Lang | Silence & Chaos | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Lang Silence & Chaos

Schicksal der Helden
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7641-9258-7
Verlag: Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Schicksal der Helden

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

ISBN: 978-3-7641-9258-7
Verlag: Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Actiongeladen und atemberaubend spinnt Mara Lang eine faszinierende Superhelden-Welt! Die Welt ist in Gefahr: Der grausame Rächer bedroht die Menschheit und nur einer hat die Fähigkeit, ihn aufzuhalten - Corvin West. Doch er ist gefährlich. Tödlich. Unkontrollierbar. Deshalb wurde er verbannt und weggesperrt. Aber jetzt - sechs Jahre später - brauchen sie ihn, um den Rächer zur Strecke zu bringen. Ausgerechnet die 18-jährige Jill ist auserwählt, Corvin dazu zu überreden. Denn als Neutralisator ist sie die Einzige, die Corvin bändigen kann. Sie kann Superkräfte dämpfen, sogar ausschalten. Und nun sollen Jill und Corvin gemeinsam Jagd auf den Rächer machen. Es gibt bloß ein Problem: Corvin hat Jills Vater umgebracht. Wie kann sie nur gemeinsam mit ihrem Erzfeind die Welt retten?

Mara Lang, Jahrgang 1970, begann in ihrer Jugend zu schreiben, als ihr der Lesestoff ausging. Die Geschichten von C. S. Lewis und Michael Ende begründeten ihren Faible für Fantastik. Hin- und hergerissen zwischen Buch und Film wollte sie ursprünglich Filmregisseurin werden, um ihrer Fantasie Ausdruck zu verleihen, wählte dann aber das Studium zur Diplompädagogin und erschafft heute Kopfkino für ihre LeserInnen. Mara Lang lebt und arbeitet in Wien.

