E-Book, Deutsch, Band 9, 720 Seiten
Reihe: Skulduggery Pleasant
Landy Skulduggery Pleasant 9 - Das Sterben des Lichts
3. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7320-0169-9
Verlag: Loewe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Urban-Fantasy-Kultserie mit schwarzem Humor
E-Book, Deutsch, Band 9, 720 Seiten
Reihe: Skulduggery Pleasant
ISBN: 978-3-7320-0169-9
Verlag: Loewe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Krieg der Sanktuarien ist beendet. Die Kinder der Spinne sind besiegt und die Gefahren durch Warlocks, Restanten und Totenbeschwörer sind vorerst eingedämmt. Doch der Kreis der Freunde um Skulduggery Pleasant ist kleiner geworden, und Walküre Unruh ist verschwunden. An ihrer Stelle kämpft nun Walküres Spiegelbild an Skulduggerys Seite. Aber es hat etwas entwickelt, das ein Spiegelbild niemals verspüren darf: Gefühle. Und es erhebt den Anspruch, die echte Stephanie zu sein. Derweil steht die ganze Zaubererwelt unter Spannung, denn es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann Darquise zurückkehrt. Die mächtigste und schrecklichste Zauberin aller Zeiten, die mit der Welt spielt wie ein Kind, das sein liebstes Spielzeug zerstört und dann achtlos wegwirft. Nur wenige wissen, wer sie wirklich ist. Denn in Darquise steckt niemand anderes als Walküre ... Bestsellerautor Derek Landy führt seine Buchreihe um den zaubernden Skelett-Detektiv zu einem großartigen Finale. Packende Actionszenen und schwarzer Humor machen Skulduggery Pleasant zur coolsten und witzigsten Urban-Fantasy-Reihe des Genres und zu einem echten All-Age-Klassiker. Mehr Infos rund ums Skulduggery Pleasant unter: www.skulduggery-pleasant.de
Derek Landy, geboren 1974, arbeitete als Karatelehrer und Drehbuchautor, bevor er die Idee zu seinen erfolgreichen Skulduggery-Pleasant-Büchern hatte. Die Reihe wurde in 35 Sprachen übersetzt, mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und stürmte weltweit die Bestsellerlisten. Derek Landy lebt in der Nähe von Dublin in einem Haus, das vollgestopft ist mit Filmrequisiten. Besonders stolz ist er auf sein Original-Supermankostüm.
Hier geht es zum englischsprachigen Blog von Derek Landy
Weitere Infos & Material
MEEK RIDGE Fünf Uhr morgens, und Danny ist wach und rollt sich langsam aus dem Bett. Seine Augen sind halb offen, als seine bloßen Füße die Dielen berühren. So früh aufzustehen, fällt ihm im Winter noch schwerer, wenn die Kälte ihn wieder unter die Decke zu schieben droht. Der Winter in Colorado hat es in sich, pflegte sein lieber verstorbener Vater zu sagen, und Danny ist nicht der Typ, der seinem lieben verstorbenen Vater widerspricht. Aber die Sommer sind warm, und so sitzt er auf der Bettkante und zittert nicht einmal, und nach einer Minute Anlaufzeit zwingt er sich, die Augen weit zu öffnen, erhebt sich und zieht sich an. Er geht nach unten, setzt Kaffeewasser auf und schließt den Laden auf. Jeden Morgen, außer sonntags, öffnet der kleine Supermarkt um fünf Uhr dreißig; die Kunden können kommen. So war es schon, als Danny noch ein kleiner Junge war und seine Eltern das Geschäft führten, und so ist es jetzt, da Danny siebenundzwanzig ist und seine Alten kalt und steif nebeneinander unter der Erde liegen. Wenn Danny einen seiner eher melancholischen Tage hat, denkt er gern, dass seine Träume mit ihnen begraben wurden. Aber er weiß, das ist unfair. Eigentlich wollte er Musiker werden. Deshalb ging er nach L. A. und gründete eine Band, und als nicht alles so lief, wie er wollte, schlüpfte er zu Hause wieder unter und übernahm das Familienunternehmen. Er gab auf, und das hat er allein sich selbst zuzuschreiben. Um sechs Uhr morgens ist die Innenstadt von Meek Ridge hellwach. Menschen kommen auf dem Weg zur Arbeit vorbei, und er redet mit ihnen, aber ohne diese Lockerheit und Leichtigkeit, für die seine Mutter berühmt war. Als sie noch lebte, lachte sie gern und konnte