E-Book, Deutsch, 236 Seiten
Lang Anleitung für einen Werwolf
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7534-5096-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 236 Seiten
ISBN: 978-3-7534-5096-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Jeff Mayer ist Anfang dreißig, Einzelgänger und ein Weiberheld. Werwölfe existieren für ihn nur in dummen Gruselgeschichten für Kinder. Als ihn ein Biss einer seiner Eroberungen ebenfalls in einen Werwolf verwandelt, glaubt er zunächst, jemand spiele ihm einen bösen Scherz. Unversehens sieht er sich jedoch in die Kreise einer Spezies hineingezogen, bei der Zusammenarbeit und ein strenges Regelwerk das Überleben sichern. Durch das Werwolf-Eingliederungsprogramm, dass er ab sofort durchlaufen muss, findet er neue Freunde - und lernt mit Dina MacDougal eine Frau kennen, die er so schnell nicht mehr aus dem Kopf bekommt.
Barbara Lang lebt mit ihrer Familie in einer niederbayerischen Kleinstadt. "Anleitung für einen Werwolf" war 2017 ihr Debütroman, der unter einem Pseudonym über Selfpublishing erschienen ist. Die Elternzeit mit ihrer Tochter nutzte sie, um diesen Roman zu überarbeiten und ihn nochmals zu veröffentlichen. Wieder über Selfpublishing - diesmal aber unter ihrem Namen. Neben dem Erfinden von Geschichten, ist das Lesen eine große Leidenschaft von Barbara Lang. Zu ihren Lieblingsgenre zählen Fantasy und Romance.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
Jeff liebte es, von der Sonne geweckt zu werden. Genauso wie er es liebte, zu wissen, dass er bald wieder auf See sein würde. Bald würde er wieder das Salz des Meeres riechen, schmecken und spüren. Für ihn gab es keinen besseren Job als seinen: auf seiner Brücke zu stehen und mit dem Koloss unter seinem Hintern durch die Meere der Welt zu pflügen. Doch heute Morgen war irgendetwas anders. Diese komische Wunde an seinem Arm schmerzte und juckte schon wieder. Na ja, woher der Schmerz kam, das konnte er sich zumindest vorstellen. Er hatte sie sich im Schlaf vermutlich aufgekratzt, denn sie blutete leicht. Aber woher die Wunde an sich kam, daraus konnte er sich immer noch keinen Reim machen. Auch zwei Wochen nachdem er in einem Club diese heiße Brünette aufgerissen und mit nach Hause genommen hatte. Das Telefonat am Samstagmorgen mit dieser Schädlingsbekämpfungs-Hotline hielt er für ein Produkt seiner Phantasie. Er und ein Werwolf! Wo doch jedes Kind wusste, dass es Werwölfe nur in Geschichten gab. Dumme Gruselgeschichten für Kinder eben. Daher war er nicht zu diesem Treffen gegangen, von dem er sich vage erinnerte, es ausgemacht zu haben. Wenn er sich schon das Telefonat eingebildet hatte, warum dann nicht auch das Treffen mit dieser seltsamen Frau? Und trotzdem geisterte irgendwie seit Tagen diese eine Frauenstimme wie ein Ohrwurm in seinem Kopf herum. Sanft, verständnisvoll und irgendwie sexy. Aber es war definitiv nicht die Stimme der Brünetten. Diese war rauchiger, verruchter. Die ganze Frau war so dermaßen verrucht gewesen, erinnerte er sich wieder. Was sofort zu einem wohligen Ziehen in seiner Leistengegend führte. So, Schluss mit den Grübeleien! Wenn er nun schon wach war, konnte er den Tag genauso gut sinnvoll nutzen. Er würde ins Fitnessstudio gehen, ein paar Gewichte heben. Wie an jedem Tag, den er an Land verbrachte. Schließlich war es wichtig, dass sein Körper auch weiterhin in Form blieb. Denn auch wenn die Arbeit auf