E-Book, Deutsch, Band 637, 64 Seiten
Larsen Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 637
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7517-4099-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Der ehrenvolle Auftrag
E-Book, Deutsch, Band 637, 64 Seiten
Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler
ISBN: 978-3-7517-4099-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Freddy Jonasson ist ein Bild von einem Mann: charmant, gut aussehend, amüsant. Zudem stammt er aus reichem Hause und ist der Sohn und Alleinerbe einer florierenden Firma.
Susanne hat es voll erwischt. Sie liebt Freddy mit einer zärtlichen Hingabe und träumt von einer wunderschönen, gemeinsamen Zukunft. Am letzten Abend ihres romantischen Winterurlaubs erwartet sie herzklopfend, dass er ihr endlich den ersehnten Antrag macht.
Doch während Susanne sich festlich anzieht, sitzt Freddy Jonasson mit unglücklichem Gesicht in der Hotelbar. Er hat Angst vor den nächsten Minuten, denn er weiß, dass er Susanne endlich die Wahrheit sagen muss. Und diese Wahrheit wird zwischen ihnen alles verändern ...
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Der ehrenvolle Auftrag
Ein herzbewegender Schicksalsroman für besondere Stunden
Freddy Jonasson ist ein Bild von einem Mann: charmant, gut aussehend, amüsant. Zudem stammt er aus reichem Hause und ist der Sohn und Alleinerbe einer florierenden Firma.
Susanne hat es voll erwischt. Sie liebt Freddy mit einer zärtlichen Hingabe und träumt von einer wunderschönen, gemeinsamen Zukunft. Am letzten Abend ihres romantischen Winterurlaubs erwartet sie herzklopfend, dass er ihr endlich den ersehnten Antrag macht.
Doch während Susanne sich festlich anzieht, sitzt Freddy Jonasson mit unglücklichem Gesicht in der Hotelbar. Er hat Angst vor den nächsten Minuten, denn er weiß, dass er Susanne endlich die Wahrheit sagen muss. Und diese Wahrheit wird zwischen ihnen alles verändern ...
Der Schnee glitzerte im Mondlicht. Es war sehr kalt.
Susanne wurde es ganz andächtig zumute vor lauter Glück, so unwirklich schön war die weiße, mondhelle Winterwelt, durch die sie auf Langlaufskiern an der Seite des Mannes dahinglitt, den sie liebte.
Es war ihr letzter Abend in dem Skiparadies, in das sie aus der hektischen City und dem alltäglichen Stress für ein wundervolles langes Wochenende geflüchtet waren.
Der Zar war natürlich nicht damit einverstanden gewesen. Er hatte immer etwas dagegen, wenn jemand – und sei es nur für ein Wochenende – aus seiner Flotte ausscherte. Aber er hatte keine Einwände erheben können, weil Susanne und sein Sohn Freddy so viele Überstunden gemacht hatten, dass ihnen ein paar freie Tage längst zustanden.
Die Stille summte förmlich in den verschneiten Wäldern, und auf halber Höhe tauchte die erleuchtete Kulisse des Nobelhotels auf, das natürlich dem Zar gehörte und in dem Susanne und Freddy Quartier bezogen hatten. Das hellerleuchtete Haus sah wie ein Märchenschloss aus, in dem Träume wahr wurden und Wünsche in Erfüllung gingen.
Susanne blieb stehen.
»Ist was, Susu?«, fragte Freddy. Alle nannten sie so, sie kannte es schon gar nicht mehr anders.
»Nein«, versicherte Susu. »Es ist nichts. Ich möchte nur dieses Bild mitnehmen!«
»Wir haben aber unseren Fotoapparat nicht dabei!«, gab Freddy zu bedenken.
»Fotoapparat!« Susu lachte ihr helles Mädchenlachen. »Ich brauche keinen Fotoapparat, um dieses Bild mitzunehmen. Ich bewahre es in meiner Erinnerung auf. Knips! So einfach ist das! Die Erinnerung kann einem niemand fortnehmen!«
»Wer will dir schon etwas fortnehmen?«, fragte Freddy.