dem Teufel ein Ohr abschwatzen. Sein Dad war bedächtiger, reservierter, aber die Leute aus dem Viertel mochten ihn dennoch. Danny weiß nicht, was sie von ihm halten, von dem Möchtegernrockstar, der sich vom Acker gemacht hat, sobald er mit der Schule fertig war, und Jahre später mit eingezogenem Schwanz zurückgeschlichen kam. Ist wahrscheinlich besser so. Der Morgen geht in den Vormittag über, und der Vormittag bekommt Flügel und wird ein irrsinnig heißer Nachmittag. Wenn nicht gerade ein Kunde die Regale durchstöbert, steht Danny mit einer kalten Dose Cola in der Hand in der Tür und beobachtet die Autos auf der Hauptstraße und die Leute, die vorbeigehen. Alle scheinen etwas zu tun und ein Ziel zu haben. Gegen drei ist wie immer mehr los im Laden, er ist beschäftigt und aus der Sonne, bis er irgendwann den Kopf hebt und es kurz vor sieben Uhr abends ist, seine liebste Zeit in der ganzen Woche. Er holt die Liste heraus, obwohl das nicht nötig wäre. Nur um sicherzugehen, dass er nichts vergessen hat. Als er fertig ist, hat er zwei große Einkaufstaschen gefüllt – wiederverwendbare Stofftaschen, keine Papier- oder Plastiktüten. Er schließt ab, stellt die Taschen auf den Beifahrersitz seines verbeulten, alten Fords und fährt mit heruntergelassenen Fenstern aus Meek Ridge hinaus. Seine kaputte Klimaanlage vertreibt die eingeschlossene Hitze nicht besonders effektiv. Bis die Straße schmaler wird, schwitzt er bereits ein wenig, und als er auf dem kurvigen, unbefestigten Weg weiterfährt, spürt er zwischen den Schulterblättern die ersten Schweißbäche. Endlich steht er vor dem verschlossenen Tor und wartet dort mit laufendem Motor. Er steigt nicht aus, um auf den Knopf der Sprechanlage zu drücken. Jede Woche zur selben Zeit ist er da, und sie weiß es. Irgendwo in den Bäumen oder Büschen versteckt ist eine Kamera auf sein Gesicht gerichtet. Er hat aufgehört, danach zu suchen. Er weiß einfach, dass sie da ist. Das Tor klickt, öffnet sich langsam, und er fährt durch. Der Vorbesitzer der Farm starb, als Danny noch zur Schule ging. Die Gebäude verfielen, und auf den Feldern – es waren mehrere Hektar – wuchsen bald nur noch Unkraut und solche Sachen. Jetzt sind die Felder Wiesen, saftig und riesig und grün, und die Gebäude wurden entweder renoviert oder wieder ganz neu aufgebaut. Um das Gelände herum läuft ein Zaun, zu hoch, um ihn zu überklettern, zu stabil, um ihn zu durchbrechen. Überall sind Kameras versteckt, und auch der letzte Schuppen ist alarmgesichert. Als die neue Besitzerin der Farm einzog, wurde Meek Ridge von Gerüchten über sie überschwemmt wie von einer Flutwelle, und die Wogen haben sich noch immer nicht geglättet. Manche behaupten, sie sei eine Schauspielerin, die einen Nervenzusammenbruch hatte, oder eine reiche Erbin, die den verschwenderischen Lebensstil ihrer Familie ablehnt. Andere glauben, sie sei im Zeugenschutzprogramm oder die Witwe eines europäischen Gangsters. Die Flutwelle hat Tümpel und Bäche voller Tratsch hinterlassen, in denen Gerüchte und Geschichten und faustdicke Lügen hin und her schwappen. Danny geht davon aus, dass keine einzige dieser Geschichten der Wahrheit auch nur im Entferntesten entspricht. Nicht, dass er die Wahrheit kennen würde. Die neue Besitzerin der Farm ist für ihn ein fast ebenso großes Rätsel wie für alle anderen in der Stadt. Der einzige Unterschied besteht darin, dass er sie einmal pro Woche zu Gesicht bekommt. Er stellt den Wagen vor dem Wohnhaus ab. Sie sitzt auf der Veranda im Schatten, und zwar in einem Schaukelstuhl, einem echten Schaukelstuhl. Die meisten warmen Abende genießt sie hier; ihr Hund liegt zusammengerollt neben ihr. Danny nimmt die Stofftaschen, eine in jede Hand, und geht die Stufen hinauf, während sie ihr Buch beiseitelegt und sich erhebt. Sie sieht aus wie neunzehn oder so, hat dunkles Haar und dunkle Augen, aber sie wohnt jetzt schon seit über fünf Jahren hier und