Gedichte mit geschärfter Klinge
Buch, Deutsch, 158 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 300 g
ISBN: 978-3-9825039-6-7
Verlag: Steinbock Media+Verlag
In seinem Buch „Das lyrische Skalpell“ legt Michael Lang den sprachlichen Finger in Wunden, ohne Salz in diese zu streuen. Mit bissiger Satire, hintersinnigem Witz und bisweilen pechschwarzem Humor öffnet er seinen Lesern die Augen und lässt sie in Abgründe der Gesellschaft blicken. Der Autor diagnostiziert und versucht, mit verbalen Schnitten sowie rigorosen Offenlegungen von Ungerechtigkeiten, die Welt ein klein wenig besser zu machen. Hart geht er ins Gericht mit den perfiden Handlungen der Kirche, wenn er mit geschärfter Klinge den Missbrauch an Kindern anprangert und diese Institution vor den lyrischen Richter zerrt.
Auch in seinem Protest gegen das Wiedererstarken rechter Gesinnung findet der Germanist den richtigen Ton. Gewalt und Kriege sind dem Pazifisten ein Gräuel. So rechnet er auch mit Männern ab, die ihre Frauen demütigen. „Alle Menschen sind gleich, ob arm oder reich“, sagt Lang, denn das letzte Hemd habe ja bekanntlich keine Taschen. Seine Vorbilder findet er in Erich Kästner oder auch bei Mascha Kaléko. Mit Süffisanz taucht Michael Lang gerne ab in Absurditäten und guckt dabei Robert Gernhardt, Christian Morgenstern oder auch Karl Valentin über die dichterische Schulter. Spaß findet er an der herrlichen Ironie des Pianisten und kritischen Sängers Georg Kreisler.
Sprachspiele und Wortwitz sind dem Autor ein Anliegen, wenn er seine textlichen (Lach)salven abfeuert. Dabei spricht er sich ohne schlechtes Gewissen dafür aus, auch mal feiern zu dürfen. Daher rühren die im Buch enthaltenen Lobgesänge auf Wein und Bier. „Wir müssen nicht immer die moralische Keule herausholen oder unsere Bedenkenträgermentalität offenbaren, wenn ein guter Schluck in die Kehle schlüpft“, ist Michael Lang überzeugt. Selbstverständlich sticht in diesem Gedichtband manchmal auch Eros mit seiner Lanze hervor, doch Obszönitäten sind das nicht.
Bruder Prahlhans bekommt eine Klatsche und Unterdrücker ihr Fett weg. Gerne geißelt der Autor die pedantische Gründlichkeit der Deutschen. Denn er lässt allzu gerne fünfe gerade sein.
Auch die sogenannten Verrückten holt er aus der Klapse zurück ins Leben. Kongenial zeigt sich mit seinen korrespondierenden Zeichnungen Michael Langs Sohn, Jonas Lang: Der Student der Architektur hat die Gedichte des Vaters anschaulich illustriert. „Das lyrische Skalpell“ ist (somit) eine Hommage an und eine Aufforderung zur Humanität. Dass nicht alle mit Langs Lyrik einverstanden sein werden, ist ihm so klar wie Glas. „Es lebe der Widerspruch. Denn dieser ist ein wesentlicher Teil unserer Demokratie. Manchmal braucht es eben eine geschärfte Klinge“, findet der Autor.
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Gedichte mit geschärfter Klinge?
Diese Sammlung zeigt, dass solide gebaute und sich reimende Strophen durchaus gefallen dürfen, dazu verstanden und behalten werden können. Auch aus diesen Gründen hatte Erich Kästner seine kleine Versfabrik erfolgreich geleitet, und Mascha Kaléko konnte mit gereimten Zeilen ihr Publikum begeistern.
Gedichte müssen sich jedoch nicht zwangsläufig reimen. Die neuere Lyrik ist vollgestopft mit solchen oftmals intellektuell überladenen Kopfgeburten, die dem Ego und der Virtuosität ihrer Verfasser schmeicheln, aber der Leserschaft eher selten zugänglich sind.
Häufig sind dies zu verworrenen Knoten gebundene Gedankenfäden, die Genialität vorgaukeln, aber nebulös im Dunkeln dümpeln und auf den erlösenden Schnitt der geschärften Klinge warten.
Sie bleiben meist in einem fragwürdigen Knäuel abstrakter Konstrukte stecken. So bedienen sie die Bedürfnisse narzisstisch geprägter Kreise. Klopstock, Hölderlin und später Benn waren rühmliche Ausnahmen.
In diesem Buch finden die Leser sowohl witzige als auch kritische Texte in der Tradition einiger Dichter der Gebrauchslyrik. Zudem stoßen sie auf von Christian Morgenstern, Eugen Roth und Joachim Ringelnatz beeinflusste Zeilen. Oftmals lugt der schwarze Humor eines Georg Kreisler um die Ecken, hinter denen sich dann und wann auch Karl Valentin zu verstecken scheint. Was die Versmaße und eng gestrickten Schemata betrifft, hat sich der Verfasser manchmal kleine Freiheiten erlaubt.