E-Book, Deutsch, Band 3, 160 Seiten
Lambertus Die 3. Mission der tollkühnen Bücher
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7641-9314-0
Verlag: Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 3, 160 Seiten
Reihe: Die Mission der tollkühnen Bücher
ISBN: 978-3-7641-9314-0
Verlag: Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein neues Abenteuer mit den tapfer-lustigen Buchagenten und vielen bunten Illustationen für Leserinnen und Leser ab 8 Jahren Auf der Lesung von Arthurs Lieblingsautorin Fiona Feder bemerken die drei Buchagenten Hedy, Paulchen und Reginald etwas sehr Beunruhigendes: Die Autorin scheint ihre Fantasie verloren zu haben und wird von einem seltsamen Wesen umschwirrt. Und das ist nicht die einzige schlechte Nachricht! In den Buchlanden scheint die Quelle der Inspiration versiegt zu sein. Ob sich da ein Zusammenhang findet? Die fünf Buchagenten mit und ohne Einband machen sich auf die gefährliche Reise durch die Buchlande und stoßen dabei auf allerlei unschöne Gerüchte ... Eine neue herrlich-verrückte Geschichte rund um die lebendigen Bücher - mit fantastischen, farbigen Illustrationen und Buchagententest!
Hendrik Lambertus wurde 1979 in Hannover geboren. Er studierte deutsche, skandinavische und indische Literatur in Tübingen und war dort während seiner Promotion als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Danach machte er seine Liebe für das Schreiben zum Beruf und gründete seine eigene Schreibwerkstatt, die 'Satzweberei'. Als Autor erschafft er besonders gerne bunte Phantasiewelten, in die er alte Motive aus Märchen, Sagen und Mythen einfließen lässt. Mit seiner Frau und seinen vier Kindern lebt er in der Nähe von Bremen.
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»Nun ja«, erwiderte Agent 80. »Ein Gentleman auf Weltreise muss eben auch auf seinen Stil achten. Oder gefällt euch mein Ballon etwa nicht? Das ist mein eigener Entwurf!« Von allen Seiten kamen Buchagentinnen und Buchagenten aus den Regalen gehüpft, um das Luftgefährt näher zu bestaunen. »Ja, er ist sehr schön«, seufzte Dina. »Aber das direkte Gegenteil von unauffällig! Denk an Regel Nummer 2 des Codex: Menschen dürfen uns nicht sehen – wo immer wir auch schleichen und stehen. Und du bist eben mit diesem riesigen Ding quer über die Stadt geflogen!« »Ach was.« Agent 80 machte eine wegwerfende Handbewegung. »Als wenn die Menschen auf so etwas achten würden … Die denken doch höchstens, das wäre eine Werbe-Aktion.« Dina verschränkte die Arme vor dem Buchrücken, verzichtete aber auf einen weiteren Tadel. »Hoffen wir das Beste. Also, Agent 80 – wie war deine Erkundungsreise durch die Buchlande? Ich erwarte einen umfassenden Bericht.« Agent 80, der gerade damit hatte anfangen wollen, den anderen ausführlich seinen Ballon zu erklären, straffte sich. »Richtig, da war ja noch etwas. Mein Bericht.« Er räusperte sich. »Also, das Wichtigste zuerst: Ich habe Buchvater gesehen! Hermes Trismegistos in höchsteigener Person.« »Wirklich?« Die Buchagentin Heidi machte große Augen. »Das ist nur wenigen vergönnt«, seufzte der Buchagent Faust I. »Ich würde sogar sagen: nur sehr wenigen vergönnt«, verbesserte ihn sein Bruder Faust II. Der Buchvater Hermes Trismegistos war jener große Buchzauberer, der die Buchagenten einst erschaffen hatte. Doch er mischte sich nur noch selten in ihre Unternehmungen ein. »Und?«, hakte Agent Tom Sawyer ungeduldig nach. »Was hat er gesagt? Was hat er getan?« Bislang hatte Agent 80 die volle Aufmerksamkeit sichtlich genossen, die heute auf ihm lag. Doch nun sah er so gequält aus, als hätte er sich am liebsten in seinem Zylinder verkrochen. »Das … ist leider nicht so gut gelaufen. Ich wollte mit ihm sprechen. Aber ich habe es nicht geschafft. Es tut mir leid.« Fragende Buchagenten-Augen starrten ihn von allen Seiten an. »Details, bitte!«, forderte Dina ihn auf. Agent 80 nickte. »Am besten beginne ich am Beginn. Ich bin mit meinem wunderbaren Heißluftballon über die Buchlande geflogen, den ich übrigens selbst entworfen …« »Das sagtest du schon!«, rief Eulenspiegel dazwischen. »Ja, ja. Also, ich fliege so über die Buchlande, genauer gesagt über den Zeichenwald – da sehe ich plötzlich unter mir eine Lichtung voller herrlicher, bunter Buchstablumen, ganz nahe am Ufer des Schreibflusses. Und mitten auf der Lichtung erhebt sich ein großer Felsen. Davor steht eine schlaksige Gestalt und schreibt etwas darauf.« »Buchvater?«, fragte Alice hoffnungsvoll. »Ja«, bestätigte Agent 80 stolz. »Er war es selbst und in höchsteigener Person. Ich rufe also zu ihm hinunter und wünsche ihm einen wunderschönen guten Morgen. Da zuckt er zusammen, als hätte ich ihn beim Bücherklauen ertappt! Sein Blick wandert hoch, er entdeckt meinen grandiosen, selbst entworfenen Ballon – und verschwindet einfach so im Wald wie ein aufgescheuchtes Reh. Ich habe ihm noch hinterhergerufen, aber er hat sich nicht umgedreht.