E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
Lane Die Braut des Shawnee-Kriegers
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-6951-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7337-6951-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Amerika, 1747: Der große, muskulöse Krieger Wolf Heart ist wie verzaubert von dem Anblick der rotgelockten Schönen, die er in der Wildnis entdeckt. Er muss sie mit zu seinem Stamm, den Shawnee, nehmen! Und Clarissa fügt sich ins Unvermeidliche - obwohl in
Immer auf der Suche nach neuen Abenteuern und guten Stories, hat Elizabeth Lane schon die ganze Welt bereist: Sie war in Mexiko, Guatemala, Panama, China, Nepal und auch in Deutschland, aber am wohlsten fühlt sie sich im heimatlichen Utah, im Westen der USA. Zurzeit lebt sie mit ihrer 18jährigen Katze namens Powder Puff in einem Vorort von Salt Lake City. Seit 1984 erzieht Elizabeth ihre drei Kinder allein. Eine Tochter ist 1985 bei einem Unfall ums Leben gekommen, doch in Elizabeths Herzen wird sie für immer weiter leben. Ihre beiden anderen Kinder sind mittlerweile erwachsen und haben selbst Kinder. Elizabeth liebt ihre Enkel über alles. Sie sagt von sich selbst, dass sie neuen Herausforderungen nur schwer widerstehen kann. So kam es, dass sie Wale vor der kalifornischen Küste beobachtete, im Himalaja gewandert ist, auf einem Raft durch den Grand Canyon trieb und sogar Flugunterricht genommen hat. Ihre Hobbys sind fotografieren, Bauchtanz, Tiere, indianische Kunst und praktisch jede Art von Musik. Seit 1983 entwickelt sie Lern-Software-Programme. Aber am liebsten schreibt sie lebendige Geschichten voller Leidenschaft, die die Leserin von der ersten Seite an fesseln. Ihre Liebesromane sind in mehr als zehn Sprachen übersetzt und werden in vielen Ländern der Welt mit Begeisterung gelesen. Elizabeths erstes Werk, ein historischer Roman über die spanischen Eroberer in Mexiko, wurde 1980 veröffentlicht. Einige weitere folgten, u.a. zwei Romane, die in China spielten. Doch es dauerte noch einige Jahre, bis Elizabeth für sich das Schreiben von Romances entdeckte. Ihr erster historischer Liebesroman wurde 1989 im Verlag Harlequin veröffentlicht. Neben weiteren historischen hat sie seitdem auch einige zeitgenössische Romances verfasst. 'Alles hat eine Geschichte', antwortet Elizabeth, wenn sie gefragt wird, woher sie ihre Ideen nimmt. 'Die Frau neben einem in der U-Bahn, der Fremde vor einem an Kasse - man muss nur seine Vorstellungskraft benutzen, beobachten und den Menschen zuhören, und schon hat man mehr Einfälle, als man jemals verwerten kann.'
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1. KAPITEL
Fort Pitt, April 1761
„Schluss mit diesen Albernheiten, Clarissa Rogers!“ Die scharfe Frauenstimme schnitt durch die kühle Dämmerung. „Es wird bald dunkel. Wir müssen jetzt zum Fort zurück.“
„Ich komme gleich. Geh schon mal vor, Tante Margaret!“ Clarissa zog geschickt an der langen Schnur und ließ den Drachen am wolkenverhangenen Himmel tanzen. Ein Sturm war im Anzug – ideales Wetter, um einen Drachen steigen zu lassen. Noch nie im Leben hatte Clarissa sich so wohl und frei gefühlt.
„Ihr solltet besser tun, was sie sagt.“ Der Leutnant, einer der drei jungen Offiziere in ihrer Begleitung, zog besorgt die Stirn kraus. „Schaut Euch nur den Himmel an. Jeden Augenblick fängt es an zu regnen.“
„Ihr könnt ja zurückgehen, wenn Ihr wollt.“ Clarissa warf den Kopf in den Nacken, so dass ihre rotgoldenen Locken im Wind flogen. Für Clarissa war dieser Besuch bei Tante und Onkel in Pennsylvania wie eine frische Brise in ihrem Leben. Seit dem Tod ihres Vaters vor sieben Jahren stand sie unter der Obhut ihres mürrischen älteren Bruders. Junius Rogers hatte ihr einst fröhliches Heim in Baltimore in ein düsteres, bedrückendes Gefängnis verwandelt, aus dem er Musik, Lachen und Freiheit verbannt hatte.
Hinter ihr erhoben sich die mächtigen Schutzwälle des Forts. Erst kürzlich hatte hier die Union Flag den Platz der französischen Trikolore eingenommen, und heute blähte sich die Flagge wie ein Segel im Wind. Das Wasser, das die flache Landzunge umspülte, war braun gefärbt vom Schlamm, den es im Frühling mit sich führte. An dieser Stelle flossen Monongahela und Allegheny zusammen und bildeten gemeinsam den Ohio. Flachboote, Pirogen und Kanus lagen dicht gedrängt am Ufer. Holzhäuser aller Art waren rund um die Außenmauer des Forts wie Pilze aus dem Boden geschossen. Diese wachsende Ansammlung von Schuppen, Handelsposten und Siedlerhütten hatte sich bereits einen Namen zugelegt: Pittsburgh.