Er mochte es nicht, wenn Susu ihre sentimentalen Anwandlungen hatte, auch wenn er gerne zugab, dass sie, wie er es formulierte, auch dann noch »erste Sahne« war.
Er betrachtete sie verliebt, und er hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, als er daran dachte, was für eine Eröffnung er Susu spätestens an der Après-Ski-Bar machen musste.
Er wälzte diese Eröffnung vor sich her wie einen Schneeball, und je länger es dauerte, bis er sie loswurde, desto lawinenartiger wuchs sie an. Im Moment brachte er es jedenfalls einfach nicht fertig, Susu zu sagen, was er ihr doch unbedingt sagen musste.
»Das Mondlicht steht dir super«, meinte er stattdessen, und das stimmte.
Auch der schicke rote Skidress stand Susu perfekt. Sie war ein schlankes, sportliches Mädchen. Sie hatte dunkelblondes Haar und ein apartes, schmales Gesicht. Ihre Augen waren groß und dunkel, sie funkelten manchmal übermütig, konnten aber auch sehr ernst blicken. Susus Mund war rot und frisch, sie lachte gern.
Dabei hatte sie in ihrem vierundzwanzig Jahre jungen Leben eigentlich noch nicht viel zu lachen gehabt. Susu hatte ihre Eltern früh verloren. Sie war bei einer Tante aufgewachsen, die nicht viel Humor gehabt hatte und bei der es nicht besonders lustig zugegangen war.
Trotzdem war Susu sehr traurig gewesen, als ihre Tante verstorben war, denn nun hatte sie niemanden mehr gehabt und war ganz allein gewesen.
Zielstrebig hatte sie ihr Berufsziel angesteuert. Sie war eine begabte und schon recht erfolgreiche junge Hotelfachfrau.
Sie lebte immer noch in der alten, mit Antiquitäten vollgestopften Wohnung, die ihre Tante ihr vererbt hatte. Allerdings war Susu nur selten zu Hause. Sie gehörte zur »dynamischen Flotte« des Zaren, alias Alfred Jonasson senior, den böse Zungen auch den »Fuchs« nannten.
»Zar« war ein Spitzname, der einem Ehrentitel gleichkam und den Jonasson durchaus verdiente, denn er war tatsächlich der »Zar« seiner Branche. »Fuchs« wurde er genannt, weil er ein ganz gerissener Bursche war.
»Fertig?«, fragte Freddy, der kalte Füße bekam. »Hast du das Bild auf deinem Erinnerungsfilm?«
Susu schüttelte den Kopf.
»Warum bist du nur immer so ungeduldig, Freddy?«, fragte sie etwas vorwurfsvoll. »So ein Augenblick wie dieser kommt niemals wieder!«
Das befürchtete Freddy auch.
Wenn er Susu seine Eröffnung erst gemacht hatte, dessen war er sich ziemlich sicher, bekam ihr Erinnerungsfoto wahrscheinlich einen scheußlichen Knacks, weil es danach sicher unterbelichtet war. Freddy nahm an, dass er selbst eine ziemlich jämmerliche Figur auf diesem Foto abgeben würde.
Er fand das vom Schicksal irgendwie ungerecht, denn er war sonst ein sehr fotogener Bursche. Er war ein drahtiger, smarter Typ. Er war attraktiv, und er wusste das auch.
Freddy war absolut nordisch, er hätte ein Schwede sein können. Er war lang, blond, hellhäutig und blauäugig. Er besaß einen gewissen spröden Charme, der bei den Frauen unheimlich gut ankam.
Auch Susu war Freddys sprödem Charme verfallen, sie hatte sich vom ersten Augenblick ihrer Begegnung an heillos in ihn verliebt, und natürlich träumte sie von einer wunderschönen, gemeinsamen Zukunft.
