Lackerbauer | Latte & Dampfnudeln | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 192 Seiten

Reihe: Kriminalgeschichten aus der bayerischen Provinz

Lackerbauer Latte & Dampfnudeln


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7448-0533-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 3, 192 Seiten

Reihe: Kriminalgeschichten aus der bayerischen Provinz

ISBN: 978-3-7448-0533-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Bereits zum dritten Mal werden vier unterschiedliche Krimi-Geschichten die LeserInnen tief in die bayerische Provinz entführen - und das ist in diesem Fall durchaus wortwörtlich zu verstehen! Vor der Landshuter Hochzeit machen die Verbrecher genauso wenig Halt, wie vor renommierten Hotels. Zum Auftakt ermittelt wieder Kommissar Veitl, aber auch ganz neue Gesichter sorgen garantiert für kurzweilige Krimi-Unterhaltung.

Veronika Lackerbauer wurde 1981 in Landshut geboren. Nach dem Abitur 2001 studierte sie zunächst Tourismus-Management und verbrachte einige Zeit im Ausland. 2012 wurde sie Mutter und arbeitet seither als Dozentin für Deutsch als Fremdsprache und Berufliche Integration. Ihre (un)heimliche Leidenschaft gehörte aber schon immer der Schreiberei. 2014 debütierte sie mit ihrem Roman "Burgfried" im Fantasy-Verlag ohneohren, Wien. Im Folgejahr war "Burgfried" für den Deutschen Phantastik Preis nominiert. Seit 2016 veröffentlicht sie auch als Selbstverleger.

