Lael Miller | Sturm über der Wüste | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 8, 192 Seiten

Reihe: Die McKettricks

Lael Miller Sturm über der Wüste


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-86278-765-4
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 8, 192 Seiten

Reihe: Die McKettricks

ISBN: 978-3-86278-765-4
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Keegan McKettrick hat es bei seiner Scheidung auf die harte Tour lernen müssen: Frauen kann man nicht trauen. Und Liebe? Nichts als eine Illusion. Bis die Literaturagentin Molly Shields nach Indian Rock kommt. Ohne Zweifel ist sie die schönste Frau, die er jemals gesehen hat, aber zugleich auch die geheimnisvollste. Was will die City-Lady inmitten der unendlichen Weite Arizonas? Keegan beschließt, Molly nicht aus den Augen zu lassen. Ein riskanter Vorsatz! Denn in einer einzigen Nacht, so stürmisch wie ein Gewitter in der Wüste, vergisst Keegan alles, was er über Frauen und Liebe zu wissen glaubte: In Mollys zärtlicher Umarmung gerät sein stolzes Herz in Gefahr.



Nach ihren ersten Erfolgen als Schriftstellerin unternahm Linda Lael Miller längere Reisen nach Russland, Hongkong und Israel und lebte einige Zeit in London und Italien. Inzwischen ist sie in ihre Heimat zurückgekehrt - in den weiten 'Wilden Westen', an den bevorzugten Schauplatz ihrer Romane.

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1. KAPITEL

Molly Shields zwang sich, vor dem riesigen Backsteinhaus stehen zu bleiben. Sie holte tief Luft und atmete sehr langsam wieder aus. Sonst wäre sie wahrscheinlich über das Tor geklettert und so schnell wie nur irgend möglich über den Weg gehetzt.

.

Lucas lebte in diesem gewaltigen Gebäude.

Aber Psyche auch. Und zumindest nach Ansicht des Rests der Welt war Psyche Ryan Lucas’ Mutter.

Alles in Molly sträubte sich gegen diese Tatsache.

Sie riss sich zusammen, Lucas war nicht ihr Kind, sondern das von Psyche. Die Träger des Rucksacks, den sie durch ganz Indian Rock geschleppt hatte, schnitten ihr in die Schultern.

Der kleine Junge war jetzt achtzehn Monate alt – achtzehn Monate, zwei Wochen und fünf Tage. Kurz nach seiner Geburt hatte sie ihn zum letzten Mal gesehen. Rosa und brüllend hielt sie ihn damals in den Armen, viel zu kurz, um ihn wegzugeben. Seitdem hatte Psyche ihr ab und zu ein paar Schnappschüsse geschickt. Aus Lucas war ein kräftiger, hübscher blonder Junge geworden, mit strahlend grünen Augen. Er sah seinem Vater ähnlicher als ihr.

In wenigen Minuten, vielleicht Sekunden, würde sie endlich das Kind sehen, das sie trotz allem als ihr eigenes betrachtete, zumindest in schwachen Momenten.

Vielleicht erlaubte Psyche ihr, Lucas auf den Arm zu nehmen. Nichts wünschte Molly sich mehr, als den Duft seiner Haut und Haare einzuatmen …

Vorsicht, warnte sie eine innere Stimme.

Es grenzte sowieso an ein Wunder, dass Psyche – eine völlig Fremde und, nicht zu vergessen, betrogene Ehefrau – Molly in diese kleine Stadt gebeten hatte. Sie durfte es nicht zu weit treiben. Wunder waren selten und zerbrechlich, sie mussten mit höchster Sorgfalt behandelt werden.

Molly hantierte an dem Riegel des glänzend schwarzen Eisentors. Ein dezentes kleines Schild am Zaun wies darauf hin, dass es sich bei dem Gebäude um eine historische Sehenswürdigkeit handelte.

Aus Psyches E-Mails wusste Molly, dass ihr Elternhaus an der Ecke Maple Street und Red River Drive beinahe zehn Jahre lang leer gestanden hatte. Doch jetzt war die ausgedehnte Rasenfläche davor perfekt gepflegt. Flieder und Rosen blühten, und die zahlreichen Fenster glänzten. Molly drosselte ihr Tempo und ging langsam auf die Veranda mit dem kleinen Tisch, zwei Stühlen und einer kleinen Schaukel zu. Unwillkürlich stellte sie sich vor, wie sie auf dieser Schaukel saß und Lucas an einem warmen Sommerabend in den Schlaf wiegte. Ihr Herz schlug schneller.

