E-Book, Deutsch, Band 2, 344 Seiten
Reihe: Sandra Vane ermittelt
Laß Der Tote vom Green River
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7578-7668-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sandra Vanes zweiter Fall
E-Book, Deutsch, Band 2, 344 Seiten
Reihe: Sandra Vane ermittelt
ISBN: 978-3-7578-7668-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Michael Laß lebt seit vielen Jahren in Kornwestheim. Den gebürtigen Hamburger zieht es jedoch immer wieder an die Küste. Der begeisterte Hobbyautor schreibt in mehreren Genres und hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht.
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Kapitel 6
Zurück am Leichnam streifte Sandra sich Latexhandschuhe über. Sie sank in die Hocke, um den Toten genau zu betrachten.
„Er scheint auf den ersten Blick keine Verletzungen zu haben“, sagte sie laut zu Ronny und Crow, „obwohl das unter diesen Umständen nichts zu sagen hat. Wer ihn hergebracht hat, muss es aus gutem Grund getan haben. Den werden wir schon herausfinden.
Ronny mach bitte Notizen für´s Protokoll: Der Tote macht einen gepflegten Eindruck, auch wenn ich Dreitagebärte furchtbar finde. Seine Fingernägel sind frisch manikürt. Er trägt die Uhr am linken Handgelenk und rechts ein Armband. Es könnte aus echtem Gold oder einem Imitat sein.
Jeans und T-Shirt stammen aus der gehobenen Preiskategorie. Die Schuhe sehen neu aus.“
„Ich frage mich, woher Dudley das Geld dafür hatte“, warf Ronny ein, der alles mitschrieb.
„Was hat er beruflich gemacht?“, fragte Crow, der über Sandras Schulter hinweg das Gesicht des Toten betrachtete.
„Ich vermute, Sie haben einen besonderen Grund für Ihre Frage.“ Sandra blickte ihn über die Schulter an. „Kennen Sie ihn?“
„Nicht persönlich, Madam.“ Crow richtete sich auf und trat einen Schritt zurück. „Das Gesicht, so verzerrt es auch ist, kommt mir bekannt vor.“
„Interessant.“ Sandra erhob sich aus der Hocke.
„Können Sie sagen, wo Sie ihn schon mal gesehen haben? War es beruflich?“
„Das glaube ich kaum“, wehrte Crow ab, „ich habe diesen Mann schon gesehen, Madam. Da bin ich sicher.“
Sandra tastete die Taschen des Toten ab.
„Leer!“ , erklärte sie, „den Rest überlassen wir der Spurensicherung.“ Sie streifte die Handschuhe ab.
„Glücklicherweise wissen wir, wer der Tote ist“, bemerkte Ronny. Er steckte sein Notizbuch in die Jacke. „Wo er gewohnt hat, kriegen wir raus.“
„Ruf´ mal bitte Cindy an, Ronny. Sie möchte bitte seine Adresse feststellen. Sollte sie Angehörige ausfindig machen, soll sie Kontakt zu den örtlichen Behörden aufnehmen. Er wird ein Auto besessen haben. Sowie sie die Daten ermitteln hat, geht die Fahndung nach dem Wagen an alle Dienststellen. Vielleicht ist der Täter damit unterwegs.“
Sandra drehte sich um. Über den Trampelpfad erreichte sie den Parkplatz. Sie überquerte den Asphaltstreifen. Die Polizisten aus Fort Banning machten ihr Platz.
Sandra Vane stellte sich Bill Monkton vor, der im Wagen saß. Ihr fiel seine Blässe auf, die der Ronnys in nichts nachstand. Bill Monkton schien kurz vor einem Zusammenbruch zu stehen.
„Bleiben Sie bitte sitzen“, forderte sie ihn auf, „ich habe nur einige Routinefragen an Sie.“
„Danke, Madam“, antwortete Monkton. Ein müdes Lächeln entstand auf seinen Lippen.
„Okay.“ Sandra nahm ihr Notizbuch heraus.
„Erzählen Sie mir bitte in aller Ruhe, wie Sie den Toten gefunden haben.“
„Ich war schon sehr früh in Fort Banning.“ Bill Monkton zupfte an der Knietasche. „Die Gemeinde hatte im Sägewerk ein paar Sachen bestellt.
Ich habe den Auftrag von unserem Verwaltungschef, Mr. Heron, die Sachen heute sehr früh abzuholen. Darum bin ich schon um fünf losgefahren.
Auf dem Rückweg hab ich hier gehalten, weil ich mal musste. Dabei habe ich den Toten dann gefunden.“
„Dabei? Können Sie das bitte etwas genauer beschreiben?“, bat Sandra.
„Na, ich war da hinter dem Baum.“ Er zeigte auf eine Birke. „Und als ich dann zurückging, sah ich die Spuren. Ich bin denen nachgegangen. Hinter dem Gebüsch hab´ ich d-d-den T-t-t-oten dann gefunden.“
„Auf dem Weg zum Baum sind Ihnen die Spuren nicht aufgefallen?“
„Nein, Madam, weil, ich bin schnell um das Gebüsch herumgelaufen, weil ich …“ „Verstehe, Mr. Monkton“, bemerkte Sandra grinsend, „Sie sind also durch das Gebüsch hindurch den Spuren gefolgt. Haben Sie erkannt, dass es sich um Schleifspuren handelte?“
„Ich bin öfter mit Julian im Wald unterwegs. Wir haben da ähnliche Spuren gefunden. Aber das waren Kadaver, die von Raubtieren in ein Versteck gezogen worden waren.“
„Okay. Sie fanden den Leichnam hinter dem Gebüsch. Haben Sie den Toten angerührt?“
„Ich habe gesehen, dass er die Augen aufgerissen hatte, und dann habe ich seinen Puls gesucht.
