E-Book, Deutsch, Band 6, 332 Seiten
Reihe: Gambio - Der perfekte Tausch
Land Gambio - Der perfekte Tausch
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7578-2583-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Oma Käthe kann's nicht lassen - Das verrückte Testament
E-Book, Deutsch, Band 6, 332 Seiten
Reihe: Gambio - Der perfekte Tausch
ISBN: 978-3-7578-2583-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine Geschichte über Familie, Zusammenhalt, aber auch Sorgen und Nöte - und Oma Käthe, die selbst nach ihrem Tod noch die Strippen zieht. Nach dem Tod der geliebten Oma hoffen Maria und ihre Geschwister auf das Erbe, um ihre finanziellen Sorgen in den Griff zu bekommen. Käthe hat jedoch andere Pläne und stellt ihren Enkeln im Testament die Aufgabe, sich ihren Nachlass zu ertauschen. Schaffen es die drei, ihre Differenzen beizulegen und den letzten Willen ihrer Oma zu erfüllen? Und welche Rolle spielt dabei Käthes alter Freund? Das verrückte Testament - Ein Gemeinschafts-Roman aus der Buchreihe GAMBIO - Der perfekte Tausch von Sina Land, Gerd Schäfer, Ingo M. Ebert, Mia Lena Bestil und Jenny Barbara Altmann.
Autoren/Hrsg.
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Testamentseröffnung Ungläubig starrt Thomas auf das Dokument in seinen Händen. Susanne drängt sich neben ihn und wirft einen kritischen Blick auf den Brief. Nur Maria steht etwas abseits und zittert am ganzen Körper. Thomas verspürt das Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen, um ihr zu sagen, dass alles wieder in Ordnung kommt. Aber das würde ihnen Oma nicht wiederbringen. Maria war immer ihr kleiner Liebling, selbst wenn er sicher ist, dass Käthe ihre Liebe gerecht aufgeteilt hat. Und jetzt stehen sie nach Jahren in einem Raum zusammen, der vor Gefühlen überläuft. „Versteh ich das richtig?“, fragt er den Notar. „Oma veranstaltet für uns eine Schnitzeljagd zu ihrem Erbe? Wir tauschen uns zu einem Schlüssel und der Sieger bekommt alles?“ Der Notar nickt und sieht die Geschwister der Reihe nach an. „Genau das ist es, was Ihre Oma möchte.“ Thomas erträgt diese drückende Trauer nicht länger und verlässt fluchtartig das Zimmer. Außer Sichtweite seiner Schwestern öffnet er den kleinen Umschlag, den der Notar ihm mit ernstem Gesichtsausdruck übergeben hat. Ein gelbes Los segelt auf den Boden. Verwirrt bückt er sich nach dem Papierschnipsel. Was will Oma ihm damit sagen? Er dreht den Zettel, faltet ihn zusammen und wieder auf. Ständig prangt ihm die gleiche Nachricht entgegen. Er stopft das Papierstück in seine Jackentasche und sieht sich in alle Richtungen um. Planlos läuft er los. Kurz darauf bleibt er stehen und entscheidet sich doch für einen anderen Weg. Der Weihnachtsmarkt kommt in Sicht und er kapiert auf einmal, wo sie ihn hin lotst. Mit klopfendem Herzen beschleunigt er seine Schritte und rennt auf die in die Jahre gekommene Losbude zu. Er reicht dem Verkäufer das Los. Dieser nickt und lächelt wissend. Er tritt an die Preise heran und greift zielsicher nach einem kleinen Taschenmesser mit hölzernem Griff. Das ist es! Mit einem Grinsen im Gesicht nimmt er das Messer entgegen, weiß, welchen Weg er einzuschlagen hat. Er war oft genug in der Hütte am See und hat mit Herrn Lindner geschnitzt. Um dorthin zu gelangen, führt ihn sein Weg aus der Stadt hinaus. Auf halber Strecke erblickt er Maria. Eilig huscht er zwischen zwei Häuser und wartet, bis sie an ihm vorbeigegangen ist. Bei Susanne schafft er es leider nicht, ihr auszuweichen. Zu seinem Glück registriert sie ihn aber nicht. Zu intensiv ist sie mit dem kleinen Gegenstand in ihrer Hand beschäftigt. Er lässt die Häuser hinter sich und joggt den schmalen Pfad zur Hütte entlang. Als er dort ankommt, lächelt ihn Herr Lindner milde an. „Thomas, schön dich zu sehen. Wie ist es dir die letzten Jahre ergangen?