E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
Lamb Es ist keine Illusion
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-8799-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Digital Edition
E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-8799-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Venedig könnte so herrlich sein! Hand in Hand mit der bezaubernden Journalistin Deborah will der Millionär Matthew Tyrell durch die Gassen der Altstadt schlendern. Aber der Ausflug wird bald zum Wettrennen, als sie von Paparazzi verfolgt werden. Steckt Deborah womöglich selbst dahinter?
Die britische Autorin Charlotte Lamb begeisterte zahlreiche Fans, ihr richtiger Name war Sheila Holland. Ebenfalls veröffentlichte sie Romane unter den Pseudonymen Sheila Coates, Sheila Lancaster, Victoria Woolf, Laura Hardy sowie unter ihrem richtigen Namen. Insgesamt schrieb sie über 160 Romane, und zwar hauptsächlich Romances, romantische Thriller sowie historische Romane. Weltweit wurden über 200 Millionen Bücher von Charlotte Lamb verkauft. Nachdem Charlotte Lamb mit 16 Jahren die Klosterschule verließ, begann sie bei der Bank of England zu arbeiten. Ihre Mittagspausen verbrachte sie in der großen Bibliothek der Bank, sie las alles und bildete sich weiter. Als sie bei der BBC als Sekretärin arbeitete, lernte sie ihren späteren Mann Richard Holland kennen, er war politischer Berichterstatter. Durch ihren Mann kam sie zum Schreiben. Da sie gern Liebesromane las, schlug er ihr zu Beginn der 1970er Jahre vor, doch selbst einen Liebesroman zu schreiben. Umgeben von drei lebhaften Kindern schrieb Charlotte Lamb ihren ersten kurzen Roman innerhalb von drei Tagen. Obwohl sie bald fünf Kinder hatte, verfasste sie weitere Manuskripte, im Jahr 1973 schließlich konnte sie ihren Liebesroman an den Verlag Mills & Boon verkaufen.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL
Es dämmerte schon, als Deborah aus dem Hotel trat. Der Portier eilte herbei, um ihr die Tür offen zu halten, und er bedachte sie dabei mit diesem schmeichelnden Lächeln, das die Männer der südlichen Länder jeder Frau, ob jung oder alt, zukommen lassen.
„Sie wissen, dass das Dinner ab acht Uhr eingenommen werden kann, Miss?“ Sein Englisch hatte einen leichten amerikanischen Akzent, aber er sprach es fließend.
„Oh nein“, antwortete Deborah. Sie war sehr hungrig, weil sie im Flugzeug das in Plastik verpackte Essen zurückgewiesen hatte. Seit dem leichten Frühstück zu Hause in London hatte sie noch nichts gegessen, und das war schon viele Stunden her.
Zu viele andere Dinge waren ihr durch den Kopf gegangen. Ihr Kummer war wie ein Schmerz, der keine anderen Gedanken zuließ und nicht von ihr wich. Wie blind war sie über Frankreich und Italien hinweggeflogen und hatte von ihrer Umgebung nichts wahrgenommen. Ihr Schmerz hatte sie wie ein unsichtbarer Begleiter keinen Augenblick verlassen, er beherrschte ihr ganzes Denken und Fühlen.
Die körperliche Müdigkeit hatte ihren Schmerz noch verstärkt, jetzt taten ihr sogar alle Glieder weh. Sie hatte zu lange im Flugzeug still sitzen müssen, der Redestrom der Passagiere und die Unruhe hatten sie halb wahnsinnig gemacht. Sie sehnte sich danach, eine Weile allein zu sein und so rasch auszuschreiten, als könnte sie dadurch ihre trostlose Stimmung abschütteln.
Das Hotel lag an einem der Seitenkanäle, an dem eine schmale Gasse entlangführte, die verlassen vor ihr lag. Die rückwärtige Front der Häuser spiegelte sich in dem schwarzen öligen Wasser. Weiter entfernt überspannte eine Brücke die Gasse. Dahinter konnte Deborah nur noch schwache Umrisse wahrnehmen, denn der abendliche Nebel stieg von der Lagune auf und verhüllte die Sicht.
Deborah wurde ein wenig unheimlich zumute. Sie blieb stehen und horchte in die Stille, die ebenso bedrückend war wie ihre Stimmung.
