E-Book, Deutsch, Band 706, 64 Seiten
Larsen Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 706
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7517-6690-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Liebe ohne Hoffnungsstern
E-Book, Deutsch, Band 706, 64 Seiten
Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler
ISBN: 978-3-7517-6690-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Seit fünf Jahren lebt Christina wie in einem dunklen Traum. Damals starb ihr Mann bei einem schweren Unglück in Venezuela, und als die Nachricht sie in ihrer Villa in Süddeutschland erreichte, brach ihre Welt zusammen. Seither lebt sie in einsamer Stille und wartet trotz aller Hoffnungslosigkeit noch immer darauf, dass ihr geliebter Wolfgang zurückkommt, dass er plötzlich einfach vor ihr steht. Was Christina nicht ahnt: Ihr Liebster ist keineswegs tot - er lebt! Und auch er trauert, denn durch ein tragisches Missverständnis hält er wiederum Christina für tot.
Dann schlägt das Schicksal erneut zu: Plötzlich stehen Christina und Wolfgang einander gegenüber, und ihre Herzen schlagen füreinander wie einst. Aber es ist aussichtslos, denn Wolfgang hat vor wenigen Jahren erneut geheiratet. Seiner jetzigen Frau verdankt er unendlich viel, und er weiß, dass sie ihn liebt. Nie könnte er sie einfach so im Stich lassen ...
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Liebe ohne Hoffnungsstern Ein unglückliches Herz wartet auf Erlösung Seit fünf Jahren lebt Christina wie in einem dunklen Traum. Damals starb ihr Mann bei einem schweren Unglück in Venezuela, und als die Nachricht sie in ihrer Villa in Süddeutschland erreichte, brach ihre Welt zusammen. Seither lebt sie in einsamer Stille und wartet trotz aller Hoffnungslosigkeit noch immer darauf, dass ihr geliebter Wolfgang zurückkommt, dass er plötzlich einfach vor ihr steht. Was Christina nicht ahnt: Ihr Liebster ist keineswegs tot – er lebt! Und auch er trauert, denn durch ein tragisches Missverständnis hält er wiederum Christina für tot. Dann schlägt das Schicksal erneut zu: Plötzlich stehen Christina und Wolfgang einander gegenüber, und ihre Herzen schlagen füreinander wie einst. Aber es ist aussichtslos, denn Wolfgang hat vor wenigen Jahren erneut geheiratet. Seiner jetzigen Frau verdankt er unendlich viel, und er weiß, dass sie ihn liebt. Nie könnte er sie einfach so im Stich lassen ... Das schrille Läuten des Telefons schreckte Wolfgang auf. Er saß träge in seinem Lieblingssessel in der Klubecke der Wohnhalle und trank einen Whisky. Ärgerlich schüttelte er den Kopf. Hatte man denn keine Sekunde mehr seine Ruhe, wenn man erst ein berühmter Star war? Aber als er den Hörer abgenommen hatte und die vertraute Stimme seines Freundes Malcolm vernahm, hellte sich seine Miene sofort auf. »Grüß dich, Malcolm, was gibt es, alter Junge?« »Ich wollte dir nur zu deinem Erfolg gratulieren, Wolfgang!« Malcolm sprach bedächtig wie stets, und seine tiefe Stimme klang ehrlich erfreut. »Jetzt hast du es geschafft!« »Orchidee hat es geschafft!«, widersprach Wolfgang. »Hast du meine Sendung denn gesehen?« »Natürlich«, versicherte Malcolm. »Obwohl ich ja sonst nichts für das Showgeschäft übrig habe, wie du weißt. Aber deine erste große Fernsehsendung, die musste ich mir doch ansehen, und ich kann nur sagen: Du warst großartig!