“ „Für diese Frage habe ich gerade keine Zeit. Was haben Sie für mich?“, platzt es aus Thomas heraus. Das Lächeln des alten Mannes fällt in sich zusammen. „Wo ist nur deine Freundlichkeit geblieben? Käthe würde den Kopf über dein Verhalten schütteln“, sagt er mit Bitterkeit in der Stimme. „Sie ist tot“, patzt ihn Thomas an. Er würde gern mehr Worte über seine Lippen bringen. Wie intensiv es ihn schmerzt, seine Oma verloren zu haben, doch mehr als einen gesenkten Kopf, weil er sich für seine Grobheit schämt, schafft er nicht. Oder, wie extrem er es vermisst, die Nachmittage mit ihm, Herrn Lindner, am See zu verbringen, kleine Holzfiguren zu schnitzen und im einträchtigen Schweigen die Zeit zu genießen. Doch nicht eines dieser Worte findet den Weg aus seinem Mund. Er hält seine Emotionen zurück, die ihn beständig weiter an seine Grenzen bringen. Er will weinen, schreien, um sich schlagen. Er will keine dämliche Schatzsuche. Er will Käthe zurück. Seine Oma, die immer die richtigen Worte auf den Lippen hatte, wenn Thomas sie mal wieder nicht fand. Sein Kinn bebt und in den Augen verspürt er den verräterischen Druck der Trauer. Oma hätte ihn jetzt wortlos in den Arm genommen, seine Gedanken und Gefühle zielsicher erraten. Herr Lindner betrachtet ihn stumm, danach schlurft er in die Hütte. Thomas hört ihn rumoren, dann tritt er wieder aus der Tür. „Hier“, sagt er und reicht ihm ein Päckchen mit Kressesamen. „Viel Glück!“ Mit diesen Worten schlappt Herr Lindner davon. Ja, er hätte freundlicher sein können. Mit Herrn Lindner hat er einige Sommer am See verbracht. Oma Käthe hat mit Maria Kekse gebacken und Susanne war singend um den Gartentisch herum gesprungen. Nur Thomas blieb übrig, hatte oft das Gefühl, unsichtbar zu sein. Als Opa noch lebte, saßen sie zu dritt am See und angelten mit selbstgeschnitzten Angelruten. Glückliche Erinnerungen fluten Thomas und er nimmt sich vor, den Mann in Ruhe zu besuchen, sobald diese Tauschjagd ein Ende hat. Ein sanftes Lächeln legt sich auf seine Lippen, als er mit schnellen Schritten Omas Haus ansteuert. Er läuft die Abkürzung entlang, die er schon als Kind immer nutzte. Weder Susanne noch Maria kennen diesen Geheimweg. Thomas schleicht durch den Garten, hin zum Gewächshaus. Im Frühling hat er zusammen mit Oma Käthe kleine Samen in die Erde gedrückt. Jeden Tag gießen, den Wachstumsstand verfolgen und Oma dabei zusehen, wie sie friedlich summend die Pflanzen pflegt. Diese Jahreszeit gehörte ihm. Susanne und Maria hatten kein großes Interesse an der Aufzucht von Tomaten, Kresse, Salaten und anderem Gemüse. Doch wenn die Frühjahrszeit sich dem Ende neigte, dann fühlte er, dass die Zeit mit seiner Oma für dieses Jahr vorüber war. Es sind gleichermaßen freudvolle wie traurige Erinnerungen. Oma hat ihn immer dazu angeschubst, mit ihnen gemeinsam zu backen, Marmelade