Selbst bei nüchterner Beurteilung der Dinge stand dieser wunderschönen, gemeinsamen Zukunft eigentlich nichts im Wege.
Der Zar war ein Hotelier, der rund um den Globus erstklassige Häuser besaß. Sein Sohn, der »Zarewitsch«, wie Freddy von Insidern genannt wurde, musste natürlich einmal eine Hotelfachfrau heimführen, und Susu war eine Hotelfachfrau.
Der Zar war mit Susus Leistungen sehr zufrieden, und er mochte sie auch persönlich gut leiden. Er schätzte ihren Optimismus, ihren Humor und die saubere Frische, die Susu ausstrahlte. Es gefiel ihm, wie sie selbst schwierige Aufgaben mit unkomplizierter Zielstrebigkeit anpackte, und es imponierte ihm, dass sie sich von Rückschlägen oder Niederlagen nie entmutigen ließ.
Trotzdem hatte der Zar andere Pläne mit seinem Zarewitsch, und in diese Pläne passte Susu nicht hinein. Deshalb sah er die Liebelei zwischen den beiden nicht gern, und er hatte seinen Sohn wiederholt nachdrücklich darauf hingewiesen, dass eine feste Bindung mit Susu nicht infrage komme.
Allmählich befürchtete der Zar, dass seine Weisungen nicht mehr ankamen, denn Freddy war reinweg vernarrt in Susu. Genau deshalb hatte der Zar beschlossen, zu handeln und einen Schlusspunkt hinter die Affäre zu setzen.
Das gemeinsame Ski-Wochenende hatte er seinem Sohn widerstrebend und nur unter der Bedingung zugestanden, dass er Susu endlich reinen Wein einschenkte.
»Ich hoffe«, hatte der Zar gedonnert, »du hast dem Mädchen noch keine falschen Hoffnungen gemacht, sodass sie sich irgendwelche Flausen in den Kopf gesetzt hat, denn ich würde sie nur ungern aus meiner Flotte verlieren! Sie ist tüchtig, sie ist fleißig, sie ist in der Flotte sozusagen unentbehrlich, und ich habe überhaupt nichts an ihr auszusetzen. Nur als Schwiegertochter passt sie mir nicht!«
Freddy dachte nicht gerne an jene lautstarke Auseinandersetzung mit seinem Vater zurück.
Er verstand sich sonst gut mit dem Zaren. Sie hatten die gleichen Interessen und verfolgten die gleichen Ziele, deshalb hatte es die berühmten Generationsprobleme auch nie zwischen ihnen gegeben.
Da Freddys Mutter jung verstorben war, hatten Vater und Sohn sich eng aneinander angeschlossen, und Freddy wollte, so verliebt er in Susu war, das gute Einvernehmen mit seinem Vater nicht einer schnellen Bindung wegen riskieren.
»Fertig!«, verkündete Susu. Sie atmete tief durch. »Ich werde dieses Bild nie, niemals vergessen, Freddy.« Sie wandte ihm ihr strahlendes Gesicht zu. »Du, ich bin wahnsinnig glücklich.«
»Ich bin auch sehr glücklich«, beeilte sich Freddy zu versichern, doch es klang etwas lahm.
Susu lachte. »Du hast wieder mal kalte Füße, oder?«
»Richtig!«
»Dann nichts wie in die warme, gute Stube!« Susu stob davon. Sie konnte manchmal ein rechter Wirbelwind sein.
Freddy gefiel Susus Temperament, er mochte sie wirklich sehr gern, es war mehr als nur eine flüchtige Verliebtheit, die er für sie empfand, aber das änderte nichts an der traurigen Tatsache ihrer baldigen Trennung, und die Stunde der Wahrheit nahte unentrinnbar.
Wenigstens noch ein kurzer Aufschub war Freddy beschieden, und er war dankbar dafür. Er beeilte sich trotz seiner kalten Füße gar nicht so sehr, Susu zu folgen, und er ließ sich auch ziemlich lange Zeit mit dem Abschnallen seiner...