Das Hotel in ihrem Rücken war erleuchtet. Als sie sich umdrehte, konnte sie undeutlich die Gestalt des Portiers hinter der Glastür erkennen. Er schien ihr nachzusehen und zu überlegen, ob er ihr irgendwelche Hinweise geben sollte, aber Deborah schritt weiter, ehe er sich in Bewegung setzen konnte.
Auf der kleinen Brücke blieb sie stehen und starrte ins Wasser. Es roch dumpfig, genauso wie die Themse an feuchtkalten Tagen. Manchmal waren sie und Robert am Themseufer entlanggeschlendert, wenn es noch zu früh war, um ins Theater oder zu einer Show zu gehen, und hatten beobachtet, wie sich die viktorianischen Laternen im Fluss spiegelten.
Sie hatten eigentlich immer gelacht, erinnerte sich Deborah. Robert brachte sie stets zum Lachen, und sie hatte nie damit gerechnet, dass er ihr eines Tages mehr wehtun würde, als sie ertragen konnte. Vielleicht war es gut, dass man nicht in die Zukunft schauen konnte. Dabei hatte er sie über seinen Charakter nie im Unklaren gelassen. „Nimm mich nur nicht zu ernst“, sagte er von Zeit zu Zeit, aber er sagte es lachend, und es klang so unbeschwert, dass sie seine Warnung nicht ernst nahm. Sie hatte sich bedenkenlos in ihn verliebt und die Anzeichen, die sie hätte warnen sollen, ignoriert. Robert war überaus charmant, er wollte jeden Menschen für sich gewinnen, ohne die Folgen zu bedenken, und sein betörendes Lachen war ebenso bedeutungslos wie das des Portiers in ihrem Hotel. Robert schien das Zusammensein mit ihr zu genießen, drei Monate lang waren sie unzertrennlich gewesen. Deborah war gescheit, lebhaft; sie hatte einen hinreißenden Sinn für Humor, der Robert gefiel.
Der Sinn für Humor verging Deborah, als sie entdeckte, dass Robert auch noch eine andere Frau traf.
„Ich hab doch immer gesagt, dass du mich nicht zu ernst nehmen sollst“, wehrte er ein wenig gekränkt ihre Fragen ab. „Wir sind doch Freunde und bleiben es?“
„Freunde?“ Ihr verschlug es den Atem.
Robert schien durch den Ton ihrer Stimme doch betroffen zu sein. Ihre einsilbige Frage beschwor Erinnerungen herauf, die er nicht verleugnen konnte. Seine Antwort war dennoch ausweichend:
„Deb, ich habe dir nie etwas versprochen – das kannst du nicht behaupten. Versuch nicht, mich einzusperren und festzubinden. Ich kann es nicht ertragen. Ich werde verrückt, wenn ich das Gefühl bekomme, dass jemand Besitzansprüche an mich stellt.“
Sie war jetzt froh, dass ihr genügend Stolz geblieben war, um ihm nicht zu zeigen, wie tief er sie verwundet hatte. Sie hatte nur den Wunsch verspürt, sich irgendwo zu verkriechen, damit niemand zusehen konnte, wie sehr sie litt. Darum hatte sie sich entschlossen, um Urlaub zu bitten.
„Zu dieser Jahreszeit?“, hatte Andrea gefragt, und es hatte argwöhnisch geklungen oder sogar ein wenig verdrießlich.
Andrea liebte ihren Mann und ihre Kinder, aber sie beneidete Deborah dennoch um ihre Freiheit von solchen Fesseln.
„Du bist doch ständig unterwegs. Du bist gerade aus Genf zurück, wieso brauchst du denn nun plötzlich Urlaub?“
Dann hatte sie all die Gründe aufgezählt, warum sie viel dringender eine Ausspannung nötig hätte, und wenn sie erst einmal angefangen hatte, sich zu beklagen, konnte niemand sie bremsen. Nach wenigen Augenblicken hörte Deborah ihr nicht mehr zu. Wozu auch? Andreas Leben lag wie ein aufgeschlagenes Buch vor ihr, sie berichtete Deborah ausführlich über jedes geringfügige Ereignis.
Andrea war vier Jahre älter, und dieser Altersunterschied hatte von jeher ihre Beziehung bestimmt. Sie hatte es nie aufgegeben, ihre Autorität zu betonen. Sie schalt, stritt sich über Kleinigkeiten und mischte sich immer noch in alles ein, was Deborah betraf, so wie sie es in ihrer Kindheit getan hatte.
