E-Book, Deutsch, 382 Seiten
Lang 150 Days to Date
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7325-3975-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Eine Hochzeit - 150 Tage - unzählige Dates. Roman
E-Book, Deutsch, 382 Seiten
ISBN: 978-3-7325-3975-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Plötzlich Single und noch mal von vorne anfangen - das ist mit Ende zwanzig kein Weltuntergang. Eigentlich. Als einziger Single in einem Freundeskreis voller glücklicher Pärchen ist die Situation eher suboptimal. Steht zudem die Hochzeit der besten Freundin an, kann man schon mal am Rad drehen. Deshalb entwirft Feli einen Plan: Bis zur Hochzeit findet sie die perfekte Begleitung. Im besten Fall den Mann fürs Leben. Schließlich hat sie noch 150 Tage Zeit. Der Countdown läuft - auf die Männer, fertig, los!
Katharina Lang: Die 1987 geborene Münchnerin hat laut ihrer Mutter schon Geschichten erzählt, bevor sie laufen konnte. Daher entschied sie sich nach einem Studium der Theaterwissenschaft für eine Karriere als Autorin und schreibt unter anderem für die Serie Dahoam is Dahoam. Ihr Dating-Blog www.150daystodate.de war 2015 beim Isarnetz Blog Award als bester Blog Münchens nominiert.
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Tag 1
Donnerstag, 19.02. Jetzt, da ich endlich einen vernünftigen Plan habe, geht’s mir hervorragend! Man muss sich nur in einem gut durchdachten Zeitfenster Ziele setzen, das ist die halbe Miete für ein glückliches und erfolgreiches Leben. Ha! Ich mustere mich im Spiegel. Den obligatorischen Trennungs-Haarschnitt habe ich eben hinter mich gebracht. Check! Ein fransiger Pony umrahmt »suuuuper trendy« meine Stirn. Sagte zumindest die einundzwanzigjährige Friseurin meines Vertrauens. Meine braune Wuschelmähne hat auf jeden Fall nicht unter dem Post-Trennungs-Stress gelitten. Und auch der Rest meines Körpers wird mich bei meinem »Mann-in-150-Tagen-Vorhaben« nicht im Stich lassen. Ich drehe mich zur Seite, betrachte wohlwollend meinen schlanken, gut in Schuss gehaltenen Body und klopfe mir dabei selbst im Geiste auf die Schulter. Meine Wadeln sind wirklich vorzeigbar, ein Hoch auf Yogalates! Gut, ich bin mit meinen 158 Zentimetern nicht wirklich groß, dafür ist meine Oberweite umso üppiger. Allerdings werde ich oft für wesentlich jünger gehalten. »Das liegt an den Sommersprossen und deinem Herzmund – das macht dich einfach zuckersüß!«, hat mein Ex immer gesagt. Pah, Herzmund. Volldepp. Alles in allem sollte ich es durch mein Aussehen in Kombination mit meinem bayerischen Charme und meinem Bildungsstatus auf dem Singlemarkt rein statistisch einigermaßen leicht haben. Das einzige marginal-klitzekleine Problem an der Sache ist nach wie vor: Ich hatte seit über zehn Jahren kein Date. Na ja. Um ehrlich zu sein, hatte ich noch nie ein richtiges Date. Außer man zählt den Eisdielen-Besuch mit Quirin in der vierten Klasse als Date (seine Lieblingssorte war Zitrone, meine Tiramisu – als Inbegriff der Romantik haben wir Eiskugeln getauscht). Ich war das letzte Mal mit sechzehn so richtig Single. Da gab es noch keine Smartphones. Man hat sich per SMS oder über den Festnetzanschluss der Eltern verabredet, Facebook steckte noch in den Kinderschuhen, und ja, es war durchaus noch üblich, seiner Angebeteten Mix-CDs zu schenken. Ich bin einfach Beziehungsmensch, schon immer gewesen. Das ist wie mit meiner langjährigen Liebe zur höheren Mathematik: Beides lässt nicht viel Raum für vage Spekulationen oder Chaos. Die Stabilität einer kuscheligen