einzukochen, mit den Geschwistern durch den Garten zu toben. Doch das passte nicht zu ihm. Stattdessen verbrachte er die Zeit in der Hütte am See zusammen mit Herrn Lindner. Andächtig betritt er das Gewächshaus. Seine Finger streichen über die alten Pflanzkübel und das braune Regal. Er nimmt eine Handvoll Erde und lässt sie langsam aus der Hand rieseln. Für einen Moment hält er die Luft an. Dort sieht nichts mehr so aus, wie es Thomas in Erinnerung hat. Egal was passieren wird, er nimmt sich vor, hierher zurückzukommen und es so herzurichten, dass es Oma gefallen würde. Mit suchendem Blick mustert er seine Umgebung. Ein kleines Detail springt ihm dabei ins Auge. Ein blauer Blumentopf sticht von den Rotbraunen ab. Er hebt ihn an und schaut auf einen kitschigen Weihnachtsmann mit seinem Schlitten, daneben liegt ein Fünfmarkstück. Was das bedeutet, ist ihm sofort klar. Oma möchte, dass er mit Josef zusammen den Tannenbaum aus dem Wald holt und ihn, wie jedes Jahr, in den Kindergarten bringt. Aber den Weg spart er sich. Stattdessen läuft er direkt zum Ziel – die Kindertagesstätte. Eine andere Lösung gibt es in seinen Augen nicht. Hektisch sieht er sich um, als er das kleine Gartentor passiert. Weit entfernt können seine Schwestern nicht sein. Kaum hat er das Gelände betreten, erspäht er Maria, die mit gesenktem Kopf durch die Eingangstür der Kita tritt. Hinter ihm hört er Susanne heraneilen. Sofort packt ihn der Ehrgeiz. Er will das Erbe! Die beiden Älteren schieben sich zusammen durch den Eingang, schubsen ihre kleine Schwester beiseite und sprinten zum Weihnachtsbaum. Oben auf dem Christbaum thront, was sie suchen! Petrus mit seinem Schlüssel. Susanne ist schneller und hat die Figur schon in ihren Händen, als Thomas ebenfalls danach greift. Sie rangeln, ignorieren den schimpfenden Josef, der eine Christbaumkugel in die Höhe hält. Scheppernd fällt der Schatz zu Boden und zerspringt in unzählige Einzelteile. Thomas schnappt nach Luft, braucht ein wenig, um zu registrieren, was passiert ist. Dann sieht er zu, wie Maria aus dem Scherbenhaufen einen Zettel hervorzieht. Missmutig stellt er sich neben sie und liest über ihre Schulter hinweg die Nachricht ihrer Oma. „Den Schlüssel zum Glück findet ihr einzig und allein in euren Herzen, und da Liebe bekanntlich durch den Magen geht, verrate ich euch das geheime Rezept meiner Haferkekse. Backt sie und erinnert euch zurück an die Zeit, als die Welt noch voller Wunder war. Ich hab euch lieb! Eure Oma Käthe“ Ungläubig schnauft Thomas. Ist das die Wahrheit? Das verrückte Testament schickt sie auf eine Schnitzeljagd inklusive Gefühlsachterbahn und tiefgreifenden Erinnerungen. Und alles nur weil Käthe möchte, dass er mit seinen Schwestern Kekse backt? Omas Haferkekse. Selbst wenn sie ihm stets schmeckten, ist das kein Grund, so einen Affenzirkus zu veranstalten. Wütend und enttäuscht dampft Thomas davon und lässt seine Geschwister zurück. Draußen saugt er gierig die kalte Luft in seine Lungen. „Kannst du das glauben?“ Susanne stellt sich neben ihn und sieht genauso erbost aus, wie er sich fühlt. „Oma hat schon immer gern ihren Schabernack mit uns getrieben.“ Kaum hat er seinen Satz ausgesprochen, da gesellt sich Maria zu ihnen. Sie sieht mitgenommen aus. Nachdenklich hält sie den kleinen Zettel fest umklammert in ihrer Hand. Eine...