einem Containerschiff körperlich bei weitem nicht mehr so anstrengend war, wie früher, so verlangte sie einem doch einiges ab. Daher nutzte Jeff seine freie Zeit an Land zum Training. Und außerdem half ihm ein trainierter Körper auch bei seinen nächtlichen Streifzügen durch die Clubs der Stadt. Am Nachmittag würde er dann noch schnell am Hafen vorbeifahren und sich über seinen nächsten Auftrag informieren. Also schwang Jeff stöhnend die Beine aus dem Bett und marschierte ins Bad. Manche mochten es für Wasserverschwendung halten, vor dem Sport zu duschen. Aber er liebte diesen Luxus, den er sich nur gönnen konnte, wenn er nicht auf See war. Ein Blick in den Spiegel zeigte ihm außerdem, dass er auch seinem Friseur dringend mal wieder einen Besuch abstatten sollte, denn seine schwarzen Haare fielen ihm in dichten, zotteligen Strähnen ins Gesicht. Seine dunklen Haare und sein dunkler Teint standen im Kontrast zu seinen strahlendgrünen Augen. Aber genau dieser Kontrast und sein Image als Seefahrer machten seinen Charme aus. Davon war Jeff überzeugt. Er beugte sich etwas näher an den Spiegel und warf einen weiteren kritischen Blick auf seine chaotische Frisur. Bildete er sich das ein oder waren die gestern noch ein paar Zentimeter kürzer gewesen? Und etwas weniger verwuschelt? Wahrscheinlich wurde es schlichtweg nur wieder Zeit, dass er zu seinem geregelten Tagesablauf an Bord zurückkam. Zu lange Phasen an Land taten ihm offenbar nicht gut. Kopfschüttelnd zog er seine Boxershorts aus und trat in den Strahl der Dusche. Genießerisch schloss Jeff die Augen und reckte seinen Kopf der Duschbrause entgegen. Das kalte Wasser klatsche ihm direkt ins Gesicht und lief durch seine Haare und an seinem Körper hinunter. Er duschte meistens eiskalt. So kalt, dass sich seine Haut sich nach dem Duschen wunderbar kühl anfühlte. Doch heute verdunstete das Wasser regelrecht auf seiner Haut. Irritiert rieb Jeff über seinen Arm und zuckte zusammen, als er die seltsame Wunde berührte. Ihm war, als könnte man den Biss inzwischen deutlich erkennen. „Jetzt krieg dich wieder ein.“, brummte er in den kalten Wasserstrahl. „Das ist doch keine Bisswunde!“ Die Lust am Duschen war ihm allerdings vergangen. So stellte er das Wasser ab, trat aus der Duschkabine und griff nach seinem Handtuch. In diesem Moment klingelte drüben im Schlafzimmer sein Handy. Fluchend wickelte er sich das Handtuch um die Hüfte, stolperte über den Badeteppich und stürzte zum Bett, um sein Handy aus dem Chaos der Laken zu fischen. „Ja?!“, knurrte er. „Spreche ich mit Jeff Mayer?“, schallte es ihm entgegen. „Ja. Wer ist da?“ „Hier ist Dina! Dina MacDougal von der Werwolf-Hilfe-Hotline. Sie erinnern sich sicher an unser Gespräch von vor gut zwei Wochen?“ Das konnte doch nur ein blöder Scherz sein! Diese ganze Sache mit der Werwolf-Hotline klang wie ein einziger Witz. „Dina?“ „Ja?“, schallte es erneut aus der Leitung. „Tun Sie mir bitte einen Gefallen und hören Sie langsam auf, mich zu verarschen.“ Am anderen Ende wurde mit Papier geraschelt. „Bitte entschuldigen Sie. Aber so ein hartnäckiger Fall wie Sie ist mir bisher auch noch nicht unter gekommen. Ich habe Ihnen ein erstes Treffen vorgeschlagen, zu dem Sie nicht gekommen sind. Anschließend habe ich die vorgeschriebene Zeit gewartet, um es erneut telefonisch zu versuchen. Aber irgendwie scheine ich bei Ihnen wohl auf taube Ohren zu stoßen, Jeff.