E-Book, Deutsch, 200 Seiten
Lehmann Lehren mit Erfolg
3. überarbeitete und aktualisierte Aufl 2022
ISBN: 978-3-8463-5853-5
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 200 Seiten
ISBN: 978-3-8463-5853-5
Verlag: UTB
Format: EPUB
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Prof. Dr. paed. habil. Günter Lehmann verfügt über eine 40jährige Lehrpraxis im Bereich der wissenschaftlichen und beruflichen Weiterbildung.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1 Leitorientierungen für das Gestalten 1
1.1 Einführung 1
1.2 Prozessorientierung 3
1.3 Teilnehmerorientierung 4
1.4 Teilnehmerbesonderheiten in der Weiterbildung 5
2 Planung der Lehr-Lern-Aktivitäten 8
2.1 Planungsansätze und Planungselemente 8
2.1.1 Elementarmodell 8
2.1.2 Element Ziel 9
2.1.3 Element Inhalt 15
2.1.4 Element Methode 20
2.1.5 Element Organisation 23
2.1.6 Element Mittel 24
Exkurs: E-Learning 25
Exkurs: Blended Learning 26
2.1.7 Element Resultat 28
2.2 Organisationsformen 29
2.2.1 Grundformen 29
2.2.2 Vortrag 29
2.2.3 Seminar 30
2.2.4 Übung 32
2.2.5 Unterweisung 34
2.2.6 Selbststudium 36
2.2.7 Studienkontrolle 37
3 Planungsmodelle für Lehreinheiten 39
3.1 Voraussetzungen 39
3.2 Modell für das Gestalten eines Moduls bzw. Lehrgangs 40
3.3 Modell für die Gestaltung eines Lehrgangstages bzw. -themas 42
3.4 Modell für die virtuelle Gestaltung von Lerneinheiten (LoD) 45
4 Kommunikative Situationen in der Lehre 52
4.1 Vorbemerkungen 52
4.2 Moderation der Gruppenarbeit 53
4.2.1 Kommunikationsmodell 53
4.2.2 Gruppenarbeit vorbereiten 55
Vorgaben erläutern 55
Gruppe konstituieren 55
Gruppenmitglieder analysieren 56
Moderationsfahrplan erstellen 56
4.2.3 Gruppensitzung durchführen 57
Sitzung eröffnen 57
Ziel und Problem formulieren 59
Problemverständnis klären 62
Ideen suchen 63
Ideen bewerten/Maßnahmenplan erstellen 70
Ergebnisse sichern 71
4.2.4 Gruppenarbeit auswerten 72
Vereinbarte Spielregeln prüfen 72
Gruppenverhalten auswerten 72
Moderatorenleistung bewerten 73
4.2.5 Checkliste – Ablaufplan Gruppenarbeit 75
4.3 Präsentation von Arbeitsergebnissen 76
4.3.1 Kommunikationsmodell 76
4.3.2 Präsentation vorbereiten 77
Ziel(e) formulieren 77
Teilnehmer analysieren 79
Inhalt bearbeiten 80
Aussagen visualisieren 82
Teilnehmerskript erstellen 85
Zeitfaktor beachten 86
4.3.3 Ergebnisse vortragen 87
Eröffnen 87
Argumentieren 88
Belege (Zahlen) anbieten 91
Abschließen 92
4.3.4 Fragen/Einwände behandeln 94
Eröffnen 94
Fragen beantworten 94
Einwände behandeln 95
Diskussion abschließen 97
4.3.5 Nachbereitung 97
Planen der Nachkontakte 97
Einschätzen des Präsentationsverhaltens 98
4.3.6 Sonderformen gestalten 98
Posterpräsentation 99
Abstract (Summary) 100
4.3.7 Checkliste Präsentation 102
5 Steuerungshilfen für Lehrveranstaltungen 103
5.1 Problemdarstellung 103
5.2 Modell der Informationsverarbeitung 103
5.3 Aufmerksamkeit erzeugen 108
Empfehlungen 110