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1
Wenn meine Hoffnung eine Farbe hätte, wäre sie schwarz. Ihr Name? Corvin West. Das Rasseln der Ketten im Laderaum zerrt an meinen Nerven. Direktor Patten hat sie mir kurz vor der Abfahrt gezeigt und gefragt, ob ich sie im Falle eines Problems für ausreichend halte. Sie sind aus einer speziellen Hartmetalllegierung hergestellt, die selbst abnormer Gewalteinwirkung standhält. Überhaupt entspricht das gesamte Equipment, das in den gepanzerten Transporter eingebaut worden ist, den höchsten Sicherheitsstandards. Die Antwort ist mir angesichts der Liege mit den ledergepolsterten Arm-, Hals- und Beinmanschetten in der Kehle stecken geblieben. Ein normaler Mensch kann sich mit Sicherheit nicht daraus befreien. Corvin schon. Aber das werde ich Patten nicht auf die Nase binden. Wer weiß, was ihm sonst noch einfällt. Es wird keine Probleme geben, es darf nicht. Corvin ist einer von uns, daran wird sich nie etwas ändern, auch wenn er Unverzeihliches getan hat. Und heute soll ich ihn nach Hause holen. Ein Zuhause, das es nicht mehr gibt. Unser kleiner Konvoi besteht aus drei Fahrzeugen: dem Transporter, in dem Patten und ich sitzen, und zwei weiteren mit insgesamt zwanzig bewaffneten Agenten der Rookie-Heroes-Division an Bord, kurz die Division genannt. Als Sonderabteilung des FBI befasst sie sich mit sämtlichen Angelegenheiten, die Superhelden betreffen. Angeführt wird die Division seit ihrer Neuorganisation vor fünf Jahren von Direktor Tom Patten – meinem Chef. Weit über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit rasen wir durch Baine City. Die Straßen wirken verwaist – und das bei einer Einwohnerzahl von fünf Millionen. Als wir abbiegen, erkenne ich den Grund: Auf unserer Strecke wurden eigens Straßensperren errichtet. Man möchte wohl kein Risiko eingehen. Wir durchqueren eine der Trümmerzonen. Ein Dutzend Viertel sind der Zerstörungswelle des Doom in den Jahren 2048 bis 2053 zum Opfer gefallen. Tausende Obdachlose hausen in den Ruinen, und niemand weiß mit diesem sozialen Desaster umzugehen. Die Stadtverwaltung kann den Wiederaufbau nicht finanzieren. Zum Zug kommen deshalb Investoren wie die Duncan-Group, die seit Jahren ein innovatives Neubauprojekt vorantreibt, auf das wir nun zuhalten: Greentown. Im Gegensatz zu den Straßenschluchten der Innenstadt wirkt hier alles grün, luftig, leicht. Die Wolkenkratzer bilden eine Skyline der besonderen Art: Gebäude, die sich autark versorgen, Strom erzeugen, Trinkwasser aufbereiten und in den vertikal angelegten Gärten Obst, Gemüse und Getreide für die Bewohner produzieren. Es gibt genügend Arbeitsplätze, außerdem Freizeit- und Sportanlagen, Schwimmteiche auf den Dächern, Kinos und Entertainmentcenter. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Theoretisch müsste man seine vier Wände niemals wieder verlassen. Ich weiß nicht, welche Menschen hier leben. Ob sie wissen, was sich auf den Straßen Baine Citys abspielt? Ob sie vom Rächer wissen? Je näher wir unserem Ziel rücken, umso nervöser werde ich. In wenigen Stunden wird Corvin frei sein, mehr noch, wenn alles wie geplant läuft, wird er wie ich für die Division arbeiten. Gemeinsam werden wir den Rächer aufspüren und dingfest machen. Und vielleicht, auch das ist Teil meiner Hoffnung, könnte das ein Neuanfang für die Rookie Heroes werden. Ich wünsche es mir so sehr. Dafür würde ich sogar in Kauf nehmen, dass ich dem Mörder meines Vaters täglich in die Augen blicken muss. Wir passieren die Liphton Bridge mit ihren gewaltigen Pfeilern, die in zwei Etagen für Autoverkehr und Hochgeschwindigkeitsbahn den Hornay River überspannt. Trotz ihres stolzen Alters hat sie dem Doom und insbesondere dem Kampf zwischen North King und The Ax standgehalten, und ist heute eines der bekanntesten Wahrzeichen Baine Citys. Zwanzig Minuten später erreichen wir die Randbezirke. Nach einer Kurve kann ich die Mauer sehen, die das Jonathan-Ruther-Hochsicherheitsgefängnis für Männer umgibt. Der Gebäudekomplex liegt in direkter Nachbarschaft zu einem Friedhof, einem Schrottplatz und einer Obstplantage. Vor Jahren versuchte man, das Gelände in Bauland umzuwidmen, aber die Anlieger liefen dagegen Sturm. Als wir beim Gefängnis eintreffen, traue ich meinen Augen kaum. Wir werden von Zuschauermassen empfangen. Hinter einer Absperrung drängen sich Neugierige, schwenken Fahnen und Spruchbänder, manche sogar Blumen. Mir entweicht ein Keuchen. »Was soll das denn?