E-Book, Deutsch, Band 176, 64 Seiten
Reihe: Silvia-Gold
Laurent Silvia-Gold 176
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7517-4056-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Mit den Augen der Liebe
E-Book, Deutsch, Band 176, 64 Seiten
Reihe: Silvia-Gold
ISBN: 978-3-7517-4056-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Wie eine Erscheinung kommt sie ihm vor, die blinde Elisabeth, und doch ist es gerade sie, die dem Arzt Dr. Arnold Haag in einer stürmischen Nacht an der Nordseeküste das Leben rettet. Hals über Kopf verliebt er sich in sie, und Lissy ergeht es ebenso. Arnold ist der Mann ihres Lebens - und noch mehr: Er ist ihre Hoffnung und ihr Fenster zum Leben, denn zum ersten Mal seit jenem tragischen Unfall, bei dem Elisabeth ihr Augenlicht verloren hat, wagt sie wieder, an ihr Glück zu glauben.
Ja, Arnold gelingt, was bisher keinem gelang: Er erreicht, dass sich Elisabeth einer komplizierten Operation unterzieht, denn er hofft, sie aus der Dunkelheit ins Licht führen zu können.
Aber je näher die Operation rückt, desto mehr zieht Arnold sich zurück. Und bald muss Lissy fürchten, seine Liebe endgültig verloren zu haben ...
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Mit den Augen der Liebe Wenn deine Welt in Dunkelheit versinkt, brauchst du jemanden, der dir die Sonne zeigt Von Diana Laurent Wie eine Erscheinung kommt sie ihm vor, die blinde Elisabeth, und doch ist es gerade sie, die dem Arzt Dr. Arnold Haag in einer stürmischen Nacht an der Nordseeküste das Leben rettet. Hals über Kopf verliebt er sich in sie, und Lissy ergeht es ebenso. Arnold ist der Mann ihres Lebens – und noch mehr: Er ist ihre Hoffnung und ihr Fenster zum Leben, denn zum ersten Mal seit jenem tragischen Unfall, bei dem Elisabeth ihr Augenlicht verloren hat, wagt sie wieder, an ihr Glück zu glauben. Ja, Arnold gelingt, was bisher keinem gelang: Er erreicht, dass sich Elisabeth einer komplizierten Operation unterzieht, denn er hofft, sie aus der Dunkelheit ins Licht führen zu können. Gleichzeitig fürchtet er den Tag, an dem sie ihn zum ersten Mal sieht. Denn er ist nicht der attraktive Mann aus ihrer Vorstellung! »Guten Tag, Herr Tenbergen. Schön, Sie zu sehen! Wie geht es Ihnen?« »Danke der Nachfrage.« Der Mann in mittleren Jahren trat einen Schritt beiseite und ließ ein junges Mädchen mit hellblonden Haaren in den Laden treten. »Hallo, Frau Momsen«, grüßte die junge Frau mit den ebenmäßigen Zügen und lächelte ein wenig. »Mein Vater hat die Liste. Ich hoffe zumindest, dass er sie eingesteckt hat.« »Selbstverständlich, ganz verkalkt bin ich ja noch nicht«, scherzte Laurentius Tenbergen, wühlte kurz in den Taschen seiner dunkelgrünen Wetterjacke und reichte Frau Momsen, der Ladenbesitzerin in dem kleinen Ort Warenkoog an der Nordseeküste, dann den Einkaufszettel. »Siehst du, Elisabeth«, wandte er sich an seine Tochter. »Wer sucht, der findet!« Sie hob nur die Augenbrauen und erwiderte: »Deine Entschuldigungen für deine ständige Unordnung kenne ich mittlerweile.