E-Book, Deutsch, Band 3, 416 Seiten
Reihe: Die Quade-Trilogie
Lael Miller Süße Annie, wildes Herz
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7517-3796-8
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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E-Book, Deutsch, Band 3, 416 Seiten
Reihe: Die Quade-Trilogie
ISBN: 978-3-7517-3796-8
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Brigham Quades Enkelin Annie sagt stets, was sie denkt, und tut immer, was sie will. Was sie in beträchtliche Schwierigkeiten bringt, als sie ihre beste Freundin besucht. Denn Phaedra ist die Schwester Prinz Rafaels und an seinem Hof herrscht ein steifes Regiment. Und so gerät vom ersten Tag an alles, was Annie beginnt, zur Katastrophe. Rafael weiß schon bald nicht mehr, was er mit dieser schrecklichen Amerikanerin anfangen soll. Sie der Prügelstrafe unterwerfen? Eine verlockende Möglichkeit, aber eine, die er natürlich nicht ernsthaft in Erwägung zieht. Sie küssen, bis sie endlichen ihren frechen Mund hält? Eine noch verlockendere Möglichkeit, und eine, die es verdient, sehr, sehr ernsthaft in Betracht gezogen zu werden ...
Die leidenschaftlich-romantische Trilogie um die Familie Quade von der Bestsellerautorin Linda Lael Miller:
Band 1: Verzaubert von deinen Augen
Band 2: Goldene Sonne, die dich verbrennt
Band 3: Süße Annie, wildes Herz
eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Linda Lael Miller wurde in Spokane, Washington geboren und begann im Alter von zehn Jahren zu schreiben. Seit Erscheinen ihres ersten Romans 1983 hat die New York Times- und USA Today-Bestsellerautorin über 100 zeitgenössische und historische Liebesromane veröffentlicht und dafür mehrere internationale Auszeichnungen wie den Romantic Times Award erhalten. Linda Lael Miller lebt nach Stationen in Italien, England und Arizona wieder in ihrer Heimat im Westen der USA, dem bevorzugten Schauplatz ihrer Romane. Neben ihrem Engagement für den Wilden Westen und Tierschutz betreibt sie eine Stiftung zur Förderung von Frauenbildung.
Mehr Informationen über die Autorin und ihre Bücher unter http://www.lindalaelmiller.com/.
Weitere Infos & Material
1
St. James Keep, Bavia, 1895
»Was zum Teufel macht sie bloß dort oben?«, fragte Rafael St. James, Prinz von Bavia, und beugte sich aus seinem Fenster, so weit er konnte, ohne gleich kopfüber in den Burggraben zu stürzen.
Ein leichter Nieselregen fiel an jenem düsteren Abend im späten Mai, aber Rafael sah dennoch alles viel zu klar. Annie Trevarren, ein behändes, barfüßiges Wesen in Rehlederhosen und einem weiten Hemd, das aus seiner eigenen Garderobe hätte stammen können, umklammerte das Gesicht eines Wasserspeiers auf dem zerfallenden Wehrgang des Südturms.
Es versetzte Rafael einen Stich, als er sie dort sah, eine schmerzhafte Empfindung, die aus etwas anderem herrührte als der bloßen Sorge um ihre Sicherheit.
Neben ihm rang Phaedra, seine achtzehnjährige Schwester, bestürzt die Hände. »Annie wollte einen guten Ausblick auf den See«, erklärte sie, als sei dies Grund genug, Leib und Leben zu riskieren. »Sei nicht böse, Rafael, sie kann nichts für ihre wagemutige Natur – Abenteuerlust liegt bei den Trevarrens in der Familie ...«
Rafael verfluchte Miss Annie Trevarren und ihre »wagemutige Natur«, als er sich vom Fenster abwandte und durch den Raum auf die Tür zuhastete, die noch offen stand nach Phaedras überstürztem Eintritt. So schnell es ihre weiten Röcke erlaubten, eilte die Prinzessin ihrem Bruder nach und folgte ihm durch die Halle zu einer Treppe im südlichsten Teil des Burgfrieds.