Empfehlungen 115
5.4 Sinnbezüge herstellen 117
Empfehlungen 119
5.5 Fragen stellen 119
Empfehlungen 124
5.6 Veranschaulichung sichern 125
Empfehlungen 133
5.7 Stoff beschränken 133
Empfehlungen 145
5.8 Strukturierung anbieten 146
Empfehlungen 151
5.9 Entlastung ermöglichen 151
Empfehlungen 153
5.10 Orientierung geben 154
5.11 Feedback gewährleisten 154
Empfehlungen 156
5.12 Redeverhalten steuern 157
6 Schwierige Situationen im Lehr-Lern-Prozess 160
6.1 Einführung 160
6.2 Das Problem 160
6.2.1 Kennzeichnung 160
6.2.2 Kontrollierte Wahrnehmung 161
6.2.3 Kontrollierter Dialog 163
6.3 Der Konflikt 167
6.3.1 Kennzeichnung 167
6.3.2 Verhaltensstile in der Konfliktlösung 168
6.3.3 Konfliktlösungstechniken 171
Technik Feedback 171
Technik Lichtschwert I 173
Technik Lichtschwert II 174
6.4 Die Krise 176
6.4.1 Kennzeichnung 176
6.4.2 Mediationsverfahren 177
6.5 Bewältigen von schwierigen Situationen 178
6.5.1 Kennzeichnung 178
6.5.2 Gruppe der Teilnehmer 180
Gruppenarbeit wird abgelehnt 181
Gruppenarbeit misslingt 182
Schweigende Gruppe 183
Gruppe geht räumlich auf Distanz 184
Unruhige Gruppe 184
„Schwarzes Loch“ im Vortrag 186
Zu große Gruppe 186
Gruppe verweigert die Zusammenarbeit 187
6.5.3 Einzelne Teilnehmer 187
Störendes Verhalten 188
Vielredner 189
Angriff auf den Dozenten 190
6.5.4 Dozenten 191
Umgang mit eigenem Nichtwissen 192
Mangelnde eigene Vorbereitung 192
Ungünstiges Feedback 193
Zeitknappheit 194
Lampenfieber 194
Versprecher 195
Steckenbleiben 196
6.5.5 Technik 196
Medienausfall 196
PC-Beamer-Problem 197
Stromausfall 197
Literaturverzeichnis 198
Abbildungsverzeichnis 201
Sachwortverzeichnis 204
1Leitorientierungen für das Gestalten
1.1Einführung
Aus der Sicht mancher Dozenten stellt sich Lehre etwa so dar: „Ich halte eine Vorlesung, diese hat einen bestimmten Titel und behandelt einen ausgearbeiteten Stoff, den ich vortrage. Hierzu ist es erforderlich, dass ich den Ablauf plane und mich dann auf meinen Vortrag vorbereite, um diesen dann den Teilnehmern zu präsentieren.“ (WÖRNER, A. 2008, S. 22) So gesehen wird Lehre gleichsam als Theaterauftritt verstanden, bei dem der Dozent die Hauptrolle spielt – eine Hauptrolle, in der der Stoff nach Skript abgespult wird, ohne Versprecher, ohne Steckenbleiben und vor allem ohne unvorhergesehene Abweichungen.
Welche Eigenschaften muss eine gute Lehre besitzen?
Effektiv, motivierend, interessant, spannend, verständlich, praxisnah, zielorientiert, transparent, mit Beispielen erläuternd.
Alle Aspekte zu berücksichtigen ist schwer möglich – sie sind nicht präsent zu halten. Für die Lehrpraxis mögen zwei Leitorientierungen gelten – Aktivität und Offenheit – mit denen viele der oben erwähnten Eigenschaften realisiert werden können (WÖRNER, A., 2008, S. 17 ff.). Zugleich wird deutlich, dass den Leitorientierungen Aktivität und Offenheit folgend, das Modell von Lehre als Theateraufführung ungeeignet ist.
