Lachmann | Lager und Literatur | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 504 Seiten

Lachmann Lager und Literatur

Zeugnisse des GULAG
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-8353-9727-9
Verlag: Wallstein
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Zeugnisse des GULAG

E-Book, Deutsch, 504 Seiten

ISBN: 978-3-8353-9727-9
Verlag: Wallstein
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Die einschneidendste Erfahrung, die aus den Lagerberichten der Gulag-Opfer spricht, ist die Entstellung des vertrauten humanistischen Menschenbilds. Die historische Aufarbeitung des Gulag-Geschehens setzte mit den Aktivitäten der Menschenrechtsorganisation 'Memorial' ein. Ihrer Arbeit gingen die in Form von Autobiographie, Tagebuch und Erzählung verfassten Lagerberichte voraus, die bereits in den 60er und 70er Jahren publiziert wurden. Allein diese Texte der Überlebenden berichten über die Bedingungen in den Lagern, deren Aussehen und Anlage, über die Arbeitsabläufe und das Zusammenleben der Inhaftierten. Die Diskrepanz zwischen Erleben und Beschreiben, zwischen der Ungeheuerlichkeit des Geschehens und dem Willen, es in Sprache zu fassen, bestimmen ihren Duktus. Wie vermag sich die erinnerte Erfahrung im Nachhinein in einer neuen Gegenwart, der Gegenwart des Schreibens, darzustellen? Die Gulag-Texte unternehmen den Versuch, ein Wissen über den Menschen aufzudecken, das das Lager 'offenbart' hat, und zugleich den Schock über die Erkenntnis zu vermitteln, dass das, was als menschlich galt, entweder in eine Vorlagerzeit gehört oder niemals seinem wirklichen Wesen entsprochen hat. Renate Lachmann geht es in ihren Analysen um eine Poetologie der Lagerliteratur. Sie bestimmt die formalen Prinzipien, deren sich die Verfasser bei der 'Übersetzung' ihrer erinnerten Erfahrung physischer und psychischer Bedrohung in lesbare Texte bedient haben: die Wahl der Gattung, des Stils, das Verhältnis von faktographischen und fiktionalen Elementen. Das Buch ist ein Grundlagenwerk, dem es gelingt, zwischen dem Literarischen und dem Dokumentarischen der Lagertexte eine Balance zu wahren. Für das Verständnis der Lager und der durch sie aufgeworfenen radikalen Fragen ist es von entscheidender Bedeutung.

Renate Lachmann ist Professorin emerita für slavische Literaturen und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Sie hat Studien zur Rhetorik, zum literarischen Gedächtnis und zur Phantastik vorgelegt.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Umschlag;1
2;Titel;4
3;Impressum;5
4;Inhalt;8
5;Vorwort: Was wusste man?;10
6;I Wie geht man mit dem Wissen um?;31
6.1;1. Annäherungen: Tzvetan Todorov, Danilo Kiš, Alexander Etkind;31
6.2;2. Gelingt eine Erinnerungskultur?;40
6.3;3. Gedächtnisorte und Fundstellen;59
6.4;4. Vergessen als Option?;66
7;II Exekution oder Lager;75
7.1;5. Utopische Entwu?rfe und Erschießungskampagnen;75
7.2;6. Verdacht und Verhaftung: Lidija Tschukowskaja;86
7.3;7. Prozesstheater und die Lust zum Geständnis: Arthur Koestler;96
7.4;8. Nachgeschichte. Unblutige Hinrichtung: Efim Etkind, Joseph Brodsky;122
8;III Im Lager;129
8.1;9. Erfahrungen des Bruchs;129
8.2;10. Die Metamorphosen und das Staunen;133
8.3;11. Die Häftlingswelt als ›Alternativwelt‹;148
8.4;12. Die Geißel der Kriminellen;166
8.5;13. Arbeit – Ohnmacht und Bestrafung;191
8.6;14. Brot-Lust und Hunger-Leid;216
8.7;15. Heterotopien – Fluchtorte in Traum, Natur und Dichtung;227
8.8;16. Das Problem des Davongekommenseins: die ›Pridurki‹ – die ›Salvati‹;242
9;IV Das Schreiben der Überlebenden;255
9.1;17. Das Reale und der Realismus;255
9.2;18. Unsagbarkeit-Sagbarkeit und das Schweigen;262
9.3;19. Bezeugen – Erzählen;275
9.4;20. Authentizitätsgrade? – Alexander Solschenizyn, Lew & Sweta, Ivan ?istjakov (Kurzroman, Korrespondenz, Tagebuch);291
10;V Zwischen Autobiographie und Autofiktion;309
10.1;21. Die Fakten sprechen fu?r sich: Karl Steiner (Karlo Štajner);315
10.2;22. Die Untersuchung: Alexander Solschenizyn;329
10.3;23. Die Möglichkeit des Schreibens: Gustaw Herling-Grudzi?ski;339
10.4;24. Die Vergeblichkeit: Julius Margolin;354
10.5;25. Der Text als Ereignis: Warlam Schalamow;366
10.6;26. Weibliches Schreiben? Jewgenia Ginsburg;390
10.7;27. Die falsche Gattung: Wanda Bronska-Pampuch;409
10.8;28. Der Zwei-Lager-Text: Margarete Buber-Neumann;422
11;VI Die Texte der Nachgeborenen;435
11.1;29. Fakt und Fiktion: Karl Steiner und Danilo Kiš;435
11.2;30. Horror als Allegorie: Vladimir Sorokin;448
11.3;31. Sprache der Melancholie: Olivier Rolin;453
12;Schlussbemerkungen: Zur Ethik des Schreibens, zur Rolle der Affekte und zum Humanismusproblem;471
13;Dank;481
14;Siglen;483
15;Literatur;485
16;Namenregister;499


Lachmann, Renate
Renate Lachmann ist Professorin emerita für slavische Literaturen und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Sie hat Studien zur Rhetorik, zum literarischen Gedächtnis und zur Phantastik vorgelegt.



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