Psyches Kind, wiederholte sie stumm. Psyches Kind.

Sie hatte keine Ahnung, warum Psyche sie hergebeten hatte oder wie lange sie bleiben sollte. Die Frau hatte ihr ein Erste-Klasse-Ticket von Los Angeles nach Phoenix angeboten, wo ein Fahrer sie abholen sollte. Doch Molly hatte beschlossen, stattdessen den Bus zu nehmen. Vielleicht war das ihre Art von Buße.

Natürlich wäre es klüger gewesen, überhaupt nicht zu kommen. Aber sie konnte der Versuchung, Lucas wiederzusehen, einfach nicht widerstehen.

Die schwere Eingangstür schwang auf, als sie gerade die Treppe erreichte. Eine schwarze Frau mittleren Alters trat vor die Tür. Sie war dünn und groß und trug eine frisch gebügelte, weiße Uniform und Schuhe mit Kreppsohlen.

„Sind Sie’s?“, fragte sie rundheraus.

Molly war also „Sie“ – in Ordnung. Lucas’ biologische Mutter, die Frau, die mit Psyches Ehemann geschlafen hatte. Es spielte keine Rolle, dass Molly erst zu spät erfahren hatte, dass er verheiratet war. Das behaupteten schließlich alle, oder nicht? Sie war intelligent und besaß einen Studienabschluss und ein eigenes Unternehmen. Mochte Thayer ein noch so geschickter Lügner gewesen sein, sie hätte die Zeichen richtig deuten müssen.

Es gab immer Zeichen.

Molly schluckte und nickte verdrossen.

„Nun, dann kommen Sie mal rein“, sagte die Frau, wobei sie sich mit einer Hand Luft zufächelte. „Ich kann nicht den ganzen Tag bei offener Tür hier auf der Veranda herumstehen, wissen Sie. So ’ne Klimaanlage laufen zu lassen, kostet Geld.“

Molly unterdrückte ein Lächeln. In den letzten Wochen hatte Psyche ihre Haushälterin ab und zu erwähnt und geschrieben, dass es sich bei ihr um eine kratzbürstige, aber gutmütige Frau handele.

„Sie müssen Florence sein“, bemerkte Molly.

Florence nickte mit gerunzelter Stirn. „Ist dieser Rucksack Ihr ganzes Gepäck?“

„Nein, das war zu schwer zum Tragen.“ Wie einige andere, ganz persönliche Probleme auch, aber sie marschierte trotzdem immer weiter. Überwiegend deshalb, weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte.

Mit einem leisen Schnauben schob Florence ihre Brille auf die Nase. Kein Wunder, dass sie Molly nicht mit einem Willkommensplakat empfing, nach allem, was Psyche ihr vermutlich erzählt hatte. Wovon fast alles unglücklicherweise der Wahrheit entsprach.

Nach einem kurzen Räuspern trat die Haushälterin zur Seite, um Molly Platz zu machen. „Wir fahren später mit meinem Auto zur Busstation, um den Rest zu holen. Im Moment ruht sich Miss Psyche zwar gerade oben aus, ich möchte aber trotzdem ein Auge auf sie haben.“ Hinter der dicken Brille wurden ihre schokoladenbraunen Augen glasig, und sie seufzte. „Mein armes Baby“, fügte sie hinzu, eher an die Sträucher als an Molly gewandt. „Sie ist völlig erschöpft von dem Umzug hierher. Wenn ich etwas zu sagen hätte, wären wir in Flagstaff geblieben, wo wir hingehören. Aber wenn dieses Mädchen sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, ist nichts zu machen.“

Am liebsten hätte Molly nach Lucas gefragt. Doch sie musste sich vorsichtig verhalten, vor allem gegenüber dieser langjährigen Angestellten der Familie. Florence Washington war schon Psyches Kindermädchen gewesen. Als Psyche Thayer Ryan heiratete, blieb sie, um für das Ehepaar den Haushalt zu führen.

Molly spürte, wie ihr Magen sich verkrampfte.