monogamen Beziehung hat eben was für sich. Schließlich hat man in seinen Zwanzigern schon genug damit zu tun, sich durchs Leben zu kämpfen. Vor allem nach dem Uni-Abschluss, wenn jeden Tag eine scheinbar lebensentscheidende Entscheidung (gepaart mit einer handfesten Zukunftskrise) ansteht. Kurzum: Ich weiß gar nicht, wie man das macht – Single sein. Muss ich jetzt jeden Freitag und Samstag ausgehen, um Männer kennenzulernen? Und vielleicht sogar unter der Woche? Gitta, meine beste Freundin und engste Vertraute seit der Germanistik-Einführungsveranstaltung im ersten Semester, heiratet den Mann, den sie vor knapp zwei Jahren gefunden hat. In einem Club! Ob man es glaubt oder nicht. Davor war sie fast vier Jahre Dauersingle – und ich (wie immer) in einer glücklichen Beziehung. Während ich sonntags nach einem ausgedehnten Frühstück selig kuschelnd auf der Couch saß, schmiss sie gerade den Mann von letzter Nacht aus dem Bett, um dann ihren Hangover zu kurieren. Übrigens auch in der Zeit im zweiten Semester, als sie kurzzeitig bei mir und meinem Ex-Ex in unserer Kompromisswohnung am ländlichsten Sendlinger Stadtrand wohnte, weil ihre WG einen massiven Schimmelbefall hatte. Die fremden Männerschuhe im Flur waren für mich immer ein Zeichen, dass Gitta nicht alleine nach Hause gegangen war. Oder auch der unbekannte nackte Männerhintern in meiner Dusche. Gitta ist also die Frau mit Erfahrungswert, und Gitta sagt: »Geh erst mal aus, lern ein paar Männer kennen. Ganz entspannt. Zum wieder warm werden!« Aha. Da es ab heute genau 150 Tage bis zur Hochzeit sind, ist das ein guter Tag für einen ersten Abschleppversuch. Aber was ist das Durchschnittsmaß, die Abschleppquote, die man von mir als Neu-Single erwartet? Oder gibt es die nur für Kerle? Finde ich so überhaupt jemand Adäquaten? Und wie, zefix!, schleppe ich die Männer eigentlich ab?!? »Hey, ich bin Feli. Lädst du mich auf ’nen Drink ein?« Ich seufze tief, als es klingelt. Eine ausgehfertige Gitta steht vor der Tür und streckt mir grinsend eine Flasche Pinot Grigio entgegen. Bevor ich etwas sagen kann, schiebt sie sich energisch an mir vorbei in den Flur und stößt dann, nach einem kurzen Blick auf den neuen Haarschnitt und den knappen Rock, einen anerkennenden Pfiff aus: »Wow, nicht schlecht! Du willst es heute also wirklich wissen …« Ich lächle und schmeiße mich in die Brust: »Klar. Du kennst mich doch. Heute geht was! Also, wir schau’n mal, was da geht. Und das ist bestimmt viel, was da geht! Tschakka!« Kaum haben wir uns aber eine Stunde und eine Weinflasche später in den engen Münchner Club gequetscht, geht gar nix mehr. Denn meine Selbstsicherheit hat sich im Nu verflüchtigt. Ich war hier schon x-mal, aber nie hatte ich das Gefühl, dass mich alle Männer kritisch abscannen. Als würde ich das Single-Odeur direkt ausströmen. Doch warum spricht mich dann keiner an? Ich blicke mich unruhig um. Die Tanzfläche ist voll mit Kerlen. Die Musik schallt laut in meinen Ohren, die Lichter blenden mich plötzlich, und alle Männer in dem Raum scheinen durch mich durchzustarren. Sehe ich nicht gut aus? Müffle ich etwa? HILFE!!! Gitta nimmt zwei Bier an der Bar entgegen und mustert mich irritiert: »Was ist denn los?« Ich ziehe eine Schnute und erkläre ihr mein Problem. Gitta lacht und sagt: »Wir sind seit zehn Minuten hier. Entspann dich! Wir haben heute einfach ein bisschen Spaß!