Aber der M-m-mann war schon ganz kalt.“
Sandra legte eine kurze Pause ein. „Ist es richtig: Sie haben dann Constable Crow angerufen?
Warum nicht den Notruf?“
„Ich kenne Julian und er hatte doch heute Dienst.“
„Das wussten Sie?“ Sandra schob sich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Woher?“
„Patricia hat´s mir gestern Abend gesagt.“
„Patricia?“
„Das ist meine Schwester“, schaltete sich Crow ein, der bisher geschwiegen hatte, „sie ist Bills Freundin.“
„Verstehe“, murmelte Sandra. „Sie sind nach dem Anruf bei Constable Crow zu Ihrem Wagen gegangen und haben gewartet. Richtig?“
„Genau, Julian hat gesagt, ich soll zum Pick-up gehen“, bestätigte Monkton, „und ich soll warten, bis er kommt. Ich sollte auch das Rundumlicht auf dem Dach einschalten und niemanden an den Toten heranlassen. Das hab´ ich auch getan, Madam.“
Sandra nickte, bevor sie ihre nächste Frage stellte: „Sie haben den Toten gesehen. Kennen Sie ihn oder haben Sie ihn schon einmal gesehen?“
„Nein, d-d-den hab´ ich n-n-noch nie nicht gesehen. Ehrlich!“
„Danke, Mr. Monkton“, sagte Sandra, „Constable Crow meldet sich bei Ihnen, falls wir Ihre Aussage zu Protokoll nehmen müssen. Aber das wäre wirklich nur eine Routineangelegenheit.“
Sie schloss die Tür des Pick-ups, bevor sie mit Crow zu dessen Streifenwagen ging. Nachdem sie sich eine Zigarette angezündet hatte, lehnte sie sich gegen den Kotflügel des SUV.
„Sie sind mit Cindy Masterson verwandt, Mr.
Crow.“ Sandra schaute dem Rauch ihrer Zigarette nach. „Sie hat mir gesagt, Sie kennen Mr. Monkton gut.“
„Darum bin ich sofort hergefahren. Ich hatte Angst, er bricht zusammen. Bill Monkton hat kein gutes Nervenkostüm.“ Crow sah Sandra direkt in die Augen. „Kein Wunder, bei allem, was er mitgemacht hat.“
„Was meinen Sie, Mr. Crow?“
„Erst starb seine jüngere Schwester an der Grippe, dann seine Mutter an Krebs. Zu allem Überfluss brachte sein Vater sich noch vor der Beerdigung seiner Frau um.“ Er schüttelte den Kopf.
„Das durchzustehen, bedarf eines mutigen Mannes. Bill ist sehr mutig.“
„Sie kennen ihn sehr gut, oder?“
„Meine Schwester Patricia ist seine Freundin. Die beiden ergänzen sich auf eine ganz besondere Weise, Detective.“
„Können Sie Ihre Schwester erreichen?“
„Das habe ich bereits getan. Sie kommt her, um Bill abzuholen. Er braucht jetzt ihre Hilfe.“
„Sehr gut“, sagte Sandra, „ich hätte Sie ansonsten gebeten, das zu tun.“
„Ich glaube, ich kann Cindy verstehen. Sie sind sehr einfühlsam.“
„Manche Leute behaupten das Gegenteil“, erwiderte Sandra.
Zwei Wagen der Mounted Police sowie ein grauer Van bogen auf den Parkplatz ein. Sie fuhren um den Streifenwagen in der Zufahrt herum. Am SUV aus Green Falls hielten sie an.
„Da kommen die Kriminaltechnik und der Gerichtsmediziner“, kommentierte Sandra. Aus dem vorderen Wagen stieg ein Mann, der grüßend die Hand hob.
„Das ist Inspector Carter von der Spurensicherung“, erklärte Sandra.
Sie ging auf einen dunkelhaarigen Mann in ihrem Alter zu. Seine mittelgroße, schlaksige Figur steckte in Jeans, T Shirt und einer blauen Windjacke. Er hatte ein markantes Gesicht mit braunen Augen. Sandra kannten ihn von der Ausbildung her. Vor Monaten hatten sie sich anlässlich Sandras erstem Mordfall in Burbanks wiedergetroffen.
„Hallo James“, begrüßte sie ihn, als er vor ihr stehenblieb.
„Hi, Sandra.“ Carter reichte ihr die Hand. „Was hast du für uns?“
„Einen Toten hinter dem Gebüsch, Schleif- und Fußspuren.“ Sie winkte Crow heran. „Constable Crow hat die Spuren entdeckt. Er zeigt sie dir.“
Carter gab Crow die Hand. „Sie sind ein sehr aufmerksamer Beobachter. Ich wünschte, wir hätten mehr Kollegen mit diesem Talent.“
„Danke, Sir.“ Crow stellte sich neben Sandra.
„Die Fußspuren, James, könnten wichtig sein!“, fügte Sandra hinzu.
„Klar, das machen wir.“ Carter sah sich suchend um. „Wo steckt denn Ronny?“
„Der dürfte am Funkgerät sitzen“, vermutete Sandra, „wir haben die Identität des Mannes schon geklärt.“
Carter wandte sich an Crow....