. Aber woher soll ich den Lohn nehmen? Und welcher von den jungen Burschen will schon auf einem so einsamen alten Hof sein Brot verdienen?“

Die Sonne verschwand hinter den hohen Tannen, die letzten Strahlen zauberten goldene Funken auf den nahen Bergsee.

„Ich hab dich so lieb, Anna. Und im Forsthaus ist es einsam ohne dich. Wir gehören doch zusammen.“

Sie wurde von seiner Leidenschaft ergriffen und schlang beide Arme um seinen Nacken.

„Ja, wir gehören zusammen, Stefan, heut und immer. Und ich weiß, dass der Tag kommen wird, an dem wir uns nicht mehr zu trennen brauchen.“

In diesen Minuten wollte Stefan ihr glauben. Die Zweifel würden wiederkommen, wenn sie wieder fort war und er genügend Zeit hatte, über ihrer beider Zukunft nachzudenken.

„Resl wartet längst mit dem Abendbrot und wird sich Sorgen machen.“

„Ich komme ein Stück mit dir“, sagte er und nahm ihre Hand.

Der Weg ging steil bergan hinauf zum Berghof. Und erst als sie seine Lichter sahen, blieb Stefan stehen, um das geliebte Mädchen ein letztes Mal in die Arme zu nehmen.

„Wann sehen wir uns wieder?“ Seine dunklen Augen forschten in ihrem Gesicht.

„Sobald ich wieder ein bisserl Zeit hab, komm ich ins Forsthaus“, versprach Anna nach einem letzten Kuss und lief winkend davon.

Stefan blieb stehen und wartete, bis sie in der Dämmerung verschwunden war.

Ein langer einsamer Abend lag ihm bevor, und plötzlich hatte er Angst vor dieser drückenden Einsamkeit.

Er schlug den Weg hinunter ins Dorf ein. In der „Schwarzen Katze“, so hieß der einzige Gasthof im Dorf, gab es sicher einige, denen es ebenso erging wie ihm.

***

Die alte Resl schaute unentwegt hinauf zur hölzernen Kuckucksuhr. Um ihren schmalen Mund ging ein zärtliches Lächeln.

Anna war bei ihrem Schatz und verspätete sich wohl. Auch Resl war einmal jung gewesen, und sie wusste, wie schnell man die Zeit da vergaß.

Sie fuhr zusammen, als die Türe hastig aufgerissen wurde und Anna mit erhitzten Wangen in der Türe stand. Ihre blauen Augen baten Resl um Verzeihung.

„Ich hab mich verspätet, Resl, sei net bös. Und mit dem Essen hättest du ruhig anfangen können.“

Resl füllte die Gemüsesuppe, die sie gekocht hatte, nun in die Teller.

„Bis zum Forsthaus ist es auch ein gutes Stück zu gehen“, sagte sie augenzwinkernd.

Anna wurde rot bis unter die hellen Haarwurzeln. Resl wusste alles, wenn sie auch nur die Hälfte von dem verstand, was man zu ihr sagte.

Früher hatten sie zu viert um den eichenen Tisch gesessen. Der Vater, Ferdl, Resl und sie, Anna, die damals noch ein kleines Mädchen mit abstehenden Zöpfen gewesen war. Dann war Ferdl gegangen, und sie waren zu dritt zurückgeblieben. Seitdem nun der Vater unten auf dem kleinen Dorffriedhof lag, waren die beiden Stühle unbesetzt.

„Ferdl müsst zurückkommen“, sagte die alte Magd und faltete die...



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