« Sie hat gut reden. Sie muss ja keinen Treffer landen. Oh – diese verdammte Abschleppquote! Außerdem sieht man in den kniehohen Stiefeln meine Yogalates-Wadeln nicht. Ein fataler Fehler! Ich nehme einen Schluck von meinem Bier. Dann noch einen. Und noch einen. Und während ich mit Gitta rhythmisch auf der Tanzfläche herumwippe, werde ich langsam ruhiger. Wie war die Devise? Ich muss das Ganze systematisch angehen. So mache ich das im Büro ja auch immer, wenn der Aufgabenberg über mir zusammenzustürzen droht und meine Chefin aufgedreht vor mir herumspringt. Dann sondiere ich die Lage und mache mir eine To-do-Liste, die ich nach und nach abarbeite. Ich tanze also weiter und sondiere die Lage. Hmmm. In dem Club sind heute hauptsächlich Lackschuhträger. Und ein paar Pseudo-Hipster. Bäh. Okay, Feli. So wird das nix. Was sagt dir deine ach-so-freigeistige Mutter immer? Kein Schubladendenken. Und: Triff dich nie mit einem Mann bei Vollmond. Aber das ist eine andere Geschichte. Ich atme durch und versuche, die Typen nicht gleich vorzuverurteilen. Tatsächlich kommt gerade einer der Pseudo-Hipster auf mich zu. Nein! Ich korrigiere mich im Geiste selbst: Ein nett lächelnder Typ mit großer Brille in Vintage-Markenjeans und Flanellhemd kommt auf mich zu. »Hey.« »Hi.« »Ziemlich laut hier.« Ach nee. Ich nicke. »Ich bin Lars.« Der Flanellhemd-Typ reicht mir die Hand. »Feli, hi.« »Und was machst du so?« Wow, der geht aber ran, denke ich mir sarkastisch. »Ich bin Assistant Producer in einer Filmproduktion.« »Producer … aaah. Das ist so was wie Produzent, oder? Dann kannst du gut mit Zahlen?« »Auch, ja.« Mit Mühe gelingt es mir, nicht die Augen zu rollen. Wir sind hier im Club, und er redet mit mir über ZAHLEN? Feli, reiß dich zusammen! Vielleicht ist der Typ ja ganz nett. Lars-Flanellhemd nimmt einen tiefen Schluck aus seiner Bierflasche. »Ich studier’ Japanologie und Geschichte. Aber ich mach dieses Semester meinen Bachelor. Also zumindest ist das der Plan, wenn mir nicht wieder so viele Partys dazwischenkommen.« Er lacht. Reiß. Dich. Zusammen. Feli. »Aha. Ja … schön. Und was machst du sonst so?« »Oh, ich hab seit Längerem einen ziemlich guten Nebenjob am Flughafen. Ich bin da schon so lange, ich denke da kann ich dann nach dem Studium bestimmt in eine höhere Position einsteigen …« Ich sehe ihn überrascht an. »Kennst du den Gang im Terminal 1, wo es zu den Security Checks geht? Wo die internationale Bank ist?« »Ja klar!« »Da steh ich davor und verteile Barclay-Karten. Total easy verdientes Geld, und ich bin echt gut mit den Verkäufen! War schon mal Promoter des Monats!« Lars-Flanellhemd streckt stolz seine flanellhemdige Brust hervor. Prost Mahlzeit. Während ich mir ein Lächeln ins Gesicht meißle, schweift mein Blick im Raum herum, auf der Suche nach Gitta oder einer anderen Fluchtmöglichkeit. Schließlich fällt mein Blick auf die leere Bierflasche in Lars’ Hand. Eilig (bevor das Gespräch den Tiefpunkt erreicht) ergreife ich diesen Rettungsring: »Wollen wir vielleicht noch was trinken?« Wir gehen also zur Bar, und Lars zückt sofort nonchalant seinen Geldbeutel, bevor ich meinen herausholen kann: »Was willst du?« Er kramt in seiner Börse herum, in der – oh Mann! – nur noch einzelne Münzen traurig herumlungern. Durch die Art und Weise, wie er hilflos kramt (als würden sich dadurch auf magische Weise noch ungeahnte Geldquellen auftun), wird mir nun klar: Lars-Flanellhemd hatte nicht nur ein Bier. In fact: Lars hat schon ziemlich einen sitzen! In dem Moment beugt er sich auch schon zur Barfrau hinüber und flüstert halblaut (als könnte ich das nicht hören): »Äh … sorry … aber was is’n hier das Billigste?« Die Barfrau wirft erst...