Lechner / Langer Mystik für Christen
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-641-07107-3
Verlag: Gütersloher Verlagshaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Jahreslesebuch
E-Book, Deutsch, 416 Seiten
ISBN: 978-3-641-07107-3
Verlag: Gütersloher Verlagshaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
- Zuversicht, Trost und Gelassenheit für den eigenen spirituellen Weg
- Anlässlich des 80. Geburtstages von Altabt Odilo Lechner am 25. Januar 2011
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
(S. 45-48)
01. Februar
Beim Kreuzzeichen geht unsere Hand zur linken Schulter. Unser Blick geht in die Vergangenheit, sei es die Vergangenheit des gestrigen Tages, sei es eines größeren Lebensabschnittes. Das Licht, das in der ersten Hälfte der Meditation uns erhellt hat, fällt auf unsere Vergangenheit: auf das Empfangene, das zum Dank wird; auf das Versäumte, auf die Schuld, aus der die Vergebungsbitte aufsteigt; auf Begegnungen und Erfahrungen, die nun zur Fürbitte einladen. Aus dieser Herkunft wende ich mich nun der Zukunft zu: Blick auf das Kommende, Blick auf den Weg, der vor mir liegt. Herkommend von der Kraft dessen, was in der Vertikalen dieses Meditationskreuzes erfahren ist, herkommend von Gnade und Vergeblichkeit der Vergangenheit erbitte ich die Zuversicht für die kommende Wegstrecke. Aber vor allem den Auftrag, das empfangene Licht weiterzuschenken: zu lieben!
JOHANNES BOURS
02. Februar
Schon das Alte Testament hat den Gegensatz von Licht und Dunkel in Hymnen, im Rahmen der prophetischen Heilsverheißung (besonders bei Jesaja), in Gebetsbitten und Klagen formuliert, auch in weisheitlich geprägten Texten. Gott hat Tag und Nacht erschaffen. Er hat die Nacht in sein Schöpfungswerk eingeordnet. Er verfügt über Licht und Dunkel. Das Dunkel stellt keine Grenze für seinen Machtbereich dar. Dunkel und Nacht sind im Alten Testament Kontraste zum Licht, aber keine widergöttlichen Mächte. Es widerspricht dem Dualismus zwischen einem lichten Gott und seinen dunklen Gegenspielern. Gottes Gegenwart kennt keine Grenzen. Auch die finsteren Mächte, die Dämonen, sind ihm unterworfen. Und im Dunkel der Gefangenschaft und Unfreiheit, der Unterdrückung und Hilflosigkeit ist Gott anwesend. FRANZ KAMPHAUS 03. Februar Wie es zwei Leeren gibt, zwei Stillen etc.–die von oben und die unten–, vielleicht auch, wenn der Tod Auslöschung ist, zwei Auslöschungen, die Auslöschung im Nichts und die Auslöschung in Gott.
SIMONE WEIL
04. Februar
Einsamkeit ist also der Ort der Läuterung und der Umgestaltung, der Ort des großen Kampfes und der großen Begegnung. Einsamkeit ist nicht einfach ein Mittel zum Zweck. Einsamkeit ist sich selbst Zweck, ist der Ort, an dem Christus uns in sein eigenes Bild umformt und uns von den mörderischen Zwängen der Welt befreit. Einsamkeit ist der Ort unseres Heils. Daher ist sie der Ort, zu dem wir all jene führen möchten, die in unserer dunklen Welt das Licht suchen.
HENRY J. M. NOUWEN