E-Book, Deutsch, Band 342, 128 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe TaschenGuide
Landgraf Krisen meistern
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-648-14457-2
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Stärken erkennen - Kraft für Neues
E-Book, Deutsch, Band 342, 128 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe TaschenGuide
ISBN: 978-3-648-14457-2
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Daniela Landgraf ist erfolgreiche Keynote-Speakerin, Trainerin, Autorin und Coach. Als Kind der Finanzbranche war sie dieser fast 25 Jahre lang treu – als Beraterin, Vertriebsleiterin, Dozentin, Trainerin, Coach und als IHK-Prüferin. Sie kann auf zahlreiche Qualifikationen blicken, z.B. Finanzfachwirtin (IHK), Betriebswirtin, Personal Coach (IHK), Train the Trainer (IHK), Heilpraktikerin für Psychotherapie, Professional Speaker GSA (SHB) und viele andere. Seit einigen Jahren coacht sie auch Führungskräfte und Mitarbeiter aus anderen Branchen und steht mit ihren Impulsvorträgen regelmäßig auf der Bühne. Sie ist Autorin mehrerer Bücher, unter anderem von: „Raus aus der Krise – Rein ins Leben. Der Weg zur mentalen inneren Stärke“ (Jünger Medien Verlag, Juli 2019) und „Selbstwert ist Geld wert. Doch was bist Du Dir wert?“ (Jünger Medien Verlag, Dezember 2018).
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Krisen – wie sie entstehen und wie wir sie wahrnehmen
Die meisten Krisen kündigen sich an. Doch wir wollen das oftmals nicht wahrhaben. Viele von uns sind absolute Verdrängungskünstlerinnen, Selbstbetrugshelden oder Schlussfolgerungsköniginnen. Wenn wir Krisen nicht erkennen wollen, interpretieren wir gerne und ziehen Schlüsse, die für uns passen. Um dem zu entkommen, erfahren Sie in diesem Kapitel mehr über die fünf Phasen, in denen Krisen normalerweise ablaufen. Und Sie bekommen Tipps, wie Sie sich jede Phase im Alltag bewusst machen.
Die fünf Phasen einer Krise
Oft wollen Menschen, zum Beispiel in wirtschaftlich oder gesundheitlich schwierigen Situationen, ihren eigenen Anteil an der jeweiligen Krise nicht wahrhaben. Manchmal auch nur aus Schamgefühl, denn es ist ja peinlich, versagt zu haben. Wir geben zum Beispiel den Umständen die Schuld, den Kunden, unseren Mitarbeitern, den Führungskräften, dem Management, dem fehlenden Geld und manchmal ist auch einfach nur das Wetter zu schlecht. Wir interpretieren und schlussfolgern, was das Zeug hält, und finden ständig Ursachen im Außen. Damit lenken wir uns sehr gut von dem ab, was wir selbst zu dieser Krise beigetragen haben, von der Verantwortung, die wir vielleicht selbst tragen. Warum machen wir das?
Oftmals ist Angst der Grund. Angst vor den Konsequenzen, Angst vor dem, was kommt. Aber auch die Angst vor Ablehnung oder sozialer Ausgrenzung kann ein Treiber dafür sein, dass wir unser eigenes Mitwirken an einer Situation nicht sehen wollen. Auch die Angst vor finanziellen Einbußen bis hin zur Sorge wegen einer eventuell drohenden Insolvenz kann unser Denken und Handeln bestimmen.
Wichtig
Je größer die Ängste sind und je schlechter es um das eigene Selbstwertgefühl bestimmt ist, desto mehr entwickeln sich Menschen zu Selbstbetrugsheldinnen und Schlussfolgerungskönigen.
Die meisten Krisen sind nicht plötzlich da, sondern kündigen sich an. Natürlich gibt es Geschehnisse, die unerwartet ins Leben treten, zum Beispiel ein Unfall oder ein Todesfall. Und es gibt Krisen, die von außen verursacht werden, wie aktuell die Corona-Krise. Doch in den allermeisten Fällen durchlaufen Krisen fünf typische Phasen. Häufig realisieren wir erst in Phase 3, wie tief wir schon in einer Krise stecken. In Phase 1 und 2 aber verschließen die meisten Menschen noch gerne ihre Augen vor der Realität, sie finden Begründungen, Ausreden und gute Argumente für ihr Handeln und dafür, dass die Situation ist, wie sie ist.
Die fünf Phasen werde ich im Folgenden beispielhaft an den Themen Gesundheit und Finanzen erläutern. Selbstverständlich wirken sie sich auch auf andere Bereiche aus, zum Beispiel auf die Partnerschaft oder die Börse.
Phase 1: Ein Wind kommt auf
Den Beginn einer Krise bekommen wir oft nicht so richtig mit. Er ist vergleichbar mit einem lauen Lüftchen. Alles läuft wunderbar, der leichte aufkommende Wind wird ignoriert, vielleicht sogar als frische Brise wahrgenommen. Selbst, wenn der Wind etwas stärker und rauer wird, wollen Betroffene das nicht so richtig wahrhaben.
Gesundheit
Gesundheitlich geht es ihnen im Grunde genommen gut. Okay, vielleicht haben Sie ab und zu mal ein paar Kopf- oder Rückenschmerzen. Vielleicht gibt es leichte Probleme mit der Verdauung, der Schilddrüse, der Haut oder was auch immer. Nichts Schlimmes. Nichts, was nicht mit einer klitzekleinen Tablette oder einem anderen Medikament beseitigt werden könnte. Sie ahnen, Sie müssten jetzt mal etwas Ruhe haben, doch gleichzeitig ignorieren Sie dieses Gefühl auch. Solange Kaffee oder Energydrinks noch helfen, besteht kein allzu großer Handlungsbedarf, meinen Sie. Erholen können Sie sich am Wochenende oder im Urlaub – Business geht vor. Sie werden sich doch von so einem kleinen Kopf- oder Rückenschmerz nicht die Laune verderben lassen. Zum Arzt müssen Sie schon gar nicht, das ist in ihren Augen vielleicht sogar Zeitverschwendung.