« »Eigentümlich«, bemerkte Faust I. »Ich würde sogar sagen: eigenartig«, stimmte Faust II zu. »Nicht wahr?« Agent 80 breitete hilflos die Ärmchen aus. »Es sah fast so aus, als hätte er etwas zu verbergen. Ich habe dann den Anker geworfen und bin auf der Lichtung gelandet. Doch von Buchvater war keine Spur mehr zu sehen.« »Und der Felsen?«, bohrte Tabula Smaragdina nach. »Du sagtest, er hätte etwas daraufgeschrieben?« »In der Tat!«, bestätigte Agent 80. »Auf dem Felsen war eine Inschrift zu lesen, frisch aufgetragen in golden schimmernder Tinte. Sie lautet: BUCHHEIT MACHT.« »Aha«, sagte Don Quichote, der Ritter-Agent, und kratzte sich mit der Lanze. »Und was macht die Buchheit so?« »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was das bedeuten soll«, erwiderte Agent 80. »Und Hermes Trismegistos konnte ich nicht fragen, weil er ja vor mir davongelaufen ist. Nicht einmal für einen kleinen Plausch unter Gentlemen ist er geblieben.« Er wirkte gleichermaßen verwirrt und gekränkt. »Dabei hat Buchvater sonst immer so gerne mit uns gesprochen«, überlegte Ilias, ein uralter Buchagent. »Wir sind doch seine Kinder!«, ergänzte die Agentin Heidi unglücklich. Ratloses Gemurmel kam in den Regalreihen auf, während Tabula Smaragdina sich nachdenklich die Nase rieb. Plötzlich löste sich eine Gestalt aus den Schatten der hintersten Regalreihen und trat langsam in die Mitte des Raumes. Es war ein alter, in Leder gebundener Buchagent mit einem prächtigen Backenbart, der sich auf einen Knotenstock stützte. Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm stand in silbernen Buchstaben auf seinem Einband. »Tabula Smaragdina«, krächzte der alte Grimm. »Du hast doch vor Kurzem erst mit Buchvater gesprochen, nicht wahr? Ich meine damals, nachdem unsere Jung-Agenten die Feder des Thot gerettet hatten. Hat er da irgendetwas gesagt, das sein seltsames Verhalten erklären könnte?« Alle Buchagentinnen und Buchagenten hörten gespannt zu. Dina ging unterdessen unruhig vor der Buchkontrollanlage auf und ab. »Ja, ich habe mit Buchvater gesprochen«, erklärte sie. »Er wirkte besorgt und sprach von einer Bedrohung für die Buchheit, wegen der wir schon bald eine Expedition ausrüsten sollten. Aber leider ist er nicht damit herausgerückt, um was für eine Bedrohung es genau geht!« »Und weiter?«, hakte der alte Grimm nach. »Weiter ist nichts zu berichten. Er wollte sich wegen der Expedition demnächst noch einmal bei mir melden. Ich habe ja auch schon unseren Jung-Agenten davon erzählt. Aber seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.« »Mysteriös«, fasste Agentin Alice zusammen. »Wenn Buchvater meint, dass diese Sache geheim bleiben muss«, überlegte der alte Grimm, »dann wird er sich schon etwas dabei denken. Vielleicht erklärt das auch sein merkwürdiges Verhalten auf der Lichtung im Zeichenwald.« »Vielleicht steckt er aber auch in Schwierigkeiten!«, warf Agent Eulenspiegel keck ein. Wieder kam besorgtes Gemurmel in den Regalreihen auf. Diesmal unterbrach Dina es gleich: »Ruhe bitte! Ich nehme an, es kann nicht schaden, wenn wir ein paar Nachforschungen anstellen. Das ist eine würdige Aufgabe für unsere Jungagenten, die sich in der letzten Zeit gleich mehrmals auf Expeditionen in den Buchlanden bewährt haben.« »Ah ja«, machte Agent 80. »Von denen habe ich schon gehört und würde sie zu gerne einmal kennenlernen. Vor allem ihre geheimnisvollen Begleiter ohne Einband …« Er räusperte sich. »Manche behaupten ja, es gäbe keine Buchagentinnen und Buchagenten, die nicht selber Bücher sind.« »Wer behauptet das?«, fragte der Agent Robinson Crusoe empört. Doch Agent 80 zuckte nur mit den Schultern. »Das erzählt man sich in den Buchlanden. Was die Leute so reden …« »Dann reden die Leute gehörigen Unsinn«, kommentierte Tabula Smaragdina. Sie hob die Stimme. »Hedy, Paulchen und Reginald – antreten zur Missionsbesprechung!« Erwartungsvoll schauten alle Buchagentinnen und Buchagenten aus ihren Regalen. Doch keine Gestalten kamen hervorgetrippelt, um stolz ihren Auftrag in Empfang zu nehmen. »Was treiben diese jungen Tunichtgute denn schon wieder?«, schnarrte Agent Dracula. »Ach, stimmt ja!«, rief der Buchagent Leo Lesedrache und klatschte sich mit der Hand gegen den Einband. »Die sind doch heute privat unterwegs – zusammen mit meinen Menschen!« Leo war ein Kinderbuch zum Lesenlernen und gehörte den Menschenkindern, mit denen zusammen die drei Jung-Agenten ihre ersten Abenteuer erlebt hatten. »Dann besprechen wir den Erkundungsauftrag eben, sobald sie wieder zurück sind«, entschied Tabula Smaragdina. »Auf ein paar Stunden kommt es nicht an. Und vermutlich ist das ohnehin eine reine Vorsichtsmaßnahme und es steckt gar nichts weiter dahinter.« Doch ihr entging nicht, dass die...