E-Book, Deutsch, 240 Seiten
Lacy Finger weg vom Schwager
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-96089-537-4
Verlag: dead soft verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 240 Seiten
ISBN: 978-3-96089-537-4
Verlag: dead soft verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kann der falsche Freund seiner Schwester sein echter Freund werden? Als Kendall O'Hara seinen Freund beim Fremdgehen erwischt, rennt er zu seiner Schwester - der einzigen Person, auf die er sich in der Stadt verlassen kann. Aber sie ist auf einer Geschäftsreise, und so muss Kendall vorübergehend mit ihrem superheißen und ebenso netten Lebensgefährten zusammenwohnen. Luke Hales Familie hat ihn in Bezug auf Beziehungen so abgestumpft, dass er kein Problem damit hat, so zu tun, als wäre er der Freund seiner besten Freundin. Das war nie ein Problem, bis ihr süßer, liebenswerter Bruder auftaucht. Kendalls Leidenschaft für seinen Food-Channel ist ansteckend und seine Offenheit und Verletzlichkeit sind berauschend. Beide wissen, dass der andere tabu sein sollte, aber die gemeinsame Zeit - kochen, reden, lachen - ist so einfach und wunderbar. Ihre Anziehungskraft ist unbestreitbar, und als Kendall erfährt, dass Luke tatsächlich zu haben ist, brechen alle Dämme. Die knisternde Chemie weicht schnell echten Gefühlen. Aber Kendalls Aufenthalt ist nur vorübergehend. Kann aus ihrer 'Freundschaft plus' eine Liebe für immer werden, oder werden beide am Ende wieder allein dastehen?
Weitere Infos & Material
Kendall
Es gab doch wirklich nichts Besseres, als frühzeitig von einem Meeting heimzukommen. Ich freute mich schon darauf, mehr Zeit mit meinem geliebten Freund zu verbringen. Allerdings erwischte ich besagten Freund leider dabei, wie er gerade von unserem Nachbarn gefickt wurde. Ohne Kondom. Dem Nachbarn hatte ich vor zwei Tagen auch noch selbst gebackene Kekse vorbeigebracht! Zugegebenermaßen waren sie am Rand etwas verkohlt gewesen.
Vielleicht ist das die Rache für die Kekse, dachte ich, als ich rückwärts aus dem Raum stolperte und prompt mit dem Hintern voran gegen die teuflisch spitze Kante der Kommode lief.
»Verdammte Scheiße«, jaulte ich. So viel dazu, dass ich mich ungesehen rausschleichen und so zumindest meinen Stolz bewahren wollte.
»Heilige … Kendall! Ich dachte, du … Wann bist du …?«
Zumindest besaß er den Anstand, beschämt auszusehen. Dave, der Nachbar, der nicht einmal verbrannte Kekse verdient hatte, begann zu fluchen. Er zog seinen Schwanz aus meinem Freund, sodass ich jetzt freie Sicht auf sein bestes Stück hatte.
»Ich will das nicht sehen«, murmelte ich, wirbelte herum und stürmte aus dem Zimmer. Verdammter Dave und sein riesiger Schwanz. Verdammter Maverick und sein fremdgehender Arsch!
»Kendall, warte!«
Ein kleiner, pathetischer Teil von mir wollte tatsächlich stehen bleiben und sich anhören, welche Ausreden Maverick mir auftischen würde. Wie wollte er sich aus der Sache rausreden? Wie wollte er mir erklären, dass die letzten zwei gemeinsamen Jahre keine Lüge gewesen waren?
Zum Glück rutschte Maverick in exakt diesem Moment aus. Vielleicht auf einem Klecks Gleitgel, oder was auch immer es war, das neben dem Bett, unserem Bett, auf dem Boden klebte. Nun kniete er nackt da, Dave hinter ihm, immer noch mit raushängendem Schwanz.
Der Anblick reichte, um mich wieder zur Vernunft zu bringen. Ich drehte ihm erneut den Rücken zu und zeigte ihm den Mittelfinger. »Schönes Leben noch, Maverick.«
Zum Glück schloss sich die Tür des Aufzugs immer schnell. Sonst wäre Maverick vielleicht noch rechtzeitig gekommen, um zu sehen, wie ich zusammensackte und in Tränen ausbrach. Noch mal Glück gehabt.