Finanzen
Geld war bisher kein großes Thema bei Ihnen. Es kam regelmäßig rein und wurde regelmäßig ausgegeben, vielleicht konnten Sie sogar ein kleines Polster ansparen. Doch plötzlich kommt alles auf einmal: Das Auto geht kaputt, das Kind braucht einen neuen Laptop für die Schule und Ihr Handy will auch nicht mehr funktionieren. Die Familie hat sich auf einen großen Sommerurlaub gefreut, den Sie keinesfalls wegen des fehlenden Geldes absagen wollen. Die Rechnungen stapeln sich, da wird eben kurzerhand ein Ratenkredit aufgenommen. Die finanzielle Situation wird sich schon wieder entspannen. Bisher haben Sie doch noch alles geschafft.
Beispiel: Corona-Krise Phase 1
„Da gibt es einen neuartigen Virus … irgendwo in China. Der soll gefährlich sein.“ Manch einer denkt sich vielleicht: „Zum Glück ist das weit genug von uns weg! Geht uns ja zum Glück (noch) nichts an.“ Doch asiatisch aussehende Menschen haben es jetzt nicht immer leicht. Berichten zufolge soll es erste Anfeindungen in Deutschland gegeben haben, bevor es überhaupt einen einzigen Krankheitsfall in Deutschland gab.
Insgesamt wird das Thema Corona von den meisten Deutschen weitestgehend ignoriert. Außerdem sei, das scheint die Meinung vieler Menschen zu sein, ein Grippevirus viel schlimmer. Bisher sind mehr Menschen an Grippe als an Corona gestorben. In vielen Köpfen ist der Gedanken: „Alles nur unnötige Panikmache.“
Was Sie in Phase 1 tun können
Nehmen Sie bewusst wahr, was sich bei Ihnen selbst verändert hat: Was machen Sie jetzt anders als vor ein paar Monaten? Wie geht es Ihnen wirklich und wie ist es um Ihre Gesundheit bestellt? Wenn Sie zum Beispiel überfordert sind: Was brauchen Sie gerade? Nehmen Sie sich Zeit für Erholung. Beim Thema Finanzen: Wo können Sie vielleicht jetzt schon etwas einsparen? Wie ließe sich der aktuelle Liquiditätsengpass beseitigen?
Phase 2: Der Wind wird zum Sturm
Die Themen spitzen sich zu. Sie merken, dass es sich wohl doch um etwas ernstere Probleme handeln könnte. Doch Sie sind immer noch sicher: Sie schaffen das! Sie haben schon ganz andere Situationen gemeistert! Ja, es ist eine schwierige Phase, aber Sie lassen sich nicht entmutigen. Vielleicht strengen Sie sich jetzt sogar besonders stark an, machen Überstunden, verzichten auf Freizeitbeschäftigung und lassen Ihre Familie vielleicht öfter allein, als Ihnen lieb ist. Aber Sie sind überzeugt davon: Diese Phase geht vorbei.
Unzufriedenheit macht sich breit und vielleicht Gereiztheit. Sie wundern sich eventuell selbst über Ihre Reaktionen gegenüber Ihren Familienangehörigen oder gegenüber Kolleginnen, Mitarbeitern, Vorgesetzten. Der Wind aus Phase 1 hat sich zum Sturm entwickelt.
Gesundheit
Die gesundheitlichen Beschwerden verschlimmern sich. Vielleicht müssen Sie sogar zum Arzt. Ihnen ist klar, dass Sie kürzertreten sollten, Sie wollen das aber nicht so richtig wahrhaben. Gerade jetzt können Sie doch nicht krank werden. Sie finden mehr als genug Gründe, warum ein Ausfall gerade jetzt auf gar keinen Fall geht. Gesundheit wird auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, wenn es zeitlich und/oder finanziell besser passt. Jetzt krank zu werden ist unmöglich. Für Ruhe und Entspannung nehmen Sie sich keine Zeit, es muss jetzt irgendwie noch gehen.
Finanzen
Ihre Gedanken kreisen ums Geld! Wie sollen Sie bloß all die Rechnungen bezahlen? Sie leihen sich Geld, nehmen Kredite auf, aber irgendwie sind die Kosten und Ausgaben höher als die Einnahmen. Sie schieben die Begleichung der Rechnungen auf. Die ersten Mahnbescheide treffen ein. Erste Verzweiflung macht sich bemerkbar. Sie haben nicht die Kraft, mit Ihren Gläubigern offen über Ihren finanziellen Engpass zu sprechen. Außerdem ist das Thema schambesetzt, Sie wollen doch nicht als Loser dastehen. Sie verdrängen lieber die Probleme, als sie wirklich anzunehmen und Handlungsstrategien zu erarbeiten.
Beispiel: Corona-Krise Phase 2
Schulen werden geschlossen, Großveranstaltungen verboten, die ersten Aufträge storniert. Das tut weh! Aber das ein oder andere funktioniert zum Glück ja noch. Ausgangssperre gibt es in anderen Ländern, zum Glück bei uns noch nicht. Da haben wir ja nochmal Glück gehabt. Scheint also bei uns (noch) nicht so schlimm zu sein.
Vorsorglich werden jedoch schon Vorräte für den Fall der Fälle angelegt. In dieser Phase scheint sich ein gewisses Grundverhalten von Menschen zu verstärken. Die einen werden egoistischer, als Sie es zuvor...