»Annie ist oft sehr impulsiv – aber später bereut sie es und entschuldigt sich für ihre Irrtümer, und in anderer Beziehung kann sie ungeheuer praktisch sein ...«
Rafael ignorierte die atemlosen Beteuerungen seiner Schwester und lief, so schnell er konnte, in Gedanken schon bei Annie. Halt durch, du kleine Närrin! Halt dich gut fest, bis ich bei dir bin!
Sein Leibwächter und Jugendfreund, Edmund Barrett, erreichte die Treppe im gleichen Augenblick wie der Prinz. Dem entsetzten Ausdruck nach zu urteilen, den Barretts sonst eher undurchdringliches Gesicht zur Schau trug, war auch er über Miss Trevarrens kritische Lage informiert oder hatte sie vielleicht sogar selbst auf dem Wehrgang entdeckt.
»Überlasst das mir, Hoheit ...«, begann er und benutzte, wie immer in kritischen Situationen, die formelle Anrede, die dem Prinzen gebührte.
Rafael schüttelte den Kopf und stürmte an Barrett vorbei die Wendeltreppe hinauf. Er war noch immer Herr auf St. James Keep, wie dürftig seine Herrschaft über den Rest des Landes auch sein mochte, und deshalb verantwortlich für die Sicherheit jener, die sich innerhalb der alten Mauern seiner Burg befanden – ganz zu schweigen davon, dass die Eltern des jungen Mädchens, Patrick und Charlotte Trevarren, zu seinen geschätzten Freunden gehörten. Was sollte er ihnen sagen, falls Annie stürzte – dass sie noch vier andere Töchter hatten und deshalb um ihre älteste nicht zu trauern brauchten? Dieser Wildfang war Gast in seinem Haus, und es war seine Aufgabe, auf sie aufzupassen.
Die Tür am Ende der Wendeltreppe war offen, und Rafael trat vorsichtig über die Schwelle. Annie stand mehrere Meter entfernt von ihm auf der anderen Seite einer Kluft im Wehrgang und klammerte sich mit beiden Armen an einen Wasserspeier. Ihr rotblondes Haar fiel ihr offen auf den Rücken und kräuselte sich in der feuchten Luft.
»Hab’ keine Angst, Annie!«, rief Phaedra ihr zu. »Rafael wird dich retten.«
»Sei still und bleib zurück«, befahl dieser, während er besorgt den Zustand des Wehrgangs abschätzte. Der Regen, der nach Staub roch, kühlte seine Haut. Zu Annie sagte er: »Bewegen Sie sich nicht!«
Anscheinend hatte das Schweizer Internat für Höhere Töchter in St. Apasia, wo Annie und Phaedra die letzten Jahre verbracht hatten, um Manieren und Disziplin zu lernen, wenigstens zu einem kleinen Teil seinen Zweck erreicht. Selbst in dieser kritischen Lage – und kritisch war sie, denn das Mädchen stand auf losen Steinen – lächelte Annie tapfer und nickte, obwohl sie leichenblass war und zitterte.
»Bestimmt nicht«, versicherte sie erstaunlich gleichmütig.
Rafael gestattete sich einen Blick nach unten. Der gepflasterte Boden des Hofs schien in der Dämmerung zu verschwimmen, und eine Gruppe von Zuschauern hatte sich versammelt und erhellte mit Fackeln die zunehmende Dunkelheit. Der Prinz schloss für einen Moment die Augen, schickte ein stummes Gebet zu dem Gott, der ihn schon vor langer Zeit im Stich gelassen hatte, und trat vorsichtig auf die Brüstung.
Einige der Steine lösten sich unter seinen Füßen, und er presste sich an die moosbedeckte Wand und holte einen tiefen Atemzug. Falls die Kleine das Glück hat, diesen Wahnsinn zu überleben, schwor er sich, bringe ich sie eigenhändig um!
»Seid vorsichtig«, riet Annie, als sei er derjenige, der gerettet werden müsste.
Rafael spürte, wie ihm das Blut in den Nacken schoss und in die Wangen, als er sich ihr sehr langsam und sehr vorsichtig näherte. »Ich hatte nicht vor, hier einen Handstand aufzuführen, Miss Trevarren«, entgegnete er nüchtern, denn es war weder der geeignete Moment noch der geeignete Ort, um die Beherrschung zu verlieren. Wenn beide das Glück hatten, zu überleben, würde er sich diesen Luxus später noch leisten können.