« »Danke, Malcolm! Orchidee wird sich freuen, wenn sie hört, dass dir die Sendung gefallen hat. Du weißt, sie gibt viel auf dein Urteil.« Malcolm blickte in den blauen kalifornischen Himmel und seufzte. »Jetzt hör mal zu, Wolfgang. Ich finde es ja sehr nett von dir, dass du so bescheiden bist. Aber wenn du nichts könntest, dann wäre Orchidees Mühe vergebens gewesen. Letzten Endes ist es das Gleiche wie mit meinen Orangen: Wenn die nichts sind, dann kann ich auch nichts aus ihnen machen, da nützt meine ganze Arbeit und alle Mühe nichts!« »Du und deine Orangen!« Wolfgang lachte. »Willst du heute Abend deine Orangen nicht einmal allein lassen und zu uns zum Abendessen kommen?« »Ich denke, ihr gebt heute eine große Party?« »Du bist herzlich eingeladen!« »Vielen Dank, Wolfgang. Cocktailpartys sind mir ein Gräuel, das weißt du ja. Ich komme lieber ein andermal, wenn ihr allein seid. Grüße bitte Orchidee von mir.« »Ich werde es ausrichten, Malcolm. Bis bald. Und vielen Dank für deinen Anruf!« Wolfgang betrachtete den Hörer, ehe er ihn zurücklegte. Er schüttelte den Kopf und pfiff leise durch die Zähne. Das rauchfarbene, elegant geschwungene Telefon war ein genauso ungewohnter Luxus für ihn wie die chromblitzende Hausbar, der Teakholztisch, der Garten, der Swimming-Pool, das ländlich vornehme Haus – sein ganzes Leben mit Orchidee. Aber jetzt hatte er es geschafft. Seine Show war ein Riesenerfolg. Wolfgang trank einen Whisky und vertiefte sich in die Kritiken. Sie waren großartig. Mit einem gewissen Stolz studierte er den Namen unter seinen Bildern: Roger King. Das war also er, Wolfgang Clausen. Roger King. Erst hatte er sich gegen den Namen gewehrt, aber schließlich hatte er nachgegeben, denn Roger King hörte sich für das Showgeschäft besser an als Wolfgang Clausen. »Die wievielte Zigarette ist das?« Er hatte Orchidee nicht kommen hören. Sie stand unter der Terrassentür. Vor dem leuchtend blauen Hintergrund des kalifornischen Himmels wirkte ihre weiß gekleidete Gestalt fast filigran. »Dein Haar flammt richtig, Orchidee«, sagte Wolfgang zärtlich. »Du müsstest immer vor einem blauen Hintergrund stehen!« »Rot und blau, du bist verrückt! Die wievielte Zigarette das ist, habe ich gefragt, mein Herz.« »Weiß nicht.« »Du solltest es aber wissen!« Orchidees Gang war leicht und schwebend. Sie ging immer weiß gekleidet. Sie liebte diese Farbe, und sie hätte es auch getan, wenn Weiß nicht so gut mit ihrer goldbraunen Haut und dem leuchtend roten Haar kontrastiert hätte. Alles an Orchidee war leicht, schwebend, grazil. Sogar ihre Stimme klang wie das Zwitschern eines Vogels. Nichts verriet die stählerne Härte ihres Wesens, ihre unbeugsame Energie, ihre Tatkraft und Vitalität. Vielleicht ihre Augen! Sie waren tiefblau, aber sie wechselten die Farbe, und manchmal waren sie so dunkel, dass Wolfgang glaubte, darin zu ertrinken. Zärtlich, aber bestimmt nahm Orchidee ihm die Zigarette aus der Hand. »Tu's nicht«, sagte Wolfgang. »Bitte, tu's nicht, Liebling. Ich muss dir sonst deinen hübschen Hals umdrehen.« Orchidee lachte. »Du hast eine Stimme, die Millionen Dollar wert ist. Dieser Stimme sind nicht mehr als fünf Zigaretten täglich zuzumuten.