« Die Ladenbesitzerin war damit beschäftigt, die aufgeschriebenen Sachen zusammenzusuchen, und spann dabei den Gesprächsfaden weiter. Sie hatte nicht übermäßig viele Kunden am Tag, und in einem so kleinen Ort wie Warenkoog passierte nicht viel Interessantes. Laurentius Tenbergen, der freiberufliche Lektor, der mit seiner blinden Tochter etwas außerhalb des Dorfes in einer malerischen Kate lebte, war bei der Landbevölkerung vom ersten Moment an ein Objekt des Interesses gewesen. Und Frau Momsen ließ sich keine Möglichkeit entgehen, um ein wenig mit ihm zu »schnacken«, wie man an der Küste sagte. »Kommen Sie nächste Woche auch zum Frühlingsfest, Herr Tenbergen? Es wird Musik gemacht und getanzt. Fürs leibliche Wohl ist bestens gesorgt.« Sie warf Elisabeth einen mitleidigen Blick zu, als sie hinzufügte: »Ihrer Tochter würde die kleine Abwechslung sicher auch Spaß machen.« »Ich weiß es noch nicht«, gab Laurentius ehrlich zu. »Ich bin im Moment mit meiner Arbeit ein bisschen im Verzug und muss ein paar Sonderschichten einlegen.« »Was lesen Sie denn? Etwas Interessantes?« Frau Momsen machte neugierige Augen. Dass jemand davon leben konnte, Geschichten zu lesen und hier und da ein Komma einzusetzen, war den meisten Bewohnern von Warenkoog mehr als suspekt. »Einen neuen Roman, aber der Autor ist noch nicht so berühmt. Trotzdem ist die Geschichte sehr interessant«, gab er bereitwillig Auskunft. »Wenn Sie keine Zeit haben, mache ich Ihnen einen Vorschlag«, ging die Krämerin nun in die Offensive. »Mein Sohn Georg holt Ihre Tochter gerne ab. Er mag sie sehr und ...« »Wir sollten jetzt bezahlen, ich muss noch das Abendessen richten«, unterbrach Elisabeth sie ein wenig schroff. Frau Momsen wirkte beleidigt. Laurentius wollte sie wieder versöhnen und sagte, als seine Tochter schon den Laden verlassen hatte: »Vielleicht kann ich es ja einrichten, dass wir doch zum Fest kommen. Sie haben schon recht, so ein bisschen Abwechslung kann nicht schaden.« »Wie Sie meinen«, entgegnete sie spitz und wandte sich der nächsten Kundin zu. Als Laurentius, mit zwei Kartons beladen, auf die Dorfstraße trat, stand seine Tochter neben dem Auto, die Arme vor der Brust verschränkt. Ihr helles Haar wehte im Wind, und ihr Gesicht drückte deutlich Unmut aus. Er verstaute die Einkäufe, half Elisabeth ins Auto und bemerkte dann tadelnd: »Du hättest ruhig ein bisschen netter sein können. Schließlich wollte Frau Momsen nur freundlich sein.« »Auf diese Art falscher Freundlichkeit kann ich gut verzichten«, entgegnete sie heftig. »Die Momsen ist nichts weiter als neugierig. Am liebsten würde sie den ganzen Tag um unser Haus herumkriechen und alles mithören, was wir reden.« »Aber Lissy, jetzt bist du ungerecht!« »Und ihren Sohn, den kann ich erst recht nicht vertragen«, fuhr sie unbeirrt fort. »Er hält sich für unwiderstehlich, ist wohl hier so was wie der Dorfcasanova. Vermutlich fehlt ihm noch eine Blinde in seiner Trophäensammlung.« Ihre Stimme klang sehr bitter. Laurentius griff nach Elisabeths Hand und drückte sie kurz. »Nun sei nicht so hart zu dir und den anderen! Wenn du nicht magst, gehen wir nicht zu diesem Fest. Es wird sowieso langweilig werden, da bin ich sicher. Der Musikverein spielt Schlager aus den sechziger Jahren.« Sie musste schon wieder ein wenig schmunzeln, und das beruhigte ihn. Wenn seine Tochter so mit der Welt und ihrem Schicksal haderte, kannte er sie kaum wieder. »Ich würde schon gerne hingehen«, gab sie leise zu. »Aber ich kann ja nicht mal tanzen! Das ist doch alles ziemlich sinnlos.