Ich schluchzte immer noch, als zehn Minuten später mein Uber kam. Als der Fahrer hielt, sprang ich hinter dem Busch hervor. Ich hatte mich dort versteckt, aber Maverick hatte nicht den Anstand besessen, mir nach draußen zu folgen. Erst als ich ins Auto stieg, wurde mir klar, dass ich keine Ahnung hatte, wohin die Reise gehen sollte. Das passierte eben, wenn man vor lauter Weinen nicht erkannte, welche Adresse man in der App ausgewählt hatte. Ich wischte mir entschlossen die Tränen ab, verengte die Augen und starrte auf mein Handy, um herauszufinden, welches Ziel ich eigentlich eingegeben hatte. Erleichtert seufzte ich auf. »Gott sei Dank«, ächzte ich.
Keira.
Ich hatte auf Keiras Adresse geklickt. Die App hatte wahrscheinlich einfach die Adresse vorgeschlagen, die ich beim letzten Mal eingegeben hatte. Und das war Keiras Adresse. Es musste schon Monate her sein. Wir waren bei einem Familienessen gewesen. Nach dem Essen hatten wir beide ein paar Drinks zu viel gehabt und wir waren zu betrunken gewesen, um allein nach Hause zu kommen.
Nach Hause. Genau.
Ein Zuhause.
Das, was ich im Moment nicht hatte, weil mein Freund ein lügender, fremdgehender Hurenso…
»Äh, brauchen Sie vielleicht ein Taschentuch?«, fragte mein Fahrer, der mich im Rückspiegel betrachtete.
»Gott, ja, danke«, sagte ich, als er mir bereits mit einer Hand eine Packung Taschentücher reichte. Die Packung war sogar noch ungeöffnet. »Vielen Dank.«
»Harte Nacht gehabt?«
»Mein Freund hat mich betrogen. Ex-Freund, schätze ich.«
»Oh, verdammt«, sagte der Mann.
Erst jetzt fiel mir ein, dass ich ganz allein in seinem Auto saß und keine Ahnung hatte, ob er vielleicht was gegen schwule Männer hatte. Besser gesagt, gegen schwule Männer, die verheult und mit verrotzter Nase auf seinem Rücksitz saßen. Nicht, dass ich seinen Rücksitz mit meinem Rotz besudelt hatte oder so, aber möglicherweise befürchtete er, dass ich das tun würde. Vielleicht hatte er mir deshalb die Taschentücher gegeben.
»Haben Sie einen Bruder oder einen Kumpel, der Ihnen dabei helfen kann, ihn zusammenzuschlagen?«, fragte er.
Oh, gut. Okay, vielleicht nicht so gut, dass er Gewalt guthieß. Aber immerhin war es Gewalt zu meinen Gunsten, oder? Ich machte mir nicht mal die Mühe, so zu tun, als wäre ich beleidigt, weil er angenommen hatte, dass ich Maverick nicht allein zusammenschlagen konnte. Es stimmte ja. Ich hatte auf jeden Fall mehr Hirn als Muskeln. Obwohl sich darüber auch streiten ließ, denn immerhin hatte ich zwei Jahre mit Maverick verschwendet, statt etwas Sinnvolles zu tun, wie zum Beispiel Party machen. Ich schnäuzte mir die Nase, vielleicht ein bisschen zu laut, und schüttelte den Kopf. Dann fiel mir ein, dass er es ja nicht sehen konnte. Er bog gerade scharf um eine Kurve. »Nein, keinen Bruder. Aber eine Schwester. Vielleicht hilft sie mir.«
Das würde sie wahrscheinlich wirklich tun. Vielleicht könnte sie Luke mitnehmen. Den großen, gut aussehenden Luke mit dem netten Lächeln, der schon seit Jahren glücklich mit meiner Schwester zusammen war. Er würde sie niemals mit Dave betrügen. Verdammt, er würde Dave nicht einmal ansehen.
Der Fahrer hielt vor Keiras Wohnhaus. Das Gebäude war protzig; typisch für den New Yorker Stadtteil Tribeca. Die Miete war wahrscheinlich dreimal so teuer wie das, was Maverick und ich für unsere Wohnung in Kips Bay zahlten.
Nicht mehr unsere Wohnung. Seine Wohnung.