„Du solltest endlich heiraten“, beendete Andrea wieder einmal die einseitige Unterhaltung. Deborah empfand einen schmerzlichen Stich und verbarg ihren Kummer hinter einem harten, wenig fröhlich klingenden Lachen.
„Danke für den guten Ratschlag!“
Andrea hatte sie in einer Mischung von Gekränktsein und Neugier angeschaut. „Hast du irgendetwas?“
„Ich bin übermüdet, nichts sonst.“ Deborah hatte nicht die Absicht, Andrea über die Trennung von Robert aufzuklären. Ihre Schwester war ein paarmal mit ihm zusammengetroffen und hatte halb eifersüchtig, halb zustimmend die Wahl ihrer Schwester akzeptiert. Robert sah viel besser aus als Tom, Andreas Mann. Andrea schwankte eigentlich ständig zwischen dem Gefühl der Erleichterung, dass ihre Schwester endlich heiraten wollte, und dem Gefühl, dass es unfair war, einen so attraktiven Mann gefunden zu haben.
„Du übermüdet? Das ist lachhaft!“ Andrea betonte immer, wie erschöpft sie war. „Wenn du erst wegen deines Babys um sechs Uhr morgens rausmusst, dann Frühstück machen und das Haus putzen …“
Gottlob geht alles einmal zu Ende, dachte Deborah im Weitergehen. Sie schritt in die Nebelwand hinein, und der dumpfe Klang ihrer Schritte war der einzige Laut, den sie vernahm. Wieder blieb sie stehen, ihr war plötzlich kalt geworden. Wo befand sie sich?
Das Gescheiteste war, sofort umzukehren. Sie tat es und ging rascher, das Klicken ihrer hohen Absätze wurde wie ein Echo von den fensterlosen Mauern zurückgeworfen.
Sie tauchten aus dem Nebel auf, leise, auf Gummisohlen. Deborah bemerkte sie erst, als sie schon neben ihr waren. Sie schienen sie überholen zu wollen, aber dann passten sie sich ihrem Schritttempo an. Sie warf ihnen einen Blick zu, und Unbehagen beschlich sie. Es waren zwei Jungen, dünn und hoch aufgeschossen, in Jeans und schwarzen Rollkragenpullis, und sie tauschten über ihren Kopf hinweg einen Blick aus, der Deborah erschreckte.
Sie begann rascher zu gehen. Die beiden ebenfalls und sie rückten näher an sie heran, sodass sie ihre Schultern berührten.
In der unbekannten, leeren Gasse fühlte sich Deborah auf einmal verzweifelt verlassen. Panik erfasste sie.
Wenn die beiden etwas gesagt hätten, würde sie sich nicht so fürchten. Es war das Schweigen, das es ihr fast unmöglich machte, möglichst unbeeindruckt weiterzugehen.
Die Jungen waren höchstens siebzehn, dachte Deborah, aber sie benahmen sich so, als hätten sie bereits vorher besprochen, was sie mit ihr anstellen wollten. Hatten sie sie von Anfang an beobachtet?
Plötzlich legte der eine den Arm um Deborahs Taille. Sie wurde wütend, entwand sich seinem Griff und stieß den Jungen von sich. Sie fing zu laufen an, aber sie wurde eingeholt und wieder in die Mitte genommen. Diesmal packten sie sie an den Armen.
Deborah schrie laut auf, und da verschloss ihr einer mit der Hand den Mund, aber von irgendwoher drang aus der Nebelwand eine menschliche Stimme. „Was ist passiert?“, rief ein Mann auf Englisch.
Die Jungen rührten sich nicht, und Deborah konnte keine Antwort geben, denn die Hand presste sich noch immer auf ihren Mund. Sie gab nur ein wütendes Stöhnen von sich.
Schritte näherten sich. Die beiden ließen sie abrupt los und liefen lautlos davon, und der Nebel verschluckte ihre Gestalten.
Deborah zitterte und rang nach Luft. Sie streckte eine Hand aus und hielt sich an der Hauswand fest. Ihre Beine fühlten sich wie Gummi an, und sie war schweißnass.
Aus dem Nebel tauchte ein Mann auf. Immer noch zitternd, starrte Deborah ihn an.
„Haben Sie geschrien? Warum zum Teufel haben Sie mir keine Antwort gegeben, als ich rief. Haben Sie sich verirrt?“
Deborah konnte noch immer keine Antwort geben. Ihr Herz klopfte wie rasend.
„Fehlt Ihnen auch nichts?“ Die Stimme klang ungeduldig, fast...