Lachend rannte Clarissa weiter. Mit einer Hand raffte sie ihren spitzenbesetzten Unterrock, um ihn vor Grasflecken zu bewahren. Sie wusste genau, weshalb Junius sie hergeschickt hatte. Sie war siebzehn, im heiratsfähigen Alter, und er wollte sie aus dem Weg haben, indem er sie mit irgendeinem jungen, aufstrebenden Offizier verheiratete. Es war ein durchaus viel versprechender Plan, denn Clarissa war weder verarmt noch unansehnlich, es gab genug Bewerber. Doch da war etwas, womit Junius nicht gerechnet hatte. Seine eigensinnige kleine Schwester hatte viel zu viel Spaß, um sich unter den Anbetern allzu schnell einen Ehemann auszusuchen.
„Clarissa, komm jetzt endlich!“ rief Tante Margaret ungeduldig. „Das Tor wird bald geschlossen, und Molly wartet schon mit dem Abendessen. Du kannst diesen albernen Drachen ja morgen wieder steigen lassen, wenn es unbedingt sein muss.“
Clarissa blieb stehen, woraufhin zwei ihrer Begleiter mitten im Lauf zusammenstießen. Lichter flackerten vereinzelt oberhalb der Wälle und unten in der Siedlung auf. Ein Blitz durchschnitt den Himmel im Osten, und als der Donner grollte, spürte sie die ersten Regentropfen.
Hoch über ihr zerrte der Drache heftig an seiner Schnur und schoss wie ein weißer Vogel am immer dunkler werdenden Himmel auf und ab. Clarissa schaute ihm einen Augenblick zu und stieß einen Seufzer aus. „Na gut!“ rief sie dann über die Schulter. „Ich komme, sobald ich die Schnur aufgewickelt habe.“
„Du kommst sofort, Clarissa!“ Die Stimme der Tante verriet, dass ihre Geduld erschöpft war. „Einer der jungen Leute kann dein Spielzeug mitbringen.“
„Ach, aber i…ich … also gut.“ Da Clarissa nicht vorhatte, ihre Tante noch mehr in Harnisch zu bringen, drehte sie sich um und wollte gerade einem ihrer Gefährten die Schnurrolle reichen, als eine Sturmböe den Drachen erfasste, der daraufhin wie vom Blitz getroffen abwärts schoss. Mit einem Schreckensschrei sah Clarissa, wie er irgendwo außer Sichtweite zwischen den Hütten am Fluss niederging.
„Ich hole ihn.“ Leutnant Thomas Ainsworth, der jüngste ihrer Bewunderer, rannte bereits los, wobei er der Schnur folgte, die deutlich im Gras sichtbar war. Es war auch Tom Ainsworth gewesen, der ihr den Drachen aus Birkenzweigen und leichtem Segeltuch gebaut hatte. Seine Kunstfertigkeit dabei hatte verraten, dass er es oft in seiner eigenen Jugend getan haben musste. Clarissa mochte ihn sehr. Wenn sie doch auch einen Bruder wie Tom gehabt hätte statt des sauertöpfischen, knauserigen Junius! Wie viel fröhlicher wäre ihr Leben dann verlaufen.
„Seid vorsichtig, Tom!“ rief sie ihm nach. „Ich warte hinterm Tor auf Euch, versprochen! Ich werde nicht zulassen, dass die Wachen vorher das Tor schließen.“
Sie wusste nicht, ob der junge Leutnant sie gehört hatte. Er rannte hinunter zum Fluss, ohne sich um die Blitze und das dumpfe Grollen des Donners zu kümmern. Clarissa guckte ihm nach, bis er im Regen verschwand. Dann raffte sie die Röcke und beeilte sich, ihre Tante einzuholen. Die beiden anderen Offiziere trotteten wie ergebene Hunde hinter ihr her.
Clarissa hielt ihr Versprechen. Nachdem sie die anderen fortgeschickt hatte, postierte sie sich im Schutz des Tors unter den wachsamen Blicken der Soldaten, die auf dem Wall patrouillierten. Sie würde ja nicht lange warten müssen. Tom würde jeden Moment mit dem kostbaren Drachen auftauchen.
Sie beschloss, ihn mit einem Kuss zu belohnen – einem flüchtigen, schwesterlichen Kuss, den niemand missverstehen konnte. Und dann würde sie ihn vielleicht zum Abendessen einladen. Das war das Mindeste, was sie tun konnte, um ihm ihre Dankbarkeit zu zeigen.
