Lambert | Ich – Du – Wir | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 86, 122 Seiten, Format (B × H): 110 mm x 190 mm

Reihe: Ignatianische Impulse

Lambert Ich – Du – Wir

Beziehung leben
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-429-06485-3
Verlag: Echter
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Beziehung leben

E-Book, Deutsch, Band 86, 122 Seiten, Format (B × H): 110 mm x 190 mm

Reihe: Ignatianische Impulse

ISBN: 978-3-429-06485-3
Verlag: Echter
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Lüge, Hass und Gewalt – fast täglich hören wir diese Worte im Fernsehen oder lesen sie in Zeitungen. Diese Begriffe stammen nicht nur aus einem Moralkodex, sondern kennzeichnen das Zusammenleben der Menschen weltweit und von Anfang an.
Wie kann man damit umgehen? Wie lässt sich das „Ich“ und „Du“ im Zusammenspiel als ein „Wir“ leben? Hinweise dazu gibt ein Meister der Kommunikation, Ignatius von Loyola (1491-1556). Seine zentrale Botschaft - „Die Liebe besteht im Kommunizieren von beiden Seiten“ – dies gilt für persönliche Begegnungen wie für gesellschaftliche Situationen; ebenso für die Beziehung zu sich selber und zu Gott.

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2. Werden auf dem Weg Ritterlich – noch eine Tugend? Lebensträume Kommunikation ist wesentlich davon mitbestimmt, in welcher Zeit und Kultur jemand lebt; welche Lebensgeschichte, welchen Charakter ein Mensch hat; welche Ausbildung ihm zuteilwurde, welche sozialen Rollen er spielt, welche Vorbilder für ihn wichtig sind und welche Ideale ihn faszinieren und leiten. Wenn man auf die Lieblingslektüre von Ignatius schaut, dann sind dies nach seinem Zeugnis Ritterromane mit all ihren Heldentaten, Kämpfen und Liebesabenteuern. Was ist ritterlich? Zunächst waren Ritter einfach bewaffnete und gepanzerte Kämpfer, selber adliger Abstammung und Vasall eines Herrn. Im 12. Jahrhundert verschmolzen kriegerische und kirchliche Ideale in der Gestalt des Ritters. Als Rittertugenden galten Mäßigung, Beständigkeit, Aufrichtigkeit, Selbstbewusstsein, Milde gegenüber dem Feind, Besonnenheit, höfische Manieren sowie Demut, Schutz von Witwen und Waisen, Kampfesmut, Tapferkeit, Gehorsam, Treue seinem Herrn gegenüber. Sicher waren diese Tugenden und Ideale bedeutsam. Doch schreibt der Theologe und Humanist Petrus von Blois im ausgehenden 12. Jahrhundert: »Sobald sie mit dem Rittergürtel geschmückt sind, plündern und berauben sie die Diener Christi und unterdrücken erbarmungslos die Armen. Sie geben sich dem Nichtstun und der Trunkenheit hin, sie schänden den Namen und die Pflichten des Rittertums.«2 Und Ignatius? Man wird sagen müssen, dass sein Seelenleben und seine Ausbildungszeit bei Hof ihn mit manchem Edlen und manchen Idealen geprägt hat, dass er aber auch ein Leben führte, das vorrangig das Ideal im Helden sah. Aus adligem, ritterlichem Geschlecht zu sein, das bedeutete einiges für das Selbstbewusstsein, die Lebensführung und die Träume des Inigo de Loyola. Für ihn, so sagt er im ersten Satz seines Rückblicks auf seinen Weg, hieß Leben, ganz vorne zu sein: »Bis zum Alter von sechsundzwanzig Jahren war er ein den Eitelkeiten der Welt hingegebener Mensch und vergnügte sich im großen und eitlen Wunsch, Ehre zu erlangen, hauptsächlich an Waffenübungen« (PB 1). Also: Turniere gewinnen und damit gleichzeitig die Herzen von edlen Damen des Hofes, das war es. Ziemlich frei im Umgang mit Frauen sei er gewesen und nicht zimperlich mit Leuten, die sich ihm in den Weg stellten. Als ihm auf seinem Pferd reitend in einer engen Gasse Leute entgegenkamen, hätten nur seine Begleiter ihn abgehalten, sich nicht mit dem Degen freie Bahn zu schaffen. Wegen »enormer Vergehen« ist er einmal verurteilt worden. Umkehr – der Schuss ins Knie Höhepunkt und zugleich Umkehrstation seiner ritterlich-kämpferisch-heldischen Vorstellung von sich selber war der Pfingstmontag, der 20. Mai 1521, bei der Verteidigung der Feste Pamplona: »Als er sich in einer Festung befand, die von den Franzosen angegriffen wurde, und alle der Meinung waren, sie sollten sich ergeben, weil sie deutlich sahen, dass sie sich nicht verteidigen konnten, trug er dem Festungskommandanten so viele Gründe vor, dass er ihn schließlich von der Verteidigung überzeugte, wenn auch gegen die Ansicht aller Ritter, denen er mit seinem Mut und seiner Tapferkeit Hoffnung gab« (PB 1). Nach mehrstündiger Beschießung traf Ignatius eine Kugel an beiden Beinen. »Als er hinstürzte, ergab sich die Besatzung der Festung den Franzosen …«, so bemerkt der 62-jährige Ignatius lapidar. Freilich, mit dem Bruch des Beines und dem Zusammenbruch seiner ritterlichen Karriereträume kam auch ein neuer Aufbruch in sein Leben. Weil die Schlossbibliothek keinen seiner geliebten Ritterromane hatte, las er Heiligenlegenden und ein Buch vom »Leben Christi«. Langsam und Schritt für Schritt wuchs da eine neue Vorstellung von Leben in ihm. Sie betraf sowohl seine inneren Haltungen wie auch sein äußeres Verhalten. Lektüre ist für nicht wenige Menschen nicht nur Unterhaltung, sondern kann lebenswandelnde Kräfte aktivieren. Äußerlich war dies bei Ignatius daran wahrnehmbar, als er mit dem Beichtvater auf dem Montserrat vereinbarte, dass er »Schwert und Dolch in der Kirche am Altar Unserer Lieben Frau aufhängen werde« (PB 14). Auch seine Kleidung wechselte er. Dies war ein Ausdruck dafür, dass er beschlossen hatte, »sich mit den Waffen Christi zu bekleiden« (PB 17). Der Epheserbrief gibt vom Gemeinten eine Vorstellung: »Legt die Rüstung Gottes an, damit ihr am Tag des Unheils standhalten, alles vollbringen und den Kampf bestehen könnt. Seid also standhaft: Gürtet euch mit Wahrheit, zieht als Panzer die Gerechtigkeit an und als Schuhe die Bereitschaft, für das Evangelium vom Frieden zu kämpfen« (Eph 6,13–18). – Für Ignatius war Christus der starke und zugleich der »sanfte Herr«, wie er öfters schreibt (vgl. EB 94, EB 124, EB 275, EB 277, EB 291). »Ihm nach!« wollte er leben. Auf dem Weg seiner Nachfolge wurde er selber »besänftigt«. Auf dem Weg mit dem sanften Herrn Das Wandlungsgeschehen in ihm zeigt sich in seiner Wahrnehmung Jesu Christi. Er ist der Herr, der alle und jeden Einzelnen zum Kampf für das Evangelium ruft und nicht einen Einberufungsbefehl erlässt, sondern um Nachfolge bittet. Er sieht ihn »freigebig und menschlich« (EB 94), als Kommandant, der nicht bloß kommandiert; Christus wird und ist für Ignatius »der sanfte Herr«. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Zeugnissen im Exerzitienbuch: In der Szene der Berufung heißt es, dass von Christus die »Apostel von ungebildetem und niedrigem Stand so sanft berufen wurden« (EB 275), Ignatius lädt den Meditierenden ein, »mit dem Geruch und mit dem Geschmack [zu] riechen und [zu] schmecken die unendliche Sanftheit und Süße der Gottheit« (EB 124); eine Szene der Gefangennahme Jesu fasst er in die Worte: »Der hl. Petrus verwundete einen Knecht des Hohenpriesters. Der sanfte Herr aber sagte zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Platz, und heilte die Wunde des Knechts« (EB 291). Den wohl erstaunlichsten Gebrauch des Wörtchens »sanft« bezeugt jene Szene, bei der Jesus sich eigentlich am zornigsten zeigt: Die Vertreibung der Händler aus dem Tempel formuliert Ignatius mit den Worten: »Zu den Armen, die Tauben verkauften, sagte er mild: Entfernt diese Dinge von hier und macht nicht mein Haus zu einem Kaufhaus« (EB 277). Arm und mild fügt Ignatius in den Text ein. Gleich danach folgt noch die Betrachtung der Seligpreisungen: »Selig die Sanftmütigen.