« »Allmächtiger! Ich rauche mindestens zwanzig am Tag!« »Das hast du getan, mein Liebling. Jetzt tust du es nicht mehr!« Orchidee sah bezaubernd aus, wenn sie lachte. »Schenke mir einen Whisky ein, Darling.« Sie setzte sich in den Sessel Wolfgang gegenüber und streckte die langen Beine von sich. Der knapp sitzende weiße Hausdress stand ihr gut, und das wusste sie auch. Wer Orchidee kennenlernte, wunderte sich darüber, dass dieses engelszarte Geschöpf trinken konnte wie ein Mann. Auch Wolfgang war es anfangs so ergangen. Jetzt hatte er sich daran gewöhnt, dass Orchidee ihr Glas in einem Zug leerte. Sie stellte es auf den Tisch zurück und schlug die Mappe auf, die sie unter dem Arm getragen hatte. »Wir müssen das durchsprechen, Darling.« »Ich habe es befürchtet. Malcolm hat übrigens angerufen. Er lässt dich grüßen.« »Danke. Was wollte er?« »Gratulieren.« »Oh, er hat die Sendung gesehen?« »Ja, und ich glaube, er war begeistert.« Orchidee nickte. »Habe es nicht anders erwartet. Das ist ja deine große Chance: Du sprichst auch Menschen an, die sonst nichts von einer Show wissen wollen.« »Auf dieses Kompliment hin werde ich mir noch eine Zigarette anzünden.« Orchidee war viel zu klug, um gleich zu widersprechen. Sie vertiefte sich in die Manuskriptblätter. »Soll ich dir alles vorlesen?« »O bitte, nein. Das Wesentliche genügt.« »Wie du willst, Darling. Aber du musst dir alles, was hier steht, genau einprägen. Es ist maßgebend für sämtliche zukünftigen Interviews, die du gibst. Es ist deine Lebensgeschichte, so wie wir sie heute Abend der Presse übergeben.« »Also schön, fang an.« Wolfgang schenkte sich noch einen Whisky ein und lehnte sich in den Sessel zurück. »Du bist dreißig Jahre alt, in Berlin als Sohn eines Brückenbauingenieurs geboren. Deine Vorfahren väterlicherseits stammen aus Italien. Die Ehe deiner Eltern war glücklich. Deine Mutter war eine erfolgreiche Sängerin, die ihre Karriere der Liebe geopfert hat. Du hattest eine unbeschwerte Kindheit.« »Stimmt. Bis hierher stimmt alles.« Orchidee warf ihm einen kurzen Blick zu. »Und jetzt legst du die Zigarette weg, ja?« Es war schwer, Orchidee eine Bitte abzuschlagen. Wolfgang legte die Zigarette in den Ascher. »Danke, Liebling.« Orchidee belohnte ihn mit einem strahlenden Lächeln und fuhr fort: »Schon von Kindheit an war es dein glühender Wunsch, einmal ein großer Sänger zu werden. Nach einer Opernvorstellung, die du mit deiner Mutter zusammen besucht hattest, nahmst du heimlich Gesangunterricht.« »Ich wollte Trambahnschaffner werden, und ich habe nie heimlich Gesangunterricht genommen. Außerdem hatte ich nur fünf Mark Taschengeld.« »O doch, du hattest Geld, du hast es dir verdient!« »Ich war so faul, dass es zum Himmel schrie!« »Du hast Zeitungen ausgetragen, Kohlen geschleppt, Teppiche geklopft, Babys gehütet – alles, um dir dein heimliches Gesangstudium verdienen zu können.« »Ich habe in jeder freien Minute Karl May gelesen und ansonsten Kaninchen gezüchtet und mein Aquarium versorgt. Einen Hamster hatte ich auch.« »Richtig. Auch diese Tiere hast du deiner Sehnsucht geopfert. Du hast sie verkauft. Alles für dein Studium.« »Ich hätte eher drei Tage nichts gegessen, obwohl ich immer unheimlich hungrig war, als meine Tiere herzugeben.« »Dann schlug das Schicksal...