Lackerbauer Latte & Dampfnudeln jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Einzelzimmer mit Frühstück und Mord
Ein normaler Tag im Büro. Das Telefon klingelte ohne Unterlass. Man hätte meinen können, dass die Leute allesamt kein Zuhause hatten. Stattdessen buchten sie wie die Weltmeister Zimmer in einem Mittelklassehotel, von dem böse Zungen behaupteten, dass der Schwerpunkt eindeutig mehr auf Mittelmaß denn auf Klasse lag. Auf meinem Schreibtisch stapelten sich langsam die Papiere, weil ich überhaupt nicht mehr dazu kam, die Buchungen in den Computer einzugeben, die ich annahm. Kaum hatte ich ein Gespräch beendet, klingelte es erneut. Langsam aber sicher begann das penetrante Gebimmel mir auf die Nerven zu gehen. Ich musste meine ganze Konzentration zusammennehmen, um am Telefon nicht ungehalten zu klingen. Schließlich konnten die Gäste ja nichts dafür, dass ich gerade gestresst war. Ich sah meinen Feierabend bereits in weite Ferne rücken. Dabei hätte ich am liebsten sofort und ein für alle Mal Feierabend gemacht. Normalerweise machte ich meinen Job einigermaßen gern, obwohl ich schon seit geraumer Zeit darauf hoffte, endlich die nächste Stufe auf der Karriereleiter zu erklimmen. Von meinen einstigen Wunschträumen war ich leider meilenweit entfernt. Ich hatte mal von einer internationalen Karriere an den tollsten Orten der Welt geträumt; dort arbeiten, wo andere Urlaub machten. Aber erstens: War es wirklich wünschenswert zu arbeiten, während andere urlaubten? Wäre zu urlauben, während andere arbeiten mussten, nicht wesentlich erstrebenswerter gewesen? Und zweitens: Von der großen, weiten Welt konnte leider überhaupt nicht die Rede sein! Ich saß in der Reservierung eines kleinen Stadthotels in einer mittelgroßen deutschen Stadt, und nicht etwa auf den sonnigen Bahamas oder im quirligen Manhattan. Hier saß ich nun schon seit meiner Ausbildung, hatte den Absprung irgendwie verpasst. Wo andere in die große weite Welt aufbrachen, wurde ich erst zur Schichtleiterin am Empfang, dann stellvertretende Empfangschefin und schließlich Reservierungsleiterin. Mit dem Hotel war ich irgendwie zusammengewachsen, konnte über viele seiner Makel hinwegsehen. Zum Beispiel darüber, dass es schon bessere Zeiten gesehen hatte und die Einrichtung teilweise hoffnungslos altmodisch war. Das gab ihm ja auch eine gewisse Gemütlichkeit, die viele unserer Stammgäste durchaus schätzten. Problematisch war es nur, wenn die Leute zu viel von uns erwarteten. Um also auch einer der sonderbaren Fälle vor einiger Zeit nicht unerwähnt zu lassen: Der Tag, als ein junger Mann mit sympathischer Stimme angerufen hatte und mir vorschwärmte, er wolle seiner Freundin einen romantischen Heiratsantrag in unserem Hotel machen. Dazu wollte er ein Candle Light Dinner, Rosen, das volle Programm. Es kam selten vor, dass wir solche Anfragen bekamen. Dazu war unser Haus einfach zu sehr auf Geschäftsreisende und Flugpersonal des nahen Flughafens eingestellt. Diesen jungen Romantiker professionell zu bedienen, ihm ein Hotelzimmer, einen Platz im Restaurant und einen Tiefgaragenstellplatz zu vermieten, fiel mir dann doch schwer. Am liebsten hätte ich ihm gesagt: „Aber doch besser nicht bei uns! Die Ärmste schreckt sich womöglich, wenn sie unsre seltsam gemusterten Vorhänge, die abgelatschten Teppiche und das zusammengewürfelte Mobiliar sieht. Sie soll doch ja sagen, oder? Also nein, vielen Dank und auf Wiederhören.“ Aber das ging natürlich nicht. Die meisten unserer Gäste machten es mir dagegen nicht so schwer. Im Wesentlichen tat ich also Folgendes: Ich tippte Daten ab. Namen, Anschrift, Firmenadresse, Telefonnummern, An- und Abreisedaten, Sonderwünsche. Das alles übertrug ich von dem Fax, der Email oder aus der telefonischen Mitschrift in unser Hotelsystem. Dass das langfristig nicht mein Traumjob war, hatte ich meinem Chef bereits mitgeteilt, und bisweilen erlaubte ich mir den Scherz zu sagen, dass diese Tätigkeit auch von einem dressierten Affen bewältigt werden konnte. An den meisten Tagen empfand ich es jedoch als gar nicht so schlimm. Nur wenn, wie heute, scheinbar gar kein Ende in Sicht war, dann nervte mich mein Job. Endlich schwieg das Telefon. Immerhin. Eilig begann ich den Stapel vor mir abzuarbeiten, bevor mir die Rezeption die nächste Nervensäge durchstellte. Name, Adresse, Buchungsdaten. Anreise, Abreise. Einzelzimmer, Doppelzimmer, Zustellbett. Mit Frühstück, ohne Frühstück. Die Daten begannen vor meinen Pupillen zu verschwimmen. Ich wandte den Blick zur Decke, weg vom flimmernden Bildschirm des Computers. Meine Augen