« Von einem solchen sanften Herrn ließ Ignatius sich wandeln und seine Charakterecken abrunden und reifen. In den Exerzitien lädt Ignatius ein, sich durch die betrachtende Meditation Jesu verwandeln zu lassen. Dies kann heißen, sanfter oder mutiger, höflicher, ritterlich-schützender, konfrontierender, bescheidener, großzügiger zu werden im Blick auf den so »menschlichen König«, der der »wahre Hauptmann« ist, der das wahre Leben zeigt (EB 139). Höflichkeit bei Hof und anderswo Der Mann von Welt und die Höflichkeit Eine kleine Vorgeschichte zum Thema Höflichkeit: Mit vier Gepäckstücken bepackt, zwänge ich mich in die S7 in München. Ich stehe angelehnt an eine der Stangen. Nach ein paar Sekunden steht eine junge Frau, ca. 20 Jahre alt, auf und bietet mir den Platz an. Dankend nehme ich ihn an. Als sie in Richtung Ausgang geht, denke ich, dass sie bald aussteigen wird. Nein, nach der zweiten Station steht sie immer noch da. Oh! Ich stehe auf, gehe zu ihr und sage: »Das vorher war sehr höflich von Ihnen. Ich fahre in Urlaub und beginne gerade, ein Büchlein zu schreiben mit einem Kapitel über Höflichkeit, da werde ich von unserer Begegnung schreiben.« – Inzwischen ist ein Platz neben mir frei geworden, ich biete ihn der jungen Frau an. Im Gespräch sagt sie, sie sei Russin, arbeite für ein Jahr in einem sozialen Einsatz in Deutschland, lerne die Sprache, wolle etwas von der Welt sehen und gehe dann wieder zurück nach Russland. Und sie sagte dann noch, sie helfe gerne andern. Ein ziemlich gutes Erlebnis in Sachen Aufmerksamkeit und Höflichkeit. Wenn man die Hinweise zur Kommunikation von Ignatius verstehen will, dann gilt es immer zu sehen, dass er, wie man so sagt »ein Mann von Welt« bzw. ein Höfling war. Unser Wort Höflichkeit ist vom Benehmen bei Hof hergeleitet. Jeder, der bei Hof war, musste natürlich die dortigen Sitten, Beziehungen, Spiel- und Benimmregeln, die Sprachwelt usw. beherrschen lernen. In der Zeit des aufsteigenden Bürgertums gehörte es zum wachsenden Selbstbewusstsein der Bürger, dass sie sich manches vom Hof abschauten und in ihr Verhalten aufnahmen. In den Briefen von Ignatius findet sich eine ganze Reihe Äußerungen für seine Mitbrüder. Einmal spricht er ausdrücklich vom Höfling als Vorbild für die jungen Mitbrüder: »Findet Euch nicht damit ab, dass Euch die Kinder dieser Welt übertreffen, indem sie die zeitlichen Dinge mit mehr Sorgfalt und Eifer suchen als Ihr die ewigen. Seid beschämt, dass sie mit mehr Bereitwilligkeit zum Tod laufen als Ihr zum Leben. Haltet Euch für wenig wert, wenn ein Höfling mit mehr Wachsamkeit dient, um die Gnade eines irdischen Fürsten zu haben, als Ihr für die des himmlischen …« (BU 141). Höflich, aber nicht schmeichlerisch Eine von vielen Anfragen zur Kommunikation lautet: »Wenn man mit Personen von außerhalb und einigen von der Gesellschaft umgeht: Soll man ihnen Worte sagen, die ihnen als Höflichkeit erscheinen, oder soll man sich eher vor einer Schmeichelei hüten?« (BU 348). Polanco, der Sekretär von Ignatius, schreibt, Ignatius habe dazu eine für ihn bemerkenswerte Sache gesagt, nämlich: »so könnte sich einer den Neigungen dessen, mit dem er umgeht, anpassen, indem er sich im Herrn an alles anpasst und am Schluss bei dem Gut herausgeht, für das er sich müht« (BU...


Willi Lambert SJ, Dr. theol., geboren 1944, arbeitet als geistlicher Begleiter und in der Aus- und Fortbildung von Exerzitienbegleitern; seit September 2013 im Exerzitienhaus Hoheneichen-Dresden.



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