Vor einem Jahr war Thayer mit siebenunddreißig Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Zwar hatte sie ihm nicht den Tod gewünscht, doch betrauern konnte sie ihn genauso wenig. Weder war sie zu seiner Beerdigung gegangen noch hatte sie Blumen oder eine Beileidskarte geschickt.

Was hätte sie auch schreiben sollen? Herzliches Beileid von der Geliebten Ihres verstorbenen Mannes?

Florence trottete durch die Eingangshalle an einer gewundenen Treppe vorbei, dann durch einen langen Korridor, den zu beiden Seiten große, abgedunkelte Räume säumten. Molly folgte ihr langsam in eine sonnendurchflutete Küche mit deckenhohen Fenstern. Hinter ihnen erstreckte sich eine weitere Veranda. Und dahinter lag ein großer Garten.

Stumm stellte Molly ihren Rucksack auf einen der Stühle.

„Sie können sich ebenso gut setzen“, sagte Florence.

Sie können sich ebenso gut setzen, wiederholte Molly im Stillen. Sie war müde. Zwei Tage hatte sie mit dem Bus von Los Angeles nach Indian Rock gebraucht. Trotzdem wäre sie am liebsten in jedes einzelne Zimmer gestürmt, um Lucas endlich zu finden.

Ohne etwas zu sagen, zog sie einen der schweren Eichenstühle zurück und ließ sich darauf sinken.

„Kaffee?“, fragte Florence. „Tee?“

„Wasser wäre gut“, entgegnete Molly.

„Mit Kohlensäure oder still?“

„Still, bitte.“

Florence stellte ein mit Eis gefülltes Glas und eine Flasche vor sie und lehnte sich mit verschränkten Armen an das Spülbecken.

„Was haben Sie hier zu suchen?“, stieß sie hervor. Offenbar hatte sie die Frage so lange wie möglich zurückgehalten.

„Ich weiß es nicht“, antwortete Molly wahrheitsgemäß. Vor einer Woche hatte Psyche angerufen und sie ohne weitere Erklärung gebeten zu kommen. „Wir müssen uns persönlich sprechen“, hatte sie nur gesagt.

„Mir scheint, Sie haben schon genug angerichtet“, fuhr Florence fort. „Auch ohne hier aufzutauchen. Ausgerechnet jetzt.“

Molly schluckte. Mit ihren dreißig Jahren leitete sie eine der größten Literaturagenturen in Los Angeles. Sie verhandelte praktisch jeden Tag mit egomanischen, höchst erfolgreichen Autoren, mit Lektoren und Filmschaffenden. Und nun saß sie in Jeans, T-Shirt und Turnschuhen, die sie bereits seit achtundvierzig Stunden trug, in Psyche Ryans Küche und hatte das Gefühl, immer mehr zu schrumpfen.

„Mach ihr nicht das Leben schwer, Florence“, erklang eine freundliche Stimme hinter ihr. „Ich habe sie gebeten zu kommen, und Molly war nett genug, ja zu sagen.“

Sowohl Molly als auch Florence drehten sich um, wobei Molly so hastig aufstand, dass sie beinahe ihren Stuhl umstieß.

In der Küchentür stand eine erschreckend dünne Frau in einem Seidenmorgenmantel und dazu passenden Slippers. Zwei Dinge fielen Molly sofort auf: Erstens, wie schön Psyche war, und zweitens, dass sie offenbar unter der kleinen Häkelmütze eine Glatze verbarg.

„Würdest du bitte nach Lucas sehen? Vor ein paar Minuten hat er noch geschlafen. Aber noch hat er sich nicht an dieses Haus gewöhnt. Ich möchte nicht, dass er allein aufwacht.“

Einen Moment zögerte Florence, dann nickte sie steif, warf Molly einen letzten bösen Blick zu und ging aus der Küche.

„Setzen Sie sich“, sagte Psyche.

Molly, die sonst Befehle erteilte, gehorchte umgehend.

Auch Psyche sank mit einem kleinen Seufzen auf einen Stuhl.

„Danke, dass Sie gekommen sind.“ Sie reichte Molly die Hand. „Ich bin Psyche Ryan.“

Molly schüttelte die Hand, die so leicht war wie ein Blatt Pergamentpapier. „Molly Shields“, entgegnete sie....



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