brannten. Es gab noch andere Faktoren, die mein Arbeitsleben bisweilen erschwerten: Da war zunächst einmal mein Chef – von allen nur Big Boss genannt –, das Herzchen. Natürlich war es ihm nicht entgangen, dass ich mir mehr Verantwortung wünschte. Er versprach mir schon seit einem knappen Jahr eine andere Position. Damit lockte er mich wie den sprichwörtlichen Esel, dem man eine Karotte vor der Nase baumeln lässt, damit er weiterläuft. Leider gab es allerdings in unserem Haus überhaupt keine Vakanzen, daher musste er es bei Versprechungen belassen. In stummer Übereinkunft taten wir also beide so, als wäre ein Aufstieg meinerseits nur eine Frage der Zeit und die Position, die ich jetzt innehatte, nur eine vorübergehende Zwischenstation. Dieser Zustand dauerte nun schon zwei Jahre an. Vor Kurzem hätte es dann doch eine freie Stelle gegeben. Eine, die ich nicht geschenkt gewollt hätte. Unsere langjährige Buchhalterin, die gute Seele des Hauses und die Einzige, die alle Zahlen und Statistiken, Löhne, Gehälter, Einnahmen, Ausgaben und überhaupt alles, worauf es betriebswirtschaftlich ankam, im Kopf hatte, war schwanger geworden. Man stelle sich diese Katastrophe vor! Und nicht nur das, zusätzlich war ihre Schwangerschaft auch derart verlaufen, dass sie ziemlich plötzlich und unvorbereitet zu Hause bleiben musste. Jetzt war guter Rat natürlich teuer. Es gab niemanden bei uns, der so auf die Schnelle einspringen hätte können. Und was machte unser Big Boss? Natürlich musste er schnellstmöglich Ersatz herbeischaffen, und das tat er dann auch, und zwar auf dieselbe Weise, wie er personelle Engpässe stets löste: Er durchforstete die Ablage mit den ehemaligen Mitarbeiterkarteien. Und wurde fündig. Ein paar Telefonate später war die vakante Stelle nicht mehr unbesetzt. Mich hatte er gar nicht in Erwägung gezogen. Ich hätte die Stelle auch nicht gewollt, aber ein wenig wurmte es mich doch, dass er mich nicht einmal gefragt hatte. Nein, stattdessen holte er eine alte Bekannte zurück ins Hotel. Eine, die schon während der Ausbildung vor allem mit einem geglänzt hatte: mit Unvermögen. Insgeheim waren wir alle froh gewesen, als Linda Kowalski endlich die Abschlussprüfung bestanden hatte und ihr Engagement bei uns damit beendet war. Linda war das, was man wohl mit Fug und Recht als hoffnungslosen Fall bezeichnen konnte. Sie war ganz hübsch, doch damit erschöpfte sich ihr Potenzial auch schon. Mehr war da nicht. Und sie hatte einen geradezu furchteinflößenden Hang dazu, aus kleinen und mittleren Katastrophen richtig großes, undurchdringliches Chaos zu machen. Ich erinnerte mich noch gut daran, als sie zum ersten Mal eigenverantwortlich die Spätschicht an der Rezeption gehabt hatte. Viele Auszubildende schafften es während dem zweiten und dritten Lehrjahr, selbstständig und verantwortungsbewusst die Aufgaben des Schichtleiters allein zu übernehmen. Vor allem war die Spätschicht weniger kompliziert als die Frühschicht, sodass es in der Regel gut funktionierte, den Lehrlingen nach und nach die Verantwortung dafür zu überlassen. Diese Regel galt nicht für Linda. Obwohl meine Reservierung sehr eng mit der Rezeption verknüpft war, bekam ich in meinem Kabuff doch nicht alles mit, was vorne passierte. An diesem Tag kam ich erst dazu, als das Kind schon in den Brunnen gefallen war. Linda saß wie ein Häuflein Elend auf dem Drehstuhl im hinteren Bereich der Rezeption, glücklicherweise durch die verglaste Trennwand von den Augen der Gäste abgeschirmt, und war den Tränen nahe. Jeder Quadratzentimeter des Backoffice war mit Papieren eingestreut. Da lag alles kreuz und quer: Meldebögen, die Reservierungen des Tages, der Zimmerplan, Dienstanweisungen für die Küche und das Restaurant, der Veranstaltungsplan ... Es sah aus, als hätte ein Orkan über den Schreibtisch gefegt. Dem war auch so. Ein Sturmtief namens Linda. Das Telefon klingelte sich heiser, weil am Flughafen Fahrer zur Abholung standen und ihre Gäste nicht fanden, weil die Einteilung nicht stimmte. Gäste riefen an und beschwerten sich, weil sie nicht abgeholt wurden. In der Lobby saßen bereits mehrere Grüppchen mit wartenden Reisenden herum, deren Zimmer nicht bezugsfertig waren, und Elvira, die Hausdame, rief im Minutentakt an, weil sie nicht wusste, welche Zimmer nun schon frei waren und geputzt werden konnten. Ich brauchte zwei Stunden, in denen mir die heulende Linda keine Hilfe war, um einigermaßen Licht in das Dunkel zu bringen. An diesem Tag hagelte es Beschwerden und noch eine Woche später fanden wir...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.