Sobald ich sie drinnen habe, schwor er sich, wird sie eine Strafpredigt von mir hören, die sie nie vergessen wird. Und danach warf er sie vielleicht in ein Verlies oder hängte sie an den Daumen auf ...
Diese Gedanken gaben ihm die Kraft, Annie zu erreichen und einen Arm um ihre Taille zu schlingen. »Also gut, Miss Trevarren«, sagte er mit einer Ruhe, die er nicht empfand, »Sie können das Mauerwerk jetzt loslassen. Wir werden zurückgehen – sehr langsam und ohne schnelle Bewegungen natürlich, weil wir sonst beide unten auf dem Hof enden. Ist das klar?«
Er spürte, wie sie sich versteifte. »Glaubt mir, Hoheit«, sagte sie kühl, »Ihr habt Euch deutlich genug ausgedrückt.«
Rafael riskierte einen Schritt, hielt den Atem an und stieß ihn erst wieder aus, als er sah, dass der Mauervorsprung hielt. Indem er etwas murmelte, das sogar für ihn jeden Sinn entbehrte, setzte er zu einem zweiten Schritt an. Mauerwerk bröckelte und stürzte lautlos in die Tiefe; der Regen war stärker geworden, durchnässte Annies Kleider und ihr Haar, löschte die Fackeln unten im Hof und ließ den moosbedeckten schmalen Wehrgang nun auch noch glitschig werden.
Ein rascher Blick auf Annie verriet Rafael, dass sie die Tränen zurückhielt, und das rührte ihn irgendwie. Miss Trevarren mochte närrisch und unvorsichtig sein, aber er bewunderte ihren Mut und ihre Tapferkeit.
»Es wird schon gut gehen«, sagte er um einiges sanfter als zuvor.
Annie stand wie er mit dem Rücken dicht an die Wand gedrängt und hielt einen Arm ausgestreckt, um das Gleichgewicht zu halten. Sie befanden sich jetzt schon viel näher an der Tür. »Ich dachte nur gerade an mein neues gelbes Kleid«, erwiderte sie ganz ernsthaft. »Es wäre eine Schande, wenn ich es nie tragen könnte.«
Einen winzigen Moment lang war Rafael versucht, sie über den Mauerrand zu schubsen und die Sache zu beenden, ein für alle Mal. »Das ist meine geringste Sorge«, erwiderte er knapp. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Barrett in der Tür stand und ein zusammengerolltes Seil in der Hand hielt.
»Aber nur, weil Ihr kein gelbes Kleid besitzt«, versetzte Annie in einem Ton, der sogar eine solch alberne Bemerkung vernünftig klingen ließ.
Rafael fühlte einen Muskel an seiner rechten Wange zucken. Das Seil wurde ihm zugeworfen, und er fing mit der freien Hand das eine Ende auf, wobei er fast das Gleichgewicht verloren hätte. »Gelb war nie meine Farbe«, antwortete er trocken. »Hier. Wir werden das Seil um Ihre Taille binden. Falls Sie stürzen, wenn Sie die Kluft im Wehrgang überschreiten, was gut möglich ist, geraten Sie bitte nicht in Panik. Barrett ist durchaus in der Lage, Ihr Gewicht zu halten und Sie in Sicherheit zu ziehen.«
Annies Augen weiteten sich, und zum ersten Mal fiel Rafael auf, dass sie von einem sehr intensiven Blau waren, so dunkel fast wie Tinte. »Und Ihr, Hoheit?«
Er erlaubte sich einen tiefen Seufzer. Vielleicht wäre es gar nicht schlecht, wenn er stürzte; es würde den Rebellen die Mühe ersparen, ihn gefangen zu nehmen, zu verurteilen und zu hängen, ganz zu schweigen davon, dass es seine Untertanen vor einem langen, kostspieligen Bürgerkrieg verschonen würde ...
Während er das Seil um Annies Taille schlang und verknotete, erwiderte er: »Ja, Miss Trevarren – was ist mit mir?«
»Fertig?«, rief Barrett in der zunehmenden Dunkelheit.
»Ja«, antwortete Rafael mit einem Blick auf Annies regennasses Gesicht, und im nächsten Augenblick, bevor er zu lange darüber nachdenken konnte,...