Die Minuten krochen dahin, ohne dass er wieder auftauchte. Clarissa wurde unruhig und zunehmend hungrig. Durch den dunklen Regenschleier konnten ihre scharfen Augen gerade noch die weiße Drachenschnur erkennen, die Tom in seiner Hast im Gras liegen gelassen hatte. Die Schnur hatte sich bisher kein bisschen bewegt.
Was tat er so lange? Hatte er einen Kameraden getroffen? Am Ende gar ein Mädchen? Oder war er etwa in einer dieser fragwürdigen kleinen Spelunken eingekehrt, die überall am Flussufer aus dem Boden geschossen waren? Er wusste doch, dass sie auf ihn wartete.
Clarissa verlor die Geduld. Ohne auf den Warnruf der Wache zu achten, lief sie durchs Tor hinaus. Es konnte nicht schaden, Tom Ainsworth aufzuspüren und ihm den Kopf zurechtzurücken. Nass war sie ohnehin schon, und in Steinwurfnähe des Forts würden wohl kaum Gefahren lauern.
Es war nicht schwer, der weißen Drachenschnur zu folgen, denn sie leuchtete hell im nassen Gras. Mit gerafften Röcken eilte Clarissa voran. Es war zwar nicht sicher, dass die Schnur sie zu Tom Ainsworth, diesem unzuverlässigen Lümmel, führte, aber zumindest würde sie ihr Spielzeug wieder finden.
Tagsüber sahen die Schuppen am Flussufer nur schäbig aus, doch nun, bei Dunkelheit und Regen, wirkte jeder Schatten wie ein lauerndes Tier. Licht fiel durch die Spalten in den Holzwänden. Irgendwo hustete ein Mann und fluchte gotteslästerlich. Eine Frau lachte.
Mittlerweile war die Drachenschnur so schmutzig geworden, dass Clarissa Mühe hatte, sie im Auge zu behalten, während sie weiterhastete. Inzwischen war sie triefnass und zitterte vor Kälte. Ihre Schuhe waren ruiniert, und ihre Tante würde furchtbar böse auf sie sein. Oh, warte nur, Thomas Ainsworth. Wenn ich dich in die Finger kriege …
Als ihr Fuß gegen etwas Weiches stieß, entschlüpfte Clarissa ein erschrockener Laut. Bewegungslos, mit dem Gesicht nach unten, lag ein Mann vor ihr im Schlamm.
Es war Tom Ainsworth.
„Oh Gott!“ Clarissa kauerte sich nieder. Ihr Zorn schwand, als sie die blutende Wunde an seiner Schläfe entdeckte. Sie packte ihn bei den Schultern und versuchte ihn hochzuziehen. „Seid nicht tot, Tom!“ flehte sie und schüttelte ihn. „Oh bitte, seid nicht tot!“
Er stöhnte, und namenlose Erleichterung wallte in Clarissa auf. „Kommt!“ Sie versuchte ihn aufzurichten. „Wir müssen zurück zum Fort.“
Er wandte den Kopf, und sie nahm das warnende Aufblitzen in seinen Augen wahr. „Lauft weg, Clarissa“, flüsterte er heiser. „Lasst mich, und bringt Euch in Sicherheit.“
„Seid nicht töricht!“ Sie packte seine Schultern fester. „Ohne Euch gehe ich nirgendwohin, Tom Ainsworth. Das steht fest. Deshalb könnt Ihr ebenso gut – oh!“
Grobe Hände griffen von hinten nach Clarissa und rissen sie hoch. Ihr Schrei erstarb in einem erstickten Keuchen, als eine schmierige Hand sich auf ihren Mund legte. Sie spürte Fleisch und biss zu.
„Verfluchte Hexe!“ Der Schlag explodierte in ihrem Kopf, und der Schmerz ließ glühende Ringe vor ihren Augen tanzen. Sie sackte gegen ihren unsichtbaren Angreifer, ein wenig benommen, aber doch bei Bewusstsein. Als ihr Blick sich klärte, sah sie Tom auf den Knien, der mühsam versuchte, sich aufzurichten. Ein zweiter Mann in schmutzstarrenden Lederhosen trat aus dem Schatten. Mit dem rechten, in einem Mokassin steckenden Fuß trat er Tom brutal gegen den Kopf. Der junge Mann brach im Schlamm zusammen und blieb reglos liegen.
„Lasst mich zu ihm!“ Clarissa wand sich in den Armen, die sie wie ein Schraubstock umklammerten. Der Gestank, den die Kleider und der ungewaschene Körper des Mannes verbreiteten, brachte sie zum Würgen.
„He, Zeke, ganz schön kratzbürstig, die Kleine, was? Und niedlich dazu.“ Der Mann in Lederhosen tastete nach dem Messer in seinem Gürtel, während er Clarissa von Kopf bis Fuß musterte.
„Dann springt wenigstens etwas dabei raus“, knurrte der Mann namens Zeke. „Ihr Freund hier hatte ja nichts in den...