Der konstruktivistischen Orientierung für die Lehre folgend wird Wissen nicht einfach weitergegeben, sondern es wird von den Teilnehmern in der Auseinandersetzung mit Aufgaben und Problemen aktiv konstruiert. Dabei erfolgt Lernen, also das „Konstruieren“ von Kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Verhaltensweisen, durch aktive, gleichwohl angeleitete Teilnahme an Kommunikations- und Kooperationsprozessen in der Gemeinschaft von Teilnehmern und Dozenten (SCHMOTZ, 2011, S. 130 ff.).
Eine traditionelle Auffassung lautet: Lehre ist Inbegriff für Wissensvermittlung, Wissen wird von einem Wissenden auf Unwissende übertragen. Der Lehrende fügt mit seinem Lehrhandeln Wissensstücke in die Köpfe der Lernenden ein.
Aber: Lernen durch Lehre im Sinne eines Input-Output-Modells ist überholt. Denn Lernen ist Tätigkeit der Teilnehmer, die der Dozent nicht erzeugt, sondern anregt, Voraussetzungen für diese Tätigkeit schafft.
Alleiniges Ziel der Lehre in der Vorlesung oder im Seminar kann nicht „reine“ Stoffvermittlung sein.
Wesentlich ist doch, das
•der Stoff verstanden wird,
•man mit ihm umgehen,
•ihn erfolgreich anwenden kann.
Es geht nicht nur um Wissenszuwachs, sondern auch um
•vertieftes Hintergrundverständnis,
•Vergleichs- und Kritikfähigkeit,
•angemessene Umsetzung usw.
Angeleitetes Lernen lässt sich durch folgende Dimensionen des didaktischen Raums für das Gestalten charakterisieren (SCHMOTZ, W., 2011, S. 135 ff.):
(1)Fremdsteuerung oder Selbststeuerung
Wie groß sind jeweils die Anteile?
(2)Strukturierung der Lernsituation
Erfolgt die Strukturierung anhand der Struktur des Wissens oder anhand der Struktur praktischer Anforderungssituationen?
(3)Grad des Problembezugs
Wie ausgeprägt ist der Problembezug?
Danach weist die konstruktivistische Orientierung für die Gestaltung der Lehre ein ausgewogenes Verhältnis von Selbst- und Fremdsteuerung aus. Bei der Strukturierung der Lernsituationen dominiert die Orientierung auf praktische Anforderungssituationen. Der Problembezug ist situationsabhängig.
Die Aktivität der Teilnehmer ist Voraussetzung und Prozess ihres Lernens zugleich. Offenheit ist die Voraussetzung dafür, dass ein angemessener Umgang mit der Aktivität der Teilnehmer realisiert werden kann, also einer Voraussetzung auch dafür, um die individuell vorstrukturierten Aktivitäten zu koordinieren und zu strukturieren.
Aktivität der Teilnehmer und Offenheit der Dozenten sind
•Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Lehre und zugleich
•Erfolgsfaktoren für ein gutes Verhältnis von Teilnehmern und Dozenten.
Beide Leitorientierungen sind ab der ersten Veranstaltungsstunde im eigenen Lehrhandeln umzusetzen.
1.2Prozessorientierung
Themenbezogene (Lern)Aktivitäten der Teilnehmer als Zweck gelingender Lehre im Unterricht
Lernaktivität zielt eindeutig auf die Teilnehmer und nicht vordergründig auf die Aktivität des Dozenten. Kennzeichen gelingender Lehre ist es, dass die Teilnehmer die Hauptaktivität übernehmen.
Die Erfahrung zeigt: Qualitativ hochwertiges Lernen findet vor allem dort statt, wo sich die Teilnehmer Dinge selbst aneignen, selbst Fragen und Problemstellungen entwickeln und selbst nach Alternativen und Lösungen suchen.
Also: Es kommt nicht darauf an, was der Dozent in der Lehrveranstaltung alles gesagt hat, sondern darauf, was bei den Teilnehmern für Lernprozesse angeregt wurden. Sie sollen über die Zuhörerfunktion hinaus aktiv werden, den Rollenwechsel vom Empfänger zum Akteur vollziehen.