hat sich kein bisschen verändert, weshalb er annimmt, dass sie ungefähr vierundzwanzig sein muss. Hübsch ist sie, richtig hübsch. Wenn sie lächelt – was inzwischen nicht mehr ganz so selten vorkommt –, zeigt sich ein einzelnes Grübchen. Ihre Beine sind lang, kräftig und gebräunt. Sie trägt abgeschnittene Jeans und verschrammte Wanderstiefel, dazu an diesem Abend ein ärmelloses T-Shirt, auf dem der Name einer Band prangt, von der er nie etwas gehört hat. Auf dem linken Arm hat sie ein Tattoo, das von der Schulter bis zum Ellbogen reicht. Irgendetwas Ethnisches vielleicht. Seltsame Symbole, die fast wie Hieroglyphen aussehen. „Hallo“, grüßt er. Xena, die Schäferhündin, die ihr nie von der Seite weicht, knurrt ihn an und zeigt die Zähne. „Still, Xena“, sagt sie. Sie spricht leise, aber bestimmt. Xena hört auf zu knurren, lässt Dannys Kehle aber nicht aus den Augen. Endlich wendet sie sich ihm zu. „Sie sind früh dran.“ Danny zuckt mit den Schultern. „Im Laden war nicht viel los. Da habe ich beschlossen, etwas früher Schluss zu machen. Das ist einer der Vorteile, wenn man sein eigener Herr ist.“ Sie sagt nichts dazu. Obwohl sie als junge Frau nur in Gesellschaft eines Hundes hier oben lebt, gehört sie nicht zu den Menschen, die Small Talk schätzen. Sie zieht die Fliegentür auf, dann die Tür dahinter und bittet ihn ins Haus. Er trägt die Lebensmittel hinein. Xena trottet hinter ihm her wie eine bewaffnete Eskorte. Das Wohnhaus ist groß und alt und hell und sauber. Jede Menge Holz. Alles ist schwer und massiv, und zwar massiv von der Art, nach der man greifen würde, um nicht wegzutreiben. Manchmal hat Danny dieses Gefühl, als könnte er irgendwann einfach abtreiben, und niemand würde es merken. Er stellt die Lebensmittel auf den Küchentisch, schaut auf und will etwas sagen und merkt, dass er mit dem Hund allein in der Küche ist. Xena sitzt auf den Hinterläufen, die Ohren gespitzt, der Schwanz flach auf dem Boden, und schaut ihn an. „Hallo“, sagt er leise. Xena knurrt. „Hier“, sagt sie direkt neben ihm. Danny fährt herum und wendet sich rasch wieder der Hündin zu, falls sie seine schnelle Bewegung fälschlicherweise als Aggression deutet. Aber Xena sitzt einfach nur da, sie knurrt nicht mehr und sieht vollkommen unschuldig und vielleicht sogar ein wenig belustigt aus. Danny lächelt verlegen, nimmt das Geld, das sie ihm hinhält. „Tut mir leid“, entschuldigt er sich. „Ich vergesse immer, wie leise Sie gehen. Wie ein Geist.“ Etwas an der Art, wie sie ihn anschaut, lässt ihn seine Wortwahl bedauern, doch bevor er versuchen kann, die Situation zu entspannen, packt sie bereits die Tüten aus. Er steht unbeholfen da und sagt sich, dass es besser ist, den Mund zu halten. Inzwischen kennt er die Routine. Während sie damit beschäftigt ist, die Lebensmittel wegzuräumen, wird sie wie nebenbei fragen. „Wie läuft es so in der Stadt?“ „Gut“, antwortet Danny, weil er immer so antwortet. „Es läuft alles ruhig, aber gut. Auf der Hauptstraße eröffnet bald ein Starbucks-Café. Etta, der das Café an der Ecke gehört, ist nicht gerade glücklich darüber. Sie hat versucht, eine Bürgerversammlung einzuberufen, um es zu verhindern. Aber es ist keiner hingegangen. Ich glaube, die Leute wollen ein Starbucks. Und sie können Etta nicht besonders gut leiden.“ Sie nickt, als nähme sie Anteil, und fragt dann wie immer: „Und neue Gesichter?“ „Lediglich die üblichen paar auf der Durchreise.“ „Niemand, der nach mir gefragt hat?“ Danny schüttelt den Kopf. „Niemand.“ Sie erwidert nichts darauf. Lächelt nicht und seufzt nicht und wirkt auch nicht enttäuscht. Es ist lediglich eine Frage, auf die sie eine Antwort braucht, eine Tatsache, die sie bestätigt haben muss. Er hat nie gefragt, auf wen sie wartet oder ob es gut oder schlecht wäre, wenn jemand nach ihr fragen würde. Danny fragt nicht, da er weiß, dass er keine Antwort erhalten würde. Sie schließt die Speisekammer, legt...