« Er hätte ihr gerne etwas Tröstendes gesagt, doch ihm fiel nichts ein, deshalb schwieg er einfach. Die malerisch an der Küste gelegene Kate tauchte vor ihnen auf, und Laurentius bremste den Wagen ab. Sam, Elisabeths Blindenhund, ein blonder Labrador, döste auf der Fußmatte. Kaum entdeckte er jedoch sein Frauchen, umsprang er es schwanzwedelnd und stupste es erfreut mit der weichen Schnauze an. »Ich habe das Gefühl, Sam würde gerne noch was unternehmen«, meinte Laurentius. »Was hältst du davon, wenn ihr beide noch einen Spaziergang macht und ich heute mal das Abendessen übernehme?« »Und deine Arbeit? Du hinkst deinem Zeitplan hinterher«, erinnerte seine Tochter ihn. Er seufzte und gab zu: »Dieser Roman ist stinklangweilig, ich würde mich gerne noch ein bisschen davor drücken.« Sie musste lachen und umarmte ihren Vater. »Na schön, abgemacht! Ich bin gespannt, was du Gutes kochst.« Sie rief Sam und legte ihm sein Arbeitsgeschirr an, dann verließ sie zusammen mit dem Hund das Haus. Elisabeth Tenbergen war eine außergewöhnlich hübsche Frau Mitte zwanzig. Das schulterlange, weizenblonde Haar trug sie an diesem Tag offen, der Frühlingswind spielte damit, und die tiefstehende Sonne wob goldene Reflexe hinein. Elisabeth war schlank und hatte eine biegsame, grazile Figur. Die himmelblauen Augen aber waren blicklos in die Ferne gerichtet. Seit einem Unfall vor fünf Jahren war sie blind. In ungezählten Albträumen hatte sie wieder und wieder den Moment erlebt, als ihr Freund das Auto in einer Kurve zu weit nach links gezogen hatte. Unvermittelt war da ein Laster gewesen, und dann hatte die Fahrt ein grauenhaftes Ende gefunden. Ihr Freund war bei dem Unfall getötet worden, Elisabeth hatte das Augenlicht verloren. »Unwiederbringlich«, wie der behandelnde Arzt damals erklärt hatte. Sie hatte sehr lange gebraucht, um mit diesem Schicksalsschlag fertig zu werden, der ihr ganzes Leben zerstört hatte. Elisabeth hatte ein erstklassiges Abitur gemacht und schon ein Jahr auf dem Musikkonservatorium hinter sich gebracht. Man hatte ihr eine große Karriere als Violinistin vorausgesagt, als der Unfall ihr jeden Lebensmut geraubt hatte. Bis zu diesem heutigen Tag hatte sie es nicht geschafft, wieder ins Leben zurückzufinden. Sie hatte sich von allem distanziert, was ihr früher wichtig gewesen war. Einzig die Musik bedeutete ihr noch etwas. Sam, der die ganze Zeit über brav im Geschirr gegangen war und sein Frauchen vor Bodenunebenheiten und anderen Hindernissen gewarnt hatte, bellte nun und gab damit das Zeichen, dass sie an ihrem Ziel angekommen waren. Die junge Frau bückte sich und ließ den Hund frei, der übermütig lostollte. Sie selbst setzte sich auf die Stahlbank, die an diesem Punkt der Küste einen herrlichen Ausblick auf das Meer bot. Elisabeth kannte diese Aussicht nicht, denn sie war erst nach ihrem Unfall nach Warenkoog gekommen. Doch als sie nun dem Schlagen der Wellen, dem Kreischen der Möwen und den vielen anderen Geräuschen lauschte und die Gerüche nach Meersalz, Heidekraut und Moos in sich aufnahm, ahnte sie, wie schön dieses Fleckchen Erde sein musste. ??? »Dr. Haag, bitte in die Notaufnahme.« Die Stimme der Schwester klang über den langen Klinikgang und wurde auch von dem jungen Arzt gehört, dem diese Nachricht galt. »Machen Sie hier weiter, der Verband muss vollständig gewechselt werden, damit keine Entzündung entstehen kann«, sagte er zu einer Lernschwester, die ihm...