Ich unterdrückte ein weiteres Schluchzen und sah hinunter auf mein Handy, um dem Fahrer Mike noch mehr Trinkgeld zu geben und ihn mit fünf Sternen zu bewerten. »Danke, Mike. Bitte fahren Sie vorsichtig.«
»Passen Sie auch gut auf sich auf, junger Mann.«
Er winkte mir zu, dann reihte er sich wieder in den Verkehr ein und ließ mich allein vor dem Hauseingang zurück.
Es gab einen Wachmann am Empfang, aber entweder war er nicht sehr gut in seinem Job oder ich sah so jämmerlich und ungefährlich aus, dass er mich einfach mit einem Nicken passieren ließ. Rasch ging ich auf den Aufzug zu.
Ich hätte vorher anrufen sollen. Normalerweise kam ich nie unangemeldet bei Keira vorbei. Aber ich war ja schon im Haus, da machte es auch keinen Sinn mehr, sie anzurufen, oder? Klingeln war Ankündigung genug, richtig? Genau das machte ich auch, als ich den zwanzigsten Stock erreichte. Und dann läutete ich ein zweites Mal. Nichts. War ja klar, dass meine Schwester noch auf der Arbeit war, bei meinem Glück. Dabei war es schon … Ich blickte auf mein Handy. 20:30 Uhr. So spät? Klar, manche Menschen hatten eben ein Leben. Manche Menschen aßen mit ihrem heißen Freund, der sie nicht betrog, im Restaurant zu Abend. Ich hätte Keira anrufen können, um sie zu fragen, wann sie zu Hause sein würde. Aber dann würde ich sie vom Abendessen abhalten und sie verdiente ein nettes Abendessen. Genau wie ich. Verdammt, ich verdiente auch ein nettes Abendessen!
Das erinnerte mich daran, dass ich eigentlich vorgehabt hatte, mir etwas vom chinesischen Restaurant zu bestellen, das ganz in der Nähe meiner Wohnung lag. Stattdessen stand ich vor der Wohnungstür meiner Schwester. Sie war nicht da und ich war am Verhungern. Außerdem trug ich noch meine Arbeitsklamotten von heute, die zerknittert und voller Grasflecken waren, weil ich mich hinter dem Busch versteckt hatte.
Ich kämpfte eisern die Tränen zurück und wählte die Nummer meiner Schwester. Es klingelte und klingelte. Dann landete ich auf der Mailbox. Ich unterdrückte ein Ächzen und sprach ihr eine Nachricht aufs Band.
»Hey, Keira. Ich bin’s. Ähm … ich stehe vor deiner Tür. Es ist … Es ist etwas passiert. Mit Maverick.« Ich musste aufhören und mich räuspern, weil meine Stimme brach, als ich seinen Namen aussprach. »Ähm … etwas ist passiert und ich brauche für eine Weile einen Platz, wo ich bleiben kann … Oder zumindest heute Nacht. Aber bitte mach dir wegen mir keinen Stress. Ich warte einfach hier, bis du nach Hause kommst.«
So. Das musste reichen. Ich rieb mir über das tränenüberströmte Gesicht, bis meine Haut brannte. Verzweifelt versuchte ich, an etwas anderes als an den stöhnenden Dave und seinen Riesenschwanz zu denken. Urgh. Ich musste mich mit irgendetwas ablenken. Also zog ich mein Handy wieder hervor und scrollte schniefend durch den Hashtag foodporn. Nach fünf Minuten musste ich aufhören. Klar, es lenkte mich von Maverick und Dave ab, aber es machte mich auch hungrig und ich hatte noch immer nichts gegessen. Vielleicht war jetzt der Zeitpunkt, wieder nach unten zu gehen, mir etwas zu essen zu holen und zu hoffen, dass der Wachmann noch immer schlecht in seinem Job war, wenn ich zurückkam.
Als ich gerade Richtung Aufzug gehen wollte, hörte ich, wie dessen Tür aufging. Das Klirren von Schlüsseln erklang und dann bog Luke Hale um die Ecke. Er sah mit seinem dunklen Haar, dem kantigen Kiefer und seinem großen, durchtrainierten Körper genauso gut aus wie eh und je. Hmpf. Warum hatte Keira immer so ein Glück? Tolle Karriere, tolles Apartment, umwerfender Freund.
Hör auf, dich zu bemitleiden. Und sei nicht neidisch auf deine Schwester.
Keira verdiente all diese tollen Dinge. Letzterer der tollen Dinge, Luke, blieb stehen, als er mich erblickte. Er blinzelte....