« »PR«, erwidert Patten seelenruhig. »Sind alle engagiert.« Jetzt sehe ich, dass auch die Presse da ist, Fernsehen, Radio und Internet, ich zähle Dutzende Sender, deren Kameras auf uns gerichtet sind. Sie alle werden dokumentieren, wie wir Corvin West aus der Verbannung holen, zu der er vor sechs Jahren verurteilt wurde. »Das Medienspektakel kostet uns ein Vermögen«, fährt Patten fort, »aber das Letzte, was wir brauchen, sind Negativschlagzeilen.« »Sie haben vielleicht Nerven. Was, wenn …?« Er dreht sich zu mir um, seine leuchtend blauen Augen scheinen mich zu durchdringen. »Wenn, was? Sie sind mit von der Partie, um jedwedes Wenn zu verhindern, Jillian.« Schon klar. Ich kenne meine Aufgabe. Ich kann bloß nicht damit umgehen. Seit die Division beschlossen hat, Corvin aus dem Gefängnis zu holen, grüble ich darüber nach, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Ich versuche mir einzureden, dass unsere Zusammenarbeit funktionieren wird. Dass ich darüber hinwegsehen kann, was vorgefallen ist, dass es nicht mehr wichtig ist, weil sich die Vergangenheit eben nicht ändern lässt. Aber kann man sein Herz belügen? Wie soll das gehen, wenn man genau das Gegenteil empfindet? Gemeinsam mit Corvin wirst du den Rächer schnappen, rufe ich mir in Erinnerung. Ganz Baine City verlässt sich auf uns, auf die Rookie Heroes. Das ist das Einzige, was zählt, und dafür werde ich meine Bedenken ausklammern. Fangen wir eben ganz neu an, so schwer kann das nicht sein. Noch vor dem Gittertor, das in die Gefängnismauer eingelassen ist, lässt Patten den Fahrer anhalten. »Warum fahren wir nicht hinein?« Patten deutet aus dem Fenster. »Darum. Die Leute warten auf die versprochene Show. Enttäuschen Sie sie nicht.« Also steigen wir aus, um den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen, während der Konvoi uns in geringem Abstand folgt. Zehn Agenten nehmen hinter uns als Geleitschutz Formation an, neun von ihnen werfen mir anzügliche Blicke zu. Die Sache mit den Pfiffen und den blöden Sprüchen haben wir gleich zu Beginn erledigt, jetzt halten sie den Mund. Und starren. Grund genug gibt es: Mein Superheldenkostüm, ein anthrazitgrauer Catsuit mit weißen Blitzen und dem goldenen Abzeichen der Rookie Heroes über der linken Brust, der eigens für die Operation Windstille angefertigt wurde, ist hauteng. Das elastische Gewebe überlässt absolut nichts der Fantasie. Es lenkt den Blick des Betrachters zuerst in meinen verboten tiefen Ausschnitt, danach zwangsläufig auf meine Beine in den kniehohen roten Schnürstiefeln. Ich habe mehrmals gegen dieses sexistische Outfit protestiert, aber Direktor Patten fand meine Einwände irrelevant. »Sie sind unser Aushängeschild, Jillian. Sie müssen sich Ihrem Image entsprechend präsentieren.« »Welches Image?« Ich bin keine Superheldin, ich bin ein gescheitertes Experiment. Das sind wir Rookies alle. »Nun ja …« »Sie wissen so gut wie ich, dass uns das niemand abkauft.« Schweigen auf beiden Seiten. Mir war klar, dass ich auf verlorenem Posten stand. »Bekomme ich wenigstens ein Cape?« »Ein Cape! Keine schlechte Idee.« Ich hätte wissen müssen, dass er meinen Scherz für bare Münze nimmt. Das rote Cape entpuppt sich als meine Rettung, ich schlinge den seidigen Stoff fest um mich. Allerdings bleibt mir dadurch keine Hand frei, um mein Haar zu bändigen, das mir der Wind ins Gesicht peitscht. Ich hatte es wie üblich zu einem Zopf binden wollen, aber der Visagist meinte, es sehe erotischer aus, wenn ich es offen lasse. »Erotisch. Genau das, was mir bei meinem Look noch gefehlt hat.« Sinnlos, mit ihm zu diskutieren. Sein verständnisloser Gesichtsausdruck zeigte, dass er mit meinem Sarkasmus nichts anfangen konnte. An meinem Gürtel stecken zwei großkalibrige Waffen. Sie sind schwer und viel protziger als nötig, aber sie machen echt was her. Mal davon abgesehen habe ich nicht vor, sie zu ziehen. Auf wen sollte ich auch schießen? Auf Corvin vielleicht? Auf die Zuschauer? Die Presseleute? »Winken Sie gefälligst«, zischt mir Patten...



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