Das führt auch beim Dozenten zu einem Rollenwechsel. Der Dozent wird vom Alleinunterhalter zum Lernhelfer und Lernberater, manchmal auch zum Moderator. Deshalb gilt es abzurücken von der Praxis, sämtliche verfügbaren Minuten der Lehrveranstaltung für die eigene Redezeit einzuplanen. Vielmehr ist Teilnehmer-Aktivität anzuregen und die eigene Aktivität in die Vorbereitung der Veranstaltung vorzuverlegen. Insbesondere sind ansprechende und zielführende Arbeitsaufträge vorzubereiten. Das Übertragen von Aufgaben soll zu einer intensiven Lernarbeit führen, die vom Dozenten beratend begleitet wird. Hier treten als Grundformen der Tätigkeit Einzel-, Partner-, Gruppen- oder Plenumsarbeit auf (s. Abb. 4, S. 42).
Natürlich gehen nicht alle Aktivitäten von den Teilnehmern aus. Der Dozent bleibt Sachverwalter des zu Lernenden. So hat in der Prozessorientierung auch der Lehrvortrag seinen Platz als Organisationsform. Bewährt sind Impulsreferate für einen Überblick, eine Einführung in das Unterrichtsfach und das Anlegen von Orientierungswissen für ein Themengebiet. Die Vorträge sollten mit Blick auf die Aufmerksamkeitsleistung in der Regel nicht 25 Minuten überschreiten.
In dieser Zeit prüfen die Teilnehmer, ob die angebotenen Themen in ihre Wissensstrukturen passen, ob sich Lösungen für berufliche Probleme andeuten, ob Anwendungsbezüge erkennbar sind.
Teilnehmer-Aktivität ist keine Bedrohung, die die eigene Planung zerstört, die durch Fragen vielleicht Nichtwissen beim Dozenten aufzeigt und ihn in Bedrängnis bringen kann. Gefragt ist persönliche Offenheit für die Teilnehmer, Offenheit für deren Beiträge und für das Risiko, das diese Beiträge den Dozenten vor ungewohnte und unverhoffte Situationen stellen können. Wer den Plan „störungsfrei“ abgearbeitet hat, sollte sich überlegen, ob er vielleicht an den Teilnehmern vorbei vorgetragen hat.
1.3Teilnehmerorientierung
Offenheit als Grundhaltung gegenüber den Teilnehmern und ihren Anliegen aber auch Offenheit der Teilnehmer untereinander
Teilnehmerorientierung bedeutet Offenheit für die Aktivitäten und Anliegen, Einwände und Impulse der Teilnehmer sowie Orientierung über Ziele und Planungen der Zusammenarbeit. Die Perspektiven der Teilnehmer bezüglich ihrer Interessen, Einstellungen, Erfahrungen und Erwartungen sind in die Planung und Durchführung der Lehre einzubeziehen (FAULSTICH, P.; ZEUNER, CH., 2010, S. 69 f.).
Offenheit verlangt wohlüberlegte Planung, bei der Teilnehmeraktivität bereits einkalkuliert ist, aber situativ auch abgewichen werden kann. Lehrerfolg besteht nicht darin, dass alles nach Plan abgearbeitet wird, sondern dass die Teilnehmer in der Lehrveranstaltung aktiv werden und sich mit den behandelten Gegenständen auseinandersetzen. Offenheit als Maxime entlastet den Dozenten letztlich von dem Druck, alles schaffen zu müssen. Spontane Teilnehmer-Aktivität geht vor minutiöser Skriptabarbeitung.
Offenheit bedeutet nicht Beliebigkeit. Der Dozent orientiert die Teilnehmer-Aktivität auf den jeweiligen Themenbezug, legt Ziele für jede Gesamtveranstaltung und jede einzelne Veranstaltung fest. Wichtig ist, dass die Teilnehmer diese Ziele und die dafür geplanten Arbeitsformen kennen und sich zu Eigen machen. Kennzeichen guter Lehre ist, dass in einem offenen Lehr-Lern-Verhältnis die Dinge...