“ Sie schien ihre Blätter bei Seite zu legen, holte kurz Luft und fuhr etwas gepresst fort. „Okay! Dann fangen wir einfach nochmal von vorn an. Sie haben doch eine Visitenkarte von uns und eine unerklärliche Bisswunde an Ihrem Körper gefunden, oder? Und ich habe bereits versucht, Ihnen zu sagen, was dies bedeutet. Es bedeutet …“ Jeff schnitt ihr das Wort ab. „Es bedeutet, dass mich da jemand verarschen möchte! Irgendwer hat mir diese Visitenkarte untergejubelt, um mir einen Streich zu spielen. Sie können also gern mit Ihrer bescheuerten Hotline-Geschichte aufhören und mich in Ruhe lassen. Schönen Tag noch!“ Mit diesen Worten legte er auf und warf sein Handy zurück aufs Bett. Nur um es gleich wieder aufzunehmen und bei seinem Friseur anzurufen. Er vereinbarte einen Termin für den Nachmittag, warf seine Sportsachen in eine Tasche und verließ immer noch stinksauer seine Wohnung. Nach einer guten Stunde hatte er sich wieder einigermaßen entspannt. Zudem war er vom Dauerlauf auf dem Laufband und einigen kräftigen Zügen am Rudergerät schon ein wenig ins Schwitzen geraten. Andererseits mochte es aber vielleicht auch an dem kleinen, runden Po der heißen Rothaarigen liegen, der vor ihm auf dem Crosstrainer auf und ab hüpfte. Nein, Jeff war definitiv kein Kostverächter. Zu seinem Glück sah er auch noch so verdammt gut aus, dass er bisher keine Probleme gehabt hatte, die Frau zu bekommen, die er gerade wollte. Und dieses griffige Hinterteil da vor ihm war mehr als nur nett anzuschauen. Als ob sie seine Gedanken gehört hatte, stieg die Rothaarige vom Crosstrainer und warf ihm im beim Vorbeigehen einen koketten Blick zu. Jeff hätte fast das Seil, an dem die Gewichte des Rudergeräts hingen, losgelassen, um ihr hinterher zu hechten. Riss sich aber dann doch zusammen und folgte ihr nicht zu den Geräten. Während er an seinem Rudergerät weiter ins Schwitzen geriet, beobachtete er die Rothaarige beiläufig bei ihren Übungen. Arme, Beine, Bauch und Po… alles wurde gewissenhaft trainiert. Nein, das stimmte nicht ganz. Alles war bereits gewissenhaft trainiert. Sie hatte nicht nur umwerfende Rundungen, sondern auch einen definierten Bauch. Aus dem Augenwinkel nahm er zwei Ruderbänke weiter eine Bewegung wahr. Als er sich nach rechts drehte, sah er wieder diesen Kerl, der diese Woche immer zu den gleichen Zeiten wie er im Studio zu sein schien. Zu Jeffs Überraschung sah ihn dieser weiter unverwandt an, als er zu ihm rüber schaute. Beobachtete ihn dieser Kerl etwa? Ach, was soll’s. Das wäre auf jeden Fall nicht das erste Mal, dass er fürs gleiche Geschlecht interessant war, dachte Jeff. Aber, was kümmerte es ihn? Er musste schließlich darauf achten, die Sexbombe bei ihrem Zirkeltraining nicht aus den Augen zu verlieren. Als sie endlich ihr Handtuch nahm, um in die Kabine zu verschwinden, war Jeff klatschnass. Dennoch schleppte er sich nun ebenfalls zu den Geräten und schickte sich an, einige Gewichte zu heben. Als er seinen üblichen Zirkel beendet hatte, schnappte er sich sein Handtuch und verschwand in der Herrenumkleide. Erstaunt stellte er fest, dass er zwar schweißnass war, sich aber irgendwie richtig erfrischt fühlte. Normalerweise zogen seinen Muskeln nach dem Training immer angenehm vor Erschöpfung. Das musste wohl daran liegen, dass er mittlerweile schon gut drei Wochen zu Hause war und in dieser Zeit regelmäßig trainiert hatte. Frisch geduscht sammelte er seine Sachen zusammen, warf alles wieder...