Die Macht des Bösen
E-Book, Deutsch, 207 Seiten
ISBN: 978-3-7666-4123-6
Verlag: Butzon & Bercker
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Satan, mit Bocksbeinen und langem Schwanz?
Gibt es ihn überhaupt als Gestalt oder ist er
nicht vielmehr ein Symbol für das Böse an
sich, das in seiner Alltäglichkeit und in seiner
Ungeheuerlichkeit aus unserem Leben nicht
wegzudenken ist? Eines ist gewiss: Das Böse
ist etwas, mit dem sich jeder Mensch auseinandersetzen
muss. Bibel und kirchliche Tradition
präsentieren den Teufel als jenen, der zum
Bösen verführt – er ist der Diabolos, wörtlich:
der Durcheinanderwerfer. Doch was heißt das
genau? Wie gehen wir heute mit der Tradition
vom Teufel um? Und ist die Rede vom Teufel
überhaupt noch zeitgemäß?
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;5
2;Einleitung;9
3;I. Die Wiederverzauberung der Welt – Der Teufel in der Gesellschaft;13
3.1;1. Kirche und Gesellschaft – Eine Renaissance des Teufels?;13
3.2;2. Okkultismus, Satanismus – Destruktive Opposition;20
4;II. Lichtträger und Satanssturz – Der Teufel in der Bibel;25
4.1;1. Jahwe und das Böse im Alten Testament;25
4.2;2. Die Apokalyptik der Zeitenwende;30
4.3;3. Jesus, der Teufel und das Geheimnis des Bösen;36
5;III. Hexen und Satansglaube – Der Teufel in der ( Kirchen-) Geschichte;43
5.1;1. Das frühe Christentum;44
5.2;2. Die mittelalterliche Scholastik;60
5.3;3. Die Tradition im Lehramt: Das Vierte Laterankonzil ( 1215);71
5.4;4. Hexenwahn und Hexenverfolgung;77
6;IV. Der Teufel und das Volk – Volksglaube und Kunst;85
6.1;1. Der Teufel im Volksglauben;85
6.2;2. Teufelsbilder in der Kunst;93
7;V. Martin Luther und der Teufel;101
8;VI. Weiche, Satan – Exorzismus und Teufelsaustreibungen;109
8.1;1. Exorzismen in der Geschichte;109
8.2;2. Tod und Teufel – Der Fall Klingenberg;119
8.3;3. Auf Teufel komm raus – Der neue Exorzismus aus dem Jahr 1999;123
9;VII. Was sagt die Kirche? Der Teufel in kirchlichen Texten;129
9.1;1. Lehramt: Katechismen;129
9.2;2. Liturgie: Taufe;139
10;VIII. Keine Angstmacherei – Die pastorale Verantwortung der Kirche;145
10.1;1. Höllenfurcht und Fegefeuer – Die Pastoral der Angst;145
10.2;2. Abschied vom Teufel – Herbert Haag;152
11;IX. Vom Bösen reden – Das Geheimnis in Worte fassen;165
11.1;1. Das Böse ist und bleibt ein Geheimnis;166
11.2;2. Das Böse und die Verantwortung des Menschen;169
11.3;3. Der Teufel als Person?;179
11.4;4. Die Bedeutung des Bösen: Engagement dagegen!;185
12;Anmerkungen;193
13;Literaturverzeichnis;200
13.1;A. Primärliteratur;200
13.2;B. Sekundärliteratur;201
III. Hexen und Satansglaube – Der Teufel in der (Kirchen-) Geschichte (S. 43-45)
Die Karriere des Teufels beginnt also in frühester Zeit, lange bevor Jesus von Nazaret lebte. Der Teufel war bei Gott – als ein Engel. Wie dieser Engel böse geworden ist und was er danach zu seinem Lebensinhalt machte, wie er und sein Dämonenheer beschaffen war, das war und blieb viele Jahrhunderte zentrales Spekulationsobjekt zahlreicher Theologen.
Die Durchsicht der biblischen Schriften liefert die Erkenntnis, dass die Gestalt des Teufels im Laufe der Zeit mit einer übergroßen Bedeutungsvielfalt angereichert wurde – alleine die vielen Namen zeugen davon. Dieser Prozess ist theologisch nicht eindeutig zu beurteilen, allerdings muss klar sein, dass der Satan in der christlichen Tradition eine wichtige Rolle einnimmt. Die Teufelsfigur erhält schließlich immer klarere Konturen, immer eindeutigere Gestalt. Der Teufel ist in der christlichen Überlieferung ein wesentliches Element, wenn man das Böse und das Geheimnis, das das Böse umgibt, mit Worten umfassen will.
Doch während die Theologie der Evangelien noch ganz klar formulierte: Jesus hat den Teufel besiegt, das ist Vorbedingung allen christlichen Handelns, entwickelte sich der Teufel später und quasi unter der Hand „zu einem Werkzeug der historischen Charakterisie- rung der bösen Feinde des Christentums“, so Jürgen Bründl. Die Geschichte des Christentums zeigt immer wieder, dass die Christinnen und Christen in ihrem Kampf gegen den Teufel selbst teuflisch handelten.
1. Das frühe Christentum
Die abendländische Dämonologie, wie sie sich in der Folgezeit entwickelte, unterlag mehreren Einflüssen: den biblischen und außerbiblischen jüdisch-christlichen Traditionen ebenso wie der Kosmologie der griechischen und der römischen Philosophie. Der Teufelsglaube der ersten nachchristlichen Jahrhunderte konnte sich nicht losgelöst von dem Denken seiner Umwelt entfalten. Und diese Umwelt war erfüllt vom Glauben an die Realität und Wirksamkeit von Dämonen. Existenz und Wirkmacht böser Geister gehörten zu den Grundlagen des konkreten Lebensvollzugs, sie wurden in keiner Weise hinterfragt. Das junge Christentum musste sich in dem geistigen Umfeld der jüdischen und der heidnischen Umgebung behaupten.
a) Die Apostolischen Väter
So entwickelte sich bereits in den ersten Jahrhunderten etwas, das es bis dato nicht gab: eine eigene christliche Teufels- und Dämonenlehre. In zahlreichen Schriften wurden Glaubenssätze und -lehren formuliert, insbesondere von Schriftstellern, die den Aposteln nachfolgten und in der Theologiegeschichte Apostolische Väter genannt werden. Zu ihnen gehören zum Beispiel Clemens von Rom, Ignatius von Antiochien oder Polykarp von Smyrna.
Clemens, Bischof von Rom, der um das Jahr 95 n. Chr. schrieb, sah den Teufel als eigenständige Person, die mittels Versuchung und Zwietracht die Christenheit spalten will. Ignatius war Bischof von Antiochia und starb 107 n. Chr. als Märtyrer, für ihn war der Teufel der „Fürst dieser Welt“, dessen Macht durch die Menschwerdung Christi bereits ins Wanken geraten war. Mit dem zweiten Kommen des Messias würde er endgültig zerstört werden und eine neue Zeit werde aufbrechen. In diesem neuen Königreich würde für das Böse kein Platz mehr sein. Ignatius war sich sicher, dass der Teufel jeden einzelnen Christen persönlich bekämpft. Auch für ihn wirkte der Teufel in den zahlreichen Tendenzen, die die frühe Christenheit spalteten.
Das Denken dieser frühen christlichen Jahrhunderte war noch tief von apokalyptischen Spekulationen geprägt, doch stets wurde betont, dass im Kampf gegen den Teufel mit dem Sieg Christi